Neurowoche2022-Abstracts

DGN Kongress Inhaltsverzeichnis DGN – Deutsche Gesellschaft für Neurologie 6 Neuroimmunologie (inkl. Multiple Sklerose) 116 Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin (inkl. Neurotraumatologie, Hirnfunktionsausfall) 125 Bewegungsstörungen 189 Schlaganfall 230 Epilepsie 265 Neuroonkologie 313 Neuroinfektiologie 329 Demenzen 348 Erkrankungen von Rückenmark, Nerv & Muskel 395 Hirnnervenerkrankungen (inkl. Schwindel) 405 Neurogenetik & seltene Erkrankungen 448 Neuropsychologie & Rehabilitation 461 Schmerz 482 Sonstiges 506 Pflege in der Neurologie 4 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

GNP – Gesellschaft für Neuropädiatrie 514 Neuro-Genetik 537 Neue Therapieverfahren 546 Neuromodulation / Hirnstimulation 547 Bewegungsstörungen 562 Epilepsie 587 Entzündliche ZNS-Erkrankungen / Multiple Sklerose 603 Neuromuskuläre- / Muskelerkrankungen 618 Freie Themen DGNN – Deutsche Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie 661 Neue diagnostische Verfahren 669 Tumore in ZNS und PNS 679 Neurodegenerative Erkrankungen 687 Entzündliche ZNS-Erkrankungen 690 Muskel / Nerv 696 Freie Themen Abstracts 5

DGN Kongress DGN – Deutsche Gesellschaft für Neurologie Neuroimmunologie (inkl. Multiple Sklerose) 25 Computerchemische Analyse allelischer Varianten der IL2-, IL2RA- und IL7R-Gene im Einfluss von Mitochondrien auf die Pathogenese der angeborenen Immunität und Thymuskontrolle bei Multipler Sklerose João Marcos Brandet1 1Centro Universitário Filadélfia (UniFil), Paraná, Brazil Hintergrund: Die wissenschaftliche Literatur deutet auf einen Zusammenhang zwischen Multipler Sklerose (MS) und polymorphen Markern von Interleukin-2 (IL2), Interleukin-2-Rezeptor-Alphaketten (IL2RA) und Interleukin-7-Rezeptor- Alphaketten (IL7R) hin. Jüngste Studien deuten auf eine wichtige Rolle der Mitochondrien in der Pathophysiologie von MS, neurodegenerativen und neuroinflammatorischen Faktoren hin. Ziele: Entwicklung eines Ansatzes mit Methoden der Computerchemie und der theoretischen Kernphysik zur Analyse der allelischen Varianten der IL2-, IL2RA- und IL7R-Gene im Einfluss von Mitochondrien auf die Pathogenese der angebore- nen Immunität und Thymuskontrolle bei Multipler Sklerose. Fragestellung: Welche biochemischen Mechanismen und neuroimmunologischen Veränderungen werden durch die Thymuskontrolle, Mitochondrien in der Pathogenese der angeborenen Immunität, allelische Varianten der IL2-, IL2RA- und IL7R-Gene in der Pathophysiologie der Multiplen Sklerose beeinflusst? Methoden: Computersimulationen wurden durchgeführt, indem: a) die T-Zell-Reifung analysiert wurde; b) strukturelle, biochemische und optische Eigenschaften von Thymulin, Thymopoietin und Thymosinen; c) biochemische und funktionelle Eigenschaften der positiven und negativen Selektion der Thymuskontrolle; d) Aktivierung der angeborenen Immunität und Aktivierung von Autoimmunreaktionen der erworbenen Immunität; e) Polymorphismus mitochondriale DNA-Veränderungen bei MS. Die Simulationsexperimente wurden auf Matlab6.5 un- ter den gleichen Bedingungen wie die physiologischen Experimente durchgeführt. Computersimulationen und Analysen dieser wissenschaftlichen Arbeit wurden unter Verwendung von Software ausge- arbeitet: ACD/ChemSketch, Swiss-PdbViewer, ABCpred, BepiPred-2.0, ElliPro, DEseq, GOseq, FunRich, Cytoscape, BiNGO, PepSurf, AxonDeepSeg, AxonSeg, Computer-assisted Evaluation of Myelin formation (CEM), PyMol, ICM-Browser, Visual Molecular Dynamics (VMD), Cell Illustrator, C-ImmSim, Simmune, Spartan, MacroModel, SYBYL, PhD-SNP, PMUT, Poly- Phen-2, SIFT, SNAP, SNPS&GO, SAAP, I-Mutant2.0, nsSNPAnalyzer, SNPeffect4.0, Jaguar, GENESIS, NEURON, NeuronStudio und ChemDraw. Ergebnisse: Diese wissenschaftliche Arbeit legt nahe, dass der Haplotyp, der den IL7R rs1494558*T enthält, mit ei- ner höheren Löslichkeit der IL7R-Alphakette verbunden ist als der Haplotyp, der rs1494558*C enthält. Das A-Allel der rs3761548-Variante kann mit der quantitativen oder funktionellen Veränderung regulatorischer T-Zellen assoziiert sein. 6 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Diese Forschung deutet darauf hin, dass Änderungen der konformationellen und funktionellen Eigenschaften von N-Ace- tylaspartat, Hämoxygenase 1, Kernfaktor Erythroid 2-verwandtem Faktor 2, mtHSP70 und LONP1 mangelhafte Neuroim- munreaktionen auslösen können. Diese Arbeit legt nahe, dass mtDNA-Deletionen in den Untereinheiten des Komplexes IV und Störungen der chemischen Bindungen in den Aktivitäten der Komplexe I und III aktive und chronische Läsionen im Zentralnervensystem hervorrufen können. Veränderungen in der Konformation von OXPHOS und den Proteinen 4 und 5 können Defizite in den Funktionen von PGC-1α hervorrufen und die Bildung einer günstigen Umgebung für Ent- zündungen stimulieren. Diese wissenschaftliche Arbeit legt nahe, dass Änderungen in der Abhängigkeit der Protonenverschiebungen der Ami- dresonanzen und der Lösungsmittelabhängigkeiten der Peptidcarbonylkohlenstoffresonanzen in Thymulin die immun- regulatorischen Eigenschaften der Thymuskontrolle verändern können, indem pathologische Mechanismen induziert werden, an denen die DNA-Methylierung als Mediator von HLA-DRB1*15:01 beteiligt ist. Schlussfolgerungen: Das Verständnis der Beziehung zwischen Mechanismen der immunvermittelten Zerstörung von Zentralnervensystems (ZNS)-Komponenten bei MS, Mitochondrien bei der Pathogenese der angeborenen Immunität und der Rolle der Thymuskontrolle bei der Pathogenese verspricht nicht nur die Förderung eines effektiven Designs von MS-Therapeutika, sondern bietet auch ein breiteres Verständnis des Immunsystems -vermittelte Erkrankungen, die das ZNS betreffen. 36 Retrospektive Charakterisierung und Vergleich zweier nervenbiopsierter Kohorten Anna Kordes1, Melis Sevindik2, Dilovan Ismael2, Zornitsa Stoykova1, Jil Brünger1, Miriam Fels1, Anna Lena Fisse1, Thomas Grüter1, Kathy Keyvani3, Ralf Gold1, Min-Suk Yoon2, Kalliopi Pitarokoili1, Jeremias Motte1 1Klinik für Neurologie (im St. Josef Hospital), Bochum, Deutschland; 2Evangelisches Krankenhaus Hattingen gGmbH Abteilung für Neurologie, Hattingen, Deutschland; 3Universitätsklinikum Essen - Institut f. Pathologie u. Neuropathologie, Essen, Deutschland Hintergrund: Der Stellenwert der Nervenbiopsie in der Diagnostik von Immunneuropathien ist umstritten. Es fehlen kla- re klinische Indikatoren, bei welchem Patientenprofil der Einsatz einer Biopsie sinnvoll und aussagekräftig ist. Ob anhand der Biopsie eine Prognose des Krankheitsverlaufs abgeleitet werden kann, ist ebenfalls unklar. Ziele: Ziel dieser Arbeit war die Charakterisierung und Vergleich zweier nervenbiopsierter Kohorten von geografisch nahen neurologischen Zentren mit unterschiedlichem Schwerpunkt (universitär vs. Schwerpunktversorgung). Fragestellung: Gibt es Faktoren, die Trigger für eine Nervenbiopsie sind? Kann man anhand von klinischen Parametern die Verwertbarkeit einer Biopsie vorhersagen? Lässt sich mithilfe der Biopsiebefunde der weitere Krankheitsverlauf pro- gnostizieren? Methoden: Retrospektive Analyse von N=163 Nervenbiopsien bei Verdachtsdiagnose einer entzündlichen Neuropathie zwischen 2012 und 2021 (Universitätsklinikum St. Josef-Hospital in Bochum). Vergleichskohorte mit N=50 Nervenbiopsien (2018 bis 2021) im evangelischen Krankenhaus Hattingen. Zur Untersuchung der Biopsietrigger wurden N=147 Datensätze aus dem prospektiven INHIBIT Immunneuropathie- Register genutzt (n=72 biopsiert, n=75 nicht biopsiert). Ergebnisse: In der universitären Kohorte erhielten 63 % die Diagnose „CIDP“, 15 % „andere Immunneuropathie“ und 22% „keine entzündliche Neuropathie“. Zum Zeitpunkt der Biopsie erfüllten von den CIDP-Patienten und CIPD-Patientinnen 82,5 % die EFNS/PNS-Kriterien und 34 % erhielten Immuntherapien. 6 Monate nach Biopsie wurden 83,5 % immunthe- rapeutisch behandelt. Das Verhältnis von Glukokortikoiden (GLU) zu Immunglobulinen (IVIG) verschob sich nach Biopsie zu Gunsten der Immunglobuline (vor Biopsie: 24,3% GLU 3,9% IVIG; nach Biopsie 38,8 % GLU, 49,5 % IVIG, p=0,0001). Der Anteil an Zweitlinientherapien stieg ebenfalls an (vor Biopsie n=10, nach Biopsie n=33; +22,3 %, p=0,0001). Abstracts 7

DGN Kongress Beim Schwerpunktversorger erhielten 86% die Diagnose „CIDP“, 2 % „andere Immunneuropathie“ und 12 % „keine ent- zündliche Neuropathie“. Von den CIDP-Patienten und CIPD-Patientinnen erfüllten bei Biopsie 53,5 % die EFNS/PNS-Krite- rien, 11,6 % (n=5) erhielten vor Biopsie eine Immuntherapie. Nach der Biopsie wurden 72,1 % (n=31) therapiert (48,8 % GLU, 27,9 % IVIG). Der Anteil der Zweitlinientherapien stieg (nicht signifikant) von 2,3 % auf 4,7 % an. Biopsierte Patienten und Patientinnen sprachen zum Zeitpunkt der Biopsie signifikant seltener auf immunmodulatori- sche Therapien an als nicht biopsierte Patienten und Patientinnen (p=0,003). Weder die Krankheitsdauer bei Biopsie, die Höhe der Suralis-Amplitude in der Elektroneurographie, das Liquor-Eiweiß, noch die pathologische Spontanaktivität ließen sich als Vorhersagemarker einer CIDP-typischen Biopsie identifizieren. Ein histologisch „ausgebrannter Nerv“ hatte immer eine erloschene und damit signifikant niedrigere Suralis-Amplitude (p<0,001) als „nicht ausgebrannte Nerven“. CIDP-Patienten und CIPD-Patientinnen mit histologischer Progression zeigten 1 Jahr nach Biopsie höhere gesamt ODSS- Werte als Patienten und Patientinnen ohne Progression (p=0,028). Schlussfolgerungen: Wir konnten in Kliniken mit unterschiedlichem Schwerpunkt unterschiedlich charakterisierte Pati- entenkohorten feststellen. Die universitäre Kohorte war heterogener, häufiger diagnostisch mittels EFNS/PNS-Kriterien abgesichert und immunmodulatorisch behandelt. Beim Schwerpunktversorger stellte sich eine hauptsächlich therapie- naive Patientengruppe mit häufiger unerfüllten EFNS/PNS-Kriterien vor. Anhand der Daten und obwohl sicherlich für beide Kohorten ein ´selection bias´ besteht, lassen sich für die zwei Kohorten verschiedene Biopsietrigger vermuten: die primäre Diagnosestellung beim Schwerpunktversorger vs. universitär die Abklärung/Absicherung vor Therapie-Eskala- tionen/Umstellungen. Wir identifizierten für die INHIBIT-Kohorte fehlendes Therapieansprechen als Biopsietrigger. Die Entscheidung zur Durchführung einer Nervenbiopsie sollte nicht aufgrund der hier untersuchten klinischen Para- meter getroffen oder verwehrt werden. Wurde sich zum Einsatz einer Biopsie entschieden, sollte nach Möglichkeit jene Körperseite mit vorhandener Suralisamplitude gewählt werden. Die histologische Progression kann als prognostischer Marker für den weiteren Krankheitsverlauf verwendet werden und künftig eine Grundlage für Therapieentscheidungen bedeuten. 8 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

43 Safety and efficacy of Inebilizumab in NMOSD over a mean treatment duration of 3.2 years: end of study data from the N-MOmentum trial Hans-Peter Hartung1,2,3, Bruce Cree4, Jeffrey Bennett5, Brian Weinshenker6, Dean Wingerchuk7, Friedemann Paul8, Ho Jin Kim9, Sean Pittock6, Kazuo Fujihara10,11, Gary Cutter12, Romain Marignier13, Orhan Aktas1, Ari Green14, Dewei She15, Daniel Cimbora15, William Rees15, Michael Smith15, Eliezer Katz15 1Heinrich Heine University Düsseldorf, Medical Faculty, Düsseldorf, Deutschland; 2University of Sydney, Brain and Mind Center, Sydney, Australia; 3Medical University of Vienna, Neurology, Vienna, Österreich; 4UCSF Weill Institute for Neurosciences, University of California, Neurology, San Francisco, United States; 5University of Colorado, University of Colorado School of Medicine, Anschutz Medical Campus, Aurora, United States; 6Mayo Clinic, Rochester, United States; 7Mayo Clinic, Neurology, Scottsdale, United States; 8Experimental and Clinical Research Center, Max Delbrück Center for Molecular Medicine and Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; 9Research Institute and Hospital of National Cancer Center, Seoul, Korea, Rep. of South; 10Fukushima Medical University, Department of Multiple Sclerosis Therapeutics, Fukushima, Japan; 11Southern Tohoku Research Institute for Neuroscience, Neuromyelitis Optica Center, Koriyama, Japan; 12University of Alabama at Birmingham, Birmingham, United States; 13Service de Neurologie, Sclérose en Plaques, Pathologies de la Myéline et Neuroinflammation , Hôpital Neurologique Pierre Wertheimer, Hospices Civils de Lyon, Lyon, France; 14UCSF Weill Institute for Neurosciences, University of California, Neurology, Ophthalmology, San Francisco, United States; 15Horizon Therapeutics, Gaithersburg, United States Background: Inebilizumab is approved in the USA and Japan for aquaporin 4 immunoglobulin (Ig)G seropositive neuro- myelitis optica spectrum disorder (NMOSD). Goal: Report final safety and efficacy data from the N-MOmentum trial of inebilizumab in NMOSD. Methods: Participants with NMOSD (aged 18+, EDSS score of ≤8, recent history of attacks) were randomized 3:1 to in- ebilizumab or placebo monotherapy for 28 weeks or up to attack occurrence; the randomized controlled period (RCP). Primary outcome was time to adjudicated attack. Participants could then enter the inebilizumab open label period (OLP). Final study data are presented, including attack risk and safety outcomes. Results: Of the 230 participants randomized and dosed, 216 (93.9 %) entered and 174 (80.6 %) completed the OLP. In the RCP, 87.0 % were attack free with inebilizumab and 59.9 % with placebo (72.8 % risk reduction, p<0.001). In the OLP, 87.7 % were attack-free in those continuing inebilizumab and 83.4 % in those switched from placebo. Regardless of randomization, 225 participants received inebilizumab. Mean (SD) treatment duration was 3.2 (1.4) years; 36.8 % were treated for >4 years (maximum of 5.5 years). Total exposure was 730.36 person-years (py) with an annualized attack rate of 0.092; 40/63 (63.5 %) attacks occurred in the first year. Treatment-emergent adverse events (AE) were reported by 89 (39.6 %) participants, most frequently urinary tract infec- tion (26.2 %), nasopharyngitis (20.9 %) and arthralgia (17.3 %). Infusion-related reactions with inebilizumab occurred in 28 (12.9 %) participants (rate per 100-py: whole study, 11.1; RCP, 37.6). The rate (95 % confidence interval) of infections per 100-py did not increase with continued treatment: year 1, 116.3 (102.4-131.6); year 2, 68.1 (57.2–80.6); year 3, 61.9 (50.3– 75.5); year 4, 55.1 (41.7–71.4). 105 participants had transient low IgG (<700 mg/dL) during treatment, but no correlations were found between the worst IgG, IgM or IgA levels recorded and the occurrence of any infection or an infection ≥ grade 3 (Fisher exact test, all p>0.05). Three trial participants died: one from complications of NMOSD attack, one from a CNS event of unclear etiology and one due to COVID-19, after 9, 224 and 1225 days of inebilizumab treatment, respectively. Conclusions: During the 5.5 years of N-MOmentum, the risk of attack in participants receiving inebilizumab remained low with no evidence of unexpected serious adverse events, including serious infection. Abstracts 9

DGN Kongress 52 Long-term eculizumab in AQP4+ NMOSD: relapse-risk reduction and safety in PREVENT and its completed open-label extension Achim Berthele1, Dean M Wingerchuk2, Kazuo Fujihara3, Jacqueline Palace4, Michael Levy5, Ho Jin Kim6, Ichiro Nakashima Nakashima7, Celia Oreja-Guevara8, Shulian Shang9, Kai-Chen Wang10, Marcus Yountz9, Sean J Pittock11 1Klinikum rechts der Isar, Technical University of Munich, München, Deutschland; 2Mayo Clinic Scottsdale, Scottsdale, United States; 3Southern TOHOKU Research Institute for Neuroscience (STRINS) , Koriyama, United States; 4John Radcliffe Hospital, Oxford, Oxford, United Kingdom; 5Johns Hopkins University, Baltimore, United States; 6Research Institute and Hospital, National Cancer Center, Goyang, Korea, Rep. of South; 7Tohoku Medical and Pharmaceutical University, Sendai, Japan; 8Hospital Universitario Clínico San Carlos, Madrid, Spain; 9Alexion, AstraZeneca Rare Disease, Boston, United States; 10Cheng- Hsin General Hospital, Taipei, Taiwan; 11Mayo Clinic, Rochester, United States Background: Eculizumab is well tolerated and significantly reduces relapse risk versus placebo in patients with aqua- porin-4 immunoglobulin G-positive (AQP4+) neuromyelitis optica spectrum disorder (NMOSD). We report eculizumab’s long‑term relapse-risk-reduction efficacy and safety in AQP4+ NMOSD during PREVENT (NCT01892345) and its com- pleted open‑label extension (OLE; NCT02003144). Methods: After receiving eculizumab or placebo during PREVENT, adults with AQP4+ NMOSD could enter the OLE (ecu- lizumab maintenance dose, 1200 mg/2 weeks, with/without concomitant immunosuppressive therapy). Combined PRE- VENT and OLE (final data cut, 12 July 2021) data were analysed. Results: During PREVENT and/or the OLE, 137 patients received eculizumab for a median (range) of 183.4 (0.1–342.0) weeks (3.5 years) and a total of 449.2 patient-years. The estimated proportion of adjudicated relapse-free patients at week 216 (4.1 years) was 92.9% (95 % CI: 85.9–96.5 %). Nine patients experienced 10 adjudicated relapses (seven dur- ing the OLE, including one since the last interim analysis. The adjudicated annualized relapse rate was 0.022 (95 % CI: 0.012–0.041). Rates of treatment-related adverse events and serious adverse events (SAEs)/100 patient-years were 165.3 and 7.0, respectively, versus 167.5 and 24.5 with placebo in PREVENT. The most common SAE was urinary tract infection (5.1 % of patients). The serious infection rate was 10.5/100 patient-years with no meningococcal infections. No patients died during the OLE. Conclusions: The proportion of relapse-free patients remained high (92.9 %) through 4.1 years’ eculizumab treatment. Long-term eculizumab was well tolerated with no new safety signals. These long-term data confirm eculizumab’s sus- tained benefit/risk profile in AQP4+ NMOSD. 57 Lokale Netzwerkstörungen in Remission führen zu reduzierter visueller Diskrimination im EAE Tiermodell und bei MS Patienten Erik Ellwardt1, Ting Fu2, Mona Roesler3, Michael Schmeißer3, Frauke Zipp1, Stefan Bittner1, Albrecht Stroh2 1Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Mainz, Deutschland; 2Universitätsmedizin Mainz, Institut für Pathophysiologie, Mainz, Deutschland; 3Universitätsmedizin Mainz, Institut für mikroskopische Anatomie und Neurobiologie, Mainz, Deutschland Hintergrund: Wir konnten bereits im Mausmodell der Multiplen Sklerose (MS), der experimentellen autoimmunen Enze- phalomyelitis (EAE) zeigen, dass selbst in der Remission eine pathologische Verschiebung zu einer erhöhten neuronalen Spontanaktivität besteht, die mit veränderten Verhaltensmustern und erhöhten neuronalen Zelltod einhergeht. 10 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Ziele: In der vorliegenden Arbeit sollte im Mausmodell nun erstmalig im Wachzustand neuronale Spontanaktivität zu unterschiedlichen Erkrankungszeitpunkten beurteilt werden sowie lokale Konnektivitäten berechnet werden. Mit einer virtuellen Umgebung sollte zusätzlich die visuelle Diskriminationsfähigkeit der Neurone beurteilt werden. In einer huma- nen Translationsstudie wurden Objekterkennung und visuelle Diskrimination untersucht. Fragestellung: Wann kommt es im EAE Krankheitsverlauf zu veränderter neuronaler Aktivität im visuellen Kortex? Beein- flusst dies Netzwerkfunktionen und führt dies zu einer funktionellen Beeinträchtigung in der Maus? Finden sich ähnliche Beeinträchtigungen auch bei MS-Patienten und MS-Patientinnen? Methoden: In der EAE erfolgte longitudinale Calcium Zwei-Photonen-Bildgebung im wachen Tier. Dafür hatten die Tiere im Vorfeld bereits stereotaktisch das Calcium-sensitive Protein GCaMP6 mittels viralen Gentransfer in den visuellen Kor- tex injiziert bekommen. Außerdem erfolgte die Implantation eines kranialen Fensters, um die Maus unproblematisch zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Zwei-Photonen Mikroskop zu mikroskopieren und spontane Calcium-Transienten zu beurteilen. Mit Hilfe einer virtuellen Umgebung wurde während der Calcium Messungen außerdem ein visueller Stimulus präsentiert und neuronale Aktivität beurteilt. In einer humanen Studie wurden 20 stabile MS-Patienten und -Patientinnen mit schubförmigen Verlauf und 20 Kontrollprobanden und Kontrollprobandinnen eingeschlossen. Neben Aufgaben zur visuellen Diskrimination und Objekterkennung wurden der Symbol Digit Modalities Test (SDMT) und der verbale Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT) durchgeführt. Ergebnisse: EAE-Mäuse entwickeln ab dem ersten Schub im visuellen Kortex eine erhöhte neuronale Spontanaktivität und reduzierte Konnektivitäten, die auch in der Remission fortbestehen. Dies geht mit einer reduzierten visuellen Diskri- mination der Einzelneurone in der Remission einher. Die Dichte der inhibitorischen Synapsen nimmt kompensatorisch signifikant zu. Die optogenetische Erregbarkeit des Hirnstammes, einem Ort ausgeprägter Entzündungsaktivität in der EAE, ist hingegen deutlich herabgesetzt. MS-Patienten und -Patientinnen schnitten in einem visuellen Farbdiskriminati- onstest (Farnsworth-Munsell 100-Hue Test) und Objekterkennungstest (BORP) deutlich schlechter ab als gesunde Kon- trollprobanden. SDMT und VLMT Scores waren jedoch gleichwertig, so dass keine kognitive Störung vorlag. Schlussfolgerungen: Im EAE Modell liegt in der Remission neben einer erhöhten neuronalen Spontanaktivität auch eine Netzwerkstörung vor, die zu einer reduzierten visuellen Diskrimination führt. Interessanterweise scheint ein ähnliches Phänomen auch bei stabilen MS-Patienten und -Patientinnen vorzuliegen, auch hier fanden wir eine gestörte visuelle Diskrimination sowie Objekterkennung. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch bei stabilen Krankheitsverlauf Netzwerkstörungen in morphologisch unauffälligen Hirnarealen vorliegen, die zu funktionellen Beeinträchtigungen bei- tragen können. Erhöhte neuronale Aktivität und reduzierte Konnektivitäten im Kortex, möglicherweise als Folge beein- trächtigter Afferenzen, lassen sich als Ursache für die Netzwerkstörung im MS Mausmodell identifizieren. 58 Komorbides Auftreten einer GAD-vermittelten zerebellären Ataxie und Myasthenia gravis Marcel Gebhardt1, Sebastian Brock1, Frank Hoffmann1 1Krankenhaus Martha-Maria, Klinik für Neurologie, Halle (Saale), Deutschland Hintergrund: Bei Nachweis von Antikörpern gegen die Glutamat-Decarboxylase (GAD-AK) kann sich klinisch ein hete- rogenes Symptombild präsentieren, das weit über das bekannte Stiff-Person-Syndrom und die progressive Enzepha- lomyelitis mit Rigidität und Myoklonien (PERM) hinausgeht. GAD-AK-Spektrum-Erkrankungen umfassen außerdem ein zerebelläres Syndrom, eine limbische Enzephalitis, eine autoimmunvermittelte Epilepsie sowie weitere Manifesta- tionsformen. Zusätzlich erschwert wird die klinische Einordnung und Therapieentscheidung, wenn im Rahmen eines komplexen autoimmunen Geschehens weitere Antikörper zum Nachweis kommen, die mit ähnlichen Symptomen ein- hergehen können. Abstracts 11

DGN Kongress Fallbericht: Wir berichten den Fall einer 79-jährigen Patientin, die sich aufgrund einer seit drei Jahren bestehenden Gang- und Sprechstörung in unserer Klinik vorstellte. Die Symptomatik war insgesamt schleichend progredient, vor allem be- züglich der Sprechstörung wurde zusätzlich eine fluktuierende Ausprägung berichtet. Klinisch-neurologisch zeigten sich eine zerebelläre Dysarthrie mit belastungsabhängiger Komponente, eine leichte Dysphagie, verlangsamte Blicksakkaden sowie ein positiver Romberg-Stehversuch und ein ataktisches Gangbild. MR-morphologisch fanden sich keine typischen Atrophiemuster und keine Hinweise auf eine entzündliche ZNS-Erkrankung. Die Liquordiagnostik zeigte keine Pleozytose oder Eiweißerhöhung sowie ein unauffälliges Reiberschema, jedoch wurden GAD-AK (1:3,2) nachgewiesen. Serologisch konnten darüber hinaus neben GAD-AK (1:1000) auch Gliadin-AK und Acetylcholinrezeptor-AK detektiert werden. Wir führten eine intravenöse Hochdosiskortisontherapie durch. Hierunter zeigte sich eine Besserung der Gangstörung und des Sprechens. Bei negativem Pyridostigmintest entschlossen wir uns gegen eine Therapie mit einem Acetylcho- linesterasehemmer. Hinsichtlich der dauerhaften Immuntherapie muss abhängig vom weiteren klinischen Verlauf ent- schieden werden, ob sich unter intravenösen Kortisonpulstherapien eine Stabilität erzielen lässt oder ob im Verlauf eine Umstellung auf eine andere Immuntherapie erforderlich ist. Bei begleitendem Nachweis von Gliadin-AK wurde zudem eine glutenfreie Ernährung eingeleitet. Fazit für die Praxis: GAD-AK-Spektrum-Erkrankungen stellen aufgrund der fehlenden Spezifität und der Vielzahl mögli- cher Symptome im klinischen Alltag eine große diagnostische Herausforderung dar. Unser Fall zeigt darüber hinaus, dass es im Rahmen von Autoimmunerkrankungen häufig zu einem parallelen Vorliegen mehrerer Antikörper kommt, die dann zusätzliche Schwierigkeiten auf therapeutischer Ebene bereiten können. 72 Proteomic profiling identifies thrombo-inflammation as potential driver for disease activity in myasthenia gravis Christina Barbara Schroeter1, Christopher Nelke1, Frauke Stascheit2, Marc Pawlitzki1, Andreas Meisel2, Sven G. Meuth1, Tobias Ruck1 1Medical Faculty, Heinrich Heine University Düsseldorf, Department of Neurology, Düsseldorf, Deutschland; 2Charité – University Hospital Berlin, Department of Neurology, Berlin, Deutschland Background: Myasthenia gravis (MG) is a chronic antibody-mediated autoimmune disease affecting neuromuscular syn- aptic transmission. In 70-80% of patients, auto-antibodies directed against the nicotinic acetylcholine receptor (AChR) can be detected. Given an insufficient treatment response in a subgroup of patients facing a refractory course of disease, in-depth comprehension of the underlying molecular mechanisms of MG pathogenesis may pave the way for the trans- lation of new diagnostic tools. Likewise, there is a need of clinically meaningful biomarkers in MG to give prognostic information and to reveal immunologic disease activity. Aims: Using a mass-spectrometry based approach, we aimed at providing a comprehensive map of the serum proteome in 114 anti-AChR-ab-positive MG patients. Aiming to translate the acquired proteome profiles into clinical routine, we applied machine learning (ML) to examine correlations between clinical parameters and molecular protein expression levels. Method: Finally, we validated our results by confirming our findings in an independent control cohort of 140 anti-AChR- ab-positive MG patients and by correlating the resulting protein expression levels with those measured by commercially available ELISA kits. Results: Serum proteomes revealed an upregulation of pathways associated with complement, platelet and coagulation systems in active disease states. Strikingly, combining protein expression profiles with ML, we identified that protein expression levels of key players involved in thrombo-inflammation correlated with clinical scores. Finally, we confirmed our results by use of an independent control cohort of 140 anti-AChR-ab-positive MG patients. 12 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Graphical Abstract. Conclusions: We believe that the presented proteome signatures of anti-AChR-ab positive MG patients may be a valu- able tool for other research groups studying the molecular mechanisms of MG pathogenesis and focusing on delineating MG into more sophisticated clinical and biological subgroups able to shape risk mitigation strategies. This study might provide an example for acquisition of in-depth molecular disease maps by integrative -omic approaches. Identification of novel biomarkers by ML in a high-resolution data set might bridge the gap between basic sciences and clinical pheno- types while improving patient stratification. 91 Immunadsorption versus eskalierte Kortikosteroid-Therapie bei refraktärem MS-Schub: Ergebnisse der INCIDENT-MS-Studie Steffen Pfeuffer1, Leoni Rolfes2, Timo Wirth3, Falk Steffen4, Marc Pawlitzki2, Andreas Schulte-Mecklenbeck3, Catharina Groß3, Marcus Brand3, Stefan Bittner4, Tobias Ruck2, Luisa Klotz3, Heinz Wiendl3, Sven Meuth2 1LWL-Klinik Münster, Münster, Deutschland; 2Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 3Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland; 4Universitätsklinikum Mainz, Mainz, Deutschland Hintergrund: Intravenös verabreichtes Methylprednisolon ist Standardtherapie des akuten MS-Schubes. Dennoch ver- bleibt bei bis zu einem Viertel der Patienten und Patientinnen ein relevantes klinisches Defizit nach erfolgter Therapie. Die Immunadsorption stellt ein etabliertes therapeutisches Verfahren für diese Patienten und Patientinnen dar, jedoch fehlen kontrollierte prospektive Studien zur Wirksamkeit im Vergleich zu eskalierter Kortikosteroid-Therapie. Ziele: Die Wirksamkeit von Immunadsorption vs. ultrahochdosiertem Methylprednisolon prospektiv zu evaluieren. Methoden: Patienten und Patientinnen mit Steroid-refratkrärem MS-Schub erhielten entweder sechs Zyklen Trypto- phan-Immunadsorption oder 5x2000mg Methylprednisolon. Sicherheits- und Wirksamkeitsparameter (inkl. EDSS, MSFC, SF36, evozierte Potenziale, NfL-Bestimmung) wurden bei Entlassung sowie drei Monate später erfasst. Ein Neben einem Immunprofiling des peripheren Blutes mittels Durchflusszytometrie erfolgte zudem eine ausführliche Typisierung lösli- cher Faktoren im Serum (NCT04450030). Ergebnisse: Von 86 Patienten und Patientinnen wurden nach Screening 42 Patienten und Patientinnen eingeschlossen (Methylprednisolon: 26 Patienten und Patientinnen; Immunoadsorption: 16 Patienten und Patientinnen). Bei Entlassung betrug die adjustierte Odds ratio für ein generelles Therapieansprechen 10.7 zugunsten der Immunadsorption (p=0.005). Abstracts 13

DGN Kongress Bei Follow-up war die adjustierte Odds ratio für bestmögliches Therapieansprechen 50. 7 zugunsten der Immunadsorpti- on (p<0.001). MSFC, SF36, evozierten Potenzialen und NfL deuteten ebenfalls auf eine Überlegenheit der Immunadsorp- tion hin. Durchflusszytometrisch ließ sich eine deutliche Reduktion zahlreicher B-Zell-Subtypen nachweisen; diese war eng mit dem Therapieansprechen assoziiert. Die Immunadsorption bewirkte zudem eine deutliche Veränderung zahlrei- cher löslicher Faktoren einschließlich zahlreicher B-Zell-assoziierter Zytokine. Schlussfolgerungen: Die Behandlung mittels Immunadsorption war vorteilhaft gegenüber einem zweiten, eskalierten Kortikosteroid-Stoß sowohl bezüglich der Effektivität als auch bezüglich der Sicherheit. Die bei Entlassung dokumentier- ten Unterschiede persistierten beim Follow-up. Unsere weiterführenden Analysen erbrachten, dass die Modulation von B-Zellen beziehungsweise der assoziierten, pro-inflammatorischen Zytokine in Korrelation zur therapeutischen Wirksam- keit steht. 94 Multiple Sklerose und Kinderwunsch – Machbarkeitstestung und Pilotierung einer webbasierten Entscheidungshilfe und eines Decision Coaching Programms Julia Peper1, Lara Stahl2, Sascha Köpke3, Kerstin Hellwig4, Christoph Heesen5, Anne Christin Rahn1 1Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland; 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS), Hamburg, Deutschland; 3Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland; 4Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Neurologie, St. Joseph Hospital, Bochum, Deutschland; 5Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS), Abteilung für Neurologie, Hamburg, Deutschland Hintergrund: Multiple Sklerose (MS) wird vor allem bei jungen Frauen diagnostiziert. Die Familienplanung ist somit für Frauen mit MS (FmMS) oft ein wichtiges Thema. Im Rahmen des Projektes „Motherhood choice in MS“ wurden eine webbasierte Entscheidungshilfe und ein Decision Coaching Programm (DCP) für FmMS und einem Kinderwunsch zur Unterstützung des Entscheidungsprozesses entwickelt. Die Entscheidungshilfe beinhaltet einen Entscheidungsleitfaden zu Mutterschaft bei MS. Das DCP besteht aus der Entscheidungshilfe und einem Decision Coaching (nicht-direktive Un- terstützung in Form eines Beratungsgespräches), welches von einer geschulten Nurse durchgeführt wird. Ziele: Prüfung der Entscheidungshilfe und des DCPs hinsichtlich ihrer Machbarkeit und Akzeptanz und Untersuchung, welcher Ansatz am vielversprechendsten ist. Methoden: Die Mixed-Methods-Studie folgte dem Konzept zur Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen. In der Machbarkeitstestung wurden einzelne Programmbestandteile (Entscheidungshilfe und -leitfaden) mit FmMS, einer MS-Betroffenen Expertin und MS-Expertinnen hinsichtlich ihrer Praktikabilität und Akzeptanz getestet. Das DCP wurde innerhalb des Forschungsteams und mit einer MS-Nurse getestet. Während der Machbarkeitstestung wurden qualitative (Interviews) und quantitative Methoden (Fragebögen) genutzt. Die Programmbestandteile wurden während der Mach- barkeitstestung kontinuierlich verbessert. Anschließend wurden die Programme in einer randomisierten Pilotstudie mit Prozessevaluation evaluiert. Hierfür wurden FmMS und einem Kinderwunsch rekrutiert und 2 Nurses für das DCP geschult. Als Schlüsselendpunkt wurde explorativ der Entscheidungskonflikt (Decisional Conflict Scale; DCS; Skala von 0-100; niedrigere Werte zeigen einen höheren Entscheidungskonflikt) der FmMS erhoben. In der DCP-Gruppe wurde die Beteiligung an der Entschei- dungsfindung mittels MAPPINSDM (Multifocal Approach to the Sharing in Shared Decision Making) analysiert. Für die Prozessevaluation wurden Informationen per Fragebogen erhoben sowie die Nurses und FmMS interviewt, um vertiefen- de Informationen hinsichtlich der Machbarkeit zu gewinnen. Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und mittels qualitativer thematischer Analyse ausgewertet. Fragebögen wurden deskriptiv ausgewertet. 14 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Ergebnisse: In der Machbarkeitstestung wurden zwei Fokusgruppen (n=7) und ein Einzelinterview mit FmMS sowie 5 Experteninterviews durchgeführt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass beide Programme für FmMS praktikabel und akzeptabel sind. Basierend auf dem Feedback wurden die Programme optimiert. Für die randomisierte Pilotstudie wurden 36 FmMS rekrutiert und ungleich randomisiert (Entscheidungshilfe n= 23; DCP n= 13). Für 30 FmMS lagen Follow-up Daten vor (Entscheidungshilfe n=20; DCP n=10). Der mittlere DCS-Wert lag zum Studienbeginn in der DCP-Gruppe bei 51 und bei 44 in der Entscheidungshilfe-Gruppe. Nach der Programmnutzung lag der mittlere DCS-Wert in der DCP-Gruppe bei 83 und in der Entscheidungshilfe-Gruppe bei 66. Die Auswertung mittels MAPPIN‘SDM in der DCP-Gruppe zeigte ein gutes Maß an der Beteiligung an dem Entscheidungsprozess. Es wurden 11 Einzelinterviews mit FmMS durchgeführt (Entscheidungshilfe n=5; DCP n=6). Beide Programme wurden als verständlich und nutzerfreundlich beschrieben. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die DCP-Gruppe zufriedener war. Zudem be- richteten die Frauen aus der DCP-Gruppe, dass das Decision Coaching ein wichtiger Bestandteil des Entscheidungspro- zesses war. Die Nurses gaben an, dass sie ihre neue Rolle gut fanden, sich bei der Beratung wohlgefühlt haben und ein positives Feedback von den FmMS erhalten haben. Schlussfolgerungen: Beide Programme scheinen für FmMS machbar und akzeptabel zu sein. Deskriptiv deuten die Er- gebnisse darauf hin, dass das DCP zu mehr Entscheidungssicherheit beiträgt als die Entscheidungshilfe. Die Wirksamkeit der Programme sollte in einer randomisiert-kontrollierten Studie evaluiert werden. 101 Analyse des Liquor-Protein-Profils von Patienten und Patientinnen mit Autoimmunenzephalitiden ergibt Hinweise auf Immundysregulation und neuronale Dysfunktion Saskia Räuber1, Christina B. Schroeter1, Christopher Nelke1, Andre Dik1, Sven Meuth1, Nico Melzer1 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Klinik für Neurologie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Autoimmunenzephalitiden (AE) sind seltene immunvermittelte Erkrankungen, welche vorwiegend die graue Substanz des zentralen Nervensystems betreffen. Die klinischen Symptome der AE können sehr vielfältig sein (u. a. epileptische Anfälle, kognitive Defizite, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen) und mit einem hohen Grad an Be- hinderung einhergehen. Obwohl in den letzten Jahren neue pathophysiologische Erkenntnisse sowie Fortschritte in der Diagnostik und Therapie erzielt werden konnten, sind die genauen pathophysiologischen Mechanismen nach wie vor unzureichend verstanden. Ziele: Das Ziel dieser Arbeit ist es, das pathophysiologische Verständnis der AE zu erweitern sowie potenzielle Biomarker und therapeutische Ansätze zu identifizieren. Fragestellung: Welche Signalwege sind bei der Pathogenese der AE beteiligt, wie stehen diese in Verbindung und wel- che therapeutischen Angriffspunkte lassen sich hieraus ableiten. Methoden: Insgesamt wurden 9 NMDAR-AE, 9 LGI1-AE, 10 GAD-AE, 9 schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS) und 10 Kontroll-Patienten und -Patientinnen eingeschlossen. Mithilfe der Massenspektrometrie wurden die Proteinkonzentrationen im Liquorüberstand ermittelt und mit statistischen und bioinformatischen Methoden ein Vergleich der Protein-Profile der verschiedenen AE-Subtypen sowie RRMS und Kontroll-Patienten und Patientinnen durchgeführt. Ergebnisse: Patienten und Patientinnen mit AE wiesen im Vergleich zu Kontrollen veränderte Konzentrationen an ei- nigen Proteinen des Komplementsystems, z. B. eine Reduktion von C4A/B (alle AE-Subtypen) und eine Erhöhung von C6/7 und CD93 (NMDAR-AE) auf. Zudem zeigte sich eine Dysbalance zwischen pro-inflammatorischen (z. B. SWAP70, ELF4, STAT4, LCP1, CTSC, CALR, LIMD2, CTSC, CXCR2, STAT4, PTN, NLRP2, ENO1) und immunmodulatorischen Proteinen Abstracts 15

DGN Kongress (z. B. HRG, PKM, DKK4, NR1D1, ENPP2, PLCG1, ACTB, ACTG1, SPARC, PTPRS, PPM1D, LGALS3BP). Außerdem konnten un- terschiedliche Expressionen verschiedener Keratine bei AE Patienten und AE Patientinnen im Vergleich zu Kontrollen ge- funden werden. Darüber hinaus wurden Unterschiede in der Konzentration von Proteinen, die für den Neurotransmitter- Stoffwechsel, die Exo-/Endozytose, den Rezeptoraufbau/-transport und die Rezeptorfunktion, die Synaptogenese und die Konnektivität des Gehirns wichtig sind (z. B. KCTD12, SLC12A5, RIMS1, SGSM2, RAB4A, DDC, ITSN1, RAB15, RAB 18, IQSEC1, RGS17, KCTD13, KIF17, APBA1, MAGI2, NLGN1, PLK2, NLGN2, ATP8A1) zwischen AE und Kontrollen festgestellt. Ebenso konnten Veränderungen in der Expression von Proteinen, die an neurodegenerativen Prozessen beteiligt sind (z. B. PACSIN2, NEFL, GSTP1), identifiziert werden. Des Weiteren wurden bei AE Patienten und Patientinnenim Vergleich zu Kontrollen erhöhte Expressionen einiger Proteasen (z. B. MMP21, TPP1) und eine Reduktion mehrerer Proteaseinhibitoren (z. B. ECM1, ITIH2, SERPINF2, SERPINC1, SERPINA1, SERPIND1, WFIKKN1, A2M, PZP, CTSO) gefunden. Schlussfolgerungen: Insgesamt gibt die Liquor-Proteom-Analyse Aufschluss über die komplexen pathophysiologischen Mechanismen der AE, hierunter eine Dysregulation des Immunsystems, neuronalen Dysfunktion, Neurodegeneration und Beeinträchtigung der Funktion von Proteasen. Das genaue Verständnis der verschiedenen Signalwege und deren Interaktionen bei der Pathogenese ist für ein umfassendes Verständnis der Pathophysiologie der AE von besonderer Be- deutung und kann zukünftig bei der Identifikation neuer Biomarker und therapeutischer Ansätze hilfreich sein. 110 Beeinträchtigung der hippocampal-vermittelten Musterseparation bei Patienten und Patientinnen mit Multipler Sklerose Denise Nagel1, Annika Hanert1, Paulin Vössing1, Tatjana Loisa Heinze1, Oliver Granert1, Julius Rave1, Sarah Philippen1, Klarissa Stürner1, Thorsten Bartsch1 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland Hintergrund: Kognitive Defizite und insbesondere Gedächtnisstörungen sind bei Patienten und Patientinnen mit Mul- tipler Sklerose weit verbreitet1. Ein relevanter Teilaspekt des episodischen Gedächtnisses stellt die Musterseparation dar. Sie bezeichnet die Fähigkeit Repräsentationen von ähnlichen Gedächtnisinhalten unabhängig voneinander zu enkodie- ren und zu konsolidieren. Die Hippocampusregionen des Gyrus Dentatus sowie CA3 gelten als Hauptvermittlungsstruk- turen für diesen Prozess. Es wurde bereits gezeigt, dass die MS-Erkrankung mit einer Beeinträchtigung der Mustersepa- ration einhergehen kann2. Ziele: Das Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der hippocampalen Funktionseinschränkungen bei der MS-Erkran- kung. Die Musterseparation, welche speziell die oben genannten Areale überprüft, wird im Zusammenhang mit weiteren Kognitionsdomänen sowie Bildgebungsparametern beleuchtet, um so das Ausmaß der Beeinträchtigung zu bestimmen. Fragestellung: Inwieweit ist die Musterseparation bei der MS beeinträchtigt? Besteht ein Zusammenhang zwischen Be- einträchtigungen der Musterseparation und weiteren Kognitionsdefiziten? Korreliert eine Musterseparationsstörung mit der Erkrankungsdauer? In welchem Maß ist ein Zusammenhang zwischen Kognitionsdefiziten und Bildgebungsparame- tern sichtbar? Methoden: Zur Beurteilung der Gedächtnisfunktionen wurden 84 MS-Patienten und Patientinnen (36,5±9,25 Jahre, 69 % weiblich) und 84 gesunde Kontrollpersonen (36,64±9,48 Jahre, 69 % weiblich) einer kognitiven Testung unterzogen. Die Musterseparation wurde mithilfe des Mnemonic Similarity Task (MST) überprüft. Dazu werden in einer Kodierungsphase Abbildungen von Alltagsgegenständen präsentiert. Die darauffolgende Abrufphase zeigt identische (Targets), ähnliche (Lures) und neue (Foils) Alltagsgegenstände. Ziel ist die korrekte Zuordnung dieser Abbildungen in die Kategorien „Alt“, „Ähnlich“ und „Neu“. Der errechnete Behavioural Pattern Separation-Score (BPS-Score =korrekt identifizierte Lures minus fälschlicherweise als „Ähnlich“ bezeichnete Foils) bildet die Musterseparation und damit die Funktionsfähigkeit des Hip- pocampus ab. 16 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Darüber hinaus umfasste eine neuropsychologische Testbatterie den Symbol Digit Modalities Test (SDMT; Informations- verarbeitungsgeschwindigkeit), den California Verbal Learning Test-II (CVLT-II; verbale Lernfähigkeit) und den Brief Vi- suospatial Memory Test – Revised (BVMT-R; visuelles Gedächtnis). Zusätzlich erfolgte eine Segmentierung kranialer MRT-Aufnahmen der Patienten/-innen, um die MS-Läsionslast zu be- stimmen. Ergebnisse: Die MS-Erkrankten erzielten im Vergleich zu den Kontrollpersonen im MST einen signifikant niedrigeren BPS- Score (35,58±21,46 % vs. 43,46±18,70 %; t=-2,563; p=0,012) (Abb.1). Zusätzlich ergaben sich geringere Leistungen im SDMT (Z=-4,394; p<0,001), im CVLT-II (Z=-5,039; p<0,0001) sowie im BVMT-R (Z=-3,252; p=0,001). Die Korrelationsanalyse der MS-Kohorte zeigte jeweils starke positive Zusammenhänge zwischen dem BPS-Score (MST) und dem SDMT (p<0,001; r=0,547), dem CVLT-II (p<0,001; r=0,523) sowie dem BVMT-R (p<0,001; r=0,515). Des Weiteren ging sowohl eine steigende Erkrankungsdauer (p=0,003, r=-0,321) (Abb. 2) als auch eine zunehmende Ge- samtläsionslast (p=0,012, r=-0,35) mit einem sinkenden BPS-Score (MST) einher. Abb.1: BPS-Score (Mittelwerte ±SD) des MST der MS-Kohorte vs. Kontrollpersonen, *p<0,05 Abb.2: Korrelation von BPS-Score (MST) und Erkrankungsdauer der MS-Patienten/-innen Abstracts 17

DGN Kongress Schlussfolgerungen: In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass bei der MS-Erkrankung sowohl die hippocampal-ver- mittelte Musterseparation als auch die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, das verbale und visuelle Gedächtnis Defizite aufweisen. Diese vergrößern sich mit fortschreitender Erkrankungsdauer, steigender Läsionslast sowie Hirnatro- phie. Somit wird die These unterstützt, dass Schädigungen des Hippocampus, insbesondere im Gyrus Dentatus sowie im Areal CA3, im Rahmen der Erkrankung auftreten und relevante Gedächtnisfunktionsstörungen hervorrufen können. 1. Chiaravalloti, N. D. & DeLuca, J. Cognitive impairment in multiple sclerosis. Lancet Neurol. 7, 1139–1151 (2008).2. Planche, V. et al. Pattern separation performance is decreased in patients with early multiple sclerosis. Brain Behav. 7, (2017). 137 Anti-GABA-A mediated epilepsia partialis continua after therapy with interferons, natalizumab and alemtuzumab Dominica Ratuszny1, Thomas Skripuletz1, Thomas Stüber2, Emil Valizada1, Philipp Ertl3, Mike P. Wattjes4, Friedrich Feuerhake5, Kurt-Wolfram Sühs1 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie, Hannover, Deutschland; 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Hannover, Deutschland; 3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurochirurgie, Hannover, Deutschland; 4Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Hannover, Deutschland; 5Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Pathologie, Hannover, Deutschland Background: Antibodies against the GABA-A receptor are a much rarer cause of autoimmune encephalitis than, for ex- ample, antibodies against the NMDA receptor or against LGI1. A large-scale study showed that of almost 2500 patients with proven autoimmune encephalitis, over 1500 had antibodies against the NMDA receptor, while an antibody against the GABA-A receptor could only be detected in 70 cases. The average age is reported to be 40 years, and the data already collected show no differences in gender distribution. Therapy-refractory seizures are the most common manifestation in patients with antibodies against GABA-A receptors, but disorders of consciousness and behavioral abnormalities also occur. Questions: Is there a connection between the immunotherapy carried out and the development of antibodies against GABA-A receptors? Methods: Care of the patient, participation in therapy, review of previous diagnostics, interdisciplinary discussion of dif- ferential diagnoses as well as corresponding literature research on the topic. Results: We report on a 22-year-old woman with super-refractory status epilepticus. Relapsing multiple sclerosis diag- nosed 3 years earlier in another hospital was treated with interferons, natalizumab and alemtuzumab. Relapses were treated with methylprednisolone, most recently one month before the current hospital admission. The new-onset epi- lepsy was explained by an increase in cerebral lesions. Anti-GABA-A antibodies were repeatedly positive in serum. The patient presented with psychomotor slowing and mild dysarthria as well as continuous focal motor expressions of the left upper limb and partly also of the left side of the face. These complaints have developed gradually over the last few weeks. An interdisciplinary assessment of the MRI images from the last two years showed that, with evidence of cortical and spinal lesions, the McDonalds criteria regarding the diagnosis of multiple sclerosis were fulfilled. However, a possible MOG disease was also discussed, especially due to nega- tive OKB. A recent MRI of the head revealed a new onset of T2 hyperintensity consistent with encephalitis. Due to refractory focal status epilepticus with EEG progression and generalization, we escalated the so far ineffective anticonvulsant therapy by general anesthesia. In parallel, several cycles of plasmapheresis and infusion of intravenous immunoglobulins were 18 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

performed, followed by therapy with rituximab. After five weeks, the anesthesia could be terminated, the temporary tra- cheostomy could be removed and the patient was transferred to the intermediate care ward. Maintenance therapy with oral prednisolone and rituximab (planned every six months) was performed. We experienced an alert and fully oriented patient without focal neurological deficits and were able to transfer her to inpatient neurological rehabilitation after a total of two months in hospital. A new inpatient admission for a follow-up examination is planned. 146 Paraneoplastische, VGCC-Antikörper assoziierte Cerebellitis nach remittiertem SCLC Patrick Heinz1, Nathalie Stock1, Björn Wolf1, Marc Weihrauch1, Jens Metrikat1 1Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Neurologie, Ulm, Deutschland Hintergrund: Paraneoplastische Syndrome sind seltene Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Tumoren auftreten können. Die oft schwierige Diagnosestellung entscheidet über die meist begrenzten Behandlungsoptionen. Wir berich- ten über den Fall einer vermeintlich paraneoplastischen, mit Antikörpern gegen spannungsabhängige Kalziumkanäle (voltage-gated calcium channel, VGCC) assoziierten Cerebellitis. Der Patient war Monate zuvor radiochemotherapeutisch aufgrund eines Lungentumors (small-cell lung cancer, SCLC) behandelt worden und zeigte PET-CT gestützt eine Kom- plettremission im Verlaufszeitraum von mehr als 2,5 Jahren. Klinik: Der 56-jährige Patient wurde aufgrund einer rasch progredienten Gangstörung mit Schwindelbeschwerden sta- tionär eingewiesen. Freies Gehen war seit Tagen nicht mehr möglich. Klinisch präsentierte der rollstuhlpflichtige Pati- ent das Bild einer ausgeprägten cerebellären Dysfunktion mit Tetraataxie, Dysarthrie, sowie horizontalem Spontan- und Blickrichtungsnystagmus beidseits. Differentialdiagnostisch musste neben einer ischämischen, auch eine infektiös- oder autoimmunentzündliche Genese der subakuten Kleinhirnstörung angenommen werden. Diagnostik: Die initiale native cCT-Bildgebung erbrachte keinen Hinweis auf intrakranielle Blutung, Raumforderung oder Liquorzirkulationsstörung. In der kontrastmittelgestützten cMRT-Bildgebung zeigten sich insbesondere keine ischämi- schen, entzündlichen, metastatischen oder degenerativ-atrophen Veränderungen. Liquorchemisch war eine Pleozytose (24 Zellen/µl), liquorspezifische oligoklonale Banden und eine mäßige Schrankenstörung zu objektivieren. Zytopatho- logisch konnten keine malignen Zellelemente detektiert werden. Die erweiterte Liquordiagnostik, in Anbetracht der Patientenvorgeschichte inklusive anti- und onkoneuronaler Antikörper, gestaltete sich zunächst unauffällig. Unter der Verdachtsdiagnose einer paraneoplastischen Cerebellitis mit gegenwärtig nicht fassbarem korrespondierendem Anti- körpern erfolgte ein mehrstufiges Tumorscreening inklusive Ganzkörper-PET-CT. Dieses verblieb ohne Nachweis eines stoffwechselaktiven Rezidivs oder einer Metastasierung des vorbekannten SCLC. Verlauf: Eine parenterale Hochdosiscortisontherapie bewirkte keine Besserung der klinischen Beschwerdesymptomatik. Wir schlossen eine Therapie mit intravenösen Immunglobulinen (IVIG, 0,4 g/kg KG/d) über 9 Tage an. Hierunter bildeten sich die cerebelläre Ataxie und Dysarthrie deutlich zurück und der Patient gab eine vollständige Regredienz der Schwin- delbeschwerden an. Eine erneute Liquordiagnostik auf anti-/onkoneuronale Antikörper, diesmal in einem anderen Labor, wies spannungsabhängige Kalziumkanal-Antikörper (VGCC-Ak, PQ-Typ) von 714 pmol/l (Referenz <25 pmol/l) nach. Me- tastasierung oder Rezidiv zeigten sich auch über einen Verlauf von >2,5 Jahren nach Tumorerstdiagnose nicht. Diskussion: Wir stellten die laborchemisch gestützte Diagnose einer VGCC-Antikörper assoziierten Cerebellitis. Diese ordneten wir als paraneoplastisch ein, auch wenn kein erneuter Tumornachweis gelang. Eine engmaschige Nachkon- trolle ist aufgrund der Vorgeschichte des Patienten besonders angezeigt. Wir möchten für die potentiell schwierige Dif- ferentialdiagnostik bei entsprechendem klinischen Verdacht auf ein paraneoplastisches neurologisches Syndrom sensi- bilisieren. Auch bei komplett remittiert imponierender Tumorerkrankung ist die Manifestation eines paraneoplastischen Syndroms möglich. Abstracts 19

DGN Kongress Schlussfolgerung: Eine cerebelläre Ataxie kann mit PQ-Typ VGCC-Ak-Bildung assoziiert sein und nach SCLC-Behandlung ohne erkennbares Rezidiv eines Bronchialkarzinoms auftreten. Umfängliche und wiederholte Untersuchungen, inklusive Liquoranalysen, können bei paraneoplastischen neurologischen Syndrom diagnostisch und therapeutisch entscheidend sein. 153 Untersuchung der Immunantwort nach SARS-CoV-2 mRNA Impfung in Ofatumumab-behandelten Patienten mit Multipler Sklerose (KYRIOS, multizentrische klinische Studie) Tjalf Ziemssen1, Eugen Schlegel2, Marie Groth3, Benjamin Ettle3, Tobias Bopp4 1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Zentrum für klinische Neurowissenschaften, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland; 2Zentrum für neurologische Studien, Siegen, Deutschland; 3Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Deutschland; 4Institut für Immunologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität, Mainz, Deutschland Hintergrund: Erst- und Auffrischungsimpfung mit den neu entwickelten SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffen schützen ge- sunde Personen wirksam gegen COVID-19. Zur Wirksamkeit der Impfung bei Patienten und Patientinnen mit Multipler Sklerose (MS) unter immunsupprimierenden Therapien stehen bisher nur begrenzt Daten zur Verfügung. Ziele: Die hier beschriebene Studie untersucht die Auswirkungen einer Ofatumumab-Behandlung auf die Zunahme der zellulären und humoralen Immunantwort nach SARS-CoV-2 mRNA-Impfung. Methoden: KYRIOS ist eine unverblindete Studie mit 40 MS-Patienten und Patientinnen an 8 Standorten in Deutsch- land. Die Patienten und Patientinnen erhalten entweder vor (Kohorte 1) oder mindestens 4 Wochen nach Beginn einer Behandlung mit Ofatumumab (Kohorte 2) eine SARS-CoV-2 mRNA Erst- oder Auffrischungsimpfung. Untersucht werden die Auswirkungen der Ofatumumab-Therapie auf die Entwicklung reaktiver SARS-CoV-2-T-Zellen (primärer Endpunkt) und neutralisierender Antikörper (sekundärer Endpunkt). Darüber hinaus werden die Immunreaktionen bis zu 18 Monate lang überwacht und phänotypisch beschrieben. Ergebnisse: Die Ergebnisse der letzten Zwischenanalyse zeigen, dass SARS-CoV-2 mRNA-Impfstoffe bei mit Ofatu- mumab behandelten Patienten und Patientinnen zelluläre und humorale Immunantworten hervorrufen können. Bei allen Patienten und Patientinnen, die während einer stabilen Ofatumumab-Behandlung (n=5) oder vor Beginn der Ofa- tumumab-Behandlung (n=5) ihre ersten SARS-CoV-2 mRNA Impfungen erhielten, konnten bereits 1 Woche nach dem ersten Impfzyklus Immunantworten nachgewiesen werden. Die Zwischenanalyse zeigt außerdem die Auswirkungen der Ofatumumab-Behandlung auf die Entwicklung von Immunantworten nach Auffrischungsimpfungen (n=22). Schlussfolgerungen: Die KYRIOS-Studie zeigt zum ersten Mal, dass mit Ofatumumab behandelte Patienten und Pati- entinnen eine spezifische Immunantwort auf SARS-CoV-2 mRNA-Impfstoffe entwickeln können. Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunantwort für die Interpretation der Impf- stoffwirksamkeit berücksichtigt werden müssen und stehen im Einklang mit anderen kürzlich veröffentlichten Studien. 20 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

155 SAkuraBONSAI: A prospective, open-label study of Satralizumab investigating novel imaging, biomarker, and clinical outcomes in patients with Aquaporin-4-IgG- seropositive (AQP4-IgG+) Neuromyelitis Optica Spectrum Disorder (NMOSD) Heinz Wiendl1, Kazuo Fujihara2, Ho Jin Kim3, Romain Marignier4, Kevin C. O’connor5, Robert C. Sergott6, Anthony Traboulsee7, Jens Wuerfel8, Scott S. Zamvil9, Veronica G. Anania10, Regine Buffels11, Thomas Künzel11, Siân Lennon-Chrimes12, Sean J. Pittock13, Jeffrey L. Bennett14 1Department of Neurology, University of Muenster, Muenster, Deutschland; 2Department of Multiple Sclerosis Therapeutics, School of Medicine, Fukushima Medical University, Koriyama, Japan; 3Department of Neurology, National Cancer Centre, Goyang, Korea, Rep. of South; 4Service de neurologie, sclérose en plaques, pathologies de la myéline et neuro-inflammation, Hôpital Neurologique P. Wertheimer, The University Hospital of Lyon, Lyon, France; 5Yale University School of Medicine, New Haven, CT, United States; 6Wills Eye Hospital, Annesley EyeBrain Center, Thomas Jefferson University, Philadelphia, PA, United States; 7University of British Columbia, Vancouver, Canada; 8Medical Image Analysis Centre (MIAC AG) and University of Basel, Basel, Schweiz; 9University of California, San Francisco, CA, United States; 10Genentech, Inc, South San Francisco, CA, United States; 11F. Hoffmann-La Roche Ltd, Basel, Schweiz; 12Roche Products Ltd, Hertfordshire, United Kingdom; 13Mayo Clinic, Rochester, MN, United States; 14University of Colorado School of Medicine, Aurora, CO, United States Background: Neuromyelitis optica spectrum disorder (NMOSD) is a rare autoimmune condition of the CNS characterized by acute, unpredictable relapses that cause cumulative neurological disability. Satralizumab, a humanized, monoclonal recycling antibody that targets the interleukin-6 receptor, significantly reduced relapse risk with a favorable long-term safety profile vs placebo in patients with NMOSD in two phase 3 trials: SAkuraSky (satralizumab ± immunosuppressive therapy (IST); NCT02028884) and SAkuraStar (satralizumab monotherapy; NCT02073279). In Europe, satralizumab is ap- proved for the treatment of anti-aquaporin-4 IgG seropositive (AQP4-IgG+) NMOSD in patients ≥12 years. To date, no systematic prospective study of the correlation of clinical, imaging or fluid biomarker activity has been conducted in NMOSD patients. SAkuraBONSAI (NCT05269667) will seek to explore various biomarkers (immunological and imaging) associated with response to satralizumab, to better understand the mechanism of action and immunological changes following treatment in NMOSD. Goals: SAkuraBONSAI will include AQP4-IgG+ NMOSD patients who are treatment naïve or are inadequate responders to prior rituximab (RTX) treatment to evaluate clinical disease activity measures, patient-reported outcomes (PROs), phar- macokinetics, and safety. Correlations between imaging biomarkers (optical coherence tomography [OCT] and magnetic resonance imaging [MRI]), and serum and cerebrospinal fluid (CSF) biomarkers will also be investigated. Methods: SAkuraBONSAI is a 2-year, prospective, open-label, multicenter, international study, which will enroll approxi- mately 100 patients with AQP4-IgG+ NMOSD from 9 countries globally. Patients must be 18–74 years of age and have a confirmed diagnosis of AQP4-IgG+ NMOSD (Wingerchuk 2015 criteria). This study includes two patient cohorts, which are: maintenance treatment-naïve (Cohort 1; n=60) or inadequate responders to recent (<6 months) RTX or its biosimilar treatment (Cohort 2; n=40). Satralizumab monotherapy (120 mg) will be administered subcutaneously at Weeks 0, 2, 4, and Q4W thereafter for a total treatment period of 92 weeks, with a 12-week follow-up period. Following adequate train- ing, self-administration by an adult patient or caregiver is permitted after Week 2. Results: Subclinical disease activity and treatment response will be monitored using advanced OCT (change in retinal nerve fiber layer and ganglion cell plus inner plexiform layer thickness) and MRI (brain, optic nerve, and spinal cord pathology, as well as global and regional brain volumes) outcomes. Disease activity (i.e., proportion of relapse-free pa- tients, annualized relapse rate, time to relapse and relapse severity), disability progression (EDSS), cognition (SDMT), ophthalmological changes (visual acuity charts, VFQ-25), pharmacokinetics (correlations between biomarker changes and imaging, and clinical measures) and PROs will be assessed. Additionally, the effect of satralizumab on serum and CSF biomarkers associated with disease pathophysiology will be evaluated. Safety outcomes include the incidence and severity of adverse events. Abstracts 21

DGN Kongress Figure 1. SAkuraBONSAI Study Design Conclusions: SAkuraBONSAI incorporates comprehensive imaging and fluid biomarkers, and clinical assessments in pa- tients with AQP4-IgG+ NMOSD. SAkuraBONSAI will provide additional evidence for the use of satralizumab in NMOSD patient populations where further research is warranted, offering unique insights into potential clinically relevant im- munologic and imaging markers. 158 Best supportive care for patients with PPMS in Germany prior to ocrelizumab treatment: Final results of RETRO PPMS Herbert Schreiber1, Iris-Katharina Penner2,3, Cornelia Cooper4, Stefanie Hieke-Schulz4, Jost Leemhuis4, Tjalf Ziemssen5 1Neurologische Gemeinschaftspraxis & Neuropoint Akademie, Ulm, Deutschland; 2Klinik für Neurologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Universität Bern, Bern, Schweiz; 3COGITO Zentrum für Angewandte Neurokognition und Neuropsychologische Forschung, Düsseldorf, Deutschland; 4Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen, Deutschland; 5Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland Background: Prior to the availability of ocrelizumab as the first disease-modifying treatment (DMT) for primary progres- sive multiple sclerosis (PPMS) in Europe, management focused on symptomatic treatment and non-evidence-based use of DMTs. Objectives: RETRO PPMS (ML39631) retrospectively investigated best supportive care (BSC) in clinical practice in patients with PPMS in Germany. Methods: RETRO PPMS was a multicentre, secondary data use, retrospective, non-interventional study. Adults with PPMS according to McDonald 2010 criteria were included. Retrospective data collection started on July 19, 2018. Medical his- tory, disease status and treatments were assessed from 12-month periods prior to PPMS diagnosis. Acute measures, in- cluding BSC parameters and rehabilitation, were assessed from the last 2 years, and pharmacoeconomic data from the last 3 months prior to study start. Data were analysed using descriptive statistics with 95 % confidence intervals. Primary endpoint analyses examined the frequency of BSC measures for PPMS symptom relief. 22 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Results: The final analysis included 462 patients; one patient was excluded due to failure to meet McDonald 2010 criteria. The mean±SD age was 57.4±10.9 years, and 55.8 % of the patients were female. The most frequently reported PPMS symptom was muscle spasticity (60.8 % of patients), followed by ataxia (22.1 %), hypoaesthesia (17.7 %), dysaesthesia (13.6 %) and bladder dysfunction (10.8 %). The symptom with the highest BSC treatment rate was found to be muscle spasticity which was treated in 73.0 % of affected patients, most often with baclofen (32.4 %). Conclusions: Prior to the advent of ocrelizumab, only symptomatic therapies unable to slow progression were available for PPMS treatment. RETRO PPMS provides valuable real-world data on epidemiology and individual patterns of care of patients with PPMS in Germany prior to ocrelizumab treatment. Figure 1. Inclusion criteria and study design of this retrospective analysis. PPMS, primary progressive multiple sclerosis. Table 1. Baseline patient characteristics. MS, multiple sclerosis; PPMS, primary progressive multiple sclerosis; SD, standard deviation. Abstracts 23

160 Design of the non-interventional, multicenter, prospective observational study to evaluate patient related outcomes of Cladribine tablets in patients with Relapsing Multiple Sclerosis - CLAWIR Daniela Rau1, Joachim Richter2, Torsten Wagner2, Beate Müller2, Susanne Übler2 1Nervenfachärztliche Gemeinschaftspraxis Ulm, Ulm, Deutschland; 2Merck Healthcare Germany GmbH , Weiterstadt, Deutschland Background: This non-interventional study is aiming at prospective data collection based on patient-reported outcomes and clinical data in patients with relapsing multiple sclerosis (RMS) newly initiated a cladribine tablet therapy in clinical practice over an observational period of 2 years. The study objectives will include the analysis of the overall study cohort as well as an analysis comparing between subgroups of subjects in terms of previous MS treatment regimen (treatment naïve, first line switcher, high efficacy switcher). The study is planned to provide more understanding of the standardized questionnaires PROMIS Physical Function MS & PROMIS Fatigue MS as instruments in a real-world setting. In addition, the study can gain insight into patient’s perspec- tive evaluating the benefits or burden associated with cladribine tablets therapy using standardized questionnaires and patient reported outcomes (PROs). Depicted here is the design of this non-interventional study. Questions: This study aims to assess patient reported outcome PROMIS Fatigue MS & PROMIS Physical Function over 12 months with an optional extension to 24-month observation period. Methods: Study design: The CLAWIR study is a multi-center, observational, non-interventional cohort study over two years observational period which is set up as a local ancillary study to CLARION PASS. Study size, timeline and cladribine tablet treatment. Approximately 350 subjects are planned to be included in this study. NIS-participation-period for each subject: 24 months. During the 2-year observation period, subjects will attend visits as per routine clinical practice, which are expected to happen at baseline, at the end of month 2, 6 and 12 during year 1, at the end of month 14, 18, and 24 during year 2, and as clinically indicated. PROs will be measured using instruments such as PROMIS Fatigue MS, PROMIS Physical Function MS, TSQM 1.4, Work productivity and Activity Impairment Questionnaire (WPAI). Conclusions: Burden and benefits of therapy are emerging but often inadequately investigated phenomena in real life which can only be evaluated by means of patient reported outcomes. Therefore, this study aims to improve the under- standing and use of respective PROs. 169 Untersuchung der Immunantwort nach SARS-CoV-2 mRNA Impfungen in SPMS Patienten unter Siponimod Behandlung (AMA-VACC, klinische Studie) Tjalf Ziemssen1, Marie Groth2, Benjamin Ettle2, Tobias Bopp3 1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Zentrum für klinische Neurowissenschaften, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland; 2Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Deutschland; 3Institut für Immunologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität, Mainz, Deutschland Hintergrund: SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffe sind ein Schlüsselfaktor bei der globalen Bekämpfung der COVID-19-Pan- demie. Bis heute gibt es jedoch nur wenige Daten über die Wirksamkeit dieser Impfstoffe zum Auslösen einer zellulären und humoralen Immunantworten bei Patienten und Patientinnen mit sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS), die auf krankheitsmodifizierende Therapien (DMTs) angewiesen sind. Abstracts 25

DGN Kongress Ziele: In dieser Studie soll die Auswirkung einer Siponimod-Therapie auf die Ausbildung einer Immunreaktion nach SARS-CoV-2 mRNA Impfung sowohl im Zeitverlauf als auch nach einer Auffrischimpfung untersucht werden. Methoden: AMA-VACC ist eine prospektive, offene Drei-Kohorten-Studie mit 41 Multiple-Sklerose-Patienten und -Pa- tientinnen an zehn Standorten in Deutschland. Patienten und Patientinnen in Kohorte 1 erhalten ihre initialen SARS- CoV-2-mRNA-Impfungen während einer kontinuierlichen Siponimod-Behandlung, Kohorte 2 unterbricht die Siponimod- Behandlung zum Zweck eines vollständigen Impfzyklus und Kohorte 3 wird während einer kontinuierlichen Behandlung mit Erstlinientherapeutika (Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Interferone, Teriflunomid) oder ohne aktuelle Behand- lung in der klinischen Routine geimpft. Die Entwicklung von neutralisierenden Antikörpern (primärer Endpunkt) sowie der Nachweis von SARS-CoV-2-spezifischen T-Zellen (sekundärer Endpunkt) werden nach der Erst- und Auffrischungs- impfung untersucht und bis zu 6 Monate lang überwacht. Ergebnisse: Die Ergebnisse früherer Zwischenanalysen haben gezeigt, dass die Mehrheit (>70%) der mit Siponimod be- handelten Patienten und Patientinnen nach der SARS-CoV-2-mRNA-Impfung eine Immunantwort entwickeln kann. Diese neue Interimsanalyse wird das Niveau der zellulären und humoralen Immunantwort bis zu 6 Monate nach der Impfung und die Wirkung von Auffrischungsimpfungen bei mit Siponimod behandelten Patienten beschreiben. Insgesamt haben mehr als 90 % der Patienten und Patientinnen im Verlaufe der Studie eine Boosterimpfung erhalten. Schlussfolgerungen: Diese Analyse liefert Daten zur Aufrechterhaltung der humoralen und zellulären Immunantwort nach der SARS-CoV-2-Impfung bei mit Siponimod behandelten Patienten und Patientinnen und ermöglicht es Ärzten und Patienten und Patientinnen, eine fundierte Entscheidung über die Koordinierung von SARS-CoV-2-mRNA-Impfung (Booster) und SPMS-Behandlung zu treffen. 182 Early child development up to the age of six years after fingolimod exposure during early pregnancy in women with multiple sclerosis Luisa Rademacher1, Anke Schürmann1, Sandra Thiel2, Kerstin Hellwig2 1Institute of Medicine, Ruhr-University Bochum, Bochum, Deutschland; 2Department of Neurology, St. Josef Hospital, Ruhr- University Bochum, Bochum, Deutschland Background: Although fingolimod (FTY) is contraindicated for the use during pregnancy and in women of childbear- ing age, who do not use effective contraception, accidental early pregnancy exposure might occur. But only short-term outcomes after pregnancy exposure with FTY have been published and long-term data on child development are lacking. Objective: To investigate the impact of FTY exposure during early pregnancy on child development up to the age of six, in comparison to infants of women with multiple sclerosis (MS) unexposed to any disease-modifying therapies (DMTs) during pregnancy. Question: Does FTY exposure during early pregnancy impacts the infant’s health and development in respect of devel- opmental delays, chronic diseases, the use of antibiotics, and hospitalizations? Methods: For this nationwide prospective cohort study from the German MS- and Pregnancy Registry, we conducted standardized telephone interviews to obtain the following key variables: developmental delays, chronic diseases, antibi- otic treatments and hospitalizations. As a screening instrument for developmental delays we used the questionnaires from Michaelis (“landmarks of devel- opment“), considering six different domains: physical motor function, motor function of fingers and hands, language and speech development, cognitive development, social development and emotional development. Additionally, docu- mented anomalies were taken from the children’s medical check-up booklet. To verify the patient reported outcomes, we also asked the pediatrician for the main outcomes. 26 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Results: We collected data of 84 pregnancies: 40 exposed to FTY (median exposure duration: 32 days, range -34-120) und 44 without DMT exposure during pregnancy. The return rate of pediatrician verification questionnaires was 71.43 %. 42.86 % of children were followed over one year and 57.14 % over two years. Only 5 children (5.95 %) were recruited retrospectively. Children’s mean age was similar between groups (exposed: 3.12 ± 1.18; unexposed 2.89 ± 0.78; p = 0.969). Mean births weight was significantly lower in exposed newborns (exposed: 3180.73g ± 500.89g; unexposed: 3354.21g ± 427.23g; p = 0.034). In regard to the main outcomes developmental delays according to the “landmarks of development“ (exposed: 25.00 %; unexposed: 20.45 %; p=0.813), chronic diseases (exposed: 15.00 %; unexposed: 6.82 %; p=0.298), the use of antibiotics (exposed: 42.50 %; unexposed: 50.00 %; p=0.639), and hospitalizations (exposed: 27.50 %; unexposed: 25.00 %; p=0.991), no significant difference was observed. Conclusions: In this study FTY exposure during early pregnancy does not have a significant impact on the infant’s de- velopment and health compared to children without DMT exposure during pregnancy, but results are limited to a small sample size. In order to obtain more reliable data, a larger cohort has to be examined. However, it is important to counsel women to avoid pregnancies within 2 months after the last intake of FTY and to use effective contraception. 183 Early child development up to the age of six years in infants of women with multiple sclerosis and natalizumab exposure after the first trimester of pregnancy Anke Schürmann1, Luisa Rademacher1, Sandra Thiel2, Kerstin Hellwig2 1Institute of Medicine, Ruhr-University Bochum, Bochum, Deutschland; 2Department of Neurology, St. Josef Hospital, Ruhr-University Bochum, Bochum, Deutschland Background: Natalizumab (NTZ) exposure during the first trimester of pregnancy does not represent a major teratogenic risk, but third trimester exposure is associated with hematological abnormalities, whereas other short-term pregnancy outcomes do not appear to be impacted. However, long-term data on child development are lacking. Objective: To investigate the impact of NTZ exposure after the first trimester on child development up to six years com- pared to infants of mothers with multiple sclerosis (MS) unexposed to disease modifying therapies (DMT). Question: Does a NTZ exposure after first trimester of pregnancy has an impact on the infant’s health and development in respect of developmental delays, chronic diseases, hospitalizations, and use of antibiotics? Methods: In this prospective nationwide observational cohort study from the German MS and Pregnancy Registry (DM- SKW) we asked for developmental delays, chronic diseases, use of antibiotics and hospitalizations in annual telephone interviews. To investigate early development delays, we used the for Germany validated early child development ques- tionnaire from Michaelis (“landmarks of development“). To verify the patient reported outcomes, we also asked the pedia- trician for the main outcomes. Results: We collected data on 87 pregnancies: 43 exposed to NTZ (median gestational week of last medication 29.43 range 17.71-38.86) and 44 unexposed to DMTs during pregnancy. The return rate of pediatrician verification question- naires was 75.86 %. 51.74 % were followed over one year and 48.26 % over 2 years. Only 7 (8.05 %) children were recruited retrospectively. The mean age of children at the first interview was similar between groups (NTZ: 2.88 ± 1.23; no DMT: 2.45 ± 0.54; p=0.331). Groups did not significantly differ in baseline characteristics, except of a significant lower birth weight (NTZ: mean 3054.14g ± 494.76g; no DMT: mean 3354.21g ± 427.23g; p=0.003) and height (NTZ: mean 49.86cm ± 2.56cm; no DMT: mean 50.98cm ± 1.84; p=0.022) and a lower gestational week (NTZ: mean 38.97 ± 1.72; no DMT: mean 40.0 ± 1.57; p=0.005) in NTZ-exposed group. In all main outcomes: chronic diseases (NTZ: 11.63 %; no DMT 6.82 %; p=0.484), hospi- talization (NTZ: 25.58 %; no DMT: 25 %; p>0.9), the use of antibiotics (NTZ: 39.53 %; no DMT: 50 %; p= 0.444) and develop- Abstracts 27

DGN Kongress ment delays (NTZ: 32 %; no DMT: 20.45 %; p=0.3) no significant difference was observed. In the NTZ-exposed group, the children’s blood count was taken in 32 cases after birth (74.42 %). 17 blood counts show abnormalities (53.13 %) such as anemia (28.13 %) and thrombocytopenia (31.25 %). Conclusions: NTZ exposure during pregnancy does not significantly influence the infant’s health or development com- pared to DMT-unexposed children. Our study provides reassurance that NTZ can be used up to third trimester in cases of severer disease activity, but is limited to a small sample size. In order to obtain more reliable data, a larger cohort has to be examined. 188 Impact of symptomatic MS therapy on pregnancy course and outcome Laura Witt1, Sandra Thiel1, Andrea I. Ciplea1, Ralf Gold1, Kerstin Hellwig1 1St. Josef Hospital - Katholisches Klinikum Bochum, Bochum, Deutschland Background: Information on symptomatic therapy (ST) cessation behavior of pregnant MS women is lacking and data on the impact of ST pregnancy exposure on pregnancy outcome is still pending. Goals: To assess the course of ST intake in women with multiple sclerosis (MS) getting pregnant and to describe preg- nancy outcomes. Questions: What ST do MS patients receive before, during and after pregnancy and do these STs have an influence on the course and outcome of pregnancy? Methods: Pregnancies after ST intake recorded in the German Multiple Sclerosis and Pregnancy Registry (DMSKW) be- tween 2006 and 2020 are presented. Data was collected with a standardized questionnaire in regular telephone inter- views during pregnancy and postpartum. Pregnancy outcomes were compared between women with ST pregnancy exposure (exposed group) and ST naïve pregnancies (control group). In addition, the results of the exposed group, strati- fied by the most commonly used STs during pregnancy, were compared. Results: Out of 2,449 registered pregnancies in the DMSKW, 1,396 (57.0 %) ST naïve pregnancies (control group) were documented and 1,053 (43.0 %) received ST anytime during the observational period. Out of 439 (17.9 %) pregnancies with ST before conception, 282 (64.2 %) continued ST during pregnancy (exposed group). Analgetics (31.1 %), anticon- vulsives (8.7 %) and antidepressants (24.8 %) were taken most frequently during pregnancy. Spontaneous and elective abortions, ectopic pregnancies, still-, live-, and preterm births did not significantly differ be- tween groups. 61 (3.6 %) malformations were observed without a specific pattern (5 among fetal losses), 11 (3.9 %) in the exposed and 50 (3.5 %) in the control group (p-value: 0.902). Median births weight (exposed: 3,275 g [2882;3570]; controls: 3,300 g [2980;3630]; p-value: 0.118) and gestational week at births (exposed: 39.1 [38.0;40.3]; controls: 39.4 [38.3;40.4]; p-value: 0.037) were nearly identical in both groups. After stratification by analgetic (n=125), antidepressant (n=100) and anticonvulsive (n=35) use during pregnancy, base- line characteristics and pregnancy outcomes were almost identical, as well, except of a statistically significant increased malformation rate in the anticonvulsive group (anticonvulsives: 4 (11.4 %); analgetics: 5 (4.0 %); antidepressants: 2 (2.0 %); p-value: 0,043). Conclusions: Although nearly half of the observed women take ST in general, only few (17.9 %) take ST prior to conceiv- ing, but more than a half of this women continue ST during pregnancy. Pain and depressions were the most common reasons for ST use. In this study ST pregnancy exposure does not have a significant impact on pregnancy outcomes. However, after stratification by drug groups, an increase malformation rate has been observed in anticonvulsives group, but results are limited to a small sample size. In order to obtain more reliable data, a larger cohort has to be examined. 28 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

194 Results from in vitro study comparing five 10 % intravenous immunoglobulins Rabye Ouaia1 1LFB Biomédicaments , Les Ulis, France Objective: The objective of this investigation was to report the extend how 10 % IVIg preparations differ in their purity profile and biological characteristics. Material and Method: Purity profile and biological characteristics of IqYmune® were compared to other marketed 10 % IVIg (Privigen®, Octagam®, Gamunex®, and Kiovig®). All IVIg preparations were commercially available – derived either from US or EU plasma. Results: Anticomplementary activity (ACA): Variable levels of ACA were observed among the brands with intermediate levels for IqYmune®. Complement activation is known to induce fever, chills, and hypotension [1]. Fig 1: Level of aggregate contents measured by C1q activity (Analytical Unit) Functional characterization: Immunoglobulins contribute to immunity through recognition of pathogens by the frag- ment antibody binding (Fab) regions of the antibodies. The Fab functionality of IVIg products against viruses and bacteria was determined by assaying its content in relevant antibodies. The functional activity had been determined by measur- ing antibodies against the following pathogens: Hepatitis B, Hepatitis A, Tetanus, Diphtheria, Cytomegalie, Haemophilus inf. B, Measles, Varicella zoster, Poliovirus. The results show no significant difference between the tested IVIg products for all antibodies. Purity: Purity assessment shows differences between these preparations: IgA contents are the highest for Octagam® (>1.4 mg/g Prot); IgA are intermediate for Gamunex®, Kiovig®; for Privigen® and IqYmune®, contents in IgA are very low (around 0.1 mg/g Prot). Abstracts 29

DGN Kongress Fig 2: Comparison of IgA contents Coagulant factors: IqYmune® exhibits the lowest Factor XI Ag content (102-109 mEIU/mL) compared to competitors (151- 338 mEU/mL). Maximum Factor XI Ag content was observed with Privigen® (309 mEIU/mL). Table. Coagulation factors Ag contents. Conclusion: Although different IVIg preparations essentially consist of polyclonal IgG, the different purification processes lead to variations in other characteristics. The IqYmune manufacturing process developed with a Quality by Design (QbD) approach [2] has generated a 10 % IVIg ensuring a good quality and an enhanced tolerability profile while maintaining a high level of efficacy. References: 1. Spycher M, Matozan K, Minnig K, et al. In vitro comparison of the complement scavenging capacity of different intrave- nous immunoglobulin preparations. Vox Sang 2009; 97:348–354. 2. Philippe Paolantonacci, Philippe Appourchaux, Béa- trice Claudel, et al. Development of a Premium Quality Plasma-derived IVIg (IQYMUNE ®) Utilizing the Principles of Quality by Design - A worked-through Case Study. PDA J Pharm Sci Technol. Mar-Apr 2018;72(2):176-187. 30 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

196 Evaluating no evidence of disease activity in patients with relapsing Multiple Sclerosis: post hoc analysis of the phase 3 RADIANCE and open-label extensions Studies of Ozanimod Ludwig Kappos1, Comi Giancarlo2, Krzysztof Selmaj3, Lawrence Steinman4, Amit Bar-Or5, Douglas L. Arnold6, Hans-Peter Hartung7,8,9,10, Xavier Montalban11, Eva Havrdova12, Chahin Pachai13, James Sheffield13, Chun-Yen Cheng13, Diego Silva13, John Vaile13, Jean Pierre Morello13, Jeffrey Cohen14, Bruce Cree15 1Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience (RC2NB), University Hospital and University of Basel, Basel, Schweiz; 2Vita-Salute San Raffaele University and Casa di Cura del Policlinico, Milan, Italy; 3Center for Neurology, Łódź, Poland and Collegium Medicum, University of Warmia and Mazury, Olsztyn, Poland; 4Beckman Center for Molecular Medicine, Stanford University Medical Center, Stanford, United States; 5Center for Neuroinflammation and Experimental Therapeutics, Perelman School of Medicine, University of Pennsylvania, Philadelphia, United States; 6NeuroRx Research and Montréal Neurological Institute, McGill University, Montreal, Quebec, Canada; 7Heinrich-Heine University, Düsseldorf, Deutschland; 8Brain and Mind Centre, University of Sydney, Sydney, Australia; 9Medical University of Vienna, Vienna, Österreich; 10Palacky University Olomouc, Olomouc, Czech Republic; 11Centre d’Esclerosi Múltiple de Catalunya (Cemcat), Hospital Universitario Vall d’Hebron, Barcelona, Spain; 12Center for Clinical Neuroscience, Charles University, Prague, Czech Republic; 13Bristol Myers Squibb, Princeton, United States; 14Mellen Center for MS Treatment and Research, Cleveland Clinic, Cleveland, United States; 15Weill Institute for Neurosciences, University of California San Francisco, San Francisco, United States Background: No evidence of disease activity (NEDA) is a composite efficacy outcome and recommended treatment tar- get for multiple sclerosis. Questions: To assess NEDA-3 and NEDA-4 in patients with relapsing multiple sclerosis treated with ozanimod. Methods: Data were collected from a randomized phase 3 trial (RADIANCE, NCT02047734) of oral ozanimod 0.92 mg/d vs intramuscular interferon β-1a (IFN) 30 µg/wk and an open-label extension trial (DAYBREAK, NCT02576717) of ozanimod 0.92 mg/d. MRIs were performed at baseline and yearly in both trials. NEDA-3 (no new gadolinium-enhancing lesions, no new/enlarging T2 lesions, no relapses, and no Expanded Disability Status Scale score progression from baseline) and NEDA-4 (NEDA-3 plus annualized whole brain volume loss ≤0.4 %) were calculated from RADIANCE baseline and rebase- lined to RADIANCE month 12 to control for high lesion activity and brain volume loss rates immediately after treatment initiation (observed cases). Results: NEDA-3 rates at RADIANCE month 12 and 24 and DAYBREAK month 12, 24, and 36 were 31.2 %, 24.6 %*, 16.2 %*, 13.4 %*, and 10.7 % with continuous ozanimod and 26.9 %, 17.0 %, 9.8 %, 8.6 %, and 7.4 % for those on/transitioned from IFN, respectively. NEDA-4 rates at those times were 21.5 %, 14.0 %*, 10.0 %, 10.4 %, and 10.3 % for continuous ozanimod and 16.3 %, 7.8 %, 5.9 %, 6.2 %, and 6.3 % for those on/transitioned from IFN. After rebaselining to month 12, NEDA-3 rates at RADIANCE month 24 and DAYBREAK month 12, 24 and 36 were 52.6 %*, 33.1 %*, 26.3 %*, and 21.3 % with continu- ous ozanimod and 33.4 %, 20.5 %,17.4 %, and 14.8 % for those on/transitioned from IFN. Rebaselined rates of NEDA-4 were 33.5 %*, 20.0 %*, 16.7 %, and 14.1 % for continuous ozanimod and 19.7 %, 11.7 %, 11.2 %, and 11.0 % for those on/ transitioned from IFN. Conclusions: More patients achieved NEDA-3 and NEDA-4 at month 24 with ozanimod vs IFN. Rebaselining to month 12 resulted in more patients on continuous ozanimod vs transitioned from IFN achieving NEDA-3 and NEDA-4 in DAYBREAK. *nominal P<0.05 vs IFN. Abstracts 31

DGN Kongress 209 A Post Hoc Analysis of Immunoglobulin Levels in Patients With Relapsing Multiple Sclerosis Treated With Ozanimod in Phase 3 Trials Sarah Harris1, Harry Southworth2, James Sheffield1, Rachel Maddux1, Jeffrey Cohen3 1Bristol Myers Squibb, Princeton, United States; 2Data Clarity Consulting Ltd., Stockport, United Kingdom; 3Mellen Center for MS Treatment and Research, Cleveland Clinic, Cleveland, United States Background: Ozanimod, a sphingosine 1-phosphate receptor 1 and 5 modulator, is approved in multiple countries for the treatment of adults with either relapsing forms of multiple sclerosis (RMS) or moderately to severely active ulcerative colitis. As expected from its mechanism of action, which involves reduction of lymphocyte egress from secondary lym- phoid organs, ozanimod decreases absolute lymphocyte count (ALC) and reduces circulating CD19+ B- and CD3+ T-cell subsets in a dose-dependent manner. B and T cells are required for immunoglobulin (Ig) production, but the effect of ozanimod-induced lymphoid tissue sequestration of these cell types on circulating Ig levels is not known. Questions: This exploratory, post hoc analysis evaluated whether ozanimod treatment results in changes in Ig levels (IgA, IgG, and IgM) and assessed the relationship of Ig changes to pharmacodynamic, clinical, and imaging outcomes in RMS patients. Methods: Serum IgA, IgG, and IgM levels and blood ALC were quantified from samples obtained at baseline and 12-month intervals from patients with RMS in the phase 3 RADIANCE (NCT02047734; 24-month duration) and SUNBEAM (NCT02294058; ≥12-month duration) trials who were randomized to ozanimod 0.46 or 0.92 mg/day (equivalent to ozani- mod HCl 0.5 and 1 mg, respectively), or intramuscular interferon (IFN) β-1a 30 µg/week. Relationships between median proportion of baseline Ig levels at month 12 (SUNBEAM) or 24 (RADIANCE) and median proportion of baseline ALC, annu- alized relapse rate (ARR), and mean number of gadolinium-enhancing (GdE) lesions were analyzed from 1000 bootstrap samples. Results: Patients treated with ozanimod maintained Ig levels within the normal range; however, dose-dependent de- creases from baseline, and relative to IFN β-1a, were observed for all Igs. Patients treated with IFN β-1a showed increases for most of these Igs. At month 12 in SUNBEAM, ozanimod was associated with dose-dependent median reductions from baseline in both Ig level (proportion of baseline: 0.46 mg=0.906, 0.92 mg=0.877) and, as expected by the mechanism of action, ALC (proportion of baseline: 0.46 mg=0.503, 0.92 mg=0.364); similar results were observed at 24 months in RADIANCE. In both trials, lower IgA, IgG, or IgM levels were associated with lower ARR and fewer GdE lesions in patients treated with ozanimod. Conclusions: In phase 3 trials, ozanimod treatment resulted in dose-dependent decreases in circulating IgA, IgG, and IgM levels in patients with RMS; however, the Ig levels were maintained within normal ranges. The decreases in Ig levels were associated with reduced ARR and fewer GdE lesions. These findings suggest that sequestration of B and T cells in lymphoid tissues by ozanimod does not severely diminish nor abolish circulating Ig levels. 32 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

210 Inverse relationship between plasma neurofilament light chain cconcentration and symbol digit modalities test scores in the Phase 3 SUNBEAM Trial of Ozanimod in relapsing multiple sclerosis Sarah Harris1, Comi Giancarlo2, Bruce Cree3, Douglas L. Arnold4, Lawrence Steinman5, James Sheffield1, Harry Southworth6, Rachel Maddux1, Ludwig Kappos7, Jeffrey Cohen8 1Bristol Myers Squibb, Princeton, United States; 2Vita-Salute San Raffaele University and Casa di Cura del Policlinico, Milan, Italy; 3University of California San Francisco, Weill Institute for Neurosciences, Department of Neurology, San Francisco, United States; 4McGill University, NeuroRx Research and Montréal Neurological Institute, Montreal, Canada; 5Stanford University Medical Center, Department of Neurology and Neurological Sciences, Beckman Center for Molecular Medicine, Stanford,; 6Data Clarity Consulting Ltd., Stockport, United Kingdom; 7University Hospital and University of Basel, Basel, Switzerland, Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience Basel (RC2NB), Departments of Head, Spine and Neuromedicine, Basel, Schweiz; 8Mellen Center for MS Treatment and Research, Cleveland Clinic, Cleveland, United States Background: Cognitive dysfunction, including diminished cognitive processing speed (CPS), is a major source of impair- ment in patients with multiple sclerosis (MS). In the phase 3 SUNBEAM trial, the sphingosine 1-phosphate receptor 1 and 5 modulator ozanimod reduced plasma neurofilament light chain concentration (pNfL, a marker of neurodegeneration) and improved CPS based on the Symbol Digit Modalities Test (SDMT) compared with intramuscular interferon (IFN) β-1a. Questions: This post hoc analysis evaluated relationships between pNfL concentration and SDMT scores at baseline and on ozanimod treatment in SUNBEAM. Methods: In the double-blind, double-dummy SUNBEAM trial (NCT02294058), patients with relapsing MS were rand- omized to once-daily oral ozanimod 0.92 or 0.46 mg (equivalent to ozanimod HCl 1 or 0.5 mg) or weekly intramuscu- lar IFN β-1a 30 µg, continued for ≥12 months. pNfL (analyzed with Simoa technology) and SDMT (part of a secondary endpoint) were assessed at baseline and month 12. Relationships between pNfL and SDMT at baseline were evaluated with Kendall’s τ correlation, and changes on treatment were evaluated with linear regression and treatment-stratified bootstrap sampling. Results: SUNBEAM included 1346 participants (mean [SD] age 35.6 [9.3] y; time since symptom onset 7.0 [6.2] y; Ex- panded Disability Status Scale 2.6 [1.1]): 447 received ozanimod 0.92 mg, 451 ozanimod 0.46 mg, and 448 IFN β-1a. At baseline, median (IQR) pNfL was 14.7 (10.2, 23.3) pg/mL and SDMT score was 48.0 (38.0, 56.0); Kendall’s correlation (95 % CI) between these variables was -0.10 (-0.14 to -0.06), indicating a slight negative association. Based on 1000 bootstrap samples, greater median percent reduction in pNfL was associated with greater mean SDMT change from baseline at month 12; both ozanimod doses were associated with greater median reductions in pNfL and mean improvements in SDMT than IFN β-1a, with 0.92 mg showing the greatest differences from IFN β-1a. There were no relationships noted between baseline pNfL or change from baseline at month 12 in pNfL and any specific SDMT category (worsened/stable/ improved based on ≥4-point change from baseline at month 12). Conclusions: In this exploratory, post hoc analysis of the SUNBEAM trial, baseline pNfL correlated inversely with baseline SDMT. Ozanimod treatment decreased pNfL and improved SDMT to a greater extent than IFN β-1a. Future prospective analyses are warranted to determine the clinical utility of pNfL as a marker of CPS. Abstracts 33

DGN Kongress 212 Long-term efficacy and safety, including COVID-19 infections, among Ozanimod-treated patients with relapsing multiple sclerosis in the DAYBREAK Open-Label Extension Trial Bruce Cree1, Krzysztof Selmaj2, Lawrence Steinman3, Comi Giancarlo4, Amit Bar-Or5, Douglas L. Arnold6, Hans-Peter Hartung7,8,9,10, Xavier Montalban11, Eva Havrdova12, James Sheffield13, Neil Minton13, Chun-Yen Cheng13, Diego Silva13, Ludwig Kappos14, Jeffrey Cohen15 1University of California San Francisco, Weill Institute for Neurosciences, Department of Neurology, San Francisco, United States; 2University of Warmia and Mazury, Center for Neurology, Łódź, Poland and Collegium Medicum, Department of Neurology, Olsztyn, Poland; 3Stanford University Medical Center, Department of Neurology and Neurological Sciences, Beckman Center for Molecular Medicine, Stanford, United States; 4Vita-Salute San Raffaele University and Casa di Cura del Policlinico, Milan, Italy; 5University of Pennsylvania, Center for Neuroinflammation and Experimental Therapeutics, and Department of Neurology, Perelman School of Medicine, Philadelphia, United States; 6McGill University, NeuroRx Research and Montréal Neurological Institute, Montreal, Canada; 7Heinrich-Heine University , Department of Neurology Medical Faculty, Düsseldorf, Deutschland; 8University of Sydney, Brain and Mind Centre, Sydney, Australia; 9Medical University of Vienna, Department of Neurology, Vienna, Österreich; 10Palacky University Olomouc, Department of Neurology, Olomouc, Czech Republic; 11Hospital Universitari Vall d’Hebron, Department of Neurology-Neuroimmunology, Centre d’Esclerosi Múltiple de Catalunya (Cemcat), Barcelona, Spain; 12Charles University, Department of Neurology and Center for Clinical Neuroscience, Prague, Czech Republic; 13Bristol Myers Squibb, Princeton, United States; 14University Hospital and University of Basel, Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience, Departments of Medicine, Clinical Research, Biomedicine, and Biomedical Engineering, Basel, Schweiz; 15Mellen Center for MS Treatment and Research, Cleveland Clinic, Cleveland, United States Hintergrund: Four clinical trials of ozanimod, a sphingosine 1-phosphate receptor 1 and 5 modulator approved in multi- ple countries for the treatment of adults with either relapsing forms of multiple sclerosis (RMS) or moderately to severely active ulcerative colitis, were completed in patients with RMS. DAYBREAK is an ongoing open-label extension (OLE) study that enrolled patients from these parent trials. Fragestellung: To report interim efficacy and safety data, including COVID-19 infections, during extended exposure to ozanimod among patients in the DAYBREAK OLE trial. Methoden: Patients with RMS who completed a phase 1, 2, or 3 ozanimod parent trial were eligible to enroll in DAY- BREAK (NCT02576717), where they received ozanimod 0.92 mg/d (equivalent to ozanimod HCl 1 mg). Safety outcomes (treatment-emergent adverse events [TEAEs]) and efficacy outcomes of annualized relapse rate (ARR) and adjusted mean numbers of new/enlarging T2 and gadolinium-enhancing (GdE) lesions on brain MRI (all calculated via negative binomial regression) were evaluated through 2 February 2021. MRI brain lesions were reported for patients who entered the OLE from an active-controlled phase 3 trial. COVID-19 cases occurring in DAYBREAK participants between 1 November 2019 through 10 May 2021 were identified based on reported adverse event preferred terms related to coronavirus infection or coronavirus test positive. Ergebnisse: Of 2639 patients who were eligible from parent trials, 2494 patients enrolled in DAYBREAK. With a mean (range) ozanimod exposure of 46.8 (0.03–62.7) months (9725.6 patient-years) in the OLE, ozanimod demonstrated sus- tained efficacy with a low ARR (adjusted ARR 0.103 [95% CI, 0.086–0.123]). At OLE month 48, the adjusted mean numbers of new/enlarging T2 and GdE lesions relative to DAYBREAK baseline were low and similar across parent trial treatment groups (T2: 0.85–1.03; GdE: 0.06–0.12). There were 2143 patients (85.9%) with TEAEs (which were similar in nature to those in the parent trials), 298 (11.9%) had a serious TEAE, and 75 (3.0%) discontinued treatment due to TEAEs. As of May 2021, 190/2181 (8.7%) patients reported confirmed (n=160) or suspected (n=30) COVID-19. One patient died from pulmonary embolism associated 34 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

with COVID-19; one died from suspected, serious COVID-19 pneumonia; and one died from a lung abscess following COVID-19. Most cases (n=176/190 [92.6%]) were non-serious. Ozanimod was continued without interruption in 119 patients (62.6%) with COVID-19, of whom 113 recovered without sequelae; no patients with COVID-19 permanently discontinued ozanimod. Schlussfolgerungen: Interim data from DAYBREAK participants treated for up to 62.7 months are consistent with the established safety profile of ozanimod and show sustained control of disease activity. The benefit:risk profile of ozanimod remains unchanged with most COVID-19 infections being non-serious, and the majority resolving without treatment interruption. 216 Cladribine and pregnancy in women with multiple sclerosis – a case series Karen Dost-Kovalsky1, Sandra Thiel1, Andrea Ciplea1, Ralf Gold1, Kerstin Hellwig1 1St. Josef-Hospital - Katholisches Klinikum Bochum, Neurologie, Bochum, Deutschland Background: Information on pregnancy outcomes after cladribine (CLAD) exposure in women with multiple sclerosis (MS) is scarce and data to disease activity during pregnancy and postpartum is also lacking. Objectives: To asses pregnancy outcomes and disease activity after CLAD treatment in women with MS. Research Question: Do women who receive CLAD treatment before or in pregnancy, experience good disease control during pregnancy and post-partum, without rebound relapses and give birth to healthy children? Methods: Pregnancies after CLAD treatment documented in the German Multiple Sclerosis and Pregnancy Registry (DMSKW) are presented. Information on pregnancy outcomes and disease course was collected with a standardized questionnaire in regular telephone interviews during pregnancy and postpartum. For descriptive analysis, this cohort was stratified to last cladribine intake: i. After last menstrual period (LMP), ii. Between LMP and 6 months prior to LMP and; iii. More than 6 months prior to LMP. Relapse data, including EDSS values were verified by treating neurologists and negative pregnancy outcomes by the treating gynaecologist or paediatrician. Results: 38 pregnancies in women with MS occurred after CLAD treatment, two with pregnancy exposure after LMP (median exposure duration 24 days; range 19 – 29), 15 with pregnancy exposure during the last 6 months prior to LMP (median number of days between CLAD stop and LMP 114,5 days; range 1 – 180) and 21 without pregnancy exposure (median number of days between CLAD stop and LMP 218 days; range 189 – 576). So far, 24 healthy babies and one elec- tive abortion due to social indication were reported. Two (5.3 %) spontaneous abortions occurred and 11 pregnancies are ongoing (normal pregnancy course up to now) and one woman is lost to follow up. One (4.2 %) major congenital malformation of an atrial septum defect and one (4.2 %) minor congenital malformation of a heamangioma were reported. Disease course was stable in most women. Only one (4.2 %) relapse occurred in 24 women with completed pregnancy follow-up and one (5.3 %) postpartum relapse in 19 women with at least 3 months postpartum follow up. Updated information will be presented at the time of the meeting. Conclusion: The cohort showed excellent disease control during pregnancy and postpartum, without the phenomenon of rebound. Our data adds useful information on pregnancies with generally healthy newborns after CLAD treatment but is limited by the small sample size. It is important to counsel women to avoid pregnancies within 6 months after the last intake of CLAD and to use effective contraception. Abstracts 35

DGN Kongress 217 Increased clinical benefit of ponesimod over teriflunomide in early disease subgroup compared with overall population Allitia DiBernardo1, Ibrahim Turkoz2, Michael Kutch2, Maria Ait Tihyaty1 1Janssen Research & Development, LLC, Global Medical Affairs, Titusville, NJ, United States; 2Janssen Research & Development, LLC, Clinical Biostatistics, Titusville, NJ, United States Background: In OPTIMUM, a Phase III, randomized, double-blind study, ponesimod demonstrated superiority over teri- flunomide on Annualized Relapse Rate (ARR) with Rate Ratio (RR)=0.695 [99 % CLs: 0.536, 0.902], number of Combined Unique Active Lesions (CUALs) with RR=0.444 [95 % CLs: 0.364, 0.542] and MS-fatigue with Mean Difference= -3.57 [95 % CLs: -5.83, -1.32]. It is well established that early treatment in Multiple sclerosis (MS) with higher-potency therapies improves long-term outcomes. Objectives: The primary objective was to evaluate the differential benefit of ponesimod compared with teriflunomide in an early disease patient population. Methods: Baseline Expanded Disability Status Scale (EDSS) scores in the OPTIMUM study were between 0-5.5. This sub- group analysis examined patients with EDSS ≤3 and/or who were treatment naïve. Treatment differences in these sub- groups were compared with the overall population on ARR, CUALs and MS-fatigue. Results: In the EDSS ≤3 subgroup, ponesimod reduced ARR by 47 %, RR=0.530 [99 % CLs: 0.372, 0.755] and MS-fatigue mean difference improved to -4.31 [95 % CLs: -6.99, -1.63] in favor of ponesimod. Treatment naïve patients also benefited from ponesimod compared with teriflunomide in terms of ARR and MS-fatigue. Changes in MS-fatigue in EDSS ≤3 and treatment naïve subgroup were further increased in favor of ponesimod, mean difference= -5.30 [95 % CLs: -8.25, -2.35]. Results of this subgroup analysis were consistent with the overall population on CUALs. Conclusion: Ponesimod demonstrated increased clinical benefit as compared with teriflunomide in early disease sub- groups and compared with the overall population. This subgroup analysis confirms the advantage of using ponesimod as an early high efficacy treatment. 36 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

218 METEOROID: A randomized, double-blind, placebo-controlled, multicenter phase 3 study of Satralizumab in patients with myelin oligodendrocyte glycoprotein antibody-associated disease (MOGAD) Ilya Ayzenberg1, Eoin P. Flanagan2, Tania Kümpfel3, Romain Marignier4, Kazuo Fujihara5, Cheryl Hemingway6, Michael Levy7, Ivana Vodopivec8, Daniela Stokmaier8, Kristina Weber8, Friedemann Paul9 1Department of Neurology, St. Josef-Hospital, Ruhr-University Bochum, Bochum, Deutschland; 2Department of Neurology and Laboratory Medicine and Pathology, Mayo Clinic, Rochester, MN, United States; 3Institute of Clinical Neuroimmunology, University Hospital, LMU Munich and Biomedical Center (BMC), Faculty of Medicine, LMU, Munich, Deutschland; 4Service de Neurologie, Sclérose en Plaques, Pathologies de la Myéline et Neuro-inflammation, Hôpital Neurologique P. Wertheimer, The University Hospital of Lyon, Lyon, France; 5Department of Multiple Sclerosis Therapeutics, School of Medicine, Fukushima Medical University, Koriyama, Japan; 6Great Ormond Street Hospital for Children and Institute of Child Health, UCL, London, United Kingdom; 7Department of Neurology, Massachusetts General Hospital and Harvard Medical School, Boston, MA, United States; 8F. Hoffmann-La Roche Ltd, Basel, Schweiz; 9Charité-Universitätsmedizin Berlin, NeuroCure Clinical Research Center and Experimental and Clinical Research Center, Berlin, Deutschland Background: Myelin oligodendrocyte glycoprotein antibody-associated disease (MOGAD) is a rare, demyelinating auto- immune disease of the central nervous system. MOGAD may follow a relapsing disease course, particularly in adults and adolescents, with relapses often causing persistent neurological deficits and disability. There is a need for approved, long- term immunotherapies for MOGAD relapse prevention that are efficacious and safe; however, no prospective placebo- controlled trials have been performed. Like neuromyelitis optica spectrum disorder (NMOSD), increasing evidence suggests a key role of interleukin-6 (IL-6) in MOGAD pathogenesis. Satralizumab, a monoclonal recycling antibody that targets the IL-6 receptor, significantly reduced relapse risk vs placebo with a favourable safety profile in patients with NMOSD in two pivotal phase 3 trials (SAkuraSky [NCT02028884] and SAkuraStar [NCT02073279]). Goals: METEOROID (NCT05271409) is a randomized, double-blind (DB), placebo-controlled study to evaluate the effi- cacy, safety, pharmacokinetics (PK) and pharmacodynamics (PD) of satralizumab as monotherapy or in addition to back- ground IST(s) in adolescents and adults with MOGAD. Methods: METEOROID will enroll approximately 152 participants from 10 countries globally. Eligible participants are aged ≥12 years, with a diagnosis of relapsing MOGAD (≥2 attacks in the 24 months prior to screening, consistent with op- tic neuritis, transverse myelitis, acute disseminated encephalomyelitis, or other brain, brainstem, or cerebellar syndrome compatible with demyelination) confirmed by cell-based assay. The study comprises an event-driven DB period, followed by an open-label extension (OLE) period. Participants will be randomized in a 1:1 ratio to receive either satralizumab or placebo as monotherapy or in addition to background IST(s), administered subcutaneously at Weeks 0, 2, 4 and every four weeks thereafter. Participants who continue to relapse de- spite ongoing treatment with azathioprine (AZA) or mycophenolate mofetil (MMF) at screening are permitted to maintain a stable dose of background AZA/MMF during the study. Participants receiving oral corticosteroids at screening may enter the trial, but steroids must be discontinued by Week 16. Participants can enter the OLE and receive open-label satralizumab after completing the DB period, or if they experience an adjudicated relapse during the DB period. Results: The primary endpoint is time to first MOGAD relapse in the DB period, adjudicated by an independent com- mittee. Key secondary endpoints are annualized relapse rate, annualized rate of active lesions on MRI of the neuroaxis, proportion of participants receiving rescue therapy, and the annualized rate of all inpatient hospitalizations. To evaluate the safety of satralizumab, the frequency, seriousness, and severity of adverse events will be investigated, as well as changes from baseline in targeted ECG, vital signs, laboratory parameters, physical examination, and body Abstracts 37

DGN Kongress weight. Exploratory endpoints include changes in disability (EDSS), quality of life (EQ-5D-5L, SF-36, SF-MPQ-2, VFQ-25), low contrast visual acuity, change in retinal layer thickness by optical coherence tomography, PK (satralizumab serum concentration at specified time points) and PD profile, and longitudinal biomarker assessments. Figure 1. METEOROID Study Design Conclusions: METEOROID is the first study of satralizumab in MOGAD, and will provide efficacy, safety, PK and PD data for satralizumab (as monotherapy or in combination with IST) in adolescents and adults with the disease. 224 Maddox-Rod-Test zur Detektion von Heterophorien bei Multipler Sklerose Margit Weise1, Jonas Graf2, Tanja Guthoff2, Marcia Gasis2, Heike Link3, Sebastian Küchlin3, Wolf Lagrèze4, Sven Meuth2, Orhan Aktas2, Philipp Albrecht2 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 3Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland; 4Universitätsklinikum Freiburg , Freiburg, Deutschland Hintergrund: Als häufigste Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) ist die Multiple Sklerose (MS), vor allem bei der klinischen Präsentation, dem Krankheitsverlauf und den paraklinischen Befunden, von einem heteroge- nen Erscheinungsbild geprägt. Während subklinische Netzhautveränderungen und das Fortschreiten der Degeneration der Netzhautschichten als klinische Charakterisierung bei Patienten und Patientinnen mit MS in Verbindung gebracht werden, ist die Bedeutung einer subklinischen okulomotorischen Beteiligung weniger gut untersucht. Eine frühere, un- kontrollierte Studie und Fallberichte beschreiben, dass subtile Entzündungen und/ oder Degenerationen des ZNS und der Hirnnerven bei MS-Patienten und -Patientinnen zu Heterophorie führen kann. Die Relevanz dieser Ergebnisse bleibt jedoch unbekannt. Ziele: Ziel dieser Studie ist die Evaluation des Maddox-Rod-Tests als Verfahren zur Detektion von größeren Heterophorien bei MS. Fragestellung: Ist eine größere Heterophorie bei MS-Patienten und -Patientinnen häufiger als bei gesunden Kontrollen? Methoden: In dieser monozentrischen Querschnittsstudie untersuchten wir die Heterophorie im Fern- und Nahbereich mittels alternierendem Cover-Test und Maddox-Rod-Test bei Patienten und Patientinnen mit MS im Vergleich zu alters- 38 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

gleichen gesunden Kontrollprobanden (HC). Unsere Probanden/ Patienten und Patientinnen wiesen als Einschlusskriteri- um, neben der MS-Diagnose gemäß den McDonald-Kriterien 2017 und einem Mindestalter von 18 Jahren, keine Diplopie oder Heterotropie sowie keine Komorbiditäten auf, die die Augenmotilität beeinträchtigen können. Die Heterophorie wurde in Prismen-Dioptrien (pdpt) quantifiziert. Probanden/ Patienten und Patientinnen mit einer Winkelgröße >2 Stan- dardabweichungen vom Mittelwert der HC‘s wurden als größere Heterophorie identifiziert. Ergebnisse: In unserer Kohorte mit 54 MS-Patienten und -Patientinnen (Durchschnittsalter 41.9 Jahre SD=11.8) wurde häufiger eine größere Heterophorie beobachtet als bei den 55 HC-Probanden (Durchschnittsalter 41.5 Jahre, SD=13.2). Bei mehr als einem Drittel der MS-Patienten und -Patientinnen war die Heterophorie mehr als 2 Standardabweichungen vom Mittelwert der HC‘s größer. Im Gegensatz war dies nur bei einem Zehntel der HC‘s der Fall. (bei Fernblick: MS 9 % gegenüber HC 6 %, p=0.254, Cramer‘s V=0.079; in der Nähe: MS 19 % gegenüber HC 5 %, p=0.003, Cramer‘s V=0.202; in Ferne und Nähe: MS 9 % gegenüber HC 0 %, p=0.001, Cramer‘s V=0.221). Schlussfolgerungen: Größere Heterophorien könnten ein zusätzlicher Biomarker in der Charakterisierung von MS-Pa- tienten und -Patientinnen sein. Diese sind mittels Maddox-Rod-Test gut zu quantifizieren. Wenn die Relevanz unserer Ergebnisse in einer größeren Studie bestätigt werden kann, könnte die Hinzunahme des Maddox-Rod-Tests die klinische Charakterisierung von MS-Patienten und -Patientinnen verbessern. 229 Impact of ozanimod treatment on cortical gray matter volume: up to 5 years’ experience in phase 3 and extension trials Chahin Pachai1, James Sheffield1, Xavier Montalban2, Bruce Cree3, Ludwig Kappos4, Comi Giancarlo5, Hans-Peter Hartung6,7,8,9, Chun-Yen Cheng1, Diego Silva1, Jeffrey Cohen10, Douglas L. Arnold11 1Bristol Myers Squibb, Princeton, United States; 2Centre d’Esclerosi Múltiple de Catalunya (Cemcat), Hospital Universitario Vall d’Hebron, Barcelona, Spain; 3Weill Institute for Neurosciences, University of California San Francisco, San Francisco, United States; 4Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience Basel (RC2NB), University Hospital and University of Basel, Basel, Schweiz; 5Vita-Salute San Raffaele University and Casa di Cura del Policlinico, Milan, Italy; 6Heinrich-Heine University, Düsseldorf, Deutschland; 7Brain and Mind Centre, University of Sydney, Sydney, Australia; 8Medical University of Vienna, Vienna, Österreich; 9Palacky University Olomouc, Olomouc, Czech Republic; 10Mellen Center for MS Treatment and Research, Cleveland Clinic, Cleveland, United States; 11NeuroRx Research and Montréal Neurological Institute, McGill University, Montreal, Quebec, Canada Background: Accelerated early cortical grey matter volume (CGMV) loss has been reported among patients with relaps- ing multiple sclerosis (RMS) treated with interferon. Questions: To describe the magnitude and duration of CGMV change associated with interferon and to assess the long- term impact of switching to ozanimod in RMS. Methods: CGMV was quantified in phase 3 SUNBEAM (NCT02294058) and RADIANCE (NCT02047734) trials of ozanimod and an ongoing extension trial (DAYBREAK, NCT02576717). The 2 randomized, double-blind trials compared oral ozani- mod 0.92 and 0.46 mg/day with intramuscular interferon 30 μg/week in adults with RMS. Completers were eligible for open-label ozanimod 0.92 mg/day in DAYBREAK. MRI was performed at months 6 (SUNBEAM), 12 (RADIANCE/SUNBEAM), and 24 (RADIANCE), then every 12 months (DAYBREAK). CGMV was analyzed through DAYBREAK month 36. Results: The rate of CGMV loss was significantly (nominal P<0.001) greater with interferon than ozanimod 0.92 mg dur- ing the double-blind studies: least square mean percentage change from baseline was -0.67 % vs -0.02 % respectively at month 6 and -1.04 % vs -0.16 % at month 12 in SUNBEAM, and -0.80 % vs -0.13 % at month 12 and -1.26 % vs -0.53 % at month 24 in RADIANCE. Switching from interferon to ozanimod reversed CGMV loss in the first year of the exten- sion study, during which CGMV increased by 0.07 % and 0.11 % from DAYBREAK baseline among patients who entered Abstracts 39

DGN Kongress from RADIANCE and SUNBEAM, respectively. Thereafter, annualized rates of CGMV loss in DAYBREAK were similar among participants who switched from interferon and those continuously treated with ozanimod. At months 24 and 36 of DAY- BREAK, patients continuously treated with ozanimod lost less CGMV relative to RADIANCE/SUNBEAM baseline than did patients initially treated with interferon. Conclusions: Switching from interferon to ozanimod contributed to reversal of CGMV loss. Earlier treatment with ozani- mod led to less CGMV loss over 4–5 years supporting the benefit of early treatment with ozanimod. 270 Design of the non-interventional, multicenter, observational study to evaluate effectiveness and safety of Cladribine tablets in patients continuing treatment with cladribine tablets in year 5 – CLIP-5 Catharina Korsukewitz1, Joachim Richter2, Torsten Wagner2, Beate Müller2, Anita Posevitz-Fejfár2 1University Hospital Münster, Münster, Deutschland; 2Merck Healthcare Germany GmbH , Weiterstadt, Deutschland Background: In Germany, marketing authorization for cladribine tablets was achieved in 2017 and first patients reached the timepoint of completing 4 years after therapy start with cladribine tablets in September 2021. Thus, real world data of effectiveness and safety over 4 years is not yet available. Furthermore, along this line, no data is available about the reasons for treatment continuation with cladribine tablets in year 5 and its efficacy and safety outcomes. Depicted here is the design of this non-interventional study. Goal: The study aims to collect data about effectiveness and safety of continued cladribine tablets treatment over 24 months and to evaluate clinical considerations for a decision of treatment continuation in year 5. Methods: Study design: CLIP-5 is a non-interventional study (NIS) in patients with relapsing multiple sclerosis (RMS) who received full dosage of cladribine tablets according to SmPC in year 1 and 2 and ended year 4 after first ever intake of cladribine tablets and are continuing cladribine tablets therapy in year 5. Study size, timeline and cladribine tablet treatment: The sample size is determined based on the population in Germany consisting of patients, who will complete the treatment with cladribine tablets and fulfill prerequisites set for this study. The recruitment will end in October 2023. Approximately 50 patients (up to 80) are estimated to be included in this study to obtain 45 (up to 70) evaluable patients. During the 2-year observation period, patients will attend visits as per routine clinical practice, and data will be collected for the time points of visits at baseline, at the end of months: 6, 12, 18 and 24, after continuation of cladribine tablet therapy. Depending on the starting day of therapy continuation, patients will be followed up to the end of year 6 or year 7 after the first ever intake of cladribine tablet. Conclusions: Real world data of effectiveness and safety over 4 years, the reasons for treatment continuation with cladribine tablets in year 5 and its outcome are not yet available. Therefore, this study will help to understand to which extent patients benefit from the therapy continuation. 40 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

280 Analysis of multiple sclerosis (MS) relapse following discontinuation of Ozanimod in DAYBREAK Ralf Gold1, Krzysztof Selmaj2, Regina Berkovich3, James Sheffield4, Chun-Yen Cheng4, John Vaile4, Bruce Cree5 1Neurologische Universitätsklinik, St. Josef Hospital, Bochum, Deutschland; 2Center for Neurology, Łódź, Poland and Collegium Medicum, University of Warmia and Mazury, Olsztyn, Poland; 3Medical Imaging Center of Southern California, Santa Monica, United States; 4Bristol Myers Squibb, Princeton, United States; 5Weill Institute for Neurosciences, University of California San Francisco, San Francisco, United States Background: Patients discontinuing MS disease-modifying therapy (DMT) are at risk of disease reactivation. Rebound, severe return of disease activity and permanent disability, is a concern with some DMTs. Questions: To characterize relapses following ozanimod discontinuation during DAYBREAK, including in a subset of pa- tients who discontinued for family-planning purposes. Methods: DAYBREAK (NCT02576717), a phase 3 open-label extension trial of ozanimod 0.92 mg/d, enrolled patients with relapsing MS who completed a phase 1–3 ozanimod trial. DAYBREAK began October 2015 and is ongoing (data cutoff: February 2021). Confirmed MS relapses after permanent ozanimod discontinuation were analyzed for severity and dis- ability. Results: Of 2494 enrolled patients, 439 (17.6 %) discontinued DAYBREAK; mean ozanimod exposure during DAYBREAK among those who discontinued was 25.6 months (standard deviation [SD], 14.7; range, 0.03–57.6 months). Of those 439, 10 (2.3 %) subsequently relapsed in the absence of a DMT (Table, next page). Seventy-six (17.3 %) discontinued for family-planning purposes, of whom 6 (7.9 %) relapsed. Overall, relapses generally occurred 49–76 days after discontinuation (median 54.5 days); none were severe or associated with severe sustained increase in disability. Seven patients (including all 6 who discontinued for family planning) fully recovered; 3 partially recovered. Conclusions: A small number of patients, including those who discontinued for family-planning purposes, had con- firmed relapse after ozanimod discontinuation. There was no evidence of disease rebound. All relapses were reported as mild or moderate, with most patients experiencing complete recovery. Abstracts 41

DGN Kongress Follow-up duration, daysa ≤28 29–60 61–90 >90 Timing of relapse after ozanimod discontinuation, days 29–60 61–90 >90 29–60 61–90 >90 Time since last dose to relapse Median (range) Mean (SD) Relapse severityd Mild Moderate Increase in Expanded Disability Status Scale during relapse, points Median (range) Mean (SD) Relapse recoverye Partial Complete Relapse duration Median (range) Mean (SD) Steroids used for posttreatment relapse, n Switched to another DMT,g n n/N (%) 439/439 (100) 295/439 (67.2) 183/439 (41.7) 102/439 (23.2) n/Number with follow-up (%) 7/295 (2.4) 2/183 (1.1) 1a/102 (1.0) n/Number with posttreatment relapse (%) 7/10 (70) 2/10 (20) 1b/10 (10) Days 54.5 (34c–141b) 64.1 (29.5) n/Number (%) 5/10 (50) 5/10 (50) 1 (0–2.5) 1.05 (0.76) n/Number (%) 3/10 (30) 7/10 (70) Days 20 (6–51) 22.4 (14.7) 9f 0 Table. Characteristics of Posttreatment Relapse After Discontinuing Ozanimod in DAYBREAK (n=10) aSafety follow-up increased from 28 to 75 to 90 days. bThe long outlier case (141 days) was associated with the patient not being able to return to the site after running out of study drug 4 months earlier due to travel restrictions during the COVID-19 pandemic. cIn the months prior to the stated discontinuation date, the patient with a relapse at 34 days postdiscontinuation had absolute lymphocyte count values suggesting inconsistent administration of ozanimod; thus, this patient may have discontinued earlier than stated. dPer investigator discretion. eBased on patient function 30 days after relapse start. f Three received steroids as inpatients. gPermitted >28 days of safety follow-up, per investigator discretion. 42 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

295 Hat die Wahl der Adsorptionssäule einen Einfluss auf die Rezidivhäufigkeit bei Guillain-Barré-Syndrom (GBS) nach Immunadsorption? Frédéric Zuhorn1, Mariam Abu-Tair2, Wolf-Rüdiger Schäbitz1, Andreas Rogalewski1 1Evangelisches Klinikum Bethel, Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld, Campus Bielefeld-Bethel, Universitätsklinik für Neurologie , Bielefeld, Deutschland; 2Evangelisches Klinikum Bethel, Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld, Campus Bielefeld-Bethel, Abteilung für Nephrologie und Diabetologie, Bielefeld , Deutschland Hintergrund: Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist die schwerste akut oder subakut auftretende Neuropathie mit einer Inzidenz von 0,8-1,9/100.000 pro Jahr. Eine Indikation für intravenöse Immunglobuline oder eine extrakorporale Aphe- rese (Plasmaaustausch, Immunadsorption) besteht bei mäßig schwerem bis schwerem Verlauf (unabhängige Gehstrecke <5 m, rasche Progression, deutliche respiratorische oder bulbäre Symptome) eines GBS nach maximaler Krankheitsdauer von 4 Wochen. Es besteht keine Evidenz für eine Überlegenheit eines der Verfahren. Bei der Immunadsorption lassen sich pathogene Substanzen spezifisch aus dem Blut entfernen, ohne dass eine Substitution von verlorenem Plasma durch z. B. Humanalbumin oder Fresh Frozen Plasma (Plasmaaustausch) notwendig ist. Für die Immunadsorption stehen verschiedene Adsorptionssäulen zur Verfügung, die sich aufgrund ihrer Selektivität ge- genüber bestimmten Immunglobulinklassen oder Epitopen sowie Regenerierbarkeit (regenerierbar versus nicht regene- rierbar) unterscheiden. Das GBS tritt im Allgemeinen monophasisch auf, jedoch kommt es bei ca. 2-5 % zu Rezidiven mit Notwendigkeit einer erneuten Immuntherapie. Ziele: Wir wollten untersuchen, ob die Art der Adsorptionssäule (regenerierbar versus nicht regenerierbar) zu einem Unterschied in der Notwendigkeit einer erneuten stationären Aufnahme mit spezifischer Immuntherapie (intravenöse Immunglobuline oder extrakorporale Apherese) führt. Methoden: Wir analysierten retrospektiv alle Patienten und Patientinnen mit diagnostiziertem GBS der Jahre 2008 bis 2019 und durchgeführter Immunadsorption (N=92) in einem großen deutschen Maximalversorger-Klinikum. Es wurden demographische Daten, der Befund der Gangliosid-Antikörper, die Art der Adsorptionssäule (regenerierbar versus nicht regenerierbar) sowie Rezidive ausgewertet. Ein Rezidiv wurde angenommen, wenn nach erfolgter Immunadsorption und stattgehabter Entlassung oder Verlegung in eine Rehabilitation eine erneute Aufnahme in unsere Klinik erfolgte und der erneute Beginn einer spezifischen Immun- therapie (intravenöse Immunglobuline oder extrakorporale Apherese) erforderlich war. Ergebnisse: In unserer Kohorte (N=92) betrug der Altersdurchschnitt 55,7 ± 16,1 Jahre [17-83]. Es handelte sich um mehr Männer (N=54, 58,7 %) als Frauen (N=38, 41,3 %). Die mittlere Aufenthaltsdauer betrug 24,1 ± 14,4 Tage [10-119 Tage]. 59,8 % der Patienten und Patientinnen wurden auf der Intensivstation oder IMC behandelt. Bei 27 Patienten und Patientinnen (8 Frauen, 19 Männer) konnten Gangliosid-Antikörper nachgewiesen werden, 36 Pa- tienten und Patientinnen waren ohne Antikörper-Nachweis (bei 29 Patienten und Patientinnen nicht untersucht). Bei Männern bestand ein Trend für einen höheren Anteil an positiven Antikörper-Befunden (χ2=2,641, p=0,104). 58 Patienten erhielten eine Therapie mit einer nicht regenerierbaren Säule (35 Männer, 60,3 %), 34 mit einer regenerierba- ren Säule (19 Männer, 55,9 %). Es bestand kein Unterschied der Art der Adsorptionssäule in Abhängigkeit des Geschlechts (χ2=0,176, p=0,675). Insgesamt traten nach unserer Definition 20 Rezidive auf (16 Männer, 80 %), wobei kein Unterschied nach Alter (p=0,546), der Art der Adsorptionssäule (χ2=0,639, p=0,424) oder dem Nachweis von Gangliosid-Antikörpern (χ2=0,000, p=0,987) bestand. Es bestand allerdings ein höherer Anteil an Männern mit Rezidiven als nach der Verteilung des Gesamtkollektivs zu erwarten gewesen wäre (p=0,039). Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigte bei kleiner Fallzahl keinen Unterschied in der Anzahl beobachteter Rezidive nach durchgeführter Immunadsorption in Abhängigkeit der verwendeten Adsorptionssäule (regenerierbar versus nicht regenerierbar). Passend zu den bekannten epidemiologischen Daten erlitten mehr Männer als Frauen ein GBS. Unsere Abstracts 43

DGN Kongress Ergebnisse ergaben eine etwas höhere Rate an Rezidiven unter Männern im Vergleich zu Frauen. In Bezug auf mögliche Geschlechter-spezifische Unterschiede sind weitere prospektive Untersuchungen unter genauer Definition eines Rezi- divs erforderlich. 307 Immunological consequences of cladribine treatment in multiple sclerosis: A real-world study Mariella Schmidt1, Leoni Rolfes1, Steffen Pfeuffer2, Niklas Huntemann1, Jelena Skuljec3, Derya Aslan3, Jana Hackert3, Kostanze Kleinschnitz3, Tim Hagenacker3, Marc Pawlitzki1, Tobias Ruck1, Christoph Kleinschnitz3, Sven G. Meuth1, Refik Pul3 1Department of Neurology, Medical Faculty, Heinrich-Heine-University, Düsseldorf, Deutschland; 2LWL Clinics Muenster, Münster, Deutschland; 3Department of Neurology, University Medicine Essen, Essen, Germany/Center for Translational Neuro- and Behavioral Sciences, University Hospital Essen, Essen, Deutschland Background: Cladribine is a synthetic deoxyadenosine analogue approved for the treatment of highly active relapsing multiple sclerosis (RMS). Cladribine is considered to be a semi-selective immune-reconstitution therapy (IRT) that induces long-term remission following short course of treatment. Aims: To evaluate the effect of cladribine on immune cell reduction and reconstitution during the first two years of treat- ment. Methods: We evaluated our longitudinal, prospective, real-world cohort of 80 cladribine-treated RRMS patients from two tertiary centers in Germany. Laboratory testing was conducted monthly and included evaluation of cellular as well as soluble parameters. Laboratory outcomes were correlated with infectious adverse events (AEs) and clinical or paraclinical disease activity. Results: Selective alterations in immune cell populations occurred following cladribine treatment, with the most marked effects observed in year two of treatment. Specifically, a rapid reduction in CD56+CD16+ natural killer cells (nadir: month 1 (year 1) and 14 (year 2); -37 and -41 from baseline) was followed by a greater reduction in CD19+ B cells (nadir: month 2 and 14; -81 and -82 %); a moderate effect on CD4+ (nadir: month 3 and 15; -48 and -61 %) and CD8+ T cells (nadir: month 5 and 18; -40 and -48 %). Despite the marked effect on B cells, immunoglobulin levels were unaffected. There was no or minimal effect on thrombocytes and innate immune cells. Clinical and paraclinical disease activity was unrelated to the observed immune alterations. Lymphopenia was the most commonly observed AE (86.3 % of patients; grade III-IV lymphopenia: 38.8 %). The cumulative incidence of infections was 55 % with cladribine treatment, with 97 % of infections rated mild or moderate. In total, 19 herpes infections developed in 8 (10 %) cladribine-treated patients; all cases were dermatomal and 94.7 % of the herpetic infections occurred during a period of lymphopenia. Conclusion: The immunophenotyping data obtained in our real-world setting are comparable to those demonstrated in pivotal clinical trials and provide further evidence that cladribine may represent a form of IRT. However, regarding the side-effect profile of cladribine, severe lymphopenia (exceeding grade II CTCAE) was more frequent, which may have prompted the development of herpes infections. Although likely underlying the clinical effect, the pronounced reduction and recovery dynamics of lymphocytes did not correlate with clinical and paraclinical measures of disease activity in the two-year follow-up period. 44 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

308 Concurrent CNS tumors and multiple sclerosis: retrospective single-centre cohort study and lessons for the clinical management Yavor Yalachkov1, Dilara Dabanli1, Katharina Johanna Wenger2, Marie-Therese Forster3, Joachim Steinbach4, Martin Voß4 1Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Neurologie, Frankfurt am Main, Deutschland; 2Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Neuroradiologie, Frankfurt am Main, Deutschland; 3Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Neurochirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland; 4Universitätsklinikum Frankfurt, Dr. Senckenbergisches Institut für Neuroonkologie, Frankfurt am Main, Deutschland Background: The concurrent presence of both central nervous system (CNS) tumors and multiple sclerosis (MS) poses various diagnostic and therapeutic pitfalls and makes the clinical management of such patients challenging. Aim and Questions: To lay out the main characteristics of the affected population, we searched our clinical databases (2006- 2019) for patients with concurrent CNS tumors and MS and described their disease courses by characterizing the demographic and clinical variables of this exclusive cohort. Furthermore, we evaluated the possible association between tumor therapies and subsequent MS disease activity. This is a particularly relevant question since disease-modifying therapies (DMT) with additional immunosuppressive or im- munomodulatory effects can further aggravate an already compromised immune system. On the other hand, ongoing MS disease activity without adequate DMT could result in rapidly accumulating neurological deficits that, combined with deficits related to CNS tumors, may severely limit the individual’s quality of life and survival. Finally, we describe three representative cases as examples of the typical challenges in the clinical management of such patients. Methods: In this retrospective, single-centre cohort study we searched our clinical databases (2006- 2019) for patients with concurrent CNS tumors and MS and described their disease courses. Age at diagnosis of the respective disease and probabilities for MS disease activity events (DAEs) with vs. without prior tumor-specific therapy were tested pairwise us- ing t-test for dependent samples and exact binomial test. Results: N = 16 patients with concurrent CNS tumors and MS were identified. MS diagnosis preceded the CNS oncological diagnosis by an average of 9 years (p=0.004). More disease activity events (DAEs, i.e., either clinical relapses or imaging findings suggestive on ongoing MS disease activity) occurred in patients without prior chemotherapy (83.3 %) than in patients with prior chemotherapy (16.7 %; p=0.008). This effect did not reach significance for patients with prior radiation therapy/radiosurgery (66.7 % vs. 33.3 %, p=0.238). Average intervals between each type of tumor therapy (chemotherapy and radiation therapy/radiosurgery) and the next DAE were almost identical (23.67 vs. 24.33 weeks). The average interval between DAEs and the last documented lymphopenia was 32.25 weeks. These intervals (i.e., approximately 6-8 months) after chemotherapy correspond to the time interval of treatment in e.g., some B-cell depleting therapies. Therefore, re- curring DAEs in patients with preceding chemotherapy might be related to the repopulation of immune cells and the resulting reconstitution of the immune system. Conclusions: This study describes the clinical and demographic features of patients with concurrent CNS tumors and MS and proposes practical approaches to their clinical management. Our findings suggest long-lasting effects of the chemotherapy on the immune system and imply that patients with concurrent MS and CNS tumors benefit from DMT only if they do not receive additional cytotoxic chemotherapy. Vice versa, chemotherapy treatment might be associated with an unfavourable risk-benefit ratio of an additional DMT unless the patient has a highly active, very aggressive course of MS. In view of the lack of prospective trials, individual risk assessments should remain the foundation of the decision on MS treatment in concurrent CNS tumor diseases. Abstracts 45

DGN Kongress 319 Real-world adherence and persistence of patients with MS treated with ocrelizumab over 3 years: CONFIDENCE interim analysis Sven G. Meuth1, Mathias Buttmann2, Martin S. Weber3, Petra Dirks4, Julius Eggebrecht5, Stefanie Hieke-Schulz5, Jost Leemhuis5, Tjalf Ziemssen6 1Department of Neurology, University Clinic Düsseldorf, Heinrich-Heine-University , Düsseldorf, Deutschland; 2Caritas Hospital, Bad Mergentheim, Deutschland; 3Institute of Neuropathology, Department of Neurology, University Medicine Göttingen,, Göttingen, Deutschland; 4F. Hoffmann – La Roche AG, Basel, Schweiz; 5Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen, Deutschland; 6Center of Clinical Neuroscience, Neurological Clinic, Carl Gustav Carus University Clinic, University of Technology,, Dresden, Deutschland Background: Ocrelizumab has been approved in the EU for the treatment of relapsing MS (RMS) and primary progressive MS (PPMS) since 2018. Adherence and persistence to an effective disease-modifying therapy (DMT) is critical for achiev- ing multiple sclerosis (MS) treatment goals. Aim: Here, we present real-world adherence and persistence data of patients with RMS and PPMS treated with ocreli- zumab over 3 years. Methods: CONFIDENCE (ML39632, EUPAS22951) is an ongoing, non-interventional, post-authorization safety study as- sessing patients in Germany with RMS or PPMS newly treated with ocrelizumab or other selected DMTs for up to 10 years. Persistence was assessed by time to treatment discontinuation, and patients without discontinuation were censored with their last recorded visit prior to the datacut (8 Oct 2021); adherence was assessed by median time between dosing intervals. Results: Preliminary data show that 2023 patients with RMS and 473 patients with PPMS treated with ocrelizumab and ≥1 post-initiation assessment visit were analyzed. Average baseline EDSS scores (SD) were 3.14 (1.88) and 4.43 (1.60) for patients with RMS and PPMS, respectively. Mean ocrelizumab exposure was 1.60 years for both MS phenotypes. The persistence rates for patients with RMS at one, two and three years were 95 %, 91 % and 89 %. Patients with PPMS had one-, two- and three-year persistence rates of 93 %, 88 % and 86 %. The median interval between doses was ~6 months for both MS phenotypes. Conclusions: These preliminary data show that patients treated with ocrelizumab under real-world conditions demon- strated high treatment persistence over 3 years and adhered to the recommended 6-month treatment schedule. 46 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

326 The real-world safety and effectiveness of ocrelizumab in patients with primary progressive multiple sclerosis – a CONFIDENCE study interim analysis Mathias Buttmann1, Sven G. Meuth2, Martin S. Weber3, Petra Dirks4, Julius Eggebrecht5, Stefanie Hieke-Schulz5, Jost Leemhuis5, Tjalf Ziemssen6 1Caritas Krankenhaus, Bad Mergentheim, Deutschland; 2Department of Neurology, University Clinic Düsseldorf, Heinrich Heine University Düsseldorf,, Düsseldorf, Deutschland; 3Institute of Neuropathology, Department of Neurology, University Medicine Göttingen, Göttingen, Deutschland; 4F. Hoffmann – La Roche AG, Basel, Schweiz; 5Roche Pharma AG, Grenzach- Wyhlen, Deutschland; 6Center of Clinical Neuroscience, Neurological Clinic, Carl Gustav Carus University Clinic, University of Technology, Dresden, Deutschland Introduction: As of October 2021, 225,000 patients with relapsing (RMS) or primary progressive multiple sclerosis (PPMS) around the world have initiated treatment with the CD20+ B-cell-targeting humanized monoclonal antibody ocrelizum- ab (OCR). Large, observational studies can add value to further assess the long-term safety profile and effectiveness of OCR in the real-world. Objectives: To describe safety and effectiveness in patients with PPMS treated with OCR over a maximum observation time of 3.5 years in regular clinical practice. Methods: CONFIDENCE (ML39632, EUPAS22951) is an ongoing non-interventional, post-authorization safety study that is aiming to enroll 3,000 RMS and PPMS patients newly treated with OCR and 767 patients newly treated with other selected disease-modifying therapies in Germany, following them for up to 10 years. Safety was described in all patients with PPMS treated with OCR (SAS population). Effectiveness was described in patients from the SAS with ≥1 post-initiation assessment visit (FAS), and was analyzed by mean change in Expanded Disability Status Scale (EDSS), 24-week confirmed disease progression (CDP) and Treatment Satisfaction Questionnaire for Medications© (TSQM). Results: As of 8 Oct 2021, 489 patients with PPMS were included in the SAS. Patients were a mean (standard deviation) 51.3 (10.0) years old and had 846.3 patient years (PY) of exposure, with a mean observation time of 1.72 (0.90) years. AEs occurred in 42.1% of patients (66.4 AEs/100 patient years [PY]) and SAEs occurred in 9.6% of patients (9.1 AEs/100 PY). As expected, AEs were most often classified as ‘infection and infestation’ (16.7 AEs/100 PY; 2.2 SAEs/100 PY). No new safety signals were observed in this analysis. The FAS included 473 patients. The mean baseline age was 51.2 (9.9) years. Baseline EDSS was 4.43 (1.60), with a mean change of 0.34 (0.77) over 18 months. Over the same time period, 75.9% of patients were free of CDP. TSQM global satis- faction was a mean 66.2 (20.1) at baseline and 70.1 (20.0) at 18 months. Conclusions: The majority of patients with PPMS treated with OCR in CONFIDENCE were over 50 years old and/or had significant disability at baseline (EDSS ≥4.0). Over 18 months of observation, most patients had a stable EDSS and ap- proximately 76% were CDP free. No new or unexpected AEs were observed during this analysis. Abstracts 47

DGN Kongress 330 The real-world safety and effectiveness of ocrelizumab in patients with relapsing multiple sclerosis – a CONFIDENCE study interim analysis Martin S. Weber1, Mathias Buttmann2, Sven G. Meuth3, Petra Dirks4, Julius Eggebrecht5, Stefanie Hieke-Schulz5, Jost Leemhuis5, Tjalf Ziemssen6 1Institute of Neuropathology, Department of Neurology, University Medicine Göttingen, Göttingen, Deutschland; 2Caritas-Krankenhaus, Bad Mergentheim, Deutschland; 3Department of Neurology, University Clinic Düsseldorf, Heinrich-Heine-University Düsseldorf , Düsseldorf, Deutschland; 4F. Hoffmann – La Roche AG, Basel, Schweiz; 5Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen, Deutschland; 6Center of Clinical Neuroscience, Neurological Clinic, Carl Gustav Carus University Clinic, University of Technology, Dresden, Deutschland Introduction: As of October 2021, 225,000 patients (pts) with relapsing (RMS) or primary progressive multiple sclerosis (PPMS) globally have initiated treatment with the CD20+ B-cell-targeting humanized monoclonal antibody ocrelizumab (OCR). Large, observational studies can add value to further assess the long-term safety profile and effectiveness of OCR in the real-world. Objectives: To describe the safety of OCR treatment in pts with RMS over a maximum observation time of 3.5 years in clinical practice, and the effectiveness of OCR in RMS pts who were treatment naïve (TN) and those with prior MS-specific therapies (PMST). Methods: CONFIDENCE (ML39632, EUPAS22951) is an ongoing non-interventional, post-authorization safety study aim- ing to enroll 3,000 RMS and PPMS pts newly treated with OCR and 767 pts newly treated with other selected disease- modifying therapies in Germany, following them for up to10 years. Safety was described in all pts with RMS treated with OCR (SAS population). Effectiveness was described in pts from the SAS with ≥1 post-initiation assessment visit (FAS), and was analyzed by the annual relapse rate (ARR), 24-week confirmed disease progression (CDP) and Treatment Satisfaction Questionnaire for Medications© (TSQM). Results: As of 8 Oct 2021, 2130 pts with RMS were included in the SAS with 3563 patient years (PY) of exposure and a mean (SD) observation time of 1.67 (0.95) years. The mean age was 41.3 years (11.4). Overall, 46.2 % of pts experienced an adverse event (AE) (89.8 AEs/100 PY; 10.4 serious AEs/100 PY). As expected, AEs were most often classified as ‘infection and infestation’ (24.7 AEs/100 PY; 2.3 serious AEs/100 PY). No new safety signals were observed. The FAS included 2023 pts (TN, 350; 1 PMST, 494; 2 PMST, 484; ≥3 PMST, 695). From 0–12 months ARR in TN pts was 0.12 (0.46) and 0.26 (0.64) in pts with ≥3 PMST. From 12–24 months ARR in TN pts was 0.08 (0.40) and 0.15 (0.47) in pts with ≥3 PMST. Over 24 months, 87.0 % of pts were CDP free. The rates were highest in TN pts (89.5 %) and lowest in pts with ≥3 PMST (85.6 %). The overall mean baseline TSQM global satisfaction score was 70.1 (20.0) at baseline and 75.8 (19.8) at 24 months. Conclusions: Overall, ARR in pts with RMS remained low over 24 months of OCR treatment. Pts treated at an early line ex- perienced numerically lower rates of relapses and CDP than pts with ≥3 PMST. No new or unexpected AE were observed during this analysis. 48 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

334 Long-term safety, tolerability and efficacy of Efgartigimod in patients with generalized myasthenia gravis: Interim results of the ADAPT+ Study James F Howard Jr1, Vera Bril2, Tuan Vu3, Chafic Karam4, Stojan Peric5, Jan L. De Bleecker6, Hiroyuki Murai7, Andreas Meisel8, Said Beydoun9, Mamatha Pasnoor10, Antonio Guglietta11, Caroline T’joen12, Kimiaki Utsugisawa13, Renato Mantegazza14 1University of North Carolina at Chapel Hill, Chapel Hill, United States; 2University of Toronto, Toronto, Ontario, Canada; 3University of South Florida Morsani College of Medicine, Department of Neurology, Tampa, Florida, United States; 4Penn Neuroscience Center - Neurosurgery, Philadelphia, United States; 5University Clinical Centre of Serbia, Beograd, Serbia; 6Ghent University Hospital, Gent, Belgium; 7International University of Health and Welfare, Otawara, Japan; 8NeuroCure Clinical Research Center, Berlin, Deutschland; 9Keck School of Medicine of USC, Los Angeles, United States; 10University of Kansas School of Nursing, Kansas City, United States; 11argenx, Ghent, Belgium; 12argenx, Gent, Belgium; 13Hanamaki General Hospital, Hanamaki, Japan; 14Istituto Neurologico “Carlo Besta” | Fondazione IRCCS, Milano, Italy Background: Efgartigimod is a human IgG1 antibody Fc-fragment that reduces pathogenic IgG autoantibody levels through neonatal Fc receptor blockade. Positive efficacy results have been reported in the phase 3 ADAPT study. Patients completing ADAPT were eligible to enroll in the 3-year open-label extension, ADAPT+. Aims: To evaluate safety and efficacy of efgartigimod in patients with generalized Myasthenia Gravis enrolled in ADAPT+. Methods: Efgartigimod (10 mg/kg IV) was administered in cycles of once-weekly infusions for 4 weeks, with subsequent cycles initiated based on clinical evaluation. MG Activities of Daily Living (MG-ADL) and Quantitative MG (QMG) scales assessed efficacy. Results: Ninety percent of ADAPT patients (151/167) entered ADAPT+. As of February 2021, 106 anti-acetylcholine recep- tor antibody (AChR-Ab) positive and 33 AChR-Ab– patients had received ≥1 dose of efgartigimod (including 66 receiving placebo during ADAPT). Patients received a mean 5.1 cycles (20.5 infusions) over a median (range) study duration of 371 (50-586) days, resulting in 138 patient-years of total observation. The mean cycle duration (end of cycle to start of cycle +1 day) across cycles 1–10 was 68.3 days. The most common adverse events were headache (22.3 %; 31/139), nasopharyngitis (10.8 %; 15/139), and diarrhea (8.6 %; 12/139), which were mostly mild or moderate. In cycle 1, a mean change (mean [SE]) of –5.1 (0.32) in MG-ADL and –4.8 (0.36) in QMG were observed, with similar results during each cycle (≤10 cycles). Repeated reductions in total IgG and AChR-Abs were observed across all cycles. The maximum mean total IgG reduction in cycle 1 was observed at week 3: 55.9 %, AChR-Ab seropositive patients; 60.3 %, AChR-Ab seronegative patients. Updated data analyses will be presented. Conclusions: These analyses suggest long-term efgartigimod treatment results in consistent decrease in IgG antibod- ies and repeatable improvement in function and strength. The safety profile observed during long-term treatment with efgartigimod in ADAPT+ mirrored that seen during ADAPT, even while being conducted during the COVID-19 global pandemic. Abstracts 49

DGN Kongress 336 Fallbericht zerebrale Histiozytose: Eine Architektin steht im Dunkeln Insa Schiffmann1,2, Charlotte Schubert1,2, Jean-Francois Emile3,4, Manuel A. Friese1,2 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Kopf- und Neurozentrum, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Hamburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg, Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose, Hamburg, Deutschland; 3Hôpital Ambroise-Paré, Department für Pathologie, Boulogne-Billancourt, France; 4Universität Versailles, Versailles, France Hintergrund: Histiozytosen sind seltene Erkrankungen, die durch Ansammlungen von dendritischen Zellen oder Makro- phagen entstehen. Sie können in fünf Gruppen eingeteilt werden, von denen die Langerhans-Zell-Histiozytose am häu- figsten vorkommt. Symptome und Schweregrad der Histiozytosen sind heterogen – sie reichen von einem rein kutanen, selbstlimitierenden Verlauf bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen mit multiplen Organmanifestationen. Patho- physiologisch sind Histiozytosen ebenfalls divers und sind zwischen entzündlichen und neoplastischen Erkrankungen zu verorten. In den vergangenen Jahren konnten Mutationen im Mitogen-activated protein kinase (MAPK)-Signalweg, welcher zu einer ligandenunabhängigen Zellproliferation und lokal destruierendem Wachstum führt, für einen Teil der Histiozytosen identifiziert werden. Diese Erkenntnis sorgt nicht nur für eine Neubewertung der Pathophysiologie der Histiozytosen, sie eröffnet auch neue, zielgerichtete Therapiemöglichkeiten. Informationen zur Patientin, klinische und paraklinische Befunde sowie therapeutische Intervention: Wir berich- ten von einer 33-jährigen Architektin mit einer Hypophyseninsuffizienz sowie einem Diabetes insipidus. In der zerebralen Kernspintomographie zeigte sich initial eine kontrastmittelaufnehmende hypophysäre Raumforderung. Liquorchemisch konnten eine leichte Pleozytose sowie isolierte oligoklonale Banden nachgewiesen werden. In der neuropathologischen Aufarbeitung einer zerebralen Biopsie wurde zunächst eine granulomatöse Erkrankung vermutet, wobei differentialdia- gnostisch eine Neurosarkoidose oder Histiozytose ohne genauere Zuordnung in eine der fünf Untergruppen in Frage kamen. Im Verlauf kam es trotz diverser Immun- sowie Chemotherapieversuche zu einer zunehmenden bitemporalen He- mianopsie sowie progredienten, kontrastmittelaufnehmenden zerebralen Läsionen. Nach einer erneuten, transsphenoi- dal gewonnenen Biopsie konnte mittels immunhistochemischer Färbungen der Nachweis von Histiozyten mit erhöhtem Signal für phosphoryliertes ERK (extracellular signal-regulated kinase) und damit einer Aktivierung des MAPK-Signalwegs nachgewiesen werden. Diese Erkenntnis führte schließlich zur Diagnose einer Histiozytose. Um den MAPK/ERK-Signal- weg zu blockieren erfolgte eine zielgerichtete Therapie mit dem MEK-Inhibitor Cobimetinib, welche bemerkenswerter- weise zu einer vollständigen Remission der zerebralen Raumforderungen sowie Kontrastmittelaufnahme führte. 50 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Zusammenfassung und Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht ist ein Beispiel für eine seltene Genese einer hyophysären Raumforderung mit Hypophyseninsuffizienz und Gesichtsfeldeinschränkung. Er unterstreicht die Bedeutung einer früh- zeitigen neuropathologischen Untersuchung sowie das Potential immunhistopathologisch-gestützter personalisierter Therapien in der Neurologie. 341 Response to Coronavirus 2019 Vaccination in Patients Receiving Efgartigimod James F Howard Jr1, John W. Sleasman2, Sophie Steeland3, Deborah Gelinas3, Hans de Haard3, Jeffrey T. Guptill3, Antoine Azar4, Kevin Winthrop5 1University of North Carolina at Chapel Hill, Department of Neurology, Chapel Hill, North Carolina, United States; 2Duke University School of Medicine , Durham, United States; 3argenx, Ghent, Belgium; 4Johns Hopkins School of Medicine, Baltimore, United States; 5Oregon Health & Science University, Portland, United States Background: Patients with generalized myasthenia gravis (gMG) have increased adverse outcome risk from respiratory infections, including COVID-19. Some gMG therapies increase the risk of infection and may attenuate immune responses to vaccines. Goal: To investigate the effect of treatment with efgartigimod, a human IgG1 antibody Fc-fragment that reduces im- munoglobulin G (IgG) levels including pathogenic IgG autoantibody through neonatal Fc receptor blockade, on humoral immune responses to COVID-19 vaccination. Methods: In the ongoing, open-label ADAPT+ study in patients with gMG, efgartigimod (10 mg/kg IV) was administered in cycles of 4 weekly infusions, with subsequent cycles initiated based on clinical evaluation. Spike protein receptor–bind- ing domain (S-RBD) specific IgG responses were measured from available samples in 18 patients with gMG who received COVID-19 vaccination before October 2021. Results: Fifteen patients received mRNA vaccines (2-dose), 2 received adenoviral vector vaccines (1-dose), and 1 patient received unspecified vaccine. One patient did not receive concomitant efgartigimod and exhibited a 20-fold increase in S-RBD IgG titers (301.78 AU/mL). In patients vaccinated while receiving efgartigimod (n=17), mean S-RBD IgG levels increased from 72.29 AU/mL (range, <23.6[LLOQ]–331.08 AU/mL) to 756.09 AU/mL (range, <23.6–3347 AU/mL). Four pa- tients, who also received concomitant immunosuppressive therapy, did not demonstrate appreciable increases in S-RBD titers. One COVID-19 case occurred 3 months post-vaccination in a patient not treated with efgartigimod. Conclusions: COVID-19 immunization resulted in antigen-specific IgG responses in most patients receiving efgartigi- mod. Preliminary data suggest efgartigimod treatment does not preclude effective humoral immune response to COV- ID-19 vaccination. The impact of concomitant immunosuppression requires additional study. Abstracts 51

DGN Kongress 344 Safety, efficacy, and pharmacokinetics of ARGX-117 in adults with multifocal motor neuropathy: A global, multicentre, placebo controlled phase 2 study (ARDA) Jeffrey Allen1, Mark Stettner2, Eduardo Nobile-Orazio3, Stojan Peric4, Hans Katzberg5, Stéphanie Cadour6, Inge Van de Walle6, Iris Van Hoomissen6, Olivier Van de Steen6, W. Ludo van der Pol7 1University of Minnesota, Department of Neurology, Minneapolis, United States; 2University Clinic of Neurology, Essen, Deutschland; 3Humanitas Research Hospital, Cascina Perseghetto, Italy; 4University Clinical Centre of Serbia, Beograd, Serbia; 5University of Toronto, Toronto, Canada; 6argenx, Ghent, Belgium; 7UMC Utrecht, Utrecht, Netherlands Background: Multifocal motor neuropathy (MMN) is a chronic, immune-mediated neuropathy characterized by progres- sive asymmetric weakness predominantly affecting the distal upper limbs. MMN is often associated with anti-GM1 IgM antibodies targeting the node of Ranvier and deemed to activate the classical complement pathway leading to subse- quent damage to the axon. IVIg is the only proven effective therapy. ARGX-117 is a novel monoclonal antibody that in- hibits complement factor 2 (C2).1 Using an in vitro model for MMN, ARGX-117 was shown to block IgM-mediated classical pathway complement activation on both motor neurons and Schwann cells.2 Goal: This Phase 2, multicenter, randomized, placebo controlled, parallel-group study (ARDA, NCT05225675) will assess the safety, efficacy, PK, and PD of ARGX-117 in adults with MMN. Methods: Forty-eight participants will be recruited and assigned to one of two dosing cohorts (24 participants each) and randomized 2:1 to receive either ARGX-117 or placebo. Key inclusion criteria include: diagnosis of probable or definite MMN per 2010 EFNS/PNS guidelines, stable IVIg regimen, and IVIg treatment dependency. The primary objective is safety based on adverse event monitoring and other safety assessments. Secondary objectives include assessment of efficacy measured as strength and functional disability, pharmacokinetics, pharmacodynamics (C2 and CH50), and immunogenic- ity of ARGX-117. After completing the 16-week treatment period, participants may enroll in an open-label extension study, or enter the safety follow-up period. Conclusions: This ongoing phase 2 study will assess the safety and efficacy of ARGX-117 in participants with MMN and will direct future studies in this patient population. References 1. Van de Walle I, Silence K, Budding K, et al. ARGX-117, a therapeutic complement inhibiting antibody targeting C2. J Allergy Clin Immunol. 2021;147(4):1420-1429.e7. 2. Budding K, Johansen LE, Van de Walle I, et al. Anti-C2 Antibody ARGX-117 Inhibits Complement in a Disease Model for Multifocal Motor Neuropathy. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2021;9(1):e1107. 52 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

346 ADAPTsc: a phase 3, randomised, open-label, parallel-group, noninferiority study comparing subcutaneous injection of efgartigimod PH20 1000 mg with intravenous infusions of efgartigimod 10 mg/kg Renato Mantegazza1, Heinz Wiendl2, George LI3, Temur Margania4, Kimiaki Utsugisawa5, Denis Korobko6, Marek Smilowski7, Andrzej Szczudlik8, Krzysztof Banaszkiewicz9, LI Liu10, Sophie Steeland10, Jan Noukens11, Benjamin Van Hoorick10, Jana Podhorna10, James F. Howard, Jr12 1Istituto Neurologico “Carlo Besta” | Fondazione IRCCS, Milano, Italy; 2Department of Neurology and Translational Neurology, University Clinic Münster, Münster, Deutschland; 3Medsol Clinical Research Center, Port Charlotte, United States; 4New Hospitals, Department of Neurology and Neurorehabilitation, Tbilisi, Georgia; 5Hanamaki General Hospital, Hanamaki, Japan; 6Novosibirsk Regional Centre of MS and other AID of nervous system, Novosibirsk, Russian Federation; 7Department of Hematology and Bone Marrow Transplantation, Katowice, Poland; 8Sp.z o.o. PERFECT, Szczecin, Poland; 9John Paul II Hospital, Kraków, Poland; 10argenx, Ghent, Belgium; 11Curare Consulting BV, Etten-Leur, Netherlands; 12University of North Carolina at Chapel Hill, Chapel Hill, United States Background: Generalised myasthenia gravis (gMG) is a rare, chronic, immunoglobulin G (IgG) autoantibody (Ab)–medi- ated disease resulting in debilitating muscle weakness, fatigue and reduced quality of life. Efgartigimod is a human IgG1 antibody Fc-fragment that blocks the neonatal Fc receptor, thereby decreasing IgG recycling and reducing IgG Ab levels. In the phase 3 ADAPT study, treatment cycles of 4 weekly intravenous (IV) infusions of efgartigimod 10 mg/kg were well tolerated and efficacious in patients with gMG. Goal: To allow for subcutaneous (SC) administration of efgartigimod, a co-formulation with recombinant human hyalu- ronidase PH20 (an enzyme used to increase the dispersion and absorption of SC co-administered substances) was devel- oped. A dose of 1000 mg efgartigimod PH20 SC was predicted to achieve a pharmacodynamic (PD) effect comparable to 10 mg/kg efgartigimod IV. Questions: ADAPTsc (NCT04735432) was a phase 3, randomised, open-label, parallel-group, noninferiority study com- paring the PD, pharmacokinetic, efficacy, safety, tolerability, and immunogenicity of 4 weekly injections of efgartigimod PH20 SC 1000 mg with 4 weekly infusions of efgartigimod IV 10 mg/kg in patients with gMG. Methods: The study population was the same as in ADAPT, being adults with a confirmed diagnosis of gMG, including those who are seropositive or seronegative for anti-acetylcholine receptor Abs (AChR-Ab). The primary endpoint was percent reduction from baseline in total IgG levels at Day 29, i.e. 7 days after the fourth IV or SC administration. The non- inferiority evaluation was based on percent reduction from baseline in total IgG levels at Day 29 using a noninferiority margin of 10. Results: A total of 110 patients were randomised and treated. Overall, there was no major imbalance in patient demo- graphics between the two arms. The maximum reduction in total IgG after the fourth weekly SC injection of 1000 mg efgartigimod PH20 or IV infusion 10 mg/kg will be presented. Conclusions: The results of this study will show whether the reduction in total IgG with efgartigimod 1000 mg SC is noninferior to efgartigimod IV 10 mg/kg. Additional formulations of efgartigimod, which has demonstrated efficacy with IV infusion, would provide options for patients with gMG to select the administration route most appropriate for them. Abstracts 53

DGN Kongress 348 Baseline characteristics of patients with myasthenia gravis enrolled in an expanded access program for Efgartigimod Jan De Bleecker1, Wolfgang N. Löscher2, Christiane Schneider-Gold3, Jan Verschuuren4, Céline Tard5, Deborah Gelinas6, Omar Rahman6, Erin Lambert6, Benjamin Van Hoorick6, Jon Beauchamp6, Renato Mantegazza7 1University Hospital and St. Lucas General Hospital, Ghent, Belgium; 2Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich; 3Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland; 4Leids Universitair Medisch Centrum, Leiden, Netherlands; 5Lille University Medical Center, Center of Reference of Neuromuscular Disorders, Lille, France; 6argenx, Ghent, Belgium; 7Istituto Neurologico “Carlo Besta” | Fondazione IRCCS, Milano, Italy Background: Generalised myasthenia gravis (gMG) is a rare, immunoglobulin G (IgG) autoantibody (Ab)–mediated dis- ease that results in disability and reduces patients’ quality of life. Efgartigimod is a human IgG1 antibody Fc-fragment that blocks the neonatal Fc receptor, thereby decreasing IgG recycling and reducing IgG Ab levels. In the phase 3 ADAPT study, efgartigimod was well tolerated and efficacious in patients with gMG. Goal: The ongoing, multinational, efgartigimod expanded access programme (EAP) addresses unmet needs for patients with gMG who have no alternative, effective treatment options and cannot enrol in an open or planned clinical trial. Patients with a documented IgG level of ≥4 g/L in the previous month are eligible. Methods: Enrolment is ongoing in Austria, Belgium, France, Germany, Italy, the Netherlands and Spain, but has ceased in the USA following regulatory approval for patients with acetylcholine receptor Ab-positive (AChR-Ab+) gMG. The EAP is managed according to country-specific or individual protocols aligned to local clinical practice (US protocol: NCT04777734). Some countries also require patients to have a Total Myasthenia Gravis Activities of Daily Living (MGADL) score ≥5 at screening, with >50 % of the total score due to non-ocular symptoms. Enrolled patients receive intravenous efgartigimod 10 mg/kg according to fixed or flexible treatment cycles. Results: As of 3 March 2022, 38 patients were enrolled. Most were female (n=23) and aged between 45–64 years (n=15). Twenty-seven patients are AChR-Ab+, 8 are seronegative and 3 are muscle-specific tyrosine kinase Ab-positive. Median time since diagnosis was 4 years. Thirty-four patients had IgG levels >6 g/L. Most patients are Myasthenia Gravis Founda- tion of America class III severity (n=18; n=10 class II, n=8 class IV). Previous or current treatments (≥10 patients): steroids (n=35), pyridostigmine (n=28), intravenous immunoglobulin (n=28), azathioprine (n=26), plasma exchange (n=17), mycophenolate mofetil (n=13), rituximab (n=10) and eculizumab (n=10). In the 12 months prior to screening, 23 patients experienced MG crisis and/or were hospitalised owing to gMG. Additionally, 24 % of patients had a history of thymectomy and 57 % had ≥2 comorbidities. Conclusions: The EAP addresses an unmet need for patients lacking an effective management strategy for their gMG and provides insights into the characteristics and treatment of patients with this rare disease. 54 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

350 Baseline characteristics of the SDMT PRO population reveal early cognitive changes in multiple sclerosis patients Iris-Katharina Penner1,2, Martin Mayr3, Michael Lang3,4, Yekta Kus5, Veronika Eva Winkelmann5, Herbert Schreiber4 1Klinik für Neurologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Universität Bern, Bern, Schweiz; 2COGITO Zentrum für Angewandte Neurokognition und neurophysiologische Forschung, Düsseldorf, Deutschland; 3NeuroSys GmbH, Ulm, Deutschland; 4Nervenärztliche Gemeinschaftspraxis & Neuropoint Akademie, Ulm, Deutschland; 5Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Deutschland Background: Since cognitive changes may occur early in multiple sclerosis (MS) regular assessment of the cognitive status is recommended (Kalb et.al. 2018). The Symbol Digit Modalities Test (SDMT) is a validated, sensitive, widely used test to detect changes in cognitive processing speed and working memory and is part of BICAMs, the most widely used screening battery for neuropsychological deficits in multiple sclerosis (MS) worldwide. A clinically meaningful change is defined as a 4-points or 8 -points difference in SDMT raw score (Weinstock et.al 2021) or a 10 % difference with respect to pretest values (Benedict et.al. 2017). The second essential part is the Brief Visuospatial Memory Test Revised (BVMT-R). The combination of these two tests proved superior to the single application of the SDMT and showed the best agreement with the overall BICAMS score (Bätge et al. 2019). Whether and to which extent a clinically meaningful change in SDMT and BVMT-R translate into a relevant change in the quality of life or in psychosocial functioning of the patient has not been thoroughly investigated so far. Goal: SDMT PRO aims to evaluate the relevance of SDMT and BVMT-R changes on everyday life issues of patients with relapsing (RRMS) and secondary progressive MS (SPMS). Methods: Approximately 130 ambulatory RRMS and SPMS patients have been enrolled in the project to date and recruit- ment will close in June 2022. Patients` neuropsychological performance on SDMT and BVMT-R will be assessed at baseline (T0), at 12 (T12) and 24 months (T24) follow-up, along with behavioral data collected from digitized Patient-reported outcomes (PROs), e.g. the Fatigue Scale for Motor and Cognitive Functions (FSMC) by the PatientConceptApp at the respective time points. In addition, each of the PRO dimensions (vocational status, fatigue, mood, cognition) will be continuously monitored throughout the study via the app by means of short ratings based on Visual Analog Scales (VAS). Patients will be stratified in subgroups according to cognitive test performance over time. Results: Baseline characteristics from the whole SDMT-PRO study population will be shown as well as 12 months follow- up data for approximately 30 patients. First interim analysis from the baseline characteristics (Penner et. al 2021, Poster presentation at DGN 2021) showed that approximately half of the enrolled study population had clinically significant reduced or borderline SDMT values (47 %), while most patients (80.4 %) had normal BVMT-R values. Additionally, patients had a strong disease burden based on FSMC values. Conclusions: Continuous evaluation of SDMT changes as well as monitoring of domains relevant for daily living and psychosocial functioning can reveal the impact multiple sclerosis has on the daily life on patients. Abstracts 55

DGN Kongress 359 Different measures of disease activity in comparably mildy affected multiple sclerosis patients under first-line therapies Lars Masanneck1,2, Leoni Rolfes1, Liesa Regner-Nelke1, Alice Willison1, Saskia Räuber1, Falk Steffen3, Stefan Bittner3, Frauke Zipp3, Philipp Albrecht1, Tobias Ruck1, Hans-Peter Hartung1, Sven Günther Meuth1, Marc Günther Pawlitzki1 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Neurologie, Düsseldorf, Deutschland; 2Hasso-Plattner-Institut (HPI), Potsdam, Deutschland; 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Focus Program Translational Neuroscience (FTN) and Immunotherapy (FZI), Rhine Main Neuroscience Network (rmn2), Mainz, Deutschland Background: The now available range of disease-modifying treatments (DMTs) for relapsing-remitting multiple sclerosis (RRMS) has placed more importance on the accurate monitoring of disease progression for timely and appropriate treat- ment decisions. However, measuring ongoing disease activity, particularly in mildly affected RRMS patients treated with first-line DMTs, is challenging, since silent disease progression is documented to occur. Aims: In order to optimize the assessment of disease progression, this study aims to investigate several established and new composite measures for monitoring disease activity and their potential relation to the biomarker serum neurofila- ment light chain (NfL) in a clearly defined early RRMS patient cohort with a mild disease course. Research Question: How frequently do different established and new composite measures for disease activity occur in a cohort of mildly affected RRMS patients? How do such measures relate to the biomarker NfL? Methods: From a total of 301 RRMS patients, a clearly defined subset of 46 patients being treated with a continuous first- line therapy was analysed for loss of no evidence of disease activity (lo-NEDA-3) status and the two confirmed disability accumulation (CDA)-based measures, relapse-associated worsening (RAW) and progression independent of relapse activ- ity (PIRA), up to seven years after treatment initialisation. Kaplan-Meier estimates were used for time-to-event analysis. Additionally, a Cox regression model was used to analyse the effect of NfL levels on outcome measures in this cohort. Results: In this mildly affected cohort, both lo-NEDA-3 and PIRA frequently occurred over a median observational pe- riod of 67.2 months and were observed in 39 (84.8%) and 23 (50.0%) patients, respectively. Additionally, 12 out of 26 PIRA manifestations (46.2%) were observed without a corresponding lo-NEDA-3 status. Jointly, either PIRA or lo-NEDA-3 showed disease activity in all patients followed-up for at least the median duration (67.2 months). Regarding sub-components, radiological progression dominated lo-NEDA-3 and was observed 125 times in the cohort. In contrast, the contribution of each sub-component to PIRA was more balanced. NfL values demonstrated a weak as- sociation with the occurrence of RAW; however, no relation was observed for the other disease monitoring measures. Conclusion: The complementary use of different measures of disease progression helps to illustrate the nuanced rep- resentations of disease activity in mildly affected early RRMS patients being treated with continuous first-line therapy. 56 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

364 Myasthenia-like Myopathy/Myositis complicating checkpoint inhibition by Pembrolizumab in advanced stage cancer therapy Lisa Marie Baquet1, Shurouk Katab1, Annette Müller2, Livia Tveici1, Johannes C. Wöhrle1 1Katholisches Klinikum Koblenz-Montabaur (Brüderhaus Koblenz), Neurologie, Koblenz, Deutschland; 2Katholisches Klinikum Koblenz-Montabaur (Marienhof Koblenz), Onkologische Tagesklinik, Kobelnz, Deutschland Introduction: The humanized monoclonal anti-PD1 (programmed cell death protein 1) antibody Pembrolizumab is an immune-checkpoint inhibitor that activates effector T-cells by blocking the transmembrane PD1-receptor on activated T-cells. PD1 can no longer bind its ligands PDL1 and PDL2 on tumor cells, which would usually lead to tolerance of the malignant cells. Through this pathway Pembrolizumab enables a better recognition and elimination of cancer cells. Con- comitantly, there comes a tendency to autoimmunity. We describe two patients in whom a myasthenia-like myopathy with external ophthalmoparesis and paresis of peripheral muscles occured. Case presentations: Patient 1: A 83-year-old woman with a metastasized non-small cell lung cancer (adenocarcinoma; TNM UICC pT4 cN2-3, cM1a (stage IVa). EGFR, ALK, BRAF, ROS1 negative; G 12 KRAS mutation; P53 mutation) diagnosed in July 2021 presented herself to the neurology department with a bilateral ptosis (accentuated on the right), horizontal more than vertical gaze palsy and paresis of neck extension combined with myalgia, that appeared after the second cycle of Pembrolizumab. Serum creatinkinase (CK) was elevated to 562 U/l (upper limit of normal 145 U/l). Antibodies against acetylcholine recep- tor (AChR), muscle specific tyrosine kinase (MuSK) and voltage gated calcium channels (VGCA) were negative as well as a diagnostic test panel of myositis autoantibodies. Nerve conduction testing with repetitive stimulation did neither show decrement nor increment of compound muscle action potentials. Electromyography of the right M. orbicularis oculi and sternocleidomastoid muscle revealed mild myo- pathic changes of the motor unit potentials. Echocardiography was normal. Patient 2: A 68-year-old man with a metastasized non-small cell lung cancer (adenocarcinoma: TNM UICC 8: c2T3, c2N1, cM1b (adr dex), Stage IVA) diagnosed in November 2021 presented to the neurology department with bilateral ptosis, ab- ducens nerve palsy, diplopia and no paresis of the extremities appearing 4 days before the third cycle of Pembrolizumab. The serum CK was elevated (774 U/l). AChR-antibodies and MuSK-antibodies were negative. Repetitive nerve stimulation and electromyography (M. deltoideus, M. sternocleidomastoideus, M. tibialis anterior) were normal. There were no signs of a cardiomyopathy. In both patients, we diagnosed a Pembrolizumab-induced myasthenia like myositis/myopathy while a true myasthenia gravis pseudoparalytica could not be confirmed by electrophysiological tests, autoantibody screen and a trial of pyr- idostigmine treatment. However, when a high-dose intravenous steroid pulse therapy (Prednisolone 500 mg/d for 5 days in Patient 1, for 3 days in Patient 2) was initiated, followed by an oral Prednisolone scheme of 1 mg/kg body weight with further tapering, symp- toms started to improve in both patients. Further changes and possible reoccurrence of symptoms with reexposition to Pembrolizumab are still under observation and will be reported in the poster. Conclusion: Checkpoint inhibition with the anti-PD1 antibody Pembrolizumab is a new potent option in cancer treat- ment. One has to be aware of the autoimmune induced adverse event of myopathy/myositis especially when patients present with paresis of extraocular muscles, mimicking myasthenia gravis. Corticosteroids like Prednisolone treatment can improve symptoms, however further anti-tumour therapy is still open to debate. Abstracts 57

DGN Kongress 365 Patient-reported outcome parameters can support estimating and predicting disability progression in multiple sclerosis Ahmed Abdelhak1,2, Markus Krumbholz3, Makbule Senel1, Joachim Havla4, Uwe K. Zettl5, Ingo Kleiter6, Muna-Miriam Hoshi6, Thomas Skripuletz7, Alexander Stahmann8, André Huss1, Kai Antweiler9, Stefan Gingele7, Markus Kowarik3, Charlotte Selge6, Sandra Hengstebeck10, Tim Friede9, Albert Christian Ludolph1, James Overell11, Harold Koendgen11, Susanne Clinch11, Qing Wang11, Ulf Ziemann3, Stephen Hauser2, Tania Kümpfel4, Ari Green2, Hayrettin Tumani1 1Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland; 2UCSF Medical Center at Mission Bay, San Francisco, United States; 3Uniklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland; 4LMU Klinikum Großhadern, München, Deutschland; 5Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland; 6Marianne-Strauss-Klinik, Berg, Deutschland; 7Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; 8MS Forschungs- und Projektentwicklungs-gGmbH, Hannover, Deutschland; 9Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland; 10Fachklinik für Neurologie Dietenbronn, Schwendi, Deutschland; 11Hoffmann-La Roche, Basel, Schweiz Background: Accurate detection of disability progression is a significant unmet need in people with progressive mul- tiple sclerosis (PwPMS). Government and health agencies have deemed the use of patient-reported outcomes measures (PROMs) in clinical practice and clinical trials a major strategic priority. Nevertheless, data documenting the clinical utility of PROMs in neurological diseases is scarce. Objective: To evaluate whether the assessment of PROMs contributes to detection and prediction of disability progres- sion in PMS independent of relapse activity. Question: Can the assessment of patient-reported outcome measures (PROMs) provide patient-centered means to de- tect and predict disability accumulation in progressive multiple sclerosis (PMS)? Methods: EMerging blood BIOmarkers in PROgressive Multiple Sclerosis (EmBioProMS) investigated PROMs (Beck de- pression inventory-II (BDI-II), multiple sclerosis impact scale-29 (MSIS-29), fatigue scale for motor and cognition (FSMC)) in PwPMS (primary and secondary PMS). PROMs were evaluated at inclusion and compared between participants with retrospective evidence of disability progression (EDP), persistent over at least 24-weeks in the last two years, and those with no evidence of disability progression (NEDP). In an independent cohort of placebo participants of the phase III ORA- TORIO trial in PPMS, the diagnostic and prognostic value of another PROMs score (36-Item Short Form Survey [SF-36]) regarding 12-weeks confirmed EDP was evaluated. Results: Participants in EmBioProMS with retrospective EDP in the two years prior to inclusion (114/185 [61.6%]) had worse BDI-II, MSIS-29, and FSMC scores at baseline compared to PwPMS with NEDP. PwPMS with any of the included PROMs above the 90th percentile had an odds ratio of 3.8 (P= 0.007) for having EDP in the last two years. In the placebo arm of ORATORIO (n= 137), the physical component score (PCS) of SF-36 at week 120 was worse, compared to baseline, in cases who experienced EDP over the preceding trial period (P= 0.007). Worse PCS at baseline was associ- ated with higher hazard ratios of disability accumulation over the subsequent 120 weeks (HR: 2.01 [30th-], 2.11 [20th-], and 2.8 [10th percentile], P= 0.007, 0.012 and 0.005, respectively). Conclusion: PROMs could provide a practical, cost-efficient, and remotely accessible subsidiary tool to assess and pre- dict disability progression in chronic neurological conditions like PMS through standardized, structured, and quantifiable patient feedback. 58 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

373 Akute Disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) bei 33-jähriger Patientin nach Sars-CoV-2 Boosterimpfung Yannick Keck1, Peter Michels1, Till Illies2, Joachim Röther1 1Asklepios Klinik Altona, Neurologie, Hamburg, Deutschland; 2Asklepios Klinik Altona, Neuroradiologie, Hamburg, Deutschland Hintergrund: Die Akute Demyelinisierende/Disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) ist eine überwiegend in der Kind- heit auftretende, monophasisch verlaufende, seltene entzündliche demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nerven- systems, welche als postinfektiöse oder postvakzinale Komplikation und spontan auftreten kann. Ziele: Darstellung eines Krankheitsverlaufs nach kurz zuvor erfolgter Booster-Impfung gegen Sars-CoV-2, um für das Krankheitsbild als mögliche seltene postvakzinale Komplikation zu sensibilisieren Fragestellung: Die ADEM als seltene postvakzinale Komplikation ist bekannt. Aufgrund der erst kürzlich entwickelten Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 existieren nur wenige Fallberichte einer ADEM als Komplikation einer solchen Impfung. Methoden: Fallbericht Ergebnisse: Eine 33-jährige Frau ohne neurologische Vorerkrankungen, welche zehn Tage zuvor die Booster-Impfung gegen Sars-CoV-2 (Impfstoff Comirnaty von BioN-Tech/Pfizer) erhielt, stellte sich initial aufgrund einer seit dem Vortag bestehenden leichtgradigen Aphasie und Kopfschmerzen vor. Ursächlich für die Symptomatik zeigte sich eine solitäre entzündliche tumefaktive Kontrastmittel (KM) - aufnehmende Läsion im linken periventrikulären Marklager. Bei gering ausgeprägter und zunächst spontan rückläufiger Symptomatik erfolgte keine immunsuppressive Therapie. Zwei Wochen nach Entlassung stellte sich die Patientin erneut vor mit einer wenige Tage zuvor aufgetretenen progredi- enten spinalen Symptomatik mit sensiblem Niveau auf Höhe C2 links und Th11 rechts. Im MRT zeigten sich eine Größen- progredienz der Läsion im linken periventikulären Marklager, zwei neue KM-aufnehmende spinale Läsionen auf Höhe C1 und C2/3 sowie eine neue KM-aufnehmende Läsion rechts zerebellär. Unter fünftägiger i.v. Hochdosis-Cortisontherapie war die Symptomatik progredient, nach fünfmaliger Plasmapherese größtenteils rückläufig. In einem erneuten MRT nach Abschluss der Plasmapheresen waren der periventrikuläre Herd sowie die spinalen Herde bzgl. Größe und KM-Aufnahme deutlich rückläufig, der zerebelläre Herd war nicht mehr eindeutig erkennbar, neue Läsionen zeigten sich nicht. Im Liquor zeigte sich initial eine lymphozytäre Pleozytose (108 Zellen/µl) mit Nachweis von 10 oligoklonalen IgG-Banden sowie einer intrathekalen IgG-Synthese, welche zunächst spontan und im Verlauf unter Therapie rückläufig war. MOG- Antikörper waren ebenso wie Aquaporin-4-Antikörper nicht nachweisbar. Hinweise auf eine erregerbedingte Erkrankung oder auf eine systemische Autoimmunerkrankung mit ZNS-Beteiligung bestanden nicht. Trotz der zweimaligen Vorstellung werteten wir den Erkrankungsverlauf als monophasisch im Rahmen einer ADEM, insb. aufgrund der deutlichen Befundbesserung im letzten MRT und fehlender konkurrierender Ursachen, wobei weitere Ver- laufskontrollen zum Ausschluss weiterer klinischer und/oder MRT-Aktivität nötig sind. Es wurden bereits mehrere Fall- beispiele für das Auftreten einer ADEM sowohl nach COVID-19-Erkrankung als auch nach Impfung gegen Sars-CoV-19 publiziert. Ein Zusammenhang mit der vorangegangenen Booster-Impfung in diesem Fallbeispiel ist möglich. Schlussfolgerungen: Bei Auftreten entzündlicher Läsionen im zentralen Nervensystem in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung gegen Sars-CoV-2 sollte auch bei erwachsenen Patientinnen und Patienten an eine ADEM gedacht werden. Abstracts 59

DGN Kongress 383 Cladribine treatment improves cortical network functionality in a mouse model of autoimmune encephalomyelitis Leoni Rolfes1, Christina B. Schroeter1, Sophie Gothan2, Venu Narayanan2, Steffen Pfeuffer3, Tobias Ruck1, Thomas Müntefering1, Thomas Budde4, Manuela Cerina2, Sven G. Meuth1 1Department of Neurology, Medical Faculty, Heinrich-Heine-University, Düsseldorf, Deutschland; 2Department of Neurology with Institute of Translational Neurology, University of Münster, Münster, Deutschland; 3LWL Clinics Münster, Münster, Deutschland; 4Institute of Physiology I, University of Münster, Münster, Deutschland Background: Cladribine is a synthetic purine analogue that leads to inhibition of DNA synthesis and repair and disrup- tion of cellular proliferation in actively dividing lymphocytes and is approved for the treatment of multiple sclerosis (MS). Cladribine can cross the blood-brain barrier, suggesting a potential effect on central nervous system (CNS) resident cells. Aims: Here, we explored compartment-specific immunosuppressive as well as potential direct neuroprotective effects of oral cladribine treatment in experimental autoimmune encephalomyelitis (EAE) mice. Methods: In the current study, we compare immune-cell frequencies and phenotypes in the periphery and CNS of EAE mice with distinct grey and white matter lesions (combined active and focal EAE) either orally treated with cladribine or vehicle, using flow cytometry. To evaluate potential direct neuroprotective effects, we assessed the integrity of the primary auditory cortex neuronal network by studying neuronal activity and spontaneous synaptic activity with electro- physiological techniques ex vivo. Results: Oral cladribine treatment significantly attenuated clinical deficits in EAE mice. Ex vivo flow cytometry showed that cladribine administration led to peripheral immune cell depletion in a compartment-specific manner and reduced immune cell infiltration into the CNS. Histological evaluations revealed no significant differences for inflammatory lesion load following cladribine treatment compared to vehicle control. Single cell electrophysiology in acute brain slices were performed and showed an impact of cladribine treatment on intrinsic cellular firing patterns and spontaneous synaptic transmission in neurons of the primary auditory cortex. Here, cladribine administration in vivo induced partial restore of cortical neuronal network function, reducing action potential firing. In addition, cladribine reversed EAE-associated enhancement of the number of excitatory postsynaptic currents. Both, the effect on immune cells and neuronal activity were transient. Conclusion: Our results indicate that cladribine exerts a neuroprotective effect after crossing the blood-brain barrier independently of its peripheral immunosuppressant action. 60 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

392 Reduzierte trigeminale Nervenfaserdichte bei Patienten und Patientinnen mit Neuro-Sjögren Tabea Seeliger1, Marten Gehlhaar2, Irene Oluwatoba-Popoola2, Franz Felix Konen1, Melanie Haar2, Emília Doničová2, Marija Wachsmann2, Amelie Pielen2, Stefan Gingele1, Nils Kristian Prenzler3, Diana Ernst4, Torsten Witte4, Carsten Framme2, Anna Bajor2, Thomas Skripuletz1 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie, Hannover, Deutschland; 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Augenheilkunde, Hannover, Deutschland; 3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Hannover, Deutschland; 4Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Hannover, Deutschland Hintergrund: Patienten und Patientinnen mit Sjögren Syndrom und begleitender Neuropathie (Neuro-Sjögren) können schwere Krankheitsverläufe entwickeln, die potenziell gut auf immunsuppressive Therapien ansprechen. Bei Patienten und Patientinnen mit einer im Rahmen des Sjögren Syndroms immunvermittelten Polyneuropathie (Neuro-Sjögren) tra- ten im Vergleich zu Patienten und Patientinnen mit chronisch inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP) häufiger Hirnnervenbeteiligungen auf. Allerdings wurde die Beteiligung von Hirnnerven bei Patienten und Pati- entinnen mit Sjögren Syndrom bislang oft retrospektiv oder anamnestisch erfasst, was für eine sichere Charakterisierung unzureichend ist. Dies ist insbesondere wichtig, da auch die Beeinträchtigung anderer Hirnnerven lange subklinisch ver- laufen kann. Ziele: Charakterisierung der trigeminalen Nervenfasereigenschaftenbei Neuro-Sjögren mittels konfokaler cornealer in- vivo Mikroskopie. Fragestellung: Unterscheiden sich die trigeminalen Fasereigenschaften zwischen Patienten und Patientinnen mit einer immunvermittelten Neuropathie bei Sjögren Syndrom und CIDP und ist die in-vivo-Mikroskopie der Cornea zur Unter- scheidung beider Entitäten hilfreich? Methoden: Prospektiv wurden 26 Patienten und Patientinnen mit Neuro-Sjögren (medianes Alter 64 Jahre, Geschlecht weiblich in 58 %) und 29 Patienten und Patientinnen mit CIDP ohne Nachweis eines Sjögren Syndroms eingeschlossen (medianes Alter 67 Jahre, Geschlecht weiblich in 21 %). Zusätzlich wurden zum Methodenabgleich 6 gesunde Kontroll- probanden (medianes Alter 61 Jahre, Geschlecht weiblich in 83 %) untersucht. Die trigeminalen Nervenfasereigenschaf- ten wurden per konfokaler cornealer Mikroskopie, einer nicht-invasiven in-vivo-Mikroskopie der Hornhaut am lokal betäubten Bulbus oculi, zunächst photographisch erfasst. Die Auswertung erfolgte automatisiert mittels ACCMetrics© Software. Ergebnisse: Die trigeminale Nervenfaserdichte und Verzweigungsdichte der Hauptnervenäste waren sowohl bei Pati- enten und Patientinnen mit Neuro-Sjögren, als auch bei Patienten und Patientinnen mit CIDP ohne Sjögren Syndrom im Vergleich zu den gesunden Kontrollprobanden signifikant reduziert. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Patienten-Gruppen. Schlussfolgerungen: Es fanden sich damit Hinweise auf eine Reduktion der Nervenfaserdichte bei Patienten und Pa- tientinnen mit Neuro-Sjögren wie auch bei Patienten und Patientinnen mit CIDP im Vergleich zu Kontrollprobanden. Die erhobenen Parameter der cornealen konfokalen Mikroskopie unterschieden sich jedoch nicht zwischen den beiden Patientengruppen, sodass eine Unterscheidung beider Entitäten auf Basis dieser Methodik nicht möglich ist. Abstracts 61

DGN Kongress 396 Prospektive Studie bei Patienten und Patientinnen mit klinisch isoliertem Syndrom und früher schubförmiger Multipler Sklerose zur Validierung eines multidimensionalen Scores für Behandlungsentscheidungen - Studiendesign und Patientencharakteristika Joachim Havla1, Antonios Bayas2, Achim Berthele3, Verena Steuerwald2, Markus Naumann2, Martin Kerschensteiner1,4, Ulf Ziemann5,6, Markus Kowarik5,6, Hayrettin Tumani7, Makbule Senel7, Fady Albashiti8, Frank Kramer9, Inaki Soto Rey10, Helmut Spengler11, Gerhard Mayer12, Hans Armin Kestler12, Oliver Kohlbacher13, Martin Boeker14, Klaus Kuhn14, Marlien Hagedorn8, Verena Hoffmann15, Ulrich Mansmann15, Bernhard Hemmer3,4 1Institut für Klinische Neuroimmunologie, LMU Klinikum, München, Deutschland; 2Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg, Augsburg, Deutschland; 3Klinik und Poliklinik für Neurologie, Fakultät für Medizin der TU München, Klinikum rechts der Isar, München, Deutschland; 4Munich Cluster of Systems Neurology (SyNergy), München, Deutschland; 5Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Tübingen, Deutschland; 6Klinik für Neurologie, Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland; 7Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland; 8Zentrum für Medizinische Datenintegration und –Analyse (MeDICLMU), LMU Klinikum, München, Deutschland; 9IT-Infrastrukturen für die Translationale Medizinische Forschung Fakultät für Angewandte Informatik Medizinische Fakultät Universität Augsburg, Augsburg, Deutschland; 10Medizinisches Datenintegrationszentrum, Institut für Digitale Medizin, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland; 11Medizinisches Datenintegrationszentrum, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland; 12Institut für Medizinische Systembiologie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland; 13Interfakultäres Institut für Biomedizinische Informatik (IBMI) , Tübingen, Deutschland; 14Institut für KI und Informatik in der Medizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland; 15Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, LMU, München, Deutschland Hintergrund: Nach dem Grundsatz „treat to target“ und unter Berücksichtigung des individuellen Krankheitsverlaufes sollte idealerweise sowohl eine Über- als auch eine Unterbehandlung von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) vermie- den werden. Weltweite Anstrengungen werden unternommen, um prädiktive Marker des MS-Verlaufes im Rahmen der Prognoseforschung zu etablieren. Ziele und Fragestellung: Die prospektive Kohortenstudie ProVal-MS soll einen multidimensionalen Behandlungsent- scheidungs-Score für die frühe und personalisierte Behandlungsentscheidung bei MS validieren. Methoden: ProVal-MS ist eine prospektive, nicht-interventionelle, diagnostische Phase-II-Kohortenstudie zur Validierung eines multidimensionalen Behandlungsentscheidungs-Scores (DIFUTURE-MS-TDS), der basierend auf einer separaten, retrospektiven MS-Studienkohorte entwickelt wurde. Grundlage der klinischen Routinedatenerfassung ist ein über die Zentren homogenisierter sowie strukturiert dokumentierter, multimodaler MS-Kerndatensatz (MS-Klinik, MS-Labor, MS- Bildgebung). Ziel von ProVal-MS ist die Vorhersage des Outcomes nach 24 Monaten bei mindestens 250, bei Einschluss unbehandelten Patienten und Patientinnen mit früher, schubförmig-remittierender MS (RR-MS) oder klinisch isoliertem Syndrom (KIS). Alle Patienten und Patientinnen wurden in fünf akademischen Zentren in Deutschland innerhalb des DIFUTURE-Konsortiums (Data Integration for Future Medicine; BMBF Medizininformatik-Initiative (MI-I); www.difuture. de) rekrutiert. Die Ergebnisse der in der Studie standardisierten kranialen und spinalen MRT-Diagnostik dienen als primärer Endpunkt. Die Datenstruktur und der Datenfluss innerhalb der ProVal-MS-Studie sind als Teil des auditierten Anwendungsfalles MS in neu etablierten medizinischen Datenintegrationszentren (MeDIC/DIZ) der MI-I umgesetzt und demonstrieren deren Funktionalität. Die ProVal-MS Studie ist im „Deutschen Register klinischer Studien“ unter der Nr. DRKS00014034 regi- striert. Ergebnisse: Da es sich um eine rekrutierende Studie handelt, werden zum aktuellen Zeitpunkt der DGN Neurowoche 2022 die Patientencharakteristika aller eingeschlossenen Patienten und Patientinnen auf der Basis der in den Dateninte- grationszentren verfügbaren Daten präsentiert. Bis zum 4. Februar 2022 nahmen insgesamt 384 Patienten und Patien- 62 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

tinnen an der Studie teil, wobei 312 Patienten und Patientinnen den 6. Studienmonat und 89 Patienten den 24. Studien- monat bereits erreicht haben. Die Studienabbruchquote war mit 7 % der eingeschlossenen Patienten und Patientinnen bislang niedrig. Von den 384 Patienten waren 253 (66 %) weiblich, das Durchschnittsalter bei Studienbeginn betrug 32 Jahre (Spanne 18-60 Jahre). Bei 360 Patienten wurde eine RRMS diagnostiziert (94 %), bei 24 ein KIS (6 %). Beim ersten Schub traten am häufigsten (151 Patienten und Patientinnen / (40 %)) sensorische Symptome auf, gefolgt von einer Opti- kusneuritis bei 81 Patienten und Patientinnen (21 %). Weitere Analysen der Patientencharakteristika werden im Rahmen der DGN Neurowoche 2022 präsentiert. Schlussfolgerungen: Mit ProVal-MS wurde eine Validierungsstudie eines multidimensionalen Scores für Behandlungs- entscheidungen etabliert. Dieser Score soll basierend auf Diagnostik- und Behandlungs-Routinen anwendbar sein. Über alle Zentren hinweg wurde eine hochgradig harmonisierte, strukturierte Erfassung von Datensätzen und die Etablierung von Datenpipelines zur medizinischen Datenintegration im Rahmen des DIFUTURE Konsortiums der MI-I erreicht, sowie die Grundlage für das verteilte Rechnen unter Verwendung der Software DataSHIELD geschaffen. Eine weitere Stärke der Studie ist die Bewertung der Krankheitsaktivität in der standardisierten spinalen und kranialen MRT. Im Rahmen des Studienprogramms wurden Spezifikationen für einen MS-Kerndatensatz festgelegt, der in allen teilnehmenden Zentren in der klinischen Routine gleichermaßen erfasst werden kann, so dass aussagekräftige zukünftige Analysen von Studien- und Routinedaten über die laufende Studie hinaus möglich sein werden. 408 Rückenmarksatrophie als Prädiktor für stumme Behinderungsprogression bei schubförmiger Multipler Sklerose Antje Bischof1,2, Nico Papinutto2, Anisha Keshavan2, Anand Rajesh2, Gina Kirkish2, Xinheng Zhang2, Jacob Mallot2, Carlo Asteggiano2, Simone Sacco2, Chao Zhao2, William Stern2, Eduardo Caverzasi2, Refujia Gomez2, Adam Santaniello2, Alyssa Zhu2, Jeremy Juwono2, Carolyn Bevan2, Riley Bove2, Elizabeth Crabtree2, Jeffrey Gelfand2, Douglas Goodin2, Jennifer Graves2, Ari Green2, Jorge Oksenberg2, Emmanuelle Waubant2, Michael Wilson2, Scott Zamvil2, Bruce Cree2, Stephen Hauser2, Roland Henry2 1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie, Münster, Deutschland; 2University of California, San Francisco, Weill Institute for Neurosciences, Department of Neurology, San Francisco, United States Hintergrund: Neben Schubereignissen zeigt sich bei einem Teil der Patienten und Patientinnen mit schubförmiger Multipler Sklerose (RRMS) eine „stumme“ irreversible Behinderungsprogression („silent progression“), die bereits früh im Krankheitsverlauf auftreten kann, jedoch aufgrund überlagerter Schubereignisse klinisch oft unbemerkt bleibt. Die Entwicklung von Biomarkern zur Prädiktion der stummen Behinderungsprogression könnte eine frühzeitige Therapiees- kalation unterstützen und damit möglicherweise den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Geeignete Biomarker hier- für könnten MRT-Volumenänderungen von Hirn- und Rückenmark sein, die mit dem Ausmaß von neurodegenerativer Schädigung korrelieren. Ziele: Die Bestimmung von Hirn- und Rückenmarksatrophie bei RRMS-Patienten und -Patientinnen mittels Anwendung einer neu entwickelten Methode zur akkuraten Messung der zervikalen Rückenmarksfläche von Schädel-MRT-Aufnah- men. Fragestellung: Hat das Ausmaß der Atrophie globaler oder regionaler Hirnstrukturen oder des zervikalen Rückenmarks einen prädiktiven Wert für die stumme irreversible Behinderungsprogression bei schubförmigen MS-Verlaufsformen? Methoden: In einer unizentrischen longitudinalen Studie wurden alle schubförmigen und sekundär-progredienten (SPMS) Patienten und Patientinnen (n=360) über 12 Jahre untersucht. Stumme Behinderungsprogression wurde defi- niert als irreversible EDSS (Expanded Disability Status Scale)-Verschlechterung basierend auf einer 3-schichtigen Skala, Abstracts 63

DGN Kongress bestätigt nach 1 Jahr und unabhängig von Schubereignissen. RRMS Patienten und Patientinnen mit stummer Progression (n=159) wurden verglichen mit klinisch gematchten RRMS Patienten und Patientinnen, die während der 12-jährigen Be- obachtungszeit stabil blieben (n=147). Zudem wurde eine Analyse durchgeführt, bei der RRMS und SPMS-Patienten und -Patientinnen nach Behinderungsprogression (worsening (W)/non-worsening (NW)) und Schubaktivität (relapsing-R/ non-relapsing-NR) klassifiziert (wie bereits zuvor publiziert) wurden, um eine mögliche Verfärbung infolge RRMS/SPMS- Dichotomisierung zu vermeiden. Anhand von Schädel-MRT-Bildern wurde der prädiktive Wert regionaler und globaler Hirnvolumenveränderungen als auch der Abnahme der Rückenmarksquerschnittsfläche auf Höhe des 1. Halswirbelkör- pers (HWK) für die stumme Behinderungsprogression untersucht. Hierfür wurden Modelle für beschleunigte Ausfallzei- ten verwendet, die Modellauswahl erfolgte mittels LASSO- und schrittweisen Regressionsanalysen mit Rückwärtselimi- nation. Ergebnisse: In Überlebenszeitmodellen war die zervikale Atrophierate des Rückenmarks auf Höhe des 1. HWK der stärk- ste Prädiktor für stumme Behinderungsprogression: eine um 1 % schnellere Rückenmarksatrophierate war mit einer um 69 % verkürzten Zeit (p<0.0001) bis zur stummen Behinderungsprogression assoziiert (Abb. 1). Abb. 1. Risiko für das Auftreten der stummen Progression. Zeit bis zur stummen Progression basierend auf der Rate der Halsmarkatrophie und Erweiterung der Seitenventrikel ( %/Jahr) für Patienten und Patientinnen mit schubförmiger Multipler Sklerose und einem niedrigen EDSS (Expanded Disability Status Scale) Score von 2 bei Studienbeginn. Die Zunahme der Ventrikelerweiterungsrate war der zweitstärkste MRT-Prädiktor und der stärkste Gehirn-Prädiktor für die stumme Behinderungsprogression, wobei eine Zunahme der Rate der Ventrikelerweiterung um je 1 % mit einer um 16 % verkürzten Zeit bis zur stummen Behinderungsprogression assoziiert war (p=0.007). Unter Hinzunahme der SPMS-Patienten und Patientinnen zeigte sich in Sensitivitätsanalysen, dass Patienten und Patientinnen mit stummer Be- hinderungsprogression ohne überlagerte Schubereignisse (W/NR) schnellere Rückenmarksatrophieraten aufwiesen als diejenigen, die stabil blieben (NW/R, p=0.020, NW/NR, p=0.007), womit eine Verfärbung durch die RRMS/SPMS-Dichoto- misierung ausgeschlossen werden kann. 64 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Schlussfolgerungen: Anhand einer neuen Methode zur akkuraten Bestimmung der Rückenmarksquerschnittsfläche auf Höhe des 1. Halswirbelkörpers auf Schädel-MRTs konnte gezeigt werden, dass die klinisch stumme Behinderungspro- gression vorwiegend mit der Rückenmarksatrophie des hohen Halsmarks assoziiert ist. Diese Atrophie tritt bei einem Teil der Patienten und Patientinnen bereits früh im Krankheitsverlauf auf und sagt die Geschwindigkeit der stummen Behinderungsprogression voraus. 410 Behandlung der Multiplen Sklerose mit krankheitsmodifizierenden Therapien: eine Bestandsaufnahme der Versorgungsrealität in Deutschland im Jahr 2021 Arnfin Bergmann1, Yvonne Brünner2, Nur Güneli2, Ingrid Wolf2, Fabian Roßnagel1, Stefan Braune1 1NeuroTransData GmbH, Neuburg an der Donau, Deutschland; 2Hexal AG, Holzkirchen, Deutschland Hintergrund: Im Jahr 2021 wurden die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) überarbeitet1 und das Positionspapier der Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG) veröffentlicht.2 Zudem wurden neue Wirkstof- fe zur Behandlung der MS zugelassen. Ziele: Ziel dieser retrospektiven Registeranalyse ist es, ein umfassendes Bild der deutschen Behandlungsrealität von MS- Patienten und MS-Patientinnen mit krankheitsmodifizierenden Therapien („disease-modifying therapies,“ DMTs) im Jahr 2021 zu erhalten. Fragestellung: Die vorliegende Arbeit untersucht die Versorgungssituation mit DMTs im Allgemeinen. Methoden: Deutschlandweit wurden die Daten von 5434 aktiven (d. h. mindestens ein Praxisbesuch) Patienten und Patientinnen mit DMT-behandelter MS aus der NeuroTransData (NTD) Registerdatenbank zwischen Januar 2021 und Dezember 2021 (Indexdatum Querschnittsanalysen 31.12.2021) analysiert. Anhand deskriptiver statistischer Methoden wurden unter anderem folgende Variablen ausgewertet: demographische Charakteristika (z. B. Alter, Alter bei Diagnose, Geschlecht), klinische Parameter (z. B. EDSS Score, Anzahl und Frequenz von Rückfällen, Krankheitsdauer), durchgeführ- te klinische Untersuchungen (z. B. kraniale MRT-Untersuchungen, kognitive Tests) und Arbeits- und sozioökonomischer Status. Ergebnisse: Resultate einer ersten Übersicht der deskriptiven Analyse der Patientenpopulationen sind in Tabelle 1 zu- sammengefasst. UNTERSUCHUNG MESSUNG ALTER GESCHLECHT ALLE DMT-BEHANDELTEN PATIENTEN UND PATIENTINNEN Statistik N CIS 56 RRMS 4985 SPMS 308 PPMS 85 Mittel (SD) 43.88 (11.32) 45.68 (11.31) 56.17 (8.73) 53.31 (10.16) männlich weiblich 21 35 1426 3559 99 209 EDSS GESAMTSCORE Mittel (SD) 1.79 (1.52) 2.12 (1.72) 5.23 (1.73) BERUFSUNFäHIGKEIT (VOLL) Ja (%) 2 (3.57) 723 (14.5) 136 (44.16) Nein (%) 52 (92.86) 4122 (82.69) 165 (53.57) Missing (%) 2 (3.57) 140 (2.81) 7 (2.27) Tabelle 1. Beschreibung der eingeschlossenen Patientenpopulationen 35 50 4.1 (2.14) 19 (22.35) 62 (72.94) 4 (4.71) Abstracts 65

DGN Kongress Abbildung 1 zeigt eine Zusammenfassung der Behandlungssituation aller Patienten und Patientinnen zum Stichtag am 31.12.2021. Die Kategorien entsprechen der Einteilung der Wirkstoffgruppen in den DGN Leitlinien 2021.1 Abbildung 1 - Momentaufnahme der DMT-Behandlung in Deutschland am 31.12.2021, Kategorien 1-3 Einteilung der Wirkstoffgruppen laut DGN Leitlinie 2021.1 In der Gesamtpopulation war Dimethylfumarat (DMF) das am meisten verschriebene Präparat (16,7 % insgesamt; jeweils 19, 869, 15, 4 Patienten und Patientinnen respektive mit CIS, RRMS, SPMS, PPMS), gefolgt von Fingolimod (15,6 %; 7, 823, 18, 3) (Abb. 1), während bei 176 unter 2021 neu-diagnostizierten Patienten und Patientinnen Glatirameracetat (26,1 %; 0,46,0,0) am häufigsten eingesetzt wurde, gefolgt von DMF (25 %; 4,36,3,1). Zudem zeigen die Daten, dass viele MS- Patienten und MS-Patientinnen ihrem Beruf in Vollzeit nicht nachgehen können, was auf eine hohe sozioökonomische Belastung hinweist. Schlussfolgerungen: Diese erste Übersicht der umfassenden Bestandsaufnahme von 2021 zeigt eine heterogene Be- handlungssituation. Weitere Analysen innerhalb dieses Projektes werden ein differenziertes Bild der Therapieregime und möglicher leitlinienbedingter Veränderungen über die Zeit ermöglichen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit von Registern zur Bereitstellung von aktuellen Versorgungsdaten. Finanzierung: Mit freundlicher Unterstützung der Hexal AG, Holzkirchen. Referenzen: 1. Hemmer B et al. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2021, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 31.03.2022) 2. Wiendl, H., Gold, R., Berger, T. et al. Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG): Positionspapier zur verlaufs- modifizierenden Therapie der Multiplen Sklerose 2021 (White Paper). Nervenarzt 92, 773–801 (2021). 66 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

427 Teriflunomide routine clinical practice in patients with relapsing-remitting multiple sclerosis: final results of the TAURUS MS II study Mathias Mäurer1, Stefan Ries2, Georg zu Eulenburg3, Ana Rogulja-Ortmann4, Boris-Alexander Kallmann5 1Klinikum Würzburg Mitte gGmbH, Juliusspital, Neurologie und Neurologische Frührehabilitation, Würzburg, Deutschland; 2NeuroCentrum Odenwald, Erbach, Deutschland; 3Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Medical Affairs Neurology, Frankfurt, Deutschland; 4Sanofi-Aventis Deutschland GmbH , Medical Affairs Neurology, Frankfurt , Deutschland; 5KALLMANN NEUROLOGIE mszb, Bamberg, Deutschland Background: Teriflunomide is a once-daily oral immunomodulatory agent, which was approved for the treatment of relapsing–remitting multiple sclerosis (RRMS) in the EU in 2013. The efficacy and safety of teriflunomide has been demon- strated in phase 2 and phase 3 studies. Treatment satisfaction in patient receiving teriflunomide was assessed (or proven/ demonstrated) in the phase 4 Teri-PRO study. In Germany, the observational, prospective and longitudinal TAURUS MS I and II studies could confirm the sustained effectiveness, tolerability and patient satisfaction in patients receiving teriflu- nomide in real-world setting. Patient recruitment for the ongoing NIS TAURUS MS II study started in September 2017 and was completed by end of March 2020. Aims: To report current data on effectiveness and treatment satisfaction with teriflunomide according to pre-treatments two years after end of recruitment in the TAURUS-MS II study. Methods: TAURUS MS II is an ongoing, prospective, non-interventional study conducted in Germany. Patients with a di- agnosis of RRMS receiving teriflunomide in accordance with the local prescribing information are observed for two years. Data are collected approximately 4 weeks after initiation of teriflunomide and approximately 3, 6, 12, 18 and 24 months thereafter. Collected data include patient demographics and disease characteristics, effectiveness (Expanded Disability Status Scale [EDSS] score, number of relapses), safety (adverse events), healthcare professional- and patient-reported out- comes (TSQM-9 domain scores, Fatigue Severity Scale [FSS] score, Short Form [SF]-36 score), treatment adherence, hospi- talization, and physician contact. The final analysis is planned for May 2022. These resulting data of patients 2 years after end of recruitment focusing on effectiveness outcomes and treatment satisfaction as well as stratified by pre-treatment will be presented at the congress. Results: The following data are derived from the 12-month-interim analysis conducted in 2021: Of 1000 patients enrolled, 676 (67.6 %) patients were included in the analysis. Patients were predominantly female (65 %) and had a mean age of 43 years. About two-thirds (67 %) of patients had received a pre-treatment including 26.3 % with more than one previous therapy. Most used therapies before study entry were interferons (28.8 %), glatiramer acetate (15.2 %) and dimethyl fumarate (14.3 %). The majority of patients (85.4 %) was relapse-free during their first year of teriflunomide treatment. Fatigue severity remained unchanged over the observation period. Patient-reported treatment satisfaction, as measured using the TSQM-9, showed statistically significant improvements across all 3 domains of global satisfaction, convenience, and effectiveness after 1 year of treatment with teriflunomide compared with study entry. Regarding safety, infections were reported for 4.9 % of patients during the first year of follow-up. Two-year results from the final interim analysis of TAURUS MS II will be presented. Conclusions: The following final analysis of TAURUS MS II will provide an up-to-date insight in the real-world use of teri- flunomide therapy in Germany. Especially the impact of pre-treatments on effectiveness and patient satisfaction over 24 months in a real-world setting will be addressed. Study funding: Sanofi. Abstracts 67

DGN Kongress 429 Persons with multiple sclerosis older than 55 years – preliminary results from a subgroup analysis from the German MS registry Yasemin Göreci1, David Ellenberger2, Kim Dillen3, Veronika Dunkl3, Heidrun Golla3, Paulus Rommer4,5, Alexander Stahmann2, Clemens Warnke1 1University of Cologne, Department of Neurology, Köln, Deutschland; 2MS-Registry by the German MS-Society, MS Forschungs- und Projektentwicklungs-gGmbH, Hannover, Deutschland; 3University of Cologne, Department of Palliative Medicine, Köln, Deutschland; 4Medical University of Vienna, Department of Neurology, Vienna, Österreich; 5University of Rostock, Department of Neurology, Neuroimmunological Section, Rostock, Deutschland Background: Data on efficacy of disease modifying therapies (DMTs) in people with MS (PwMS) older than 55 years (PwMS>55) is limited. This is mainly attributed to the fact that PwMS of this age group are rarely included in clinical trials relevant for approval of DMTs. Importantly, however, in PwMS>55 disease progression appears to mostly occur indepen- dently of clinical relapses and visible inflammation on magnetic resonance imaging (MRI), making this subgroup less likely to respond to DMTs. In addition, the same individuals may be at a higher risk of treatment associated complications, due to age-related changes of the immunesystem. Goal: To study the subpopulation of PwMS>55 in the German MS registry (GMSR). Methods: Analysis of PwMS>55 in comparison with the GMSR population younger than 55 years (PwMS<55). Endpoints of interest were the proportions of patients receiving DMTs, signs of inflammation on MRI, and clinical relapses. Other aspects were the comparison of the grade of disability, leading symptoms, and the proportions of patients with untreated symptoms. Results: At the time of analysis, 37,298 individuals were included in the GMSR with visits since 2014. PwMS>55 comprised of 10,759 patients with a mean age of 62.0 years, while PwMS<55 were 26,539 individuals (mean age 41.4 years). As expected, in PwMS>55 compared with the younger population, the mean EDSS was higher (EDSS 4.4 vs. 2.7), the propor- tion of patients with reported MRI worsening was lower (4.7 vs. 9.8 %), as well as the annual relapse rate (0.08 vs. 0.15). Accordingly, the rate of PwMS>55 labeled relapsing-remitting was lower (51.4 vs. 84.0 %), and the proportion of PwMS>55 labeled progressive higher (46.3 vs. 12.7 %). DMTs were registered for only 56.2 % of the PwMS>55, while this was noted for 77.2 % of the younger population. Early retirement due to MS was seen in 38.8 % of PwMS between 55 and 65 years of age, while it was only 17.4 % in PwMS<55. A majority of PwMS>55 suffered from gait disorder (77 vs. 43 %), fatigue (59 vs. 53 %), bladder dysfunction (51 vs. 29 %), and spasticity (50.0 vs. 27 %). 28 % of the PwMS>55 needed a wheelchair, com- pared with 10 % for the younger cohort. Symptoms reported untreated in most individuals, irrespective of age, included sexual dysfunction, cognitive impairment, and fatigue. Conclusions: The study exposes the unmet needs for an aging MS population, going beyond the prescription of appro- priate DMTs, and not sufficiently covered by the German public health system. This was one of the reasons to initiate the “Communication, Coordination, and Security of People with Multiple Sclerosis (COCOS-MS)” study in the administrative district of Cologne, a randomized phase II clinical trial exploring the efficiency of a cross-sectoral coordination of services provided by a care and case management. The study recently completed recruitment. In a next step, we will use the data from GMSR to compare it with findings obtained in the COCOS-MS study, which will assist us in the design of a multicentric study that aims at improving the cross-sectoral care for vulnerable subpopulations of PwMS, including PwMS>55. 68 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

434 Der Einfluss unterschiedlicher Verfahren der therapeutischen Apherese auf Serumfaktoren bei immunvermittelten Erkrankungen des Nervensystems Alexandra Jurgovsky1, Florian Müller1, Frederic Soest1, Anne K. Mausberg1, Mark Stettner1 1Universitätsklinikum Essen, Neurologie, Klinische und Experimentelle Neuroimmunologie, Essen, Deutschland Hintergrund: Aktuell sind viele Versorgungsprozesse für Hilfsmittel bei Patienten und Patientinnen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) noch undurchsichtig und wenig reproduzierbar. Mit einem Versorgungsalgorithmus soll ein klini- sches Entscheidungsunterstützungssystem für die individuelle und transparente Versorgung mit Hilfsmitteln entwickelt werden. In einem Pilotprojekt bei der ALS ist ein Versorgungsalgorithmus entstanden, der Versorgungsempfehlungen für den Ausgleich motorischer Einschränkungen mit Hilfsmitteln liefert. Diese Empfehlungen entstehen durch die digitale Analyse von Mustern in der ALS-Funktionsskala (ALSFRS-R, ALS Functional Rating Scale Revised), die von Patientinnen und Patienten selbst – im Sinne einer „Selbstbewertung“ – erhoben wird. Ziele: Der Einsatz algorithmus-basierter Versorgungsempfehlungen als Entscheidungsunterstützung in der Versorgung von Patienten und Patientinnen in ALS-Ambulanzen soll untersucht werden. Methoden: Der Versorgungsalgorithmus erhält die Daten aus der ALS-Funktionsskala, die über eine mobile Anwendung (ALS-App) erhoben werden. Die Daten der digitalen Selbstbewertung des ALSFRS-R werden zunächst nach Körperre- gion strukturiert (z. B. Bulbärregion mit Auswirkung beim Sprechen und Schlucken oder der Beinregion mit möglichen Einschränkungen beim Laufen und Treppensteigen). Nachfolgend wird die Bewertung des ALSFRS-R der Patienten und Patientinnen von einem Versorgungsalgorithmus erkannt und analysiert (z. B. liegt eine Sprech- oder Schluckstörung oder eine Gangstörung vor? Wie schwerwiegend sind die Sprech-, Schluck- oder Gangstörung?). Die Datenanalyse führt dann zu einer Versorgungsempfehlung (z. B. Versorgungsbedarf einer Kommunikationshilfe bei einer Sprechstörung oder der Versorgungsoption mit einer Mobilitätshilfe). In einer desktop-basierten Softwareanwen- dung mit Integration in die Versorgungsplattform Ambulanzpartner.de werden alle Versorgungsempfehlungen in einer Übersicht für Fallmanagerinnen und Fallmanager aufgeführt. Die Fallmanagerinnen und Fallmanager sind mit der Lei- stungsfähigkeit des Versorgungsalgorithmus vertraut und nehmen eine erste Plausibilitätskontrolle der Versorgungs- empfehlungen vor. Im nächsten Schritt wird die Verwertbarkeit der Versorgungsempfehlung mit dem Patienten oder der Patientin besprochen. Nach der Besprechung der Versorgungsempfehlung wird die Empfehlung des Algorithmus den behandelnden Fachärzten in einer ALS-Ambulanz vorgestellt. Ergebnisse: Seit April 2021 wurden 763 ALS-Patienten und Patientinnen eingeladen, an der digitalen Erfassung der ALS- Funktionsskala über die ALS-App teilzunehmen. Der Versorgungsalgorithmus lieferte aus den Daten der ALSFRS-R 2.327 Versorgungsempfehlungen für Mobilitätshilfen 45 % (1.047), Kommunikationshilfen 28 % (674), Assistenzrobotik 16 % (372) und Transferhilfen 10 % (234). 287 (12,3 %) der Versorgungsempfehlungen wurden in einer Plausibilitätskontrolle auf Verwertbarkeit für die Versorgung mit Hilfsmitteln überprüft. Schlussfolgerungen: In dem Projekt werden die Möglichkeiten und Grenzen eines Versorgungsalgorithmus mit Daten der ALS-Funktionsskala zur Entscheidungsunterstützung in der Versorgung mit Hilfsmitteln untersucht. Unsere Hypothe- se ist, dass Versorgungsalgorithmen ärztliche Kompetenzen und Erfahrungen in sehr wertvoller Weise ergänzen können. Fachärzte überprüfen die Empfehlung des Versorgungsalgorithmus und treffen die Entscheidung für die Versorgung mit einem Hilfsmittel aus ärztlicher Sicht. Die Verantwortung für die Indikationsstellen einer Versorgung liegt unverändert beim Arzt. Mit unserem Versorgungsalgorithmus wird eine Handlungsempfehlung gegeben, die für die Unterstützung der Arbeit in der ALS-Ambulanz von Interesse sein kann. Abstracts 69

DGN Kongress 442 Vergleich der Wirksamkeit von Natalizumab und Ocrelizumab bei schubförmiger Multipler Sklerose Katrin Pape1, Leoni Rolfes2, Falk Steffen1, Muthuraman Muthuraman1, Melanie Korsen2, Sven G. Meuth2, Frauke Zipp1, Stefan Bittner1 1Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Neurologie, Mainz, Deutschland; 2Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Neurologie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Der anti-alpha-4-Integrin Antikörper Natalizumab und der anti-CD20 Antikörper Ocrelizumab sind zwei hochwirksame Medikamente in der Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS). Bisher liegen jedoch keine Daten zum Vergleich der Wirksamkeit beider Medikamente vor. Ziele: Ziel unserer Studie war es, die Wirksamkeit und Therapieadhärenz von Natalizumab und Ocrelizumab in einer real- world Kohorte von MS-Patienten miteinander zu vergleichen. Methoden: Eingeschlossen wurden alle Patienten mit der Diagnose einer schubförmigen MS, die zwischen Januar 2016 und April 2019 an den Universitätskliniken in Mainz und Düsseldorf eine Therapie mit Natalizumab oder Ocrelizumab begonnen hatten. Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der klinischen Daten. Um für Unterschiede in den Basisdaten zu korrigieren, wurde ein Bayesian propensity score matching (PSM) durchgeführt. Primäre Zielgröße war das Konzept der „no evidence of disease activity“ (NEDA-3: keine Schubereignisse, keine bestätigte Behinderungsprogression und keine MRT-Aktivität). Zudem analysierten wir die leichte Kette von Neurofilament (NfL) im Serum als Marker für subklinische Krankheitsaktivi- tät, vorzeitiges Therapieabbrechen und das Vorhandensein von Krankheitsaktivität bei Therapiewechsel. Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum begannen 63 Patienten eine Therapie mit Natalizumab und 76 Patienten eine Therapie mit Ocrelizumab. Nach dem PSM der beiden Therapiearme verblieben 55 Patienten pro Gruppe. Die Zielgröße NEDA-3 wurde nach 30 Monaten von 53,1 % der Patienten in der Ocrelizumab-Gruppe und 36,1 % der Patienten in der Natalizumab-Gruppe erreicht (p=0,177). Ocrelizumab zeigte sich überlegen in der Verhinderung von Schubereignisssen sowohl im log-rank Test als auch in der binären logistischen Regression. Die NfL-Werte im Serum waren unter beiden Therapien supprimiert. Patienten, die mit Natalizumab behandelt wurden, brachen die Therapie häufiger vorzeitig ab (p=0,002). Beim Wechsel von Natalizumab zu Ocrelizumab kam es nicht zu erhöhter Krankheitsaktivität. Schlussfolgerungen: In dieser Studie zeigte die Therapie mit Natalizumab und Ocrelizumab eine vergleichbare Wirk- samkeit in der Behandlung der schubförmigen MS in kombinierten Endpunkten, wobei Ocrelizumab effektiver in der Verhinderung von Schubereignissen sein könnte. 70 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

443 Offspring outcomes among breastfeeding mothers on glatiramer acetate treatment for relapsing multiple sclerosis: subgroup analysis (encore abstract from ECTRIMS; 13-15 October 2021) Andrea I. Ciplea1, Anna Kurzeja2, Sandra Thiel1, Sabrina Haben1, Jessica Alexander3, Evelyn Adamus1, Kerstin Hellwig1 1Department of Neurology, St. Josef Hospital – Katholisches Klinikum Bochum, Ruhr University Bochum, Bochum, Deutschland; 2European Medical Affairs, Teva Pharmaceuticals Europe B.V., Amsterdam, Netherlands; 3Global Medical Affairs, Teva Pharmaceutical Industries Ltd, Fairfield, United States Introduction: Most disease-modifying therapies (DMT) for relapsing multiple sclerosis (RMS) are not recommended dur- ing breastfeeding. Glatiramer acetate (GA) data during breastfeeding are limited. Methods: COBRA is a retrospective, non-interventional, safety outcomes assessment of offspring breastfed by mothers with RMS treated with GA, using data from the German MS & Pregnancy Registry (2011–2020). A pre-planned subgroup analysis assessed offspring born to mothers with RMS treated with either GA or no DMT (control) before and during preg- nancy and during breastfeeding. Control offspring were matched to those in the GA cohort by maternal age at time of conception and offspring age at last follow-up. Offspring safety data were all-cause hospitalisations, antibiotic treatment, developmental delays and growth parameters. Results are summarised by annualised events (95 % confidence interval) and percentages. The reported follow-up period was 12 months. Results: Results related to the main cohorts were presented at EAN 2021. Overall, there were 50 offspring in each of the GA and control cohorts in the subgroup analysis. Frequency and incidence of hospitalisations were comparable between cohorts. There were 11 (GA) and 13 (control) offspring hospitalisation events. The annualised rate of hospitalisations was 0.22 (0.09–0.35, GA) versus 0.26 (0.12–0.40, control). Ten offspring in both cohorts were hospitalised, an incidence of 20 %. For antibiotic treatment, there were 11 (GA) and 6 (control) offspring treatment events. The annualised rate of antibiotic treatment was 0.22 (0.09–0.35, GA) versus 0.12 (0.02–0.22, control). Seven (GA) and 6 (control) offspring had antibiotic treatment, an incidence of 14.0 % and 12.0 %, respectively. The numbers of offspring with paediatrician-diagnosed developmental delays were 0 (GA) and 2 (control), an incidence of 0 % and 4 %, respectively. No differences in growth parameters (weight, length, head circumference) were seen between offspring in both cohorts during regular checks up to/including 12 months postpartum. Conclusions: GA maternal treatment for RMS before and during pregnancy and during breastfeeding did not affect hospitalisations, incidence of antibiotic treatment, developmental delays or growth parameters in the offspring. The inci- dence of antibiotic treatment was higher in offspring in the GA cohort versus control; however, these data represent only one more additional offspring (GA) having antibiotics versus control. Abstracts 71

DGN Kongress 449 Granulomatose mit Polyangiitis – Fallstricke bei der Diagnose neurologischer Primärmanifestationen Livia Steenken1, Katrin Frauenknecht2, Frank Birklein1 1Johannes Gutenberg Universität, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Mainz, Deutschland; 2National Center of Pathology (NCP) & Luxembourg Center of Neuropathology (LCNP) , Luxembourg, Luxembourg Hintergrund: Die Granuolomatose mit Polyangiitis (GPA) ist eine Erkrankung aus dem rheumatologischen Formenkreis und geht mit einer nekrotisierenden granulomatösen Entzündung der kleinen und mittelgroßen Gefäße einher. Sie ist in 80-90 % der Fälle mit dem Vorliegen von Anti-Neutrophilen zytoplasmatischen Antikörpern (c-ANCA) assoziiert. In der Regel sind primär die Nieren und/oder der Atemtrakt betroffen. In 50 Prozent der Fälle kommt es im Krankheitsverlauf allerdings auch zu neurologischen Ausfallerscheinungen. Eine neurologische Primärmanifestation ist selten. Wir berichten hier von einem 55jährigen Patienten, der sich mit Kopfschmerzen und einer passageren Aphasie vorstellte. In der weiterführenden Diagnostik zeigte sich ein entzündliches Liquorsyndrom. Die kraniale Magnetresonanztomogra- phie (cMRT) und laborchemische Diagnostik (inkl. c-ANCA) lieferte jedoch keine eindeutig wegweisenden Befunde. Erst nach fokussierter Anamnese und Biopsie der auffälligen Meningen, konnte die Diagnose einer GPA gestellt werden. Es erfolgte nach entsprechender Anbehandlung mit Cortison eine Therapie mit Cyclophosphamid. Fragestellung: Es soll an einem Fallbericht dargestellt werden, bei welchen neurologischen Patienten auch trotz negati- ven c-ANCAs an eine Granulomatose mit Polyangiitis gedacht werden kann. Methoden: Fallbericht mit Biopsie. Ergebnisse: Bei Aufnahme berichtete der Patient von seit einigen Tagen bestehenden linksbetonten Kopfschmerzen, sowie einer für 15 Minuten anhaltenden Aphasie. In der klinisch neurologischen Untersuchung konnten leichte Wortfin- dungsstörungen, sowie eine Feinmotorikstörung und Dysmetrie rechts objektiviert werden. In der cMRT imponierte eine linkshemisphärische Parenchymschwellung mit deutlichem leptopmeningealem Kontrastmittelenhancement, sowie kräftiger korrespondierender Diffusionsrestriktion (Abbildung 1). Nebenbefundlich zeigte sich eine Schleimhautschwellung im Sinus maxillaris. Rein bildmorphologisch wurde differen- zialdiagnostisch sowohl eine Sarkoidose als auch eine Meningitis oder eine Meningeosis carcinomatosa in Betracht gezo- gen. Die Liquorpunktion ergab eine deutliche lympho-monozytäre Pleozytose (Leukozyten 241/µl; Oligoklonale Banden: positiv). Die erweiterten laborchemischen und erregerspezifischen Untersuchungen verblieben bis auf eine IgE-Erhö- hung und eine leichte Nierenfunktionsstörung unauffällig (insbesondere die c-ANCA waren negativ). Es erfolgte aufgrund des unklaren Befundes eine Biopsie der Leptomeningen. Hier zeigten sich eine granulomatöse, teils nekrotisierende Entzündung mit einem überwiegend aus Plasmazellen, Makrophagen, geordneten mehrkernigen Rie- senzellen bestehenden Infiltrat. Außerdem konnte ein bis in die Wand der kleinen Blutgefäße reichendes ausgeprägtes entzündliches Infiltrat dargestellt werden (Abbildung 2). In der daraufhin durchgeführten zielgerichteten Anamnese berichtete der Patient von seit 30 Jahren bestehenden bor- kigen Schnupfen, einer ungewollten Gewichtsabnahme (>15kg) und Abgeschlagenheit bisher unklarer Genese. Vor die- sem Hintergrund konnte die Diagnose einer GPA gestellt und eine Therapie mit Cortison und Cyclophosphamid eingelei- tet werden. Darunter verbesserte sich alle oben genannten Befunde und Symptome der Erkrankung. Schlussfolgerungen: Insbesondere bei c-ANCA negativen Verlaufsformen ist die Diagnose der GPA erschwert. Auch wenn eine neurologische Primärmanifestation selten ist, können sowohl das periphere, als auch das zentrale Nervensy- stem betroffen sein und zu mannigfaltigen Symptomen führen. Es lohnt sich also bei unklaren Befunden nach klassischen Symptomen einer GPA wie Rhinorrhoe, B-Symptomatik oder auch aufgetretenen Nierenfunktionsstörungen zu fragen. Die Diagnosesicherung erfolgt durch eine Biopsie des am besten zu erreichenden betroffenen Organsystems. 72 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

DGN Kongress 455 Patientenbefragung zu Krankheitsbelastung und frühen Anzeichen der Progression der Multiplen Sklerose in Deutschland (MSPerspectives) Antonios Bayas1, Monika Christ1, Katrin Schuh2 1Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie, Augsburg, Deutschland; 2Novartis Pharma GmbH, Klinische Forschung Neuroscience, Nürnberg, Deutschland Hintergrund: Die Diagnose der sekundär progredienten Multiplen Sklerose (SPMS) erfolgt in der klinischen Praxis in der Regel retrospektiv und ist daher verbunden mit einer erheblichen diagnostischen Unsicherheit in der Übergangszeit. Da- her ist eine Patientenedukation zur frühzeitigen Erkennung von Anzeichen einer Progression und deren Kommunikation von enormer Bedeutung. Ziele: Mit der Datensammlung MSPerspectives soll die Perspektive von Betroffenen hinsichtlich des individuellen Krank- heitsverlauf detailliert erfasst werden. Die Erhebung soll Einblicke unter anderem in Krankheitssymptome, Erhalt von Alltagskompetenzen, die Krankheitsbelastung sowie die Nutzung von verlaufsmodifizierenden und symptomatischen Therapien geben. Methoden: Von Dezember 2020 bis Februar 2022 wurden in einer anonymen Online-Umfrage über soziale Medien MS- Betroffene in Deutschland nach ihrer Wahrnehmung der MS-Symptome, des Fortschreitens der Behinderung und der Auswirkungen auf das tägliche Leben in den letzten 12 Monaten befragt. Ergebnisse: Der Online-Fragebogen wurde von 4566 MS-Patienten vollständig beantwortet. 69 % der Patienten hatten eine schubförmig remittierende (RRMS), 15 % eine sekundär und 7 % eine primär progrediente Verlaufsform der MS. 30 % der SPMS-Patienten erhielten die Diagnose einer SPMS innerhalb der letzten 2 Jahre. 69,1 % aller Patienten wurden mit einer verlaufsmodifizierenden Therapie behandelt. Der mittlere EDSS betrug 3,6. 26,9 % aller Patienten hatten Schübe in den letzten 6 Monaten, im Mittel traten 1,5 Schübe in diesem Zeitraum auf. Eine vollständige Schuberholung wurde von 23 % der MS-Patienten berichtet. 65 % der RRMS-Patienten berichteten eine schubunabhängige Verschlechterung in den letzten 12 Monaten. Fatigue und Gehbehinderung wurden als die belastendsten Symptome von allen MS-Patienten angegeben. Schlussfolgerungen: In dieser Befragung konnte eine Querschnittsanalyse zur Selbsteinschätzung an einer großen An- zahl von über 4500 MS-Betroffenen erhoben werden. Etwa zwei Drittel der Betroffenen mit einer RRMS gaben eine schu- bunabhängige Progression an, was die Bedeutsamkeit der Patientenedukation und Vigilanz hinsichtlich früher Anzeichen des Fortschreitens der Erkrankung mit dem Ziel der optimalen Krankheitskontrolle unterstreicht. Die Ergebnisse dieser Erhebung sollen auch dazu beitragen, durch die Patientenperspektive die Krankheit bzw. deren Entwicklung besser zu verstehen und die Interaktion zwischen Patienten und Ärzten zu verbessern. 74 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

458 Tumefaktive Multiple Sklerose unter Sphingosin-1-phosphat-Analogon-Therapie – ein Fallbericht zwischen Booster-Impfung und COVID-19 Infektion Kerstin Gehlich1, Inga Werner2, Doris Kantner3, Ansgar Dellmann3, Christine Stadelmann-Nessler4, Mazen Abu-Mugheisib1, Klaus Zweckberger5, Robert Götzinger6, Abdelouahed El Mountassir6, Alexander Sieke1, Annette Spreer1 1Städtisches Klinikum Braunschweig, Klinik für Neurologie, Braunschweig, Deutschland; 1Städtisches Klinikum Braunschweig, Klinik für Neurologie, Braunschweig, Deutschland; 3Städtisches Klinikum Braunschweig, Institut Für Pathologie, Braunschweig, Deutschland; 4Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Neuropathologie, Göttingen, Deutschland; 5Städtisches Klinikum Braunschweig, Klinik für Neurochirurgie, Braunschweig, Deutschland; 6Städtisches Klinikum Braunschweig, Klinik für Radiologie, Braunschweig, Deutschland Hintergrund und Zusammenfassung: Rasch progrediente und das Leben der Patienten gefährdende intrakranielle Raumforderungen eröffnen sowohl klinisch-neurologisch als auch neuroradiologisch ein breites Spektrum an Differen- zialdiagnosen. Auch wenn bereits eine chronische Autoimmunerkrankung des Zentralnervensystems bekannt ist, sind bei bestehender Immunsuppression und akutem Krankheitsverlauf stets alternative Diagnosen oder Therapiekompli- kationen zu bedenken. Anhand des Fallberichtes einer 47-jährigen Patientin mit vordiagnostizierter Multipler Sklerose stellen wir die diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen eines tumefaktiven MS-Schubes dar und den klinischen Verlauf zwischen Booster-Impfung gegen SARS-COV2 und COVID-19 Infektion. Fallvorstellung: Die Vorstellung einer 47-jährigen Patientin erfolgte 12/2021 nach häuslichem Sturz mit einer linksfüh- renden Tetraparese. Fremdanamnestisch wurden seit zwei Wochen bestehende Gedächtnisstörung und eine progredi- ente Hemisymptomatik links berichtet. Bei der Patientin besteht die extern gestellte Diagnose einer Multiplen Sklerose (ED 2002), seit neun Jahren unter ver- laufsmodifizierender Therapie mit dem Sphingosin-1-phosphat -Analogon Fingolimod. Wenige Wochen zuvor erfolgte eine Boosterimpfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen SARS-Cov2. Bei Aufnahme bestand unter dieser Therapie eine Lymphopenie von 220/µl. MR-morphologisch kam eine ausgedehnte raumfordernde Läsion im Centrum semiovale rechts mit ausgedehntem Ödem, Mittellinienverlagerung, zirkulärer Diffu- sionsstörung und flächig diffusem KM-Enhancement zur Darstellung. Zunächst erfolgt unter V.a. tumefaktive MS-Läsion eine Methylprednisolon-Pulstherapie mit gutem klinischen Ansprechen, zunächst Fortführung Fingolimod. Vier Wochen später Wiederaufnahme mit klinischer Verschlechterung, fokalem Anfallsstatus und MR-morphologisch aus- gedehnter progredienter Läsion. Unter der DD eines Lymphoms erfolgt umfangreiche Zusatzdiagnostik einschließlich PET-CT und Hirnbiopsie. Liquoranalytisch und im Hirnbiopsat kein Nachweis einer opportunistischen Infektion, neuropa- thologisch Befund eines MS Plaque. Postoperativ wurde ein erneuter Methylprednisolon-Puls durchgeführt mit klinischem Ansprechen, bei noch ausstehen- den Befunden und Lymphopenie wurde die Fingolimod Therapie abgesetzt. Zwei Wochen später zeigte sich klinisch eine weitere Verschlechterung, mr-morphologisch der Nachweis einer raumfor- dernden deutlich progredienten rechts zerebralen Läsion sowie einer kleinen neuen Läsion links parietal, die Patientin bot zu diesem Zeitpunkt eine Hemiplegie, Neglect, Somnolenz. Aufgrund der inzwischen erhaltenen Biopsiebefunde unter der Diagnose einer tumefaktiven MS erfolgte eine erneute kombinierte Immuntherapie mit Plasmapherese, Glukokortikoidtherapie und B-Zell-depletierender Therapie mit Ocre- lizumab. 1 Woche nach der ersten Ocrelizumab-Gabe erlitt die Patientin eine symptomatische COVID-19 Infektion. Es erfolgt eine Antikörpertherapie mit Sotrovimab, hierunter bot sie bei respiratorischen Symptomen insgesamt einen mil- den Verlauf. Nach 4 Monaten mit nur kurzzeitig unterbrochenem stationären Aufenthalt konnte bei der Patientin inzwischen eine deutliche klinischer Besserung erzielt werden (Hemiparese Kraftgrad 3-4/5), eine stationäre Rehabilitationsbehandlung ist geplant. Abstracts 75

DGN Kongress Diskussion und Schlussfolgerung: Anhand dieses Fallbeispiel sollen die diagnostische Herausforderung eines tumefak- tiven MS-Schubes, mögliche Auslösefaktoren durch Langzeittherapie mit lymphozytenmigrationshemmender Therapie, Immunstimulation durch SARS-COV2-Boosterimpfung und therapeutische Optionen bei schweren Verläufen diskutiert werden. Wiederholte Reevaluationen, intensive Diagnostik und eskalierende Therapie eröffnen für unsere Patienten die Option eines guten Outcomes trotz schwieriger Verläufe. 463 Higher BDNF levels at baseline are associated with disability improvement in multiple sclerosis at 1-year follow-up Michelle Maiworm1, Victoria Anschütz1, Jasmin Jakob1,2, Martin A. Schaller-Paule1, Jan Hendrik Schäfer1, Annemarie Reiländer1, Lucie Friedauer1, Marion Behrens1, Falk Steffen2, Stefan Bittner2, Christian Foerch1, Yavor Yalachkov1 1University Hospital Frankfurt, Department of Neurology, Frankfurt a.M., Deutschland; 2Universitätsmedizin Mainz, Department of Neurology, Mainz, Deutschland Background: Biomarkers of disease activity have been intensively studied in multiple sclerosis (MS) but knowledge on predictors of disability improvement is limited. One potential candidate for a biomarker of disability improvement is the brain-derived neurotrophic factor (BDNF), a key molecule controlling remyelination with a prominent role in neuroplas- ticity, neuroprotection and memory. BDNF is found at lower concentrations in blood and cerebrospinal fluid (CSF) of MS patients compared to healthy controls (HC), which might indicate dysfunctional remyelination in MS. It remains unclear whether higher BDNF concentrations in serum and CSF are directly linked to future neurological and cognitive improvement in MS and whether patients who will recover or improve better can be identified by measuring baseline BDNF concentrations. Aim: The aim of this study was to determine whether increased brain-derived neurotrophic factor concentrations in serum and CSF (sBDNF/cBDNF) precede disability improvement in MS. Methods: In this pilot, monocentric prospective cohort study we collected serum/CSF samples at baseline together with EDSS (n=36) and cognitive testing (n=34) in patients with relapsing-remitting/primary progressive MS or clinically iso- lated syndrome. BDNF was assessed in serum and CSF with a single molecule array (SIMOA) HD-1 analyser (Quanterix). Twelve months later EDSS and cognitive testing were repeated. BDNF concentrations of patients with vs. without clinical or cognitive improvement (clinical improvement: decrease in EDSS ≥ 0.5; cognitive improvement: average z-score in- crease in neuropsychological performance ≥ 0.5) were compared using univariate ANOVAs adjusting for covariates. Results: Compared to subjects without clinical improvement, patients with clinical improvement had higher sBDNF at baseline (q=0.04). Subjects with cognitive improvement had higher cBDNF at baseline than those without cognitive improvement (q=0.004). Secondary analysis demonstrated significant correlations between sBDNF and EDSS change (q=0.036), cBDNF and average z-score change (q=0.04) and cBDNF and number of tests with improvement (q=0.04), while controlling for covariates. Conclusion: Our findings suggest that increased BDNF concentrations in serum and CSF are essential for disability and cognitive improvement in MS, possibly by the direct involvement of BDNF in remyelination. These findings highlight the potential of BDNF as a biomarker for disability improvement in MS. 76 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

471 Impact of ocrelizumab on patient-reported fatigue and quality of life in relapsing multiple sclerosis (RMS) patients in a real world setting: Preliminary baseline data of the observational study MoOzaRt Iris-Katharina Penner1,2, Jost Leemhuis3, Iris Wittner3, Julian Fecker3, Herbert Schreiber4 1Center for applied neurocognition and neuropsychological research, Düsseldorf, Deutschland; 2Department of Neurology, Inselspital, Bern University Hospital, University of Bern, Bern, Deutschland; 3Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen, Deutschland; 4Neurological Practice Center, Ulm, Deutschland Background: Fatigue is one of the most common symptom in multiple sclerosis (MS), representing a major disease burden for patients. In the ORATORIO trial, the recombinant, humanized monoclonal anti-CD20-antibody ocrelizumab reduced patient-reported physical, cognitive, and psychosocial aspects of fatigue in patients with primary progressive multiple sclerosis (PPMS). However, real world data on the impact of ocrelizumab in patients with relapsing forms of MS (RMS) on patient-reported long term (trait) and actual but transient (state) fatigue and on factors that may influence fatigue (e.g. quality of life) are limited. Objective: MoOzaRt aims to assess the impact of ocrelizumab on patient-reported trait and state fatigue and its impact on daily life in RMS patients receiving standard clinical care. Methods: The ongoing prospective, multicentre, non-interventional study (NIS) MoOzaRt (ISRCTN55332718) plans to collect real world data of 740 RMS patients treated for the first time with ocrelizumab. The primary endpoint is the change in the Fatigue Scale for Motor and Cognitive Functions (FSMC AU1.0) total score from baseline to month 24 for evaluation of trait fatigue. Secondary endpoints include the assessment of the change in trait fatigue in the FSMC total, cognitive or motor score vs. baseline and the change in state fatigue from time narrow points prior to, during and after ocrelizumab infusions via ratings on Visual Analogue Scale (VAS). Quality of life (MSIS-29), work productivity and activity (WPAI:MS), depression (HADS), self-perceived cognitive deficits (PDQ20), disease activity (EDSS) and safety will also be assessed. Patients will regularly complete questionnaires and scales during visits performed at months 0, 6, 12, 18 and 24 using a web-based electronic PRO system, allowing straightforward online data collection. Results: We here present baseline data of the first 10 recruited patients. From first patient in (Dec 28, 2021) until data cut-off (Feb 14, 2022), baseline data were available from 10 patients (90 % female, mean age 37.6 years) recruited by 4 centres. Patients had a mean EDSS of 3.25 (standard deviation (SD) 1.75), a mean of 0.6 relapses within the last 12 months prior to study onset and 1-3 previous disease-modifying therapies. The mean FSMC total score was 64.44 (SD: 23.47; range 21-87), the mean FSMC cognitive score 32.11 (SD: 11.36; range 11–44) and the mean FSMC motor score 32.33 (SD: 12.22; range 10–45). Web-based assessment seems to be appreciated, although a high proportion of centres initially require technical sup- port. Recruitment is ongoing and an update analysis of patient entries will be presented at DGN relying on a subsequent data cut-off by end of September 2022. Conclusion: We provide baseline data of the first 10 RMS patients entering the MoOzaRt non-interventional trial. An update will be presented at the meeting, as we expect to enrol approximately 185 patients by Q4 2022. The assessment of this cohort of RMS patients in clinical practice across 24 months will provide valuable information to better understand the evolution of the disease and its core symptom fatigue on therapy with ocrelizumab in a real world setting. Abstracts 77

DGN Kongress 479 S1PR modulators regulate the production of neurotrophic mediators and inflammatory cytokines by human astrocytes Ramona Gerhards1,2, Laura Ceglarek1,2, Markus Krumbholz3,4, Franziska Thaler1,2, Edgar Meinl1,2 1Institute of Clinical Neuroimmunology, University Hospital, LMU Munich, Munich, Deutschland; 2Biomedical Center (BMC), Faculty of Medicine, LMU Munich, 82152 Martinsried, Deutschland; 3Department of Neurology and Pain Treatment, Immanuel Klinik Rüdersdorf, University Hospital of the Brandenburg Medical School Theodor Fontane, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland; 4Faculty of Health Sciences Brandenburg, Brandenburg Medical School Theodor Fontane, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland Background: Interactions between local glia cells and invaded immune cells regulate the inflammatory environment in the CNS of multiple sclerosis (MS) patients. Astrocytes determine this microenvironment by secretion of inflammatory cytokines and have an impact on repair by releasing mediators that are neuroprotective or promote remyelination. Drugs like fingolimod or siponimod modulate sphingosine phosphate receptors (S1PR) and are used to treat MS. Fingolimod binds to a broader range of S1PRs, whereas Siponimod targets selectively the receptors S1P1 and S1P5 and is beneficial in secondary progressive (SPMS). While the primary mechanism of S1PR modulators in MS is commonly thought to be via binding to S1PR-1 on T cells resulting in reduced exit of T cells from lymph nodes, there is increasing evidence that S1PR modulation also affects glial cells, astrocytes and oligodendrocytes. Aims and questions: We asked, if modulation of S1PR by siponimod or fingolimod has direct effects on the production of potentially neuroprotective or repair promoting cytokines. Further, we analyzed, if siponimod or fingolimod regulate the production of inflammatory mediators induced by TNF. Methods: We cultured primary human astrocytes and astrocytoma cells. Effects of siponimod and fingolimod were de- termined by ELISA and quantitative RT-PCR. Results: Siponimod and fingolimod induce release of leukemia inhibitory factor (LIF), which fosters oligodendrocytes. Si- ponimod and fingolimod reduce the TNF-induced production of the B cell fostering cytokine BAFF and of the chemokine IP-10/CXCL10, which is implicated in the recruitment of immune cells. Conclusion: Regulation of astrocytes might contribute to the therapeutic effects of S1PR modulation in MS. This might be facilitated by induction of neuroprotective factors, e.g. LIF and the reduction of immune cell recruiting factors, e.g. CXCL10 under inflammatory conditions. This work was funded by the DFG (SFB-TR128) and by Novartis Pharma GmbH. 78 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

484 Demographic patterns of MS patients using BRISA – an MS specific app in Germany Preetha Balakrishnan1, Jannis Groenberg2, Elizabeth Jacyshyn-Owen1, Markus Eberl1, Benjamin Friedrich1, Natalie Joschko3, Tjalf Ziemssen4 1Temedica GmbH, München, Deutschland; 2Kineo GmbH, Berlin, Deutschland; 3Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen, Deutschland; 4University Clinic Carl Gustav Carus & Dresden University of Technology, Center of Clinical Neuroscience, Dresden, Deutschland Background: Multiple Sclerosis (MS) is one of the most common neurological disorders with a high incidence rate in Germany. It is a chronic and progressive neurological autoimmune disease affecting the central nervous system to vary- ing extents. This severely impacts the quality of life of patients impairing their day-to-day activities over a course of time. BRISA is a digital app specifically designed to help MS patients in Germany track their disease course by regularly moni- toring symptoms. In this study, we aimed to comprehensively understand the demographic and health-related charac- teristics of BRISA users. Methods: Demographic and health-related data provided by 2095 patients/users during onboarding were analyzed to describe patient characteristics such as gender, age, type of MS and medication. Using the symptoms tracked during the course, their distribution based on age, and time since diagnosis were studied. Additionally, the probability of symptom pairs tracked together were also analyzed, based on the type of MS. Significant differences in proportions across different study groups were statistically evaluated using a pairwise chi-square test. Results: Users of the BRISA app are predominantly females between the age of 26–55 years. Relapsing-remitting MS (RRMS) was the most prevalent form of MS observed within this cohort. The time since MS diagnosis commonly varied between 0–30 years. The standard first-line category 1 drugs were most frequently used followed by the high-efficacy category 3 drugs (such as monoclonal antibodies). The relative frequencies of use of category 1 and category 2 drugs (such as spingosine-1-phosphate receptor modulators) significantly altered with time since diagnosis, whereas the rela- tive frequency of use of category 3 drugs remained unchanged. Fatigue, concentration disorders, tingling, forgetfulness, and pain were the top 5 symptoms that mainly affected users. While the relative frequency of these symptoms did not depend on age, it seemed to depend on the time since diagnosis. Novel symptom pairs such as concentration disorders-tingling and fatigue-tingling were frequently tracked by RRMS patients in comparison to primary progressive MS patients. Conclusion: The results from this descriptive study highlight the diversity among MS patients and the need for extensive cohort characterization in a real-world scenario. In-depth analysis could also help in identifying novel insights that could aid in disease management. Abstracts 79

DGN Kongress 486 Lebensqualität bei inflammatorischen Neuropathien - Übersetzung und Validierung der deutschen Version eines krankheitsspezifischen Fragebogens (IN-QoL) Zornitsa Gasz1, Anna Kordes1, Jil Brünger1, Jeremias Motte1, Thomas Grüter1, Anna Lena Fisse1, Kalliopi Pitarokoili1, Ralf Gold1, Miriam Fels1, Elena Enax-Krumova2 1Department of Neurology, St. Josef-Hospital, Ruhr-University Bochum,Germany ; Immune-mediated Neuropathies Biobank (INHIBIT), Ruhr-University Bochum, Germany, Bochum, Deutschland; 2Immune-mediated Neuropathies Biobank (INHIBIT), Ruhr-University Bochum, Germany ; Department of Neurology, Bergmannsheil University Hospital, Ruhr-University Bochum, Germany, Bochum, Deutschland Hintergrund: Die Lebensqualität (QoL) ist ein wichtiger Outcome-Parameter bei inflammatorischen Neuropathien, der mit Hilfe von Fragebögen bewertet werden kann. Der intervallbasierte Fragebogen zur Lebensqualität bei inflammato- rischen Neuropathien (IN-QoL) ist ein krankheitsspezifischer Fragebogen zur Erfassung der Lebensqualität bei inflamm- atorischen Neuropathien, ist jedoch nur in englischer Sprache verfügbar. Ziel dieser Studie war es, eine deutsche Version des IN-QoL zu erstellen und zu validieren. Methoden: Der IN-QoL wurde zunächst ins Deutsche übersetzt. Anhand dessen wurde die Lebensqualität von 134 Pati- enten und Patientinnen mit inflammatorischen Neuropathien zweimal mit Abstand von 14 Tagen erfasst. Zur Validierung des übersetzten Fragebogens korrelierten wir die Baseline-Ergebnisse mit den zum selben Zeitpunkt erhobenen Ergeb- nissen des Short-Form 36 (SF-36), einem validierten Fragebogen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensquali- tät (Spearman‘s rho Korrelationstest). Die interne Konsistenz des deutschen IN-QoL wurde mit Hilfe von Cronbachs Alpha getestet, getrennt für die Antworten, die die Bereiche funktionale und mentale Lebensqualität erfassen. Die Test-Retest- Reliabilität des IN-QoL über 14 Tagen wurde mittels der Inter-Klassen-Korrelation untersucht. Nur vollständig ausgefüllte Fragebögen wurden ausgewertet. Ergebnisse: Die interne Konsistenz der Übersetzung war gut (Cronbachs Alpha 0,85; n=101 für den mentalen und 0,80; n=120 für den funktionalen Teil). Die Korrelation des IN-QoL (n=134) mit dem SF-36 (n=124) war ebenfalls gut (für die mentale Summenskala: r=0,61, p<,001; für die funktionale Summenskala: r=0,67, p<,001). Die Test-Retest-Reliabilität für die Testwiederholung nach 14 Tagen war hoch mit einer Korrelation von 0,89 (n=69) für den funktionellen und 0,74 (n=67) für den mentalen Teil. Schlussfolgerungen: Wir haben eine übersetzte, deutsche Version des IN-QoL als krankheitsspezifischen Fragebogen zur Lebensqualität validiert, der nun deutschsprachigen Patienten und Patientinnen mit inflammatorischen Neuropathi- en zur Verfügung steht. 80 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

515 Phase 3 OPTIMUM study of Ponesimod compared with Teriflunomide: Results in female patients with relapsing multiple sclerosis Robyn Jones1, Ibrahim Turkoz2, Maria Ait Tihyaty2, Allitia Dibernardo2, Maria Houtchens3, Eva Havrdová4 1Johnson & Johnson, New Brunswick, NJ, United States; 2Janssen Research & Development, LLC, Titusville, NJ, United States; 3Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, Department of Neurology, Boston, MA, United States; 4First Medical Faculty, Charles University, Department of Neurology, Staré Město, Prague, Czech Republic Background: Multiple Sclerosis (MS) is more prevalent in women (3:1 predominance). Sex-specific efficacy analyses for disease modifying therapies, however, are typically not performed. Objectives: Post hoc analysis of efficacy in the female MS population from the phase 3, multicenter, double-blind, active comparator, randomized OPTIMUM study of ponesimod vs teriflunomide. Methods: Patients with relapsing MS were randomized (1:1) to ponesimod 20 mg or teriflunomide 14 mg once-daily for up to 108 weeks. Annualized relapse rate (ARR) was the primary endpoint. Secondary endpoints were change in symptom domain of Fatigue Symptom and Impact Questionnaire-Relapsing Multiple Sclerosis (FSIQ-RMS), number of combined unique active MRI lesions per year (CUALs), and time-to-12- and 24-week confirmed disability accumulation (CDA). The percentage change in brain volume and no evidence of disease activity (NEDA-3 and NEDA-4) status were exploratory end points. Safety and tolerability were assessed. Results: In the OPTIMUM study, a total of 1133 patients were randomized, of which, 735 female patients received pone- simod 20 mg (363; 49.4 %) or teriflunomide 14 mg (372; 50.6 %) once-daily for 108 weeks. Mean age was 37 years in both groups and disease characteristics were similar. The relative rate reduction (RRR) in females, for ponesimod vs terifluno- mide in the annualized relapse rate (primary endpoint) was 33 % (0.192 vs 0.286, p < 0.002). The mean difference in FSIQ-RMS for females receiving ponesimod vs teriflunomide was -4.34 (0.12, 4.46; p < 0.003). The RRR for ponesimod vs teriflunomide in CUAL for females was 40 %; (1.45 vs 2.41, p < 0.0001) and the reduction in time to 12- and 24-week CDA risk estimates was 17 % (10.7 % vs 12.9 %; p = 0.38) and 9 % (8.8 % vs 9.7 %; p = 0.69), respectively. Brain volume loss in females at week 108 was lower by 0.42 % (-0.82 % vs -1.23 %; p < 0.0001); the odds ratio for NEDA-3 was 1.65 (26.9 % vs 18.2 %; p = 0.006) and 2.22 (14.2 % vs 6.9 %; p = 0.001) for NEDA-4. At least one treatment-emergent AE was reported in 89.0 % and 90.1 % and serious AEs in 8.8 % and 8.1 % in ponesimod and teriflunomide female patients respectively. Treatment discontinuations due to adverse events in the ponesimod group was 29 (8.0 %) and 23 (6.2 %) with teriflunomide. No deaths occurred. Conclusion: In this post hoc analysis, similar to the overall study results, ponesimod in females was more effective than comparator at reducing ARR, fatigue, MRI activity, and brain volume loss but not confirmed disability accumulation. po- nesimod was also more effective at achieving no evidence of disease activity status. The safety profile was similar with previous safety observations of other S1P receptor modulators. Abstracts 81

DGN Kongress 540 Relevanz des brain derived neurotrophic factor für die Wirkung von Siponimod in der experimentellen autoimmmunen Encephalomyelitis Hasan Hendek1, Alina Blusch1, Neele Heitmann1, Sarah Oberhagemann1, Xiomara Pedreiturria1, Seray Demir1, Ralf Gold1, Simon Faissner1 1Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital, Klinik für Neurologie, Bochum, Deutschland Hintergrund: Für progrediente Verlaufsformen der Multiplen Sklerose (MS) gibt es wenige zugelassene Therapieoptio- nen. Eine für die sekundär-chronisch progrediente MS zugelassene Substanz ist der Sphingosin-1-Phosphat-1 und -5 Rezeptor-Modulator Siponimod. Bisher ist nicht verstanden, ob die Wirkung auch über das Neurotrophin Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF) vermittelt wird. In dieser Arbeit wurde untersucht, ob Siponimod seine Wirkung bei Mäusen mit einer BDNF-Defizienz in T-Zellen und Makrophagen/Mikroglia in einem MS-Mausmodell entfalten kann. Ziele: Untersuchung der Bedeutung von BDNF für die Wirksamkeit von Siponimod. Fragestellung: Ist die Wirkung von Siponimod in der experimentellen autoimmunen Encephalomyelitis (EAE) in Mäusen mit BDNF-Defizienz in T-Zellen und Makrophagen/Mikroglia attenuiert? Methoden: Die Versuche wurden vom LANUV genehmigt (81-02-04-2019.A425). Es erfolgte die Immunisierung mit MOG35-55 in Wildtyp-Tieren (WT) sowie partiell BDNF-defizienten Tieren mit einer BDNF-Defizienz in T-Zellen und Makro- phagen/Mikroglia (CLF). Siponimod wurde oral per Schlundierung appliziert, die Tiere wurden täglich gescored und ge- wogen. Es erfolgte eine Siponimod-Titration in WT-Tieren (0,45; 1 und 4 µg/Tag). In CLF-Tieren wurde Siponimod in einer suboptimalen Dosierung von 0,45 µg/Tag appliziert. Die Immunzellen aus Blut, Milz und Lymphknoten wurden mittels Durchflusszytometrie auf Lymphozytensubpopulationen analysiert. In vitro erfolgten Neurotoxizitätsuntersuchungen an Neuronen aus embryonalen Hinterwurzelganglien (DRGs). DRGs wurden mit Überstand von Splenozyten aus EAE-Tieren inkubiert. In dieser Versuchsreihe wurde 1µg/Tag Siponimod verwendet. Die Viabilität und Apoptose-Aktivität wurden mittels ATP-Glo- und Caspase-Glo- Assays analysiert. Es erfolgte eine Genexpressionsanalyse von Apoptose-, Nekrose- und Inflammationsmarkern mittels qPCR-Analysen. Ergebnisse: Siponimod führte in WT-Tieren zu einer dosisabhängigen Reduktion des EAE-Scores einhergehend mit po- sitiven Effekten auf den Gewichtsverlauf. Zudem kam es zu einer dosisabhängigen Abnahme der Th- und Tc- Zellen in Lymphknoten und Milz sowie einer dosisabhängigen Zunahme der regulatorischen T-Zellen in den Lymphknoten und einer Abnahme im Blut. In der Dosis von 0,45 µg kam es sowohl bei WT- als auch CLF-Tieren zu einem positiven Effekt auf die EAE ohne Unterschied zwischen WT- und CLF-Tieren. Die BDNF-Defizienz hatte keinen weiteren Effekt auf Immunzell- subpopulationen. Die Viabilität der Neurone nahm im ATP-Glo-Assay nach Inkubation mit EAE-Splenozytenüberstand von WT und CLF ab; durch Siponimod zeigte sich bei WT ein Trend zu einer gesteigerten Viabilität, der bei CLF signifikant war. Die neuronale Apoptose-Aktivität war bei WT unverändert, nahm jedoch nach Inkubation mit Überstand von CLF unabhängig von der Siponimodbehandlung zu. Apoptose- und Nekrosemarker waren in keiner Kondition beeinflusst. Signalwege der chemo- taktischen Zytokine CCL2 und CX3CL1 wurden in Neuronen nach Inkubation mit Splenozytenüberstand hochreguliert und in WT durch Siponimod herunterreguliert, nicht jedoch in der CLF-Kondition. Schlussfolgerungen: Siponimod induziert dosisabhängig einen protektiven Effekt auf klinische Zeichen der EAE unab- hängig von der Expression von BDNF in Immunzellen. Zudem führt die Behandlung mit Siponimod zu einer verminder- ten Toxizität bei folgender neuronaler Behandlung mit den Überständen von EAE-Immunzellen in vitro. Die neuronale Re- gulation chemotaktischer Signalwege wird BDNF-abhängig durch Siponimod beeinflusst. Zusammenfassend unterstüt- zen diese Daten, dass BDNF einen relevanten Mediator für die immunmodulatorische Wirkung von Siponimod darstellt. 82 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

545 Die Bedeutung des NMDA-Rezeptor-Antikörper-spezifischen Index für Diagnose, Schweregradeinteilung und Prognose bei Patientinnen und Patienten mit anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis Konstantin F. Jendretzky1, Martin Hümmert1, Karin Fricke1, Nora Möhn1, Marina Gingele2, Corinna Trebst1, Thomas Skripuletz1, Stefan Gingele1, Kurt-Wolfram Sühs1 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie, Hannover, Deutschland; 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Humangenetik, Hannover, Deutschland Hintergrund: Die anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis ist eine immunvermittelte Erkrankung, welche mit IgG-Antikörpern gegen die GluN1-Untereinheit des NMDA-Rezeptors einhergeht. Die Diagnose erfolgt bei suggestiver Klinik und vor- liegendem positiven Antikörperbefund. Unklare Konstellationen stellen unter anderem Patienten und Patientinnen mit einer konkurrierenden, parallel vorliegenden zentral nervösen Autoimmun-Erkrankung dar, sowie Fälle mit NMDA Nach- weis im zellbasierten Assay, bei jedoch unauffälliger Immunhistochemie. Daten über das Heranziehen eines Antigen- spezifischen Indexes (AI) gebildet aus Liquor- und Serum- Werten, sowie die mögliche diagnostische Wertigkeit dieses Parameters liegen bisher nicht vor. Ziele: Ziel dieser Arbeit ist es, in einer Kohorte mit Patienten und Patientinnen mit positivem anti-NMDA-Rezeptor- Anti- körperbefund die entsprechende AI Höhe zu berechnen und mit dem klinischen Verlauf zu korrelieren, um die mögliche diagnostische Relevanz des AI zu beleuchten. Fragestellung: Korreliert die Höhe des AI bei Erstvorstellung vor Therapie mit dem klinischen Verlauf bei Patienten und Patientinnen mit positivem anti-NMDA-Rezeptor- Antikörperbefund und kann dieser als diagnostische Methode heran- gezogen werden? Methoden: Es wurden Patient*innen, berücksichtigt die zwischen 2009 und 2021 in der Klinik für Neurologie der Medizi- nischen Hochschule Hannover aufgenommen wurden, und bei welchen entweder im Serum und/oder Liquor der Nach- weis von anti-NMDA-Rezeptor-Immunglobulin G erfolgte. Als positiver Befund wurde ein Serumtiter ab 1:10 gewertet, im Liquor wurde bereits der unverdünnte Nachweis als positiv gewertet. Die Bestimmung der intrathekal gebildeten Frak- tion der NMDAR-Antikörper (Qspec) erfolgte nach Reiber und Lange. Die Berechnung des NMDAR-IgG-Liquor/Serum-AI erfolgte nach der Formel Qspec/QIgG. Im Falle einer intrathekalen IgG-Produktion (QIgG > Qlim), wurde der AI als Qspec/Qlim berechnet. Der Cut-off-Wert für einen positiven AI wurde auf der Grundlage der Titerskala auf Werte > 4 festgelegt. Zur Bestimmung des Ausmaßes der klinischen Funktionseinschränkung wurde die modifizierte Rankin-Skala (mRS) genutzt. Ergebnisse: In einer Kohorte von 42 Patienten und Patientinnen mit Nachweis von anti-NMDAR-Antikörpern betrug das Durchschnittsalter der Patienten und Patientinnen 34 Jahre, 71 % (n=30) hiervon Frauen. Es wurden kategorische Gruppen definiert, die sich danach richteten, (a) ob ein positiver oder negativer NMDAR-AI-Befund vorlag und (b) ob die diagnostischen Kriterien für eine definitive und/oder wahrscheinliche anti-NMDAR-Enzephalitis gemäß Graus et al. Jahr erfüllt oder nicht erfüllt waren. Von 31 Patienten und Patientinnen mit bei Erstvorstellung berechnetem AI Wert erfüllten 18 (58%) diese Kriterien. 13 (42%) der Patienten und Patientinnen erfüllten diese nicht. Es gab keine überproportionale Häufigkeit von NMDAR-AI-positiven Befunden in der Gruppe mit Patienten und Pa- tientinnen, die die Diagnosekriterien erfüllten im Vergleich zu der Gegengruppe (p = .05). Hinsichtlich der klinischen Funktionseinschränkung konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der AI-Höhe und dem jeweiligen mRS Wert nachgewiesen werden (rs = .091; p = .57). Interessanterweise wurde eine signifikante Korrelation zwischen dem Liquor-Antikörpertiter und dem mRS-Wert zum Zeitpunkt der Probenentnahme festgestellt (rs = .42; p = .0032). Um die Höhe des AI mit dem klinischen Verlauf von 17 Patienten und Patientinnen mit einem medianen Follow-up von 15 Monaten durchzuführen wurde ein Delta-mRS-Wert gebildet, der sich aus dem mRS-Wert der Erstvorstellung minus dem der letzten erfassten Vorstellung zusammensetzte. Es bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen Delta-mRS und AI (rs = -.09, p = .16) Abstracts 83

DGN Kongress Schlussfolgerungen: Es konnten höhere Liquor-Antikörpertiter bei initial stärker beeinträchtigten anti-NMDAR-Enze- phalitis-Patienten und Patientinnen nachgewiesen werden. Die AI-Höhe korreliert weder mit der Erkrankungsschwere, noch mit dem Erkrankungsverlauf. 547 Evaluierung der protektiven Eigenschaften von Natriumkanalblockern und Monoaminoxidase-B-Inhibitoren in präklinischen Modellen retinaler Neurodegeneration Michael Dietrich1, Mustafa Sindi1, Thomas Müntefering1, Vera Dobelmann1, Christina Hecker1, Andrea Issberner1, Holger Stark2, Sven G. Meuth1, Tobias Ruck1, Philipp Albrecht1 1Heinrich-Heine Universität, Medizinische Fakultät, Klinik für Neurologie, Düsseldorf, Deutschland; 2Heinrich-Heine Universität, Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten autoimmunen Erkrankungen und führt durch axonale und neuronale Degeneration zu chronischer Behinderung (Reich et al. 2018). In einer EAE Studie mit dem nicht-selektiven MAO-Hemmer Phenelzin konnte der klinische Verlauf abgemildert werden (Musgrave et al. 2011). Die Blockierung von Na+-Kanälen bewahrt Axone vor Degeneration durch Schutz vor einem Energiedefizit (Bechtold et al. 2004), zudem wur- de eine direkte Wirkung auf Mikroglia in vitro nachgewiesen (Craner et al. 2005). In einer aktuellen Publikation (Morsali et al. 2013) und unseren eigenen, laufenden Untersuchungen wurden schützende Effekte des kombinierten Monoaminoxi- dase (MAO)-B-Inhibitors und Natriumkanalblockers Safinamid, sowie des Natriumkanalblockers Flecainid in entzündlich- degenerativen Tiermodellen identifiziert. Ziele: Es sollen potentielle protektive Wirkmechanismen dieser Substanzklassen in zwei Tiermodellen der experimen- tellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE) untersucht werden. Durch die Hinzunahme des Natriumkanalblockers Fle- cainid sowie dem reinen MAO-B Hemmers Rasagilin, werden wir in der Lage sein, zu unterscheiden, ob die vorteilhaften Effekte von der Kanalblockierung oder der MAO-B-Hemmung herrühren. Fragestellung: Beeinflusst die Behandlung von EAE Tieren mit MAO-B Inhibitoren und/oder Natriumkanalblockern den Krankheitsverlauf? Methoden: Die mit Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG), Fragment 35-55 induzierte EAE in 8 Wochen alten, weiblichen C57Bl/6J, sowie NOD Mäusen dient als Tiermodell für MS. Die Tiere wurden beginnend mit der Immunisierung täglich mit Safinamid (8 mg/kg, o.s.), Rasagilin (8 mg/kg, o.s.) oder Flecainid (30 mg/kg, s.c.), sowie der passenden Vehikel- Kontrolle behandelt. Für die Untersuchung der Netzhautdegeneration wurde die optische Kohärenztomographie (OCT) genutzt. Der opto- motorische Reflex wurde als funktionelle Messung zur Analyse der Sehfähigkeit herangezogen. Des Weiteren wurden histologische Färbungen des Sehnervs (Iba1, CD3, MBP) und der Retina (Brn3a) angefertigt. Eine ausführliche Immunphä- notypisierung wurde mittels Durchflusszytometrie durchgeführt. Ergebnisse: Sowohl im MOG35-55xC57Bl/6 also auch im MOG35-55xNOD EAE Modell verbesserten Safinamid und Fle- cainid den klinischen Verlauf. Messungen des visuellen Systems zeigten eine reduzierte Degeneration von retinalem Ge- webe sowie eine verbesserte Sehfunktion der Mäuse. Die Ergebnisse der Immunphänotypisierung zeigten einen Effekt von Felcainid auf die B-Zellen, sowie die Mikroglia Zellpopulation im ZNS, sowie auf B-Zellen in der Milz. Schlussfolgerungen: Der verbesserte Krankheitsverlauf lässt sich nach ersten Ergebnissen eher auf die Blockierung von Natriumkanälen als auf eine MAO-B Hemmung zurückführen. Literatur: Bechtold DA et al., (2004) Axonal protection using flecainide in experimental autoimmune encephalomyelitis. Ann Neurol 55:607–616 84 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Craner MJ et al., (2005) Sodium channels contribute to microglia/macrophage activation and function in EAE and MS. Glia 49. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15390090/ Morsali D et al., (2013) Safinamide and flecainide protect axons and reduce microglial activation in models of multiple sclerosis. Brain: a journal of neurology 136:1067–1082 Musgrave T et al., (2011) The MAO inhibitor phenelzine improves functional outcomes in mice with experimental autoim- mune encephalomyelitis (EAE). Brain, behavior, and immunity 25. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/ 21723939/ Reich DS et al., (2018) Multiple Sclerosis. N. Engl. J. Med. 378:169–180 553 Pregnancy outcomes in female patients exposed to SC Peginterferon beta-1a and IM Interferon beta-1a reported in a German patient support programme – Results from the post-authorisation safety study PRIMA Yvonne Begus-Nahrmann1, Kirsi Taipale2, Gabriele Niemczyk3, Karin Rehberg-Weber3, Juliane Klehmet4 1Audimedes, Göttingen, Deutschland; 2Biogen GmbH, Drug Safety Germany , München, Deutschland; 3Biogen GmbH, Medical Affairs Neurology, München, Deutschland; 4NeuroCure Clinical Research Center Berlin, Charité Universitätsmedizin Berlin , Berlin, Deutschland Background: Interferon beta (IFNβ) therapies are well-established disease-modifying treatments for patients with re- lapsing multiple sclerosis (MS). Based on data from clinical evidence coming from two huge cohort studies, a label change became applicable for the class of IFNβ therapies in 9/2019: If clinically needed, use of IFNβ may be considered during pregnancy. IFNβ can be used during breast-feeding. Objective: To assess pregnancy outcomes of women exposed to IFNβ therapies, breast-feeding practices and MS disease activity before and during pregnancy and postpartum. Methods: The post-authorisation safety study PRIMA was conducted from 4-10/2021. German pregnancy data were available from MS patients treated with peginterferon beta-1a (PegIFNβ-1a) or intramuscular IFNβ-1a registered in the MS Service Center patient support program (PSP) collected from 9/2014-10/2020. A pregnancy form was completed upon patients’ report of pregnancy; data from births and infants was collected after the expected date of the pregnancy outcome. To systematically collect pregnancy outcome data, MS patients reporting “live birth” outcomes completed a standardised questionnaire via telephone interview. The primary objective was to evaluate the impact of exposure to PegIFNβ-1a or IFNβ-1a before and during pregnancy on pregnancy outcome. Results: A total of 426 women reporting 542 pregnancies were enrolled and documented in a validated database. Mean age ±standard deviation was 32.9±4.7 years (range 19-50). IFN exposure was documented during 374 pregnancies. Treatment was paused or stopped during 57.7 % of pregnancies, taken continuously before and during 8.7 %, and started during 2.6 % of pregnancies (31 % stopped before pregnancy or unknown). The outcome of 466 pregnancies (86.0 %) was a live birth (78.2 without defect, 2.8 % with defects, 5.0 % born prematurely). Spontaneous abortion occurred in 10.3 % and elective termination in 2.6 %. Five babies (0.9 %) were stillborn. Complications during pregnancy occurred in 110 cases (20.3 %). A total of 162 women completed the questionnaire for 192 live births (53.1 % male) within the prospective study part. Mothers restarted IFN therapy or switched to another MS therapy postpartum in 51.0 % and 14.1 % of cases, respectively. The time of IFN restart was heterogenous (<1 week to ≥12 months postpartum), whereas among those who switched treat- ment, 33.3 % waited ≥12 months. Relapses occurred during 16 pregnancies (8.3 %), predominantly during the second tri- mester. Up to 18 months postpartum relapses remained low. Abstracts 85

DGN Kongress In total, 158 children (82.3 %) were breastfed, 12.7 % exclusively up to 6 months, 21.5 % of them during their mother’s IFN ex- posure. During lactation, the mothers of 138 children (87.3 %) remained relapse-free as did the mothers of 102 children (64.6 %) after introduction of supplementary feeding. Among the group of breastfed children during IFN intake of the mother (n=34), mothers suffered relapses in 3 cases (8.8 %). Conclusions: Overall, the prevalence of spontaneous abortions and congenital anomalies of females under IFNβ ex- posure was within the range reported for the general population. Most registered pregnancies occurred before label change, the majority of mothers paused IFN during pregnancy and breastfeeding. The low number of relapses corrobo- rates data indicating a reduced relapse risk during pregnancy and lactation. These real-world data from a PSP confirm European and Scandinavian registry data. 566 Neural substrates of grey-to-white matter junction abnormalities in multiple sclerosis Gabriel Gonzalez Escamilla1, Raya Aboudargham1, Dumitru Ciolac1, Lara Molina Galindo1, Felix Luessi1, Stefan Bittner1, Frauke Zipp1, Sven Meuth2, Muthuraman Muthuraman1, Vinzenz Fleischer1, Udo Dannlowski3, Sergiu Groppa1 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Mainz, Deutschland; 2Heinrich-Heine-University, Düsseldorf, Deutschland; 3University of Münster, Münster, Deutschland Background: Multiple sclerosis (MS) affects both the white matter and the grey matter, damage that is reflected as highly debilitating functional impairment that worsens over time, however, the exact pathophysiological mechanisms underly- ing neuroinflammation and neurodegeneration in MS, particularly in the interface between the grey and white matter remain elusive. Aim: To evaluate a new algorithm to detect MS-related pathology in the junction between the grey and white matter and the possible underlying substrates. Questions: We hypothesized that grey-to-white matter (GW)-junction present higher blurring in MS patients. Further we hypothesize that GW-junction abnormalities in MS patients’ associate with microstructural properties (myelin and cell integrity) and lesion localization. Methods: Whole brain structural T1w-MRI data of a total of 180 MS patients (mean age 34.6±10.3, 119 female, mean disease duration 2.8±4.4) and 202 age- and sex-matched healthy individuals (mean age 35.7±12.5, 120 female) were acquired to reconstruct the GW-junction by means of a newly introduced method highlighting GW blurring. T1w and FLAIR images were used to segment hypointensities using FreeSurfer (v6; http://surfer.nmr.mgh.harvard.edu/) and neu- roinflamatory lesions in the WM and GM using the LST toolbox (https://www.applied-statistics.de/lst.html). Diffusion imaging was used to compute radial diffusivity, as marker of myelin integrity, mean diffusivity, as marker of membrane integrity, and fractional anisotropy, as markers of general microstructural integrity. Associations between junction abnormalities and lesions and measures of morphometric integrity (diffusion-derived microstructure and corti- cal thickness) were evaluated. See Figure 1 for an overview on the methods. Results: Compared to healthy individuals, MS patients showed wide ranges GW-junction blurring in temporal and so- matomotor cortices. In MS patients, GW-junction blurring was strongly associated with neuroinflammatory lesions in the GM, as well as with myelin integrity. Less marked associations were attested with neuroinflammatory and neurodegen- erative lesions in the WM and no associations appeared with cortical thickness. Conclusions: Overall, we present a new algorithm that allows to evidencing GW-junction blurring in MS patients, possibly highlighting the neuroinflammatory demyelinating axis of the disease. Evaluation of the GW-junction may be developed into an automatically driven robust quantification of ongoing pathology, and strongly associated cognitive impairment. 86 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

DGN Kongress 572 Neuroprotektive Wirkung von RP-101074 im präklinischen nicht-inflammatorischen Neurodegenerationsmodell Mustafa Sindi1, Christina Hecker1, Andrea Issberner1, Sven Günther Meuth1, Michael Dietrich1, Philipp Albrecht1 1UKD - Klinik für Neurologie, Klinik für Neurologie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Bei Multiple Sklerose (MS) wird die chronische Behinderung wesentlich durch axonale und neuronale De- generation bedingt. Diese sind für konventionelle immunsuppressive und die meisten immunmodulatorischen Therapi- en nicht erreichbar. Es konnte gezeigt werden, dass selektive Sphingosine-1-Phosphat Rezeptor (S1PR) 1 und 5 Modula- toren positive Effekte auf progressive MS haben (Kappos et al., 2018). In dieser Studie soll RP-101074, ein solcher S1PR1/5 Modulator, im nicht-inflammatorischen Tiermodel für Neurodegeneration, dem Licht-induzierten Photorezeptorverlust, auf seine neuroprotektive Wirkung hin untersucht werden. Ziele: Um zu untersuchen, ob RP-101074 neuroprotektive Effekte induziert, wird seine Wirkung im nicht-inflammatori- schen Modell des Licht-induziertem Photorezeptorverlust analysiert. Fragestellung: Zeigt RP-101074 im nicht-inflammatorischen Tiermodel eine positive Wirkung auf die Neurodegenera- tion? Methoden: Für den Licht-induzierten Photorezeptorverlust (Li-PRL) werden 6 Wochen alte, weibliche C57Bl/6J und CX- 3CR1GFP transgene Mäuse verwendet. CX3CR1GFP transgene Mäuse exprimieren unter Kontrolle des CX3C Rezeptor 1 Promoters ein grün fluoreszierendes Protein (GFP), sodass myeloide Zellen, also Monozyten, Makrophagen und Mikro- glia, fluoreszenzmarkiert sind. Vor der Bestrahlung mit einer LED Kaltlicht-Lampe werden die Pupillen mit 0.5 % Tropica- mide/ 2.5 % Phenylephrine geweitet und die Augen mit Augengel behandelt, um Dehydrierung und Kataraktbildung zu verhindern. Beide Augen werden für 30 Minuten bei maximaler Intensität und komplett geöffneter Blende bestrahlt (600 Lumen ab Lichtquelle). Der Abstand zwischen Lichtquelle und Auge beträgt 1 cm und 0,5 cm. Der Durchmesser der inneren retinalen Schicht (IRL) und die Sehfunktion - als Indikatoren für Neurodegenration bzw. Neuroprotektion (Diet- rich et al., 2019) - werden mittels optischer Kohärenztomographie (OCT), confocal scanning laser ophthalmoscopy (cSLO) und optomotorischem Reflex (OMR) mehrfach nach der Bestrahlung, zu festgelegten Zeitpunkten, untersucht und mit Baseline-Messungen verglichen. Histologische Untersuchungen werden als Endpunktanalyse durchgeführt. Die Mäuse werden täglich, vom Tag der Bestrahlung bis zum Ende des Versuchs nach 6 Wochen, über eine Schlundsonde mit RP- 101074 behandelt (0,3 mg/kg und 1 mg/kg). Durch die Verwendung der CX3CR1GFP Mauslinie kann die Aktivität, sowie die Zellmorphologie von CX3CR1+ myeloiden Zellen longitudinal in der Retina analysiert werden, um Aussagen über die Auswirkungen der RP-101074 Behandlung auf Mikrogliazellen formulieren zu können. Ergebnisse: Die Behandlung mit RP-101074 zeigt einen positiven Effekt sowohl auf die Dicke der inneren retinalen Schichten sowie auf die Sehfunktion. Des Weiteren zeigt RP-101074 eine Aktivitäts-modulierende Wirkung auf Mikroglia- bzw. CX3CR1+-Zellen. Präsentiert werden OMR, OCT, cSLO (CX3CR1GFP) Daten, sowie histologische Analysen. Schlussfolgerungen: Prophylaktische RP-101074 Behandlung hat eine neuroprotektive Wirkung im präklinischen, nicht inflammatorischen Li-PRL Tiermodell. Referenzen: Kappos, L., Bar-Or, A., Cree, B.A.C., Fox, R.J., Giovannoni, G., Gold, R., Vermersch, P., Arnold, D.L., Arnould, S., Scherz, T., Wolf, C., Wallström, E., Dahlke, F., EXPAND Clinical Investigators, 2018. Siponimod versus placebo in secondary progressive multiple sclerosis (EXPAND): a double-blind, randomised, phase 3 study. Lancet Lond. Engl. 391, 1263–1273. doi: 10.1016/ S0140-6736(18)30475-6 Dietrich, M., Hecker, C., Hilla, A., Cruz-Herranz, A., Hartung, H. P., Fischer, D., Green, A., Albrecht, P. Using Optical Coherence Tomography and Optokinetic Response As Structural and Functional Visual System Readouts in Mice and Rats. <em>J. Vis. Exp.</em> (143), e58571, doi: 10.3791/58571 (2019). 88 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

589 Charakterisierung von Patienten- und Behandlungsmerkmalen bei Patientinnen und Patienten mit SPMS und Patientinnen und Patienten mit dem Risiko SPMS zu entwickeln in der klinischen Routine: Finale Ergebnisse der PANGAEA 2.0 EVOLUTION-Studie Veronika Eva Winkelmann1, Tjalf Ziemssen2, Cordula Weiß1 1Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland Hintergrund: Bis heute ist die Diagnose von Patienten und Patientinnen mit sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS) und insbesondere die Identifizierung der Übergangsphase von schubförmig remittierender Multipler Sklerose (RRMS) zu SPMS eine Herausforderung, da zuverlässige klinische Diagnosekriterien und -instrumente fehlen oder noch nicht etabliert sind. Ziele: Ziel der PANGAEA 2.0 EVOLUTION Studie war es klinische Parameter und Fragebogen-Daten von Patienten und Patientinnen mit RRMS, die ein hohes Risiko haben, eine SPMS zu entwickeln, zu bewerten und mit diagnostizierten SPMS-Patienten und Patientinnen zu vergleichen, um den Übergang zwischen diesen beiden Stadien der MS zu charak- terisieren. Methoden: In der prospektiven nicht-interventionellen Studie PANGAEA 2.0 EVOLUTION wurden 600 Patienten und Pati- entinnen mit SPMS oder RRMS mit hohem Risiko für SPMS unabhängig von der Behandlung bis zu 2 Jahre lang beobach- tet. Da es keine Standardkriterien für den Übergang von RRMS zu SPMS gibt, wurden die Patienten und Patientinnen nach einer umfassenden Bewertung der Symptome gemäß der täglichen Praxis von den Ärzten den beiden Armen „Hochrisiko für SPMS“ oder „SPMS“ zugeordnet. In Abstand von 6 Monaten wurden klinische Routinemessungen, Lebensqualität und sozioökonomische Parameter dokumentiert. Ergebnisse: Hier werden die finalen Ergebnisse der 600 Patienten und Patientinnen vorgestellt, einschließlich der Baseli- ne-Daten und Follow-up-Daten von bis zu 24 Monaten. Erste Zwischenanalysen haben gezeigt, dass SPMS-Patienten und Patientinnen älter sind als RRMS-Patienten und Patientinnen mit erhöhtem SPMS-Risiko (53,6 vs. 49,5 Jahre), eine längere Krankheitsdauer haben (17,2 vs. 13,8 Jahre) und einen höheren EDSS (5,1 vs. 4,2). Die Kognition (bewertet durch SDMT) und die motorische Fatigue (bewertet durch den FSMC) sind bei SMPS-Patienten und Patientinnen stärker ausgeprägt (SDMT: 38,0 SPMS vs. 43,0 hohes Risiko für SPMS; FSMC: 68,1 SPMS vs. 63,9 hohes Risiko für SPMS). Hier werden wir diese Daten erweitern, um zu zeigen, wie sich die Patienten und Patientinnen in den beiden Gruppen während des Beobach- tungszeitraums von bis zu 24 Monaten entwickelt haben. Schlussfolgerungen: PANGAEA2.0 EVOLUTION ermöglicht den Vergleich von SPMS-Patienten und Patientinnen-Profilen mit RRMS-Patienten und Patientinnen, die ein Risiko für SPMS haben, in einem realen, aber gut strukturierten Umfeld. Die Kombination von klinischen und nicht-klinischen Parametern für ein Patienten- und Patientinnenprofil kann dazu beitragen, Standardkriterien für die Frühdiagnose und die Therapie von SPMS-Patienten und Patientinnen festzulegen. Abstracts 89

DGN Kongress 590 AMASIA-Studie: Real-World-Daten zur Optimierung der MS-Therapie mit Siponimod Olaf Hoffmann1, Herbert Schreiber2, Luisa Klotz3, Martin S. Weber4, Tjalf Ziemssen5, Cordula Weiß6 1St. Josefs-Krankenhaus, Potsdam, Deutschland; 2Nervenfachärztliche Gemeinschaftspraxis, Ulm, Deutschland; 3Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland; 4Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland; 5Universitätsklinikum Carl Gustav Carus , Dresden, Deutschland; 6Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Deutschland Hintergrund: Fortschreitende motorische Funktionsstörungen und kognitiver Abbau sind typische Merkmale der sekun- där progredienten Multiplen Sklerose (SPMS). Siponimod, ein selektiver Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator, ist in der EU speziell für die Behandlung von aktiver SPMS zugelassen. Ziele: Die nicht-interventionelle AMASIA-Studie soll reale Erkenntnisse über die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Siponimod sowie über die Auswirkungen auf die Lebensqualität liefern. Methoden: Eine große Kohorte mit Siponimod behandelter aktiver SPMS-Patienten wird über 3 Jahre hinweg beobach- tet. Alle 6 Monate werden das Fortschreiten der Behinderung und die kognitiven Veränderungen mit Hilfe der Expanded Disability Status Scale (EDSS) und dem Symbol Digit Modalities Test (SDMT) bewertet. Fragebögen aus der Sicht von Patienten und Patientinnen, Ärzten und Ärztinnen und Angehörigen zum Fortschreiten der Behinderung, zur kognitiven Verschlechterung und zur Lebensqualität werden dokumentiert. Ergebnisse: In dieser jüngsten Zwischenanalyse werden die Ergebnisse der Therapiewirksamkeit und der Behandlungs- zufriedenheit von etwa 570 Siponimod-Patienten und Patientinnen vorgestellt, die im Rahmen der AMASIA-Studie 12 Monate nach Beginn der Siponimod-Behandlung in der realen Welt beobachtet wurden. Die Patienten und Patientinnen werden in Untergruppen auf der Grundlage ihrer letzten Vortherapie vor Beginn der Siponimod-Behandlung analysiert, wobei der Schwerpunkt auf Interferonen, Glatirameracetat und oralen krankheitsmodifizierenden Basistherapien (DMTs) (Teriflunomid, Dimethylfumarat) liegt. Frühere Zwischenanalysen deuten darauf hin, dass der EDSS unter der Siponimod- Therapie stabil bleibt, unabhängig vom vorherigen Therapieschema. Die Behandlungszufriedenheit ist erhöht bei Patien- ten und Patientinnen, die von Interferonen auf Siponimod umgestellt wurden. Schlussfolgerungen: AMASIA liefert wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit, Verträglichkeit, Sicherheit und Behandlungs- zufriedenheit von aktiven SPMS-Patienten und -Patientinnen, die Siponimod unter realen Bedingungen erhalten, nach- dem sie von injizierbaren und oralen MS-Erstlinientherapien umgestellt wurden. 594 Tolerability and safety analysis of intravenous immunoglobulins (octagam® 5 % and octagam® 10 %) in neurologic indications – Final results of a non-interventional safety study in Germany Kerstin Engelmann1, Anette Debes1, Uwe Münster1 1Octapharma GmbH, Langenfeld (Rheinland), Deutschland Rationale and Background: Intravenous immunoglobulin (IVIg) is applied for antibody substitution in primary or sec- ondary immunodeficiencies and for immunomodulatory therapy in autoimmune diseases. It is recommended for the treatment in different neurologic indications and inflammatory myopathies. Objectives: From 2014 to 2019 a multicenter, non-interventional safety study was conducted in Germany to assess the tolerability and safety of octagam® 5 % and octagam® 10 %. Methods: A subgroup analysis of the study population focused on chronic inflammatory demyelinating neuropathy (CIDP), multifocal motor neuropathy (MMN), myasthenia gravis (MG) and different types of myositis was performed. 90 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

Results: A total of 5,452 patients were treated with octagam® 5 % or octagam® 10 % in this study. 973 patients (17.8 %) obtained medication for immunomodulatory treatment. From those a subset of 168 patients received in total 6,472 IVIg infusions due to CIDP, MMN, MG, or myositis diagnosis, respectively. Most patients (75 %) were treated with octagam® 10 % whereas 18.5 % received octagam® 5 % and 6.5 % received both octagam® 5 % and octagam® 10 % during observation period. ADRs were reported for 20 out of 6,472 applied infusions (0.31 %). Serious ADRs were documented for 2 infusions equiva- lent to 0.03 % of all infusions of the described indications. Hence the majority of ADRs were rated mild to moderate (90 %). Most frequent symptoms were headache, chills and various skin reactions. Dosing was calculated for a subset of 156 patients who did not change the study medication (octagam® 5 % or octagam® 10 %). It was similar across the analyzed indications: CIDP patients received a median dose of 0.91 g per kg body weight (BW) per treatment cycle with a median time of 4.4 weeks between treatment cycles. MMN patients were treated with a median dose of 0.83 g per kg BW per cycle and a median treatment interval of 3.6 weeks. For MG or myositis patients the administered median dose was 0.94 or 0.86 g per kg BW per cycle and a median time between treatment cycles of 4.4 or 4.0 weeks, respectively. The median (and maximum number = nmax) of treatment cycles varied considerably between the indications and ranged from 2 treatment cycles in MG (nmax = 41) over 11 cycles in CIDP (nmax = 111) over 11.5 cycles in myositis (nmax = 87) to 34.5 in MMN (nmax = 266). Conclusions:This subgroup analysis demonstrates that the use of both, octagam® 5 % and octagam® 10 %, is well toler- ated and safe even in long-term and high dose immunomodulatory treatment of CIDP, MMN, myasthenia gravis and inflammatory myopathies. 596 Ofatumumab, Interferon ß1 und Glatirameracetat als Erstlinienbehandlung im Praxisalltag: Studiendesign und erste Baselinedaten der AIOLOS Studie Gereon Nelles1, Carola Wagner2 1DataMed Klinische Studien GmbH, Köln, Deutschland; 2Novartis Pharma Vertriebs GmbH, Nürnberg, Deutschland Hintergrund: Mit Ofatumumab, einem vollhumanen monklonalen Antikörper gegen CD20, steht eine weitere Therapie- option für die B-Zell depletierende Behandlung von aktiver RMS zur Verfügung. Während im Rahmen der Zulassungsstu- dien ASCLEPIOS I und II (COMB157G2301 und -2) die Sicherheit und Wirksamkeit von Ofatumumab versus Teriflunomid in einer repräsentativen RMS-Population gezeigt werden konnte (Hauser et al., NEJM, 2020), fehlen bislang Daten aus der klinischen Routine. Ziele: Die nicht-interventionelle Studie AIOLOS („Eine nicht-interventionelle Studie zur Evaluation von Injektionstherapi- en [Ofatumumab, Glatirameracetat und Interferon ß1] bei Patienten und Patientinnen mit subförmiger Multipler Sklero- se“) soll Injektionstherapien (Ofatumumab, Interferon ß1 [IFN-ß1] oder Glatirameracetat [GA]) als Erstlinienbehandlung bei therapienaiven RMS-Patienten und Patientinnen mit einer mild/moderater Krankheitsaktivität im klinischen Praxisall- tag evaluieren. Methoden: Es handelt sich um eine prospektive, offene, multizentrische, zweiarmige, nicht-interventionelle Studie (NIS) mit 800 Patienten und Patientinnen, die mit einem in Deutschland zugelassenen injizierbaren verlaufsmodifizierenden Erstlinienmedikament für RMS (Ofatumumab, IFN-ß1 oder GA) behandelt werden. Es werden zwei Behandlungsarme beobachtet: 1.) Ofatumumab und 2.) Standarderstlinientherapie (IFN-ß1 oder GA). Um eine vergleichbare Patienten- und Patientinnenpopulation in beiden Studienarmen zu gewährleisten, werden in diese Studie gezielt Patienten und Patien- tinnen ohne hochaktiven Krankheitsverlauf beobachtet. Über verschiedene Parameter wird die Retentionsrate der bei- den Behandlungsarme nach 24 Monaten untersucht. Abstracts 91

DGN Kongress Ergebnisse: Hier präsentieren wir die Daten der ersten Zwischenanalyse, welche die Patienten- und Patientinnencha- rakteristika der bis dato eingeschlossenen Patienten und Patientinnen umfasst. Neben demographischen Daten werden relevante klinische Informationen einschließlich Krankengeschichte und die von Patienten und Patientinnen berichteten Daten (z. B. Lebensqualität) präsentiert. Schlussfolgerungen: Diese Zwischenanalyse zeigt, dass die Kombination aus klinischen Parametern und der Selbst- einschätzungsdaten von Patienten und Patientinnen, einschließlich Lebensqualität und Sozioökonomie, einen detail- lierteren Einblick in die mit verschiedenen Injektionstherapien behandelte RMS-Patienten- und Patientinnenpopulation in der klinischen Routine ermöglicht. Somit könnten die Daten der AIOLOS Studie zu einem besseren Verständnis des RMS-Managements in der medizinischen Gemeinschaft beitragen. 607 Anti-EBNA1 IgG titer is not associated with fatigue in multiple sclerosis patients Michael Fleischer1,2, Helene Schuh1,2, Nela Marie Bickmann1,2, Tim Hagenacker1,2, Thomas Skripuletz3, Melanie Fiedler4, Christoph Kleinschnitz1,2, Refik Pul1,2, Jelena Skuljec1,2 1University Medicine Essen, Department of Neurology, Essen, Deutschland; 2Center for Translational Neuro- and Behavioral Sciences (C-TNBS), University Medicine Essen, Essen, Germany, Essen, Deutschland; 3Hannover Medical School, Department of Neurology, Hannover, Deutschland; 4University Medicine Essen, Institute for Virology, Essen, Deutschland Background: Fatigue is the most frequent symptom in multiple sclerosis (MS), although still poorly understood due to its complexity and subjective nature. There is an urgent need to identify reliable biomarkers to improve disease prognosis and therapeutic strategies. Epstein-Barr virus (EBV) is the major environmental risk factor associated with MS etiology, and trials with EBV-targeted T cell therapies reduced fatigue severity in MS patients. Aim: Here, we investigated whether the serum amount of immunoglobulin (Ig)G-specific for EBV antigens could be a suitable prognostic marker for the assessment of MS-related fatigue. Methods: A total of 194 MS patients were enrolled. We quantified EBV nuclear antigen 1 (EBNA1) and EBV viral capsid antigen (VCA) immunoglobulin (Ig) G levels and B cell-activating factor of the tumor necrosis factor family (BAFF) concen- tration in serum of patients with relapsing-remitting MS (RRMS) and chronic progressive MS (CPMS) and analyzed their correlation with the fatigue aspects and other clinical disease parameters. Results: A complete EBV seropositivity could be detected in our cohort. After adjusting for confounding variables and covariates, neither EBNA1 nor VCA antibody titers were associated with levels of fatigue, sleepiness, depression, or with any of the clinical values such as expanded disability status scale (EDSS), lesion count, annual relapse rate, or disease duration. However, patients with RRMS had significantly higher EBNA1 IgG titer than those with CPMS, whereas this was not the case under therapies targeting CD20+ cells. BAFF levels in serum were inversely proportional to anti- EBNA1 IgG. Conclusions: Our results show that EBNA1 IgG titer is not associated with the presence or level of fatigue. Whether the increased EBNA1 titer in RRMS has a direct role in disease progression or it is only a consequence of excessive B cell activa- tion remains to be answered in future studies. 92 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

622 Ein neuer diagnostischen Algorithmus durch Integration der intrathekalen Fraktion der Freien Leichtketten kappa in den Liquorgesamtbefund Marie Süße1, Malte Hannich2, Alexander Dressel3 1Universitätsmedizin Greifswald, Klinik für Neurologie , Greifswald, Deutschland; 2Universitätsmedizin Greifswald, Insitut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Greifswald, Deutschland; 3Carl-Thiem Klinikum Cottbus, Klinik für Neurologie , Cottbus, Deutschland Hintergrund: Der Nachweis einer intrathekalen humoralen Immunantwort ist ein wichtiger diagnostischer Aspekt bei vielen neurologischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Eine Möglichkeit die intrathekale humorale Immun- antwort zu beurteilen ist die quantitative (Auswertung der Immunglobulinkonzentrationen in Quotientendiagrammen) oder qualitative (Darstellung von oligoklonalen Banden) Analyse von Immunglobulinen. Die freien Leichtketten vom Typ kappa (FLCκ) im Liquor werden ebenfalls als Biomarker für eine intrathekale humorale Immunantwort angesehen. Sie haben gegenüber der Darstellung der quantitativen Immunglobulinsynthese in Quotientendiagrammen den Vorteil einer höheren Sensitivität vergleichbar mit der Analyse der OKB. Des Weiteren haben sie gegenüber den OKB den Vor- teil einer vollautomatischen Messung, einer objektiven sowie quantitativen Interpretation und der Freisetzung auch bei intrathekalen IgA und M Synthesen. Damit hätte die Bestimmung der FLCκ in der klinischen Routine das Potenzial die bisherigen Abläufe in Liquorlaboren zu simplifizieren, in dem man sie als vorgeschalteten Parameter nutzen kann, um eine intrathekale Immunglobulinsynthese zu prädizieren. Ziele: Das Hauptziel dieser Arbeit ist daher die Etablierung eines neuen diagnostischen Algorithmus zur Integration der FLCκ in den Liquorgesamtbefund. Fragestellung: Mit welcher Sensitivität und negativ prädiktivem Wert lässt sich die intrathekale Fraktion (IF) der FLCk in der Routine einsetzen, um die Präsenz einer intrathekalen humoralen Immunantwort zu prädizieren? Methoden: Die FLCκ IF wurde zunächst in kombinierten Liquor- und Serumproben einer retrospektiv akquirierten Ko- horte (n=679) gemessen. Anschließend wurde die Sensitivität und der negativ prädiktive Wert der FLCk IF für den Nach- weis einer intrathekalen Immunglobulinsynthese (definiert als Vorhandensein von Liquor-spezifischem OKB und/oder ei- ner IF IgG/A/M>0 % in den entsprechenden Quotientendiagrammen) bestimmt, auf deren Grundlage ein diagnostischer Algorithmus entwickelt wurde. Dieser Algorithmus wurde anschließend prospektiv an einer unabhängigen konsekutiv akquirierten Kohorte validiert (n=278). Ergebnisse: Die Verwendung einer positiven FLCk IF zur Vorhersage einer quantitativen (bewertet durch das Quotien- tendiagramm) oder qualitativen (definiert als das Vorhandensein von mehr als 2 OKB) intrathekalen Immunglobulinsyn- these erzielte eine Sensitivität von 92,6 % in der retrospektiven Kohorte und 97 % in der Validierungskohorte mit einem entsprechenden negativen Vorhersagewert von 99,5 %. Daraus ableitend lässt sich folgender diagnostischer Algorithmus vorschlagen: Nach Bestimmung der Routineparameter im Liquor (Zellzahl, Laktat, Glucose, Gesamtprotein) erfolgt die Bestimmung der FLCk IF. Im negativen Fall und bei normwertigen Serum FLCk Konzentrationen und normaler Nierenfunktion ist dann mit hoher Sicherheit eine weitere Analyse von IgG, IgA und IgM sowie eine OKB Analyse ohne zusätzlichen diagnostischen Wert und kann entfallen. Mit dem von uns vorgeschlagenen diagnostischen Algorithmus hätten in unseren Kohorten 62 % der Immunglobulin und OKB Analysen in der retrospektiven Kohorte und 74 % in der Validierungskohorte eingespart werden können. Schlussfolgerungen: Die FLCκ IF kann mit einem sehr hohen negativ prädiktiven Wert von 99.5 % die Abwesenheit einer intrathekalen qualitativen oder quantitativen Immunglobulinsynthese anzeigen. Damit könnte der von uns vorge- schlagenen Algorithmus zu einer Vereinfachung in der Routinediagnostik beitragen, sowie Material- und Personalkosten einsparen. Multizentrische Studien zur Bestätigung dieser exzellenten Sensitivität sind erforderlich. Abstracts 93

DGN Kongress 638 Cross-regional homeostatic and reactive transcriptomic glial signatures in multiple sclerosis Tim Trobisch1, Amel Zulji1, Nikolas Stevens1, Sven Wischnewski1, Mikail Öztürk1, Javier Perales-Patón2,3, Maximilian Haeussler4, Julio Saez-Rodriguez2,3, Dmitry Velmeshev5,6, Lucas Schirmer1,7,8 1Medical Faculty Mannheim, Heidelberg University, Department of Neurology, Mannheim, Deutschland; 2Medical Faculty, Heidelberg University, Institute for Computational Biomedicine, Heidelberg, Deutschland; 3Heidelberg University Hospital, Bioquant, Heidelberg, Deutschland; 4University of California, Santa Cruz, Genomics Institute, Santa Cruz, United States; 5University of California, San Francisco, Department of Neurology, San Francisco, United States; 6University of California, San Francisco, Eli and Edythe Broad Center of Regeneration Medicine and Stem Cell Research, San Francisco, United States; 7Medical Faculty Mannheim, Heidelberg University, Mannheim Center for Translational Neuroscience and Institute for Innate Immunoscience, Mannheim, Deutschland; 8Heidelberg University, Interdisciplinary Center for Neurosciences, Heidelberg, Deutschland Background: Multiple sclerosis (MS) is a compartmentalized multifocal progressive inflammatory disease of the central nervous system (CNS). A comprehensive understanding of the disease demands not only to assess the roles of hetero- geneous cell populations but also to understand the pathological mechanisms underlying lesion formation in different CNS compartments. Aims: We investigated, whether gene expression reflecting cell type damage and reactivity in MS differs between major CNS areas and more specifically between subregions such as gray and white matter areas. Methods: We performed droplet-based single-nucleus RNA sequencing (snRNA-seq) as well as fluorescence multiplex in situ RNA hybridization from human cerebellar, spinal cord and leukocortical samples obtained from MS and matched control subjects. Results: We generated an integrated cell type-specific transcriptomic map of MS pathology spanning three major CNS sites affected by MS. Investigating the similarity among cell types between these regions, we observed a strong level of molecular diversity between homeostatic cell types. Under disease conditions, however, neuron and macroglial subtypes showed a strong overlap in their transcriptomic response towards chronic inflammatory demyelination. More specifically, we identified an oligodendrocyte subtype-specific downregulation of a muscarinic receptor and, additionally, found an upregulation of myelin-associated transcripts. Conclusion: Our findings demonstrate that integrated computational workflows are highly suitable to identify common cell type-specific signatures across different CNS regions and help identify novel therapeutic targets in compartmental- ized MS lesion pathology. 94 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

645 Eskalationstherapie bei Susac-Syndrom mit Natalizumab Leonie Wilmes1, Till Illies2, Peter Michels1, Joachim Röther1 1Asklepios Klinik Altona, Neurologie, Hamburg, Deutschland; 2Asklepios Klinik Altona, Neuroradiologie, Hamburg, Deutschland Hintergrund: Das Susac-Syndrom ist eine seltene autoimmun vermittelte Vaskulopathie mit einer charakteristischen Symptomtrias aus Enzephalopathie (Kopfschmerzen, neuropsychiatrische Symptome), Retinopathie mit Sehstörungen (Flimmernde Skotome) und Innenohrstörung (Hörverlust, Tinnitus, Schwindel, Tieftonschwerhörigkeit). Die Trias besteht selten zeitgleich. Die Krankheitsdauer beträgt häufiger 1-2 Jahre. Selten kommt es zu einem schubartig-remittierenden Verlauf und nur in Einzelfällen ist die Erkrankung mehr als 5 Jahre aktiv. Ziele: Darstellung eines Krankheitsverlaufs mit typischen MRT-Mustern, die zum Erkennen des Susac-Syndroms beitra- gen sowie Illustration eines Therapieregimes bei refraktärem Verlauf zur Reduktion von Rezidiven. Methoden: Fallbericht. Ergebnisse: Ein 57-jähriger Mann stellte sich mit linkskörperseitigen Hypästhesien und vertikal versetzten Doppelbil- dern vor. In der kranialen Magnetresonanztomographie (cMRT) stellten sich multiple typische supra- und infratentori- elle Läsionen mit Beteiligung des Balkens (snowball-like und icicle-like), im Kleinhirnschenkel links und zerebellar ohne Kontrastmittelanreicherung passend zu einer entzündlichen ZNS Erkrankung dar. Spinal fanden sich keine Läsionen. Liquordiagnostisch imponierte eine lymphozytäre Pleozytose mit erhöhter Proteinkonzentration. Die oligoklonalen Ban- den waren negativ. Eine Hochdosis-Glukokortikoid(GC)-Therapie führte nur zu einer kurzzeitigen Besserung der Sym- ptomatik. Zudem berichtete der Patient über Flimmersehen und kleine Gesichtsfeldausfälle sowie eine Hörminderung. Eine Fluoreszenzangiographie der Retina zeigte das Bild einer Vaskulitis und eine Audiometrie erbrachte Hinweise einer Innenohrbeteiligung. Wir stellten die Diagnose eines Susac-Syndroms. Bei deutlichem Befundprogress in der cMRT zeigte sich nach erneuter Hochdosis-GC-Therapie, Plasmapherese und Gabe von Immunglobulinen eine Befundbesserung klinisch sowie in der cMRT und wir begannen eine GC-sparende Therapie mit Mycophenolatmofetil. Trotz langsamer Reduktion der GC und regelmäßiger Applikation von Immunglobulinen kam es zum erneuten Progress mit zunehmenden mnestischen und kognitiven Defiziten mit neuen Läsionen im cMRT, sodass wir uns 6 Monate nach Diagnosestellung für eine Eskalation mit Natalizumab entschieden. Unter Natalizumab (300 mg alle 4 Wochen) kam es innerhalb der letzten 4 Monate zu einer deutlichen klinischen und bildmorphologischen Besserung. Der Patient entwickelte unter Therapie mit Natalizumab ein Kaposisarkom mit multip- len Organmanifestationen. Unter Risiko-Nutzen-Analyse entschieden wir uns unter regelmäßigen Verlaufsuntersuchun- gen für eine Fortführung der Therapie mit Natalizumab. Ebenso traten im Rahmen der GC-Therapie ein Katarakt bds. sowie multiple Wirbelkörper-Kompressionsfrakturen auf. Schlussfolgerungen: Bei Patienten und Patientinnen mit enzephalopathischen Symptomen, Seh- sowie Hörstörungen (aber auch inkompletter Triade) muss an ein Susac-Syndrom gedacht werden. Eine frühe aggressive multivalente The- rapie und die langsame Reduktion der Glukokortikoide ist notwendig. Die Therapie mit Natalizumab stellt neben einer Plasmapherese und IVIG eine weitere Eskalationsmöglichkeit dar. Nebenwirkungen langfristiger immunsuppressiver The- rapien müssen berücksichtigt werden. Abstracts 95

DGN Kongress 649 Boosterimpfung nach der Grundimmunisierung gegen SARS-CoV-2 bei Menschen mit Multipler Sklerose: Erkenntnisse aus einer prospektiven, longitudinalen Beobachtungsstudie Melanie Peters1,2, Niklas Frahm2,3, Firas Fneish2, Judith Haas4, Micha Löbermann5, Dieter Pöhlau4, Anna-Lena Röper2,4, Sarah Schilling2, Alexander Stahmann2, Herbert Temmes4, Friedemann Paul6, Uwe K. Zettl3, David Ellenberger2 1Gesellschaft für Versorgungsforschung mbH (GfV), MS-Register der DMSG, Bundesverband e.V., Hannover, Deutschland; 2MS Forschungs- und Projektentwicklungs- gGmbH, MS-Register der DMSG, Bundesverband e.V., Hannover, Deutschland; 3Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Rostock, Sektion Neuroimmunologie, Rostock, Deutschland; 4Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V., Hannover, Deutschland; 5Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, Rostock, Deutschland; 6Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin und Charité - Universitätsmedizin Berlin, Experimentelles und Klinisches Forschungszentrum, Berlin, Deutschland Hintergrund: Insbesondere bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen, wie Multipler Sklerose (MS), kann eine Infekti- on mit dem Severe Acute Respiratory Syndrome-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2) ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Impfungen gegen SARS-CoV-2 bieten einen wirksamen Schutz, in dem sie die Häufigkeit schwerer COVID-19-Verläufe deutlich verringern. Da die Immunität mit der Zeit nachlässt, sind Boosterimpfungen erforderlich. Zudem können be- stimmte immunmodulierende Therapien (disease-modifying drugs; DMDs) die Bildung von Antikörpern gegen SARS- CoV-2 behindern. Generell werden höhere Antikörpertiter mit weniger Impfdurchbrüchen in Verbindung gebracht. Durch Boosterimpfungen soll der Immunschutz verbessert und schwere Krankheitsverläufe bei gefährdeten Personen verhindert werden. Ziele: Identifizierung von Unterschieden zwischen MS-Patienten und -Patientinnen mit einer oder mehreren COVID- 19-Boosterimpfungen hinsichtlich der verwendeten DMDs und der Schubaktivität nach der ersten Boosterimpfung. Fragestellung: Gibt es Unterschiede zwischen MS-Erkrankten mit einer Boosterimpfung und solche mit ≥2 Booster- impfungen hinsichtlich der MS-bezogenen und soziodemografischen Charakteristika, dem Einsatz von DMDs und der Schubaktivität? Methoden: Die Daten basieren auf einer prospektiven, deutschlandweiten Impf-Beobachtungsstudie von erwachsenen, gegen COVID-19 geimpften MS-Patienten und -Patientinnen, die in Zusammenarbeit des deutschen MS-Registers und der Deutschen MS Gesellschaft (Bundesverband e.V.) durchgeführt wurde und aus mehreren Onlinebefragungen be- steht. Soziodemografische und MS-bezogene Daten (z. B. Alter, MS-Verlaufsform), Impfinformationen (z. B. Impfstofftyp, Impfdatum/-zeitpunkt) und Krankheitsphänomene nach der Impfung (z. B. MS-Schübe, SARS-CoV-2-Infektionen) wurden erhoben. MS-Patienten und -Patientinnen mit ≥1 Boosterimpfung (N=2170) wurden analysiert. Ergebnisse: Von den 2170 inkludierten MS-Erkrankten erhielten 2055 eine Boosterimpfung (94,7 %) und 115 (5,3 %) ≥2 Boosterimpfungen. BNT162b2 und AZD1222 wurden als Impfstoffe für den ersten Booster häufiger bei Patienten und Patientinnen mit ≥2 Boosterimpfungen eingesetzt (79 % vs. 65 % und 4 % vs. 0 %), während mRNA-1273 häufiger (12 % vs. 35 %) bei Patienten und Patientinnen mit einer Boosterimpfung appliziert wurde (exakter Fisher-Test: p<0,001). Mehr als ein Drittel der MS-Erkrankten mit mehrfachen Boosterimpfungen erhielten bereits im ersten Quartal 2021 die erste COVID-19-Impfung (35 %); in der Gruppe mit einem Booster waren es lediglich 17 % (p<0,001). Bezüglich der sozio- demografischen sowie MS-bezogenen Daten gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patientengruppen. Patienten und Patientinnen mit ≥2 Boosterimpfungen wurden häufiger mit Anti-CD20-Antikörpern (Ocrelizumab/Ofatu- mumab/Rituximab: 21 % vs. 10 %) und Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Modulatoren (Fingolimod/Ozanimod/Po- nesimod/Siponimod: 36 % vs. 12 %) behandelt als Patienten und Patientinnen mit einer Boosterimpfung (Abbildung 1). Cladribin/Dimethylfumarat/Teriflunomid (4 % vs. 22 %) und Interferon beta/Glatirameracetat (12 % vs. 23 %) wurden dagegen häufiger bei Patienten und Patientinnen mit einer Boosterimpfung eingesetzt (p<0,001). Im Median fand die 96 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

erste Booster-Impfung bei Patienten und Patientinnen mit ≥2 Boosterimpfungen im September 2021 statt gegenüber Dezember 2021 bei der Vergleichsgruppe und der Anteil derer die seit der Boosterimpfung Schübe hatten war entspre- chend höher (8,3 % vs. 3,8 %). Abbildung 1. Einstaz von immunmodulierenden MS-Therapien in Abhängigkeit von der Anzahl der verabreichten Boosterimpfungen gegen SARS-CoV-2 Anti-CD20 MAK - monoklonale Anti-CD20-Antikörper: Ocrelizumab, Ofatumumab, Rituximab CLAD/DMF/TER - Cladribin, Dimethylfumarat, Teriflunomid Fi - Exakter Fisher-Test IFNβ/GLAT - Interferon beta/Glatirameracetat MS - Multiple Sklerose N - Anzahl p - p-Wert S1P RM - Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator: Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod, Siponimod Schlussfolgerungen: Die Anzahl der Boosterimpfungen scheint mit dem DMD-Typ, der Art des Boosterimpfstoffes und dem Zeitpunkt der COVID-Erstimpfung in Zusammenhang zu stehen. Eine Behandlung mit Anti-CD20-Antikörpern oder S1P-Rezeptor-Modulatoren resultiert häufig nur in einer schwachen humoralen Immunantwort mit kaum messbaren Antikörpertitern nach einer COVID-19-Impfung. Entgegen den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) wurden so wahrscheinlich mehrfach Boosterimpfungen in relativ kurzer Zeit verabreicht. Die STIKO empfiehlt lediglich eine zweite Boosterimpfung für besonders gesundheitlich gefährdete bzw. exponierte Personengruppen frühestens drei Monate nach dem ersten Booster. Abstracts 97

DGN Kongress 669 Real-world evidence on siponimod treatment in patients with secondary progressive multiple sclerosis Liesa Regner-Nelke1, Leonie Rolfes1, Marc Pawlitzki1, Alice Willison1, Christopher Nelke1, Tristan Kölsche1, Tobias Ruck1, Refik Pul2, Matthias Grothe3, Sergiu Groppa4, Gereon Nelles5, Eckhard Bonmann6, Holger Roick7, Anke Friedrich8, Zoltan Biro9, Michael Ernst10, Tjalf Ziemssen11, Antonios Bayas12, Martina Menacher12, Sinem-Hilal Oezalp2, Sven Meuth1 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Neurologie, Düsseldorf, Deutschland; 2Universitätsklinikum Essen, Neurologie, Essen, Deutschland; 3Universitätsklinikum Greifswald, Greifswald, Deutschland; 4Universitätsklinikum Mainz, Mainz, Deutschland; 5Neuromed-Campus Köln, Köln, Deutschland; 6Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Köln, Deutschland; 7Zentrum für Neurologie / Psychiatrie / Neuroradiologie, Singen, Deutschland; 8Zentrum für ambulante Neurologie, Essen, Deutschland; 9Neurologische Klinik Selzer, Selzer, Deutschland; 10Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Sinsheim, Deutschland; 11Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland; 12Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland Background: Within the past few decades, therapeutic options that target ongoing inflammation in multiple sclerosis (MS) have evolved and expanded rapidly for relapsing-remitting MS (RRMS), whereas few therapies are available for pro- gressive forms of MS, including primary progressive MS (PPMS) and secondary progressive MS (SPMS). The advent and approval of siponimod for SPMS has allowed for optimism in the otherwise discouraging PMS therapeutic landscape. Methods: We conducted a retrospective, multicentered, non-interventional study analysing the effectiveness and safety of siponimod under real-world conditions in 227 SPMS patients. Clinical assessments were conducted every three months based on standard clinical routine. Disease progression was determined as EDSS, radiological progression or the occur- rence of new relapses under treatment. For safety analyses adverse effects and reasons for discontinuation were docu- mented. Brain magnetic resonance imaging (MRI) scans were performed at baseline and after 6,12,18 and 24 months. In a smaller group consisting of 41 patients a more detailed survey regarding disease progression was conducted, includ- ing data from 25-timed food walking time (T25FW) test, 100-meter time test, 9-hole peg test (NHPT), Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT), Symbol Digit Modalities Test (SMDT), laboratory data, brain volumetry and lesion count. Results: Under therapy with siponimod 63.3 % of patients showed disease stability. Of the remaining patients, 20,7 % showed clinical progression (EDSS progression and/or relapse) and 20.7 % showed radiological activity. There were no significant changes in EDSS score throughout 18 months. The in-depth cohort consisting of 41 patients showed no substantial changes in cognitive abilities tested through PASAT and SDMT throughout 12 months. The same applies to the assessment of motoric functions with T25FW, 100-meter time test, 9HPT. Radiological assessment showed a stable volume of white and grey matter, as well as a stable lesion count at 12 months follow up. Adverse effects were seen in nearly half of the included patients, with lymphopenia being the most common one. Due to disease progression or adverse effects nearly 30 % of patients discontinued therapy. Conclusions: Treatment efficacy of siponimod showed an overall stabilizing effect regarding clinical and radiological outcome measurements. However, in a real-world setting, adverse effects were frequent and associated with a substantial rate of treatment discontinuation highlighting the need for intensified treatment management and monitoring. 98 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

675 Sweet-Syndrom nach zweiter Gabe von Natalizumab Helene Schuh1,2, Derya Aslan1,2, Refik Pul1,2, Wiebke Sondermann3, Eva Hadaschik3, Christoph Kleinschnitz1,2 1Universitätsmedizin Essen, Klinik für Neurologie, Essen, Deutschland; 2Universitätsmedizin Essen, Center for Translational Neuro- and Behavioral Sciences, Essen, Deutschland; 3Universitätsmedizin Essen, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Essen, Deutschland Hintergrund: Natalizumab ist ein monoklonaler, humanisierter Antikörper, der an die α4-Untereinheit des α4β1- Integrins bindet und damit die Leukozyteneinwanderung in das zentrale Nervensystem verhindert. Sicherheitsdaten der Zulassungsstudie wiesen auf Hautreaktionen wie Hautausschlag, Nesselsucht, allergische Dermatitis und Pruritus hin, die als Hypersensitivitätsreaktionen vom Typ I (IgE-vermittelte Hypersensitivität) zusammengefasst wurden. Ziele: Vorstellung einer Kasuistik über eine 25jährige Patientin, die nach der zweiten Natalizumab-Infusion ein Sweet- Syndrom entwickelte. Fragestellung: Besteht ein Zusammenhang mit der Natalizumab-Behandlung? Methoden: Fallvorstellung und Präsentation der erhobenen Befunde. Ergebnisse: Es handelt sich um ein Sweet-Syndrom mit entsprechenden histologischen Veränderungen. Zwei Hauptkri- terien der Diagnose waren erfüllt, jedoch nur eines der vier Nebenkriterien. Bisher handelt es sich um das erste beschrie- bene Auftreten eines Sweet-Syndroms nach Natalizumab-Gabe. Schlussfolgerungen: Ein Zusammenhang mit der Natalizumab-Behandlung erscheint wahrscheinlich, da nach Absetzen der Therapie die Symptomatik vollständig rückläufig war. Spekulativ bleibt die Häufigkeit dieser unerwünschten Neben- wirkung unter der Natalizumab-Therapie. Bei Auftreten von druckdolenten erythematösen Makulae unter Natalizumab sollte in Zukunft eine dermatologische Vorstellung mit der Frage nach einem Sweet-Syndrom in Betracht gezogen wer- den. 682 Einfluss komorbider Autoimmunerkrankungen auf den Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose Derya Aslan1, Jana Hackert1, Jelena Skuljec1, Christoph Kleinschnitz1, Refik Pul1 1Universitätsmedizin Essen, Klinik für Neurologie und Zentrum für Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften, Essen, Deutschland Hintergrund: Bisherige Daten zeigen, dass die Prävalenz von Autoimmunkrankheiten (AIK) als Komorbidität bei der Mul- tiplen Sklerose (MS) zwischen 3,2 – 5,3 % liegt. Rezente Studien weisen darauf hin, dass Begleiterkrankungen in der Tat einen signifikanten Einfluss auf die Krankheitsparameter der MS besitzen. Die Auswirkungen von komorbiden AIK sind bislang nicht umfangreich untersucht worden. Erste Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang autoimmuner Komorbiditäten mit dem Volumen der grauen Substanz oder dem globalen Hirnvolumen wurden berichtet. Fragestellung: Haben komorbide AIK tatsächlich einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf der schubförmig remittieren- den MS („relapsing-remitting“, RRMS). Folgende Hypothesen wurden aufgestellt: 1. Erleiden RRMS-Patienten mit komorbider AIK mehr Schübe, benötigen Sie mehr Steroidstöße und häufiger Plasmaphe- resen, als RRMS-Patienten ohne AIK? 2. Erreichen RRMS-Patienten mit komorbider AIK im Verlauf höhere Behinderungsgrade als RRMS-Patienten ohne AIK? 3. Benötigen RRMS-Patienten mit komorbider AIK effektivere Immuntherapien als RRMS-Patienten ohne AIK? Abstracts 99

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DGN Kongress Methoden: Es handelt sich um eine bizentrische, retrospektive Studie. Für die Analysen wurden deskriptive Statistiken und multivariate Analysen verwendet. Adjustiert wurden die Modelle für Alter, Geschlecht und Krankheitsdauer. Die sta- tistische Analyse erfolgte mit Hilfe der Software SAS. Ergebnisse: Patienten mit iatrogener Ursache der AIK wurden von der Analyse ausgeschlossen. Daten von 621 RRMS- Patienten wurden berücksichtigt. Der Anteil von Patienten mit AIK lag bei 16,1 % (n = 100). In einer vorläufigen Analyse der Daten bestätigte sich keine der Hypothesen. In einer Sensitivitätsanalyse der Kohorte wurden Patienten mit autoim- munen Schilddrüsenerkrankungen ausgeschlossen, was zu identischen Ergebnissen führte. Die Ergebnisse einer Bestäti- gungskohorte mit ca. 500 Patienten sind noch ausstehend. Schlussfolgerungen: In dieser großen bizentrischen Studie mit ca. 1000 Patienten konnten anhand der longitudinal er- hobenen Daten kein Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer AIK als Komorbidität und MS-Krankheitsparametern (Schubrate, Behinderungsprogression) festgestellt werden. Einschränkend ist zu sagen, dass es sich um vorläufige Ergeb- nisse handelt. 696 CD38 Depletion mittels Daratumumab als Eskalationstherapie bei therapierefraktärer MOG-Antikörper assoziierter Erkrankung: ein Fallbericht Justina Dargvainiene1, Klaus-Peter Wandinger1, Klarissa Hanja Stürner2, Daniela Berg2, Ralf Junker1, Frank Leypoldt1,2 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für klinische Chemie, Kiel, Deutschland; 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Neurologie, Kiel, Deutschland Hintergrund: Die Therapie der Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein-(MOG)-Antikörper-assoziierten-Erkrankungen (MOGAD) erfolgt akut empirisch mittels Methylprednisolon, Plasmaaustauschverfahren und ivIG sowie zur Erhaltung mittels steroidsparender Medikation (z. B. Azathioprin), B-Zell-Depletion (Rituximab), oder IL6-Blockade. Selten kommt es zu therapierefraktären Fällen. Der therapeutische CD38-Antikörper (Daratumumab) depletiert Plasmazellen und wird zur Behandlung therapierefraktärer multipler Myelome eingesetzt. In Einzelfällen wurde sein erfolgreicher Einsatz bei schweren autoimmunen Enzephalitiden beschrieben. Ziele: Darstellung des Einsatzes von Daratumumab bei einem Patienten mit MOGAD. Fragestellung: Könnte die CD38-Depletion eine Therapieoption bei therapierefraktärer MOGAD darstellen? Methoden: Prospektive Beobachtung eines Patienten mit hochaktiver MOGAD trotz multipler Immuntherapien. Ergebnisse: Ein 64-jähriger Patient stellte sich 12/2017 mit einer Hypästhesie beider Beine vor. Ursächlich fanden sich eine Myelitis mit Nachweis von multiplen kontrastmittelanreichernden kurzstreckigen T2-hyperintenser Läsionen im Myelon sowie im Pedunculus cerebri rechts und eine Liquorpleozytose (<20 Leukozyten/µl) ohne isolierte oligoklonale Banden. Es fanden sich wiederholt MOG-Antikörper im Serum (live-cell Assay; Titer bis 1:320), so dass eine MOGAD dia- gnostiziert wurde. Nebenbefundlich bestand eine vorbekannte primäre Myelofibrose mit JAK-2 Mutation, welche stabil unter Hydroxycarb- amid 500 mg/die eingestellt war. Trotz einer sequentiellen Behandlung mit Ruxolitinib (JAK2-Inhibitor mit immunsup- pressiver Nebenwirkung, 15mgx2die), B-Zell-Depletion mit Rituximab (375mg/m2 alle 6 Monate) und im Verlauf IL-6-Blok- kade mit Tocilizumab (162 mg alle 7 Tage) kam es zu rezidivierenden Myelitiden mit longitudinaler Ausbreitung bis in die Medulla oblongata, welche zur Verlust der Gehfähigkeit sowie Blasenentleerungsstörung führten (mRS 4). Die Funktion der Armen verblieb weitgehend unbetroffen. Da eine autologe Stammzelltransplantation aufgrund der Osteomyelofibrose kontraindiziert war, führten wir eine Plasmazell-Depletion mit dem CD38-Antikörper Daratumumab (12/2020, 16mg/kg KG/Woche für 14 Zyklen) durch. Es kam im weiteren Verlauf zu keinen weiteren klinischen oder bild- morphologischen Rezidiven und einer langsamen neurologischen Besserung (Abb. 1). 100 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Der Verlauf war trotz Normalisierung des peripheren Blutbildes durch rezidivierende Harnwegsinfekte geprägt, welche sich nach Anlage eines suprapubischen Katheters besserten. In 03/2022 erkrankte der Patient an einer Pneumonie mit respiratorischer Teilinsuffizienz trotz Normalisierung der Infektwerte. Der Patient entschied sich gegen eine intensivme- dizinische Behandlung und verstarb. Abb 1. Schematische Darstellung des MOG-AK Titers und der durchgeführten Immuntherapien. Oben: MOG-Antikörper-Titer. Unten: verwendete Immuntherapie im Verlauf. Die grauen vertikalen Linien markieren Rezidive. Gestrichelt Linien entsprechen nur mit ivMP-Stoßtherapie behandelte Rezidive und durchgehende Linien mit ivMP und Plasmapherese behandelte Rückfälle. Die schwarze Linie markiert den Pneumonie-assoziierten Tod des Patienten. mRS – modified Rankin scale. Schlussfolgerungen: Die Depletion langlebiger Plasmazellen mit Daratumumab (anti-CD38 monoklonaler Antikörper) wurde als Therapieoption bei refraktären Autoantikörper-assoziierten Erkrankungen wie z. B. der autoimmunen Enzepha- litis in kleinen Fallserien1 oder Fallberichten diskutiert. Wir stellen den ersten uns bekannten Fall einer mit Daratumumab behandelten rezidivierenden MOGAD vor. Wir konnten eine deutlich über die Behandlungszeit hinaus reichende stabile Remission bei unserem Patienten beobachten. Allerdings kam es auch zu rezidivierenden Harnwegsinfekten und einer Pneumonie, für die es jedoch weitere Risikofaktoren (Blasenentleerungsstörung und Bettlägerigkeit) gab. Wir hypothe- tisieren, dass eine CD38-Depletion auch bei refraktären MOGAD eine Therapieoption darstellt, die jedoch bezüglich im- munsuppressiver Nebenwirkungen gut abgewogen werden muss. Literatur: Scheibe F et al. Daratumumab for treatment-refractory antibody-mediated diseases in neurology. Eur J Neurol. 2022 Abstracts 101

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DGN Kongress 707 Relapse and progression in MS are independently related to cognitive impairment Patrick Fissler1, Jill Holbrook2, Ingo Uttner2, Hayrettin Tumani2, Daniela Taranu2 1Psychiatrische Dienste Thurgau, Münsterlingen, Schweiz; 2Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland Background: Cognitive impairment is common in patients with multiple sclerosis (MS). However, it is unclear whether relapse or progressive courses of MS are independently related to cognitive impairment. Objectives: In our study, we aim to investigate the relation between cognitive impairment on the one side and both the existence of at least one relapse and of a progressive course of MS on the other side. Methods: The study included 88 participants (22 healthy controls [HC] and 22 patients each with relapsing-remitting MS [RRMS], primary progressive MS [PPMS], and secondary progressive MS [SPMS]. For group comparison, analysis of covariance (ANCOVA) was used. Factors included history of a progressive course [yes, no], history of relapses [yes, no]). We administered the BICAMS and 3 additional tests (Paced Auditory Serial Addition Test, Block Design Test, Controlled Oral Word Association Test [COWAT]) to construct a highly reliable composite score of cognition. Results: The presence of a progressive course in the patient history was adversely associated with the global cognition score (p≤0.001 partial η2 =0.194). The presence of a relapse in history didn’t show a significant effect in the global cogni- tion score (p=0.151 partial η2=0.025). A history of relapse was associated with worse performance on the COWAT (p≤0.043 partial η2 = 0.049) and VLMT delayed recall (p=0.028 partial η2 =0.057) in comparison with a history of no relapses. A history of progressive course was associated with worse performance on all tests in comparison with a history of no progression (ps ≤0.048, partial η2 ≥ 0.047) with the largest effect sizes in the BVMT-R delayed recall, BDT, COWAT, and SDMT (partial η2 ≥ 0.09). Conclusion: A progressive course of MS seems to have more deleterious effect on cognitive outcomes than a course with relapses. Cognitive assessment is especially important in patients with a progressive type but should not be neglected in patients with relapses. The COWAT and the VLMT-delayed recall can detect impairment due to both progression and relapse as single tests. 102 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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714 Kognition bei Patient:innen mit Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen: Eine prospektive multizentrische Längsschnittstudie mit 217 Patientinnen (CogniNMO-Studie) Martin Hümmert1, Carlotta Stern1, Friedemann Paul2, Ankelien Duchow2, Judith Bellmann-Strobl2, Ilya Ayzenberg3, Carolin Schwake3, Ingo Kleiter3, Kerstin Hellwig3, Sven Jarius4, Brigitte Wildemann4, Makbule Senel5, Achim Berthele6, Katrin Giglhuber6, Felix Luessi7, Matthias Grothe8, Luisa Klotz9, Rasmus Schülke10, Stefan Gingele1, Jürgen H. Faiss11, Annette Walter12, Clemens Warnke13, Florian Then Bergh14, Orhan Aktas15, Marius Ringelstein15, Jan-Patrick Stellmann16, Vivien Häußler16, Joachim Havla17, Hannah Pellkofer17, Tania Kümpfel17, Bruno Kopp1, Corinna Trebst1 1Klinik für Neurologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; 2Klinik für Neurologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; 3Klinik für Neurologie, Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland; 4Klinik für Neurologie, Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland; 5Klinik für Neurologie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland; 6Klinik für Neurologie, TU München, München, Deutschland; 7Klinik für Neurologie, Universität Mainz, Mainz, Deutschland; 8Klinik für Neurologie, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland; 9Klinik für Neurologie, Universität Münster, Münster, Deutschland; 10Klinik für Psychiatrie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; 11Klinik für Neurologie, Teupitz, Teupitz, Deutschland; 12Klinik für Neurologie, Herford, Herford, Deutschland; 13Klinik für Neurologie, Universität Köln, Köln, Deutschland; 14Klinik für Neurologie, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland; 15Klinik für Neurologie, HHU Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 16Klinik für Neurologie, UKE, Hamburg, Deutschland; 17Klinik für Neurologie, LMU München, München, Deutschland Hintergrund: Kleinere Studien zeigen bis dato widersprüchliche Ergebnisse zu kognitiven Defiziten von NMOSD-Pati- enten und Patientinnen Ziele: Untersuchung der Häufigkeit und Art von kognitiven Beeinträchtigungen, longitudinaler kognitiver Veränderun- gen sowie Bewertung der neuropsychologischen Untersuchungen bei Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD). Methoden: Diese prospektive, longitudinale, multizentrische Beobachtungsstudie umfasste 217 Aquaporin-4-IgG-sero- positive (80 %) und seronegative (20 %) NMOSD-Patient und Patientinnen, die an 17 deutschen Zentren der Neuromye- litis Optica Studiengruppe (NEMOS) rekrutiert wurden. Kognitive Leistungen wurden mit dem Symbol Digit Modalities Test (SDMT), der Paced Auditory Serial-Addition Task (PASAT) und/oder dem Multiple Sclerosis Inventory Cognition (MU- SIC) untersucht und mit normativen Daten von gesunden Kontrollpersonen verglichen. Ebenso wurden die individuellen kognitiven Leistungen nach ein und zwei Jahren analysiert. Die Ergebnisse der kognitiven Tests wurden mit demografi- schen und klinischen Variablen korreliert. Zur Vorhersage der kognitiven Leistung wurde eine multiple lineare Regression verwendet. Ergebnisse: NMOSD-Patient und Patientinnen waren im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen in den Bereichen In- formationsverarbeitungsgeschwindigkeit gemessen mit dem SDMT (p = .007), MUSIC verbale Flüssigkeit (p < .001) und MUSIC Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (p < .001) beeinträchtigt. Jede(r) fünfte Betroffene (19 %) wies bei mindestens zwei Testwerten unterdurchschnittliche Leistungen auf. Bei der ein- und zweijährigen Nachuntersuchung wurde keine signifikante Verschlechterung der Testleistungen festge- stellt. Höhere Gesamtbeeinträchtigungen gemessen mit der Expanded Disability Status Scale (EDSS) waren mit einer schlechteren Testleistung assoziiert. SDMT-Scores korrelierten mit körperlicher und visueller Behinderung (rs = -.43, p < .001, and rs = -.32, p < .001). Es fanden sich keine Unterschiede der kognitiven Performance zwischen der Aquaporin- 4-IgG-seropositiven und seronegativen NMOSD. Schlussfolgerungen: NMOSD-Patient und Patientinnen zeigen bezüglich der Informationsverarbeitungsgeschwindig- keit und des verbalen Ausdrucksvermögens ein unterdurchschnittliches Leistungsniveau, ohne dass ein Zusammenhang hinsichtlich des AQP4-Antikörperstatus besteht. Abstracts 103

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DGN Kongress Die Prävalenz kognitiver Beeinträchtigungen war niedriger als in früheren Studien (30 % bis 70 %). Die Leistungsprofi- le waren in unserer Kohorte über einen zweijährigen Beobachtungszeitraum stabil. Neuropsychologische Messungen sollten an die körperlichen und visuellen Behinderungen von NMOSD-Patienten und Patientinnen angepasst werden. 729 Klinische und paraklinische Präsentation der Autoimmun-GFAP-Astrozytopathie – eine Fallserie von vier Patienten Derya Aslan1, Jana Hackert1, Helene Schuh1, Jelena Skuljec1, Christoph Kleinschnitz1, Refik Pul1 1Universitätsmedizin Essen, Klinik für Neurologie und Zentrum für Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften, Essen, Deutschland Hintergrund: Die autoimmune Astrozytopathie mit Nachweis von Antikörpern gegen das fibrilläre saure Glia-Protein (A-GFAP-A) wurde 2016 als neue Krankheitsentität beschrieben. Hinsichtlich ihrer klinischen Erscheinungsformen, der paraklinischen Befunde, insbesondere der Magnetresonanztomographie und ihres Ansprechens auf verschiedene The- rapien ist wenig bekannt. Methoden: Wir berichten retrospektiv über vier Patienten und Patientinnen mit einer A-GFAP-A. Ergebnisse: Drei der vier Patienten und Patientinnen waren Frauen und das Alter bei Erkrankungsbeginn lag zwischen 52 und 69 Jahren. Die häufigste Manifestation war in drei von vier Fällen eine (langstreckige) Myelitis mit entsprechender klinischer und magnetresonanztomographischer Präsentation. Eine Patientin litt unter einer Meningoenzephalitis ohne Auffälligkeiten in der Magnetresonanztomographie. Bei Krankheitsbeginn lag in drei von vier Fällen eine Liquorpleozyto- se (202 – 680 Leukozyten pro µl) vor. Erhöhte anti-GFAP-IgG Titer waren bei allen Patienten und Patientinnen sowohl im Liquor als auch im Serum nachweisbar. In einem Fall waren zusätzlich anti-Aquaporin-4 und in einem anderen Fall anti-SOX1 und anti-YO zu finden. Bei drei der vier Patienten und Patientinnen war bereits vor der A-GFAP-A eine andere Autoimmunerkrankung bekannt. Diese umfas- sten die Hashimoto-Thyreoiditis, die Psoriasis und bei einer Patientin drei weitere Autoimmunerkrankungen (Colitis ulce- rosa, autoimmune Thyreoidits und minimal-change- Glomerulonephritis). Bei der vierten Patientin entwickelte sich nach der A-GFAP-A Diagnose eine Autoimmunhepatitis. Das Ansprechen auf Kortikosteroide war in allen Fällen unzureichend. Bei allen Patienten und Patientinnen besserten sich die Symptome nach einem Plasmaaustausch deutlich. Die weitere Therapie erfolgte mit Rituximab oder Cyclophosphamid. Zwei der vier Patienten und Patientinnen verstarben innerhalb eines Jahres. Die Patientin ohne Liquorpleozytose und ohne vorherige Diagnose einer komorbiden Autoimmu- nerkrankung zeigte insgesamt ein besseres Outcome. Schlussfolgerungen: A-GFAP-A sollte differentialdiagnostisch bei Meningoenzephalitiden und (langstreckigen) Myeli- tiden erwogen werden und aufgrund der schlechten Prognose frühzeitig mit Plasmaausstausch behandelt werden. Das Fehlen einer Liquorpleozytose, sowie das Fehlen von zuvor bestehenden komorbiden Autoimmunerkrankungen können mit einem besseren Outcome in Verbindung gebracht werden. 104 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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733 Patient:innenpräferenz, Verträglichkeit und klinische Wirksamkeit von Natalizumab nach Umstellung von i.v. auf s.c. Applikation: ‚Real-World‘ Daten Florian Rakers1, Almut Fritsch1, Matthias Schwab1 1Universitätsklinikum Jena - Klinikum Lobeda, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena, Deutschland Hintergrund: Der monoklonale Antikörper Natalizumab ist seit 2006 zur Behandlung von erwachsenen Patienten und Patientinnen mit hochaktiver schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose (MS) zugelassen. Neben der i. v. Applikationsform ist Natalizumab seit 2021 auch für die s.c. Anwendung verfügbar. Die Zulassungsstudien lassen auf eine vergleichbare Wirksamkeit sowie ein vergleichbares Sicherheits- bzw. Nebenwirkungsprofil beider Applikationsformen schließen. Ob diese Parameter jedoch auch in der klinischen Routineanwendung zwischen den beiden Applikationsfor- men vergleichbar sind und welche Applikationsform von den Patienten und Patientinnen präferiert wird, ist aufgrund fehlender ‚Real-World‘ Daten zurzeit unklar. Ziele: Deskriptive Analyse der Patient und Patientinnenpräferenz, Verträglichkeit und klinischen Wirksamkeit von Natali- zumab s.c. nach einem Wechsel von der i.v. Applikationsform. Fragestellung: Welche Präferenz haben Patient und Patientinnen hinsichtlich der verfügbaren Applikationsformen von Natalizumab? Welche Nebenwirkungen treten während der s.c. Applikation auf? Wie hoch ist die Abbruchrate? Treten klinisch messbaren Veränderungen der MS-Aktivität nach einem Wechsel der Applikationsform auf? Methoden: Monozentrische, retrospektive Routinedatenanalyse des MS-Zentrums der Hans-Berger-Klinik für Neurolo- gie des Universitätsklinikums Jena. Zur Analyse der klinischen MS-Aktivität wurde der Expanded Disability Status Scale (EDSS) Wert und der Multiple Sclerosis Functional Composite (MSFC) 24, 12 und 1 Monat vor und im Median 4 [min: 2 bis max.: 8] Monate nach der Umstellung von Natalizumab i.v. auf s.c. verwendet. Ergebnisse: Alle 45 Patienten und Patientinnen, denen aktiv ein Wechsel von Natalizumab i.v. auf s.c. angeboten wurde, stimmten der Umstellung zu. 50 % der Patienten und Patientinnen befürchteten zunächst eine geringere Wirksamkeit der s.c. Applikationsform. Aus ärztlicher Sicht waren die Hauptgründe für die Umstellung vorwiegend schlechte Venenver- hältnisse sowie die Entlastung der Infusionskapazitäten. Aus Sicht der Patienten und Patientinnen wurde die wesentlich kürzere Applikationsdauer der s.c. Applikation als Hauptvorteil gesehen. Die mediane Vorbehandlungsdauer der umge- stellten Patienten und Patientinnen betrug 64 [10-174] Infusionen, das mediane Alter war 37 [21-56] Jahre, 60 % waren weiblichen Geschlechts, 7 waren JCV-Antikörper positiv (AK-Index <1). 8 Patienten und Patientinnen (18 %) - darunter alle JCV-AK positiven Patienten und Patientinnen - erhielten Natalizumab im 6 Wochenrhythmus. Die Nebenwirkungsrate während der Umstellungsphase war gering. 2 Patienten und Patientinnen (4,4 %) berichteten über Kopfschmerzen nach den ersten 3 s.c. Injektionen, 2 Patienten und Patientinnen (4,4 %) über Hautreaktionen nach der ersten s.c. Injektion. Ein Patient (2,2 %) brach den Wechsel nach der ersten s.c. Gabe aufgrund von Injektionsschmer- zen ab. Während der medianen Beobachtungsdauer von aktuell 6 [3-9] Injektionen mit Natalizumab s.c. traten keine kli- nisch objektivierbaren MS-Schübe auf. Änderungen im medianen EDSS-Wert über 2 Jahre vor und nach der Umstellung fanden sich nicht (vor und nach Umstellung: 2,0 [0-3,5]). Auch im MFSC und seinen Untertests waren die Patienten in den letzten 2 Jahren vor der Umstellung stabil. Es ergaben sich keine signifikanten Änderungen nach dem Wechsel zur s.c. Applikationsform. Schlussfolgerungen: Unter ‚Real-World‘ Bedingungen präferieren fast alle MS-Patienten und Patientinnen, die bereits Natalizumab i.v. zur verlaufsmodifizierenden MS-Therapie erhielten, die s. c. gegenüber der i. v. Applikationsform. Die Abbruchrate ist sehr gering. Der Wechsel auf die s. c. Applikationsform gestaltet sich unkompliziert und ohne wesentliche Nebenwirkungen. Hinweise auf eine Veränderung der klinischen MS-Aktivität finden sich in der - allerdings bisher nur kurzen Nachbeobachtungszeit - nicht. Weitere klinische Studien sind notwendig um die klinische Stabilität der MS auch langfristig zu verifizieren sowie mit bildgebenden und neuropsychologischen Methoden zu unterstützen. Abstracts 105

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DGN Kongress 751 Humorale SARS-CoV-2 Impfantwort unter anti-IL6-Rezeptor-Therapie im Vergleich zu anderen Immuntherapien bei NMOSD und MOGAD Carolin Schwake1, Thivya Pakeerathan1, Marius Ringelstein2,3, Orhan Aktas2, Mirjam Korporal-Kuhnke4, Brigitte Wildemann4, Antonios Bayas5, Refik Pul6, Ulas Ceylan1, Simon Faissner1, Kerstin Hellwig1, Anne-Katrin Pröbstel7, Tania Kümpfel8, Eva Oswald8, Anke Salmen9, Florian Then Bergh10, Clemens Gödel10, Martin Hümmert11, Corinna Trebst11, Ralf Gold1, Ilya Ayzenberg1 1Department of Neurology, St. Josef-Hospital, Ruhr-University Bochum, Bochum, Germany., Bochum, Deutschland; 2Department of Neurology, Medical Faculty, Heinrich-Heine-University Düsseldorf, Düsseldorf, Germany, Düsseldorf, Deutschland; 3Department of Neurology, Center for Neurology and Neuropsychiatry, LVR-Klinikum, Heinrich-Heine-University Düsseldorf, Düsseldorf, Germany, Düsseldorf, Deutschland; 4Molecular Neuroimmunology Group, Department of Neurology, University Hospital Heidelberg, Heidelberg, Germany, Heidelberg, Deutschland; 5Neurology and Clinical Neurophysiology, University Hospital Augsburg, Augsburg, Germany. , Augsburg, Deutschland; 6Department of Neurology, University of Duisburg-Essen, Essen, Germany., Essen, Deutschland; 7Neurologic Clinic and Policlinic, Departments of Medicine and Biomedicine, University Hospital Basel and University of Basel, Basel, Switzerland., Basel, Schweiz; 8Institute of Clinical Neuroimmunology, LMU Hospital, Ludwig-Maximilians Universität München, Munich, Germany., München, Deutschland; 9Department of Neurology, Inselspital, Bern University Hospital, University of Bern, Switzerland., Bern, Schweiz; 10Department of Neurology, University of Leipzig, Leipzig, Germany., Leipzig, Deutschland; 11Department of Neurology, Hannover Medical School, Hannover, Germany, Hannover, Deutschland Hintergrund: Im Rahmen der andauernden COVID-19 Pandemie erfolgt der breite Einsatz von neuen mRNA basierten Impfstoffen. Insbesondere bei seltenen Erkrankungen, wie den Neuromyelitis optica Spectrum Erkrankungen (NMOSD) und MOG- Antikörper assoziierten Erkrankungen (MOGAD), sowie der IL6-Rezeptor-Blockade als ausgewählter Immuntherapie ist die Impfantwort bisher nicht ausreichend dokumentiert. Unter anti-IL6 Therapie erwies sie sich im Rahmen von Grippe-/ Pneumokokken-Impfungen zwar ausreichend, zu mRNA basierten Impfstoffen liegen bisher allerdings keine Daten vor. Ziele: Retrospektive Analyse des Impfstatus und der humoralen Immunantwort nach COVID-19 mRNA-Impfung in einer Kohorte von NMOSD/MOGAD Erkrankten unter bestehender anti-IL-6 Rezeptor Antikörpertherapie im Vergleich zu an- deren Immuntherapien Methoden: Von vier deutschen Universitätskliniken liegen aktuell Daten zu 86 NMOSD/MOGAD Patienten und Patien- tinnen mit einem Geimpften-Anteil von 93 % (n= 80) vor. Bei 49 Patienten und Patientinnen (17 MOGAD, 26 AQP4-IgG positive und 6 seronegative NMOSD) war sowohl der verabreichte Impfstoff als auch eine SARS-CoV-2 Spike-AK Bestim- mung (Roche Elecsys anti–SARS-CoV-2 S enzyme immunoassay/COV2T Test Siemens) mindestens 1 Monat nach zweiter Impfung ohne stattgehabte COVID-19 Infektion vorliegend. 13 gesunde Personen ohne Immuntherapie wurden in die Kontrollgruppe eingeschlossen. Ergebnisse: Die Mehrheit wurde zweifach mit Comirnaty immunisiert (n=50, 80.6 %), 10 Patienten und Patientinnen mit einer Kombination aus Comirnaty/ Vaxzevria (16.1 %) und 2 Patienten und Patientinnen mit Spikevax (3.2 %). Patienten und Patientinnen wurden hinsichtlich ihrer Therapie aufgeteilt in: anti-IL-6 Rezeptor AK Therapie mit Satralizumab/Toci- lizumab (n=10), B-Zell depletierende Therapie mit Rituximab (n=17) und orale immunsuppressive/andere Immunthera- pien (n=13, 9/13 Azathioprin/Mycophenolat mofetil). In die Kontrollgruppe (n=22) wurden 9 NMOSD/MOGAD Patienten und Patientinnen ohne Immuntherapie und 13 gesunde Kontrollen eingeschlossen. Das Zeitintervall zwischen zweiter Impfung und Spike-AK Kontrolle war vergleichbar (anti-IL6-Therapie: 59.7±45.3Tage, anti-CD20-Therapie: 91.1±63.9Tage, orale/andere Immunsuppressiva: 93.54±34.6 Tage, Kontrollgruppe: 86.1±53.8 Tage, F(3,56)= .896, p=.449). Der SARS-CoV-2-Spike-AK Titer unter anti-IL6 Therapie war im Vergleich zur anti-CD20 Therapie signifikant höher (1035.0±1037.4 vs. 42.8±70.6 U/ml, p<.001), fiel allerdings tendenziell geringer als bei der Kontrollgruppe aus, ohne das Signifikanzniveau zu erreichen (1035.0±1037.4 vs. 1932.4 ± 836.47 U/ml, p=.119). 106 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Abb. 1: SARS-CoV-2 Spike-AK Titer (U/ml) unter verschiedenen Therapien Die Spike-AK Titer unter anti-IL-6 Therapie und anderen Immunsuppressiva waren vergleichbar (1035±1037.4 vs. 1257.9±979.7 U/ml, p=.401) und jeweils relativ heterogen (Abb. 1). Das Vorliegen einer Lymphopenie Grad I° (n=10/21) war mit einer schwächeren Impfantwort unter anti-IL-6-Rezeptor bzw. oralen immunsuppressiven/anderen Therapien assoziiert (614±701.5 vs. 1639.6±1019.8 U/ml, p= .024). Folgende Faktoren haben keinen Einfluss bei diesen Patienten und Patientinnen gezeigt: Leukopenie, IgG-/IgM-Mangel, Gesamtdauer der Immuntherapie sowie Rituximabtherapie in der Vorgeschichte (n=7/23, Dauer 17.7±9.3 Monate, Kumulativdosis 3071.1±1359.4 mg). Schlussfolgerungen: Die humorale COVID-19 Impfantwort unter IL-6 Inhibition ist im Vergleich zur anti-CD20 Therapie signifikant höher und vergleichbar mit oralen/anderen Immunsupressiva.Eine Lymphopenie Grad 1 scheint mit einer re- duzierten Impfantwort bei NMOSD/MOGAD assoziiert zu sein. Eine Tendenz zur schwächeren Impfantwort unter anti-IL-6 Therapie im Vergleich zu Kontrollen ohne Immuntherapie sowie weitere Prädiktoren-Analysen müssen in einer größeren Kohorte überprüft werden. Daten aus weiteren Zentren werden aktuell analysiert und auf dem Kongress berichtet. Abstracts 107

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DGN Kongress 765 Chimeric AutoAntibody Receptor T cells targeting autoreactive B cells in N-methyl-D-aspartate (NMDA) receptor encephalitis Momsen Reincke1, Niels von Wardenburg1, Marie Homeyer1, Hans-Christian Kornau1, Dietmar Schmitz1, Inan Edes2,2, Harald Prüß1 1Charité - Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland; 2Max Delbrück Centrum, Berlin, Deutschland Background: NMDA receptor (NMDAR) encephalitis is the most common autoimmune encephalitis causing psychosis, epileptic seizures and cognitive impairment. Current treatment options are based on broad immunosuppression or non- selective antibody removal, resulting in often treatment-limiting side effects or insufficient responses. Disease-defining pathogenic autoantibodies bind the NMDAR leading to its internalization and subsequent synaptic alterations. Methods and results: Here, we developed NMDAR-specific Chimeric AutoAntibody Receptor (NMDAR-CAAR) T cells to selectively target the source of disease-causing autoantibodies, anti-NMDAR-specific B cells. NMDAR-CAARs consist of an extracellular NMDAR autoantigen fused to intracellular 4-1BB/CD3ζ domains. After coculture with Nalm6 or K562 cells expressing anti-NMDAR-specific B cell receptors (BCRs), human NMDAR-CAAR T cells released interferon-gamma and granzyme B as markers of T cell effector function and killed target cells in an antigen-specific manner with high specificity. Furthermore, target cell encounter in vitro induced proliferation of NMDAR-CAAR T cells. In a NOD/Shi-scid/IL-2Rγnull (NOG) mouse model, treatment with NMDAR-CAAR T cells led to depletion of Nalm6 B cells expressing an anti-NMDAR BCR and sustained reduction of autoantibody levels with no notable off-target toxicity. Conclusion: For the first time, this strategy could provide a highly selective treatment of a severe neurological autoim- mune disease with reduced side effects, faster remission and better long-term prognosis. These results will the pave the way for clinical trials of CAAR-T cells in patients with antibody-mediated neurological disorders and can be expanded to a broader spectrum of antibody-mediated diseases. 766 Hirnreaktivität von monoklonalen Antikörpern aus Patienten mit COVID-19 und neurologischen Symptomen Momsen Reincke1, Jakob Kreye1, Marie Homeyer1, Christiana Franke1, Harald Prüß1 1Charité - Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland Hintergrund: Neurologische Symptome sind sowohl in der Akutphase von COVID-19, als auch in der post-akuten Phase („long-COVID“) häufig. Zwar ist die Pathogenese der neurologischen Komplikationen größtenteils ungeklärt, es werden jedoch verschiedene immunologische Mechanismen wie z. B. Autoimmunität gegen Strukturen des Nervensystems als Ursache diskutiert. Zuletzt wurde in verschiedenen Fallserien über Autoantikörper im Serum oder im Liquor von Patien- ten und Patientinnen mit COVID-19 und neurologischen Symptomen berichtet. Ziele: Isolation und Charakterisierung von monoklonalen Antikörpern von Patienten und Patientinnen mit COVID-19 und neurologischen Symptomen. Fragestellung: Gegen welche Zielstrukturen ist die Antikörper-Antwort bei COVID-19 mit neurologischen Symptomen gerichtet? Haben Patienten und Patientinnen mit COVID-19 und neurologischen Symptomen im Vergleich zu Patienten und Patientinnen mit COVID-19 ohne neurologische Symptome auf monoklonaler Ebene eine erhöhte Frequenz von Antikörpern mit Hirnreaktivität? Führt die Bindung von Autoantikörpern an Hirnstrukturen zu funktionellen Effekten? 108 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Methoden: Von 11 Patienten und Patientinnen mit COVID-19 mit neurologischen Symptomen wurden mittels Einzelzell- sequenzierung und rekombinanter Antikörperproduktion monoklonale Antikörper aus dem Blut und Liquor isoliert und hinsichtlich ihrer Reaktivität und Sequenzeigenschaften untersucht. Ergebnisse: Von über 400 isolierten Antikörpern wurden mehr als 200 mittels Testung auf unfixiertem Maushirngewebe, Polyreaktivitäts-ELISA und Reaktivität gegen SARS-CoV-2 charakterisiert. Mehr als 10 % der Antikörper waren hirnreaktiv, es bestand jedoch keine Korrelation mit Reaktivität gegen SARS-CoV-2. Hoch-affine Antikörper gegen Strukturen der weißen Substanz traten gehäuft auf, und es konnten Antikörper mit verwandtem Bindungsmuster aus unterschiedlichen Patienten und Patientinnen isoliert werden. Schlussfolgerungen: Monoklonale Antikörper aus dem Blut und Liquor von Patienten und Patientinnen mit COVID-19 und neurologischen Symptomen sind häufig hirnreaktiv und divers in Bezug auf ihre funktionellen Eigenschaften. Diese Ergebnisse können zu neuen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei Long-COVID und verwandten Syn- dromen führen. 771 Gray Matter Damage: Automatisierte Analyse der grauen Substanz gealterter Mäuse im Cuprizone-Modell erkennt zuverlässig De- und eingeschränkte Remyelinisierung Thiemo Möllenkamp1, Stefan Gingele1, Florian Henkel1, Lara-Jasmin Schroeder1, Thomas Skripuletz1, Martin Stangel1, Viktoria Gudi1 1Medizinische Hochschule Hannover, Neurologie, Hannover, Deutschland Hintergrund: Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche demyelinisierende Erkrankung des zentralen Ner- vensystems. Während bisher immunsuppressive Therapieansätze dominierten, rückt zunehmend die potentielle Rever- sibilität von Schädigungen durch Remyelinisierung ibs. der grauen Substanz in den Fokus. Das bisher etablierte Cupri- zone-Modell bedient sich eines Kupferchelator-haltigen Futters, das in jungen Mäusen (8-10 Wochen alt) zu toxischer Demyelinisierung des Nervensystems führt. Nach dem Absetzen von Cuprizone regenerieren sich die Myelinscheiden innerhalb weniger Tage, was die Identifizierung Remyelinisierungs-fördernder und -hemmender Substanzen erschwert und nicht der Situation bei MS widerspiegelt, so- dass auf diesem Modell basierende Ergebnisse nur eingeschränkt auf den Menschen übertragbar sind. Demgegenüber nimmt die Remyelinisierungskapazität mit höherem Alter ab. Ziele: Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Cuprizone-induzierte De- und Remyelinisierung hippocampaler und kortikaler Regionen von gealterten Mäusen (6 Monate) anhand bioinformatischer Methoden zu charakterisieren. Fragestellung: Wie wirkt sich das modifizierte Protokoll einer Cuprizone-Administration in 6 Monate alten Mäusen auf die De- und Remyelinisierung, sowie die gliale Reaktion und den neuronalen Schaden des Hippocampus und des Cortex aus? Gibt es weitere explorative Parameter, die in diesem Kontext auffällig sind? Ist es möglich, den Myelin-Status und zellbasierte Reaktionsmuster im Hippocampus und Cortex mithilfe eines neuronalen Netzes reproduzierbar auszuwer- ten? Methoden: 6 Monate alte Mäuse wurden für 6.5 Wochen mit 0.4 % Cuprizone-haltigem Futter behandelt. Nach Expo- sitionsende wurden die Mäuse für 3,5 Wochen nachbeobachtet. Zu den Zeitpunkten 5, 6, 6.5, 7, 8, 9 und 10 Wochen wurden jeweils mikroskopische Schnitte des murinen Gehirns angefertigt und in Hinblick auf Myelin, Oligodendrozyten, Mikroglia, Astrozyten, Neurone, Synapsen und Dendriten gefärbt und anschließend analysiert. Mithilfe der Open Source Software QuPath wurden der Gyrus Dentatus und die CA1 und CA3 Region des Hippocampus, sowie Schicht I-IV und V-VI des Cortex separat annotiert und anschließend unter Verwendung von neuronalen-Netzwerk-basierten Algorithmen zunächst segmentiert und anschließend klassifiziert. Abstracts 109

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DGN Kongress Ergebnisse: Nach 5-wöchiger Verabreichung des Kupferchelators Cuprizone kam es zunächst zu einer signifikanten De- und anschließend nur zu einer partiellen Remyelinisierung, die mit Hilfe eines künstlichen neuronalen Netzwerks auf Durchlicht- und Fluoreszenzbildern gemessen wurde. Die Zellen wurden mit einem Random-Tree-Classifier quantifiziert: Während Mikroglia-Zellzahlen zeitverzögert noch während der Remyelinisierung zu- und nur langsam wieder abnah- men, bildete sich die Astrozytose schnell nach Absetzen des Cuprizone-haltigen Futters zurück. Die nach 6.5 Wochen deutlich verringerte Oligodendrozyten-Population regenerierte sich im Cortex schnell, im Hippo- campus jedoch nur unvollständig. Neuronale Schäden waren nicht sichtbar, während die Größe der Hirnrinde, als auch der Pyramidenschicht des Hippocampus zunächst ab- und im Laufe der Remyelinisierung wieder zunahm. Darüber hin- aus waren auch Synapsen und Dendriten über einen längeren Zeitraum reversibel betroffen. Schlussfolgerungen: Zusammenfassend ermöglicht die Etablierung dieses Protokolls die Untersuchung der Remyeli- niserungsvorgänge, die mit der menschlichen Pathogenese besser übereinstimmen als in bisherigen Modellen. Darüber hinaus stellen wir bioinformatische Ansätze vor, die ein breites Spektrum von Messungen der glialen Reaktionen und des Myelinisierungsstatus in objektivierbarer Weise ermöglichen. 783 Häufigkeit von MOG-Antikörpern in einem Ulmer Kollektiv mit autoimmun-entzündlichen Erkrankungen des Zentralen Nervensystems Veronika Still1, Eva Werdin1, Ioannis Vardakas1, Hayrettin Tumani1, Makbule Senel1 1Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Neurologie, Ulm, Deutschland Hintergrund: Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein Antikörper (MOG-AK) assoziierte Erkrankungen des zentralen Ner- vensystems (MOGAD oder MOG-EM) werden zunehmend als eine eigene Krankheitsentität gesehen. Ziele: Bestimmung der Häufigkeit von MOG-AK positiven Befunden im Serum in einem Patientenkollektiv mit autoim- mun-entzündlichen Erkrankungen des ZNS und Charakterisierung des klinischen Befundes. Fragestellung: Wie häufig lassen sich MOG-AK im Serum bei Patienten und Patientinnen mit autoimmun-entzündlichen ZNS-Erkrankungen nachweisen? Bei welchen Krankheitsbildern kommen MOG-AK vor? Gibt es hinsichtlich des klinischen Bildes sowie der laborchemischen Eigenschaften Unterschiede zu phänotypisch ähnlichen Erkrankungen? Methoden: Untersucht wurden Serumproben von Patienten, die in den Jahren 2011-2018 aufgrund einer autoimmun- entzündlichen ZNS-Erkrankung in der Neurologie der Uniklinik Ulm stationär behandelt wurden. Eingeschlossen wurden Patienten, bei denen eine Optikusneuritis, eine Myelitis, eine Multiple Sklerose, eine NMOSD, eine Autoimmunenzepha- litis oder eine andere autoimmun-entzündliche ZNS-Erkrankung vorlag und Material für die Testung in der Biobank der Neurologie Ulm vorhanden war. Die Bestimmung des MOG-AK-Status erfolgte über indirekte Immunfluoreszenz. Hierzu wurde das BIOCHIP-System der Firma EUROIMMUN genutzt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 788 Serumproben von 788 Patienten und Patientinnen untersucht. Bei 16 von 788 Pati- entenseren konnten MOG-AK nachgewiesen werden. In dieser Gruppe vorwiegend weiblicher Patientinnen(w/m:13/3) lag das mediane Alter bei 28 Jahren. Klinisch litten 13 Patienten und Patientinnen an einer unilateralen Optikusneuritis, ein Patient unter einer langstreckigen Myelitis und in zwei weiteren Fällen lag die Diagnose einer MS vor. Liquordiagnostisch lag die mediane Leukozytenzahl sowohl bei den Patienten und Patientinnen mit MOG-AK-Nachweis als auch bei den Fällen mit fehlendem Antikörper- Nachweis bei 2 Zellen/µl. Eine Liquorpleozytose (Leukozyten>5/ µl) zeigte sich bei vier Patienten und Patientinnen mit MOG-AK-Nachweis (25 %), im MOG-negativen Kollektiv lag dieser Anteil bei 32 %. Oligoklonale Banden wurden in der Hälfte der Fälle mit MOG-AK- Nachweis (8 von 16) gesehen. Im Gegensatz hierzu wurde bei den MOG-AK-negativen Patienten und Patientinnen in 68 % der Fälle OKBs nachgewiesen. Die MRZ-Reaktion wurde in 9 der 16 Fällen mit MOG-AK-Nachweis untersucht und zeigte 110 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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nur bei einer Patientin mit der Diagnose einer MS und MOG-AK-Nachweis ein positives Ergebnis. Eine Schrankenstörung lag bei 12 % der Patienten und Patientinnen mit MOG-AK-Nachweis vor, bei den Fällen ohne MOG-AK zeigte sich eine solche in 28 %. Schlussfolgerungen: MOG-AK konnten in diesem Kollektiv autoimmun-entzündlicher ZNS-Erkrankungen mit einer Häufigkeit von 2 % nachgewiesen werden. Die häufigste klinische Präsentation bei MOG-AK-Nachweis war - wie bisher beschrieben - eine isolierte Optikusneuritis. Zudem gelang der Nachweis bei einer isolierten Myelitis, aber auch bei zwei Fällen einer MS. Liquordiagnostisch zeigte sich bei den Fällen mit MOG-AK-Nachweis in 25 % eine Pleozytose. In der Hälfte der Fälle konnten liquorspezifische OKBs nachgewiesen werden. Dieser Anteil liegt in der Literatur bisweilen niedriger. Eine positive MRZ-Reaktion, welche nicht typisch für eine MOGAD ist, zeigte lediglich eine Patientin, bei der zudem zuvor die Diagnose einer MS gestellt worden war. Dies könnte zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung hilfreich sein. Die Untersuchung dieser MOG-AK positiven Patienten und Patientinnen im Längsschnitt steht allerdings aktuell noch aus. 788 Relapse rates in the postpartum period in multiple sclerosis – a systematic review and meta-analysis Lea Steinberg1, Charlotte Schubert1, Julia Peper2, Kerstin Hellwig3, Caren Ramien1, Sascha Köpke4, Alessandra Solari4, Andrea Giordano5, Stefan M. Gold6, Tim Friede7, Christoph Heesen1, Anne Christin Rahn2 1University Hospital Hamburg-Eppendorf, Department of Neurology, Institute of Neuroimmunology and Multiple Sclerosis, Hamburg, Deutschland; 2University of Lübeck, Institute or Social Medicine and Epidemiology, Lübeck, Deutschland; 3St. Josef Hospital, Ruhr-University Bochum, Department of Neurology, Bochum, Deutschland; 4Fondazione IRCCS Istituto Neurologico “C. Besta”, Milano, Deutschland; 5Fondazione IRCCS Istituto Neurologico “C. Besta”, Mailand, Italy; 6Charité Universitätsmedizin Berlin, Department of Psychiatry, Campus Benjamin Franklin (CBF), Berlin, Deutschland; 7University Medical Center Göttingen, Department of Medical Statistics, Göttingen, Deutschland Background: The influence of pregnancy on the course of Multiple Sclerosis (MS) has long been controversial. While historical evidence suggests a substantial decline in relapse rates during pregnancy followed by a rebound in the post- partum period, more recent work yielded equivocal results. Objectives: We performed a systematic review and meta-analysis on data from cohort studies to determine whether women with MS experience increased relapse rates after delivery. Methods: A systematic literature search was performed in the databases MEDLINE (via Ovid) and Epistemonikos on the topic “motherhood choice in MS” (last updated in March 2022) with no language restrictions. We included cohort stud- ies assessing the association between pregnancy and MS relapse activity after 3 (main outcome measure), 6, 9, and 12 months postpartum. Abstract and full-text screening, as well as quality ratings, were performed by two independent raters. We analyzed rate ratios comparing the annualized relapse rate (ARR) for the different periods. Furthermore, information about disease modifying therapy (DMT) and breastfeeding were included, if available. Log rate ratios and the corresponding standard errors (SE) were extracted and combined in random-effect meta-analyses. Results: 18 studies including over 5000 patients were eligible for the meta-analysis. Women with MS showed a signifi- cantly increased relapse rate risk in the first three months postpartum, compared to pre-conception. Until the end of the first postpartum year, the relapse rate returned to pre-pregnancy values. Relapse ratios were influenced by the given DMT and exclusive breastfeeding. Conclusion: Our meta-analysis confirms an increased postpartum ARR in the first 3 months postpartum even in the age of widely available immunotherapies. This should be considered in counselling women with multiple sclerosis who are considering pregnancy, particularly concerning immunotherapy management during and after pregnancy. Abstracts 111

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DGN Kongress 791 Atypisches Guillain-Barré-Syndrom: ein diagnostisches Dilemma. Naman Zala1, Kemal Aydin2, Burc Bassa2, Uta Meyding-Lamadé2 1Krankenhaus Nordwest, Neurointensiv, Frankfurt am Main, Deutschland; 2Krankenhaus Nordwest, Neurologie, Frankfurt am Main, Deutschland Hintergrund: Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine häufige Ursache einer akuten schlaffen Lähmung, die durch eine symmetrische Schwäche der Extremitäten und Hyporeflexie/Areflexie gekennzeichnet ist. Die häufigsten Subtypen sind AIDP und AMAN. Die weniger häufigen Subtypen sind das MFS und die pharyngeal-zervikal-brachiale (PCB) Variante, das sich durch eine schnell fortschreitende oropharyngeale und zervikobrachiale Schwäche in Verbindung mit Areflexie in den oberen Extremitäten zeigt. Eine neue Variante von GBS wurde von Kim et. al. als akutes Bulbarparese-Plus-Syndrom (ABPp) beschrieben. Dies wird als akute Bulbarparese mit anderen kranialen Symptomen oder zusätzlichen Zeichen wie Ataxie, aber ohne Nacken- oder Extremitätenschwäche kategorisiert. Ziele: Wir stellen einen Fall eines 33-jährigen Patienten vor, der aufgrund einer seit 2 Tagen zunehmenden Dysarthrie, bilaterale Abducensparese, Parästhesien sowie Verlust der MER der unteren Extremitäten in die Notaufnahme kam. Eine Woche vor den Symptomen wurde bei ihm eine Campylobacter-Gastroenteritis diagnostiziert. cCT und Labor zeigten keine signifikanten Pathologien. Die Liquoranalyse zeigte eine Pleozytose (14 Zellen/μl) sowie leicht erhöhte Eiweißspie- gel (71 mg/dl) ohne Nachweis von Krankheitserregern. Am Folgetag kam es zur Verschlechterung der Dysarthrie, zudem entwickelte Patient eine Dysphagie, beidseitige Fazialisparese, erweiterte Pupillen mit träger Lichtreaktion sowie oropha- ryngeale, Nacken- und Schultermuskelschwäche. Der atypische Verlauf mit dem Fehlen wichtiger klinischer Befunde und einem normalen Liquoreiweißspiegel führte in unserem Fall zu einem diagnostischen Dilemma. Fragestellung: Das klassische GBS ist eine demyelinisierende Neuropathie mit aufsteigender motorischer Schwäche. Die unterschiedlichen Krankheitsmanifestationen können auf unterschiedliche auslösende Faktoren in verschiedenen geografischen Gebieten und genetische Anfälligkeit zurückzuführen sein. Von vielen der identifizierten Infektionser- reger wird angenommen, dass sie die Produktion von Antikörpern induzieren, die mit spezifischen Gangliosiden und Glykolipiden kreuzreagieren. Der MFS sowie ABPp-Syndrom sind besonders mit Anti-GQ1b-Antikörper assoziiert. Anti- GQ1b-Antikörper schädigen die motorische Nervenendigung durch einen Komplement-vermittelten Mechanismus. Die Hälfte der Patienten und Patientinnen mit PCB tragen Anti-GT1a-Antikörper, die häufig mit GQ1b kreuzreagieren. Bei einem klassischen GBS ist die Schwäche aufsteigend und symmetrisch. Eine Hirnnerven-Beteiligung wird bei 45-75 % der Patienten und Patientinnen beobachtet. Im Gegensatz beginnt das MFS mit Hirnnervenausfällen. Die Diagnose von GBS basiert auf dem klinischen Bild, Liquoranalyse und elektrophysiologische Untersuchungen. Liquoruntersuchungen zeigen eine albuminozytologische Dissoziation. Methoden: Die elektrophysiologische Untersuchung zeigte keine pathologischen Veränderungen. Im MRT wurde eine abnorme symmetrische Kontrastverstärkung der Hirnnerven festgestellt. Aufgrund der rasch fortschreitenden periphe- ren und kranialen Nervensymptome wurde mit der IVIG-Therapie begonnen. Die serologische Analyse zeigte positive Ergebnisse für Anti-GQ1b-Antikörper. In Anbetracht dieser Befunde wurde eine Eskalation auf Plasmapharese eingeleitet. Eine erneute Liquoranalyse zeigte weiterhin keine signifikante albuminozytologische Dissoziation. Die antineuronale An- tikörperanalyse ergab positive Ergebnisse für Anti-CV2- und Ma2/Ta-Antikörper. Die CT-Untersuchungen zeigten keine Tumore. Ergebnisse: Ein MRT Verlaufskontrolle ergab eine Zunahme der symmetrischen Kontrastverstärkung der Hirnnerven ohne Hinweise auf weitere pathologische Veränderungen. Nach 3 Monaten zeigte sich klinisch neurologisch eine mittel- gradige beidseitige Fazialisparese, eine leichte Tetraplegie, eine Dysarthrie und eine diskrete Dysphagie. Schlussfolgerungen: Zusammenfassend zeigt dieser Fall die Bedeutung der Einsicht in die vielfältigen Facetten des GBS. Die Möglichkeit einer komplexen klinischen Präsentation mit vielen sich überschneidenden Symptomen verschiedener GBS-Varianten kann sich als diagnostisch herausfordernd erweisen. Ein normales CSF-Profil schließt GBS nicht aus, was wei- tere Studien zur Identifizierung der Pathophysiologie und Möglichkeit eines anderen Subtyps von GBS erforderlich macht. 112 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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805 Hypoglossusparese nach SARS-CoV-2 Impfung – Bericht über zwei Fälle Jürgen Panholzer1, Lukas Kellermair1, Christian Eggers1 1Kepler Uniklinikum, Neurologie, Linz, Österreich Hintergrund: Die SARS-CoV-2 Impfung geht mit einem erhöhten Risiko an als autoimmunologisch aufgefassten Erkran- kungen einher. Auf neurologischem Gebiet sind dies Fazialisparesen, das Guillain-Barre-Syndrom (GBS) und myasthene Erkrankungen. Unabhängig von Impfungen sind Fazialisparesen häufig und in ca. 70 % idiopathisch. Hypoglossuspare- sen hingegen sind selten und erst recht als idiopathische Variante eine Rarität. Wir berichten über zwei Patienten, die in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2 Impfung eine Hypoglossusparese entwickelten. Kasuistik: Zwei sonst gesunde Patienten, ein 59-jähriger Mann und eine 39-jährige Frau, entwickelten eine einseitige Hypoglossusparese 10 bzw. 7 Tage nach der zweiten SARS-CoV-2-Impfung mit den Impfstoffen von AstraZeneca and BioNTech/Pfizer. Bei beiden zeigten sich in der Nadel-Elektromyographie Denervierung und Ausfall motorischer Einhei- ten. CT, MRT, Laborwerte aus Blut und Liquor sowie die HNO-Untersuchung ergaben keinen auffälligen bzw. erklärenden Befund. Bei beiden kam es im Verlauf zu einer deutlichen Verbesserung. Schlußfolgerung: Bei fehlendem Hinweis auf andere Ursachen und aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs mit der SARS-CoV-2 Impfung nehmen wir bei beiden Patienten einen kausalen Zusammenhang an. Wir begründen dies mit der Seltenheit von isolierten Hypoglossusparesen insgesamt, besonders aber damit, dass in den allermeisten Fällen eine klare Ätiologie festgemacht werden kann. Wir schlagen die Aufnahme von Hypoglossusparesen in die Gruppe der neurologischen Krankheiten vor, die als Kompli- kation einer SARS-CoV2-Impfung ausgelöst werden können. Postvakzinale neurologische Erkrankungen sind seit vielen Jahrzehnten bekannt. Sie werden im Allgemeinen dadurch erklärt, dass die Impfung einen immunologischen Prozess anstößt, der sich auch gegen Gewebe des Nervensystems richtet. Entsprechend finden sich multiple kasuistische Darstellungen in der Literatur zu neurologischen, als autoimmun aufge- fassten Krankheiten nach SARS-CoV-2-Impfung. Erst kürzlich fand eine in Nature Medicine publizierte, sehr große Fall- Kontroll-Studie ein erhöhtes Risiko für Fazialisparese, Guillain-Barré-Syndrom und myasthenische Erkrankungen nach SARS-CoV-2-Impfung. 806 Chimäre Autoantikörper Rezeptor (CAAR) T Zellen als Antigen-spezifische Immuntherapie der AChR-Antikörper-positiven Myasthenia gravis Niels von Wardenburg1,2, Momsen S. Reincke1,2, Marie-Alice Homeyer2, Andreas Pelz1, Andreas Meisel1, Harald Prüß1,2 1Charité, Klinik für Neurologie und Experimentelle Neurologie, Berlin, Deutschland; 2Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Berlin, Deutschland Hintergrund: Autoantikörper gegen den nikotinischen Acetylcholinrezeptor (AChR) werden für die Entwicklung der neuromuskulären Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis verantwortlich gemacht, welche unbehandelt durch eine progrediente Schwäche der Skelettmuskulatur zu schwerer körperlicher Behinderung führt. Die aktuell verfügbaren kau- salen Therapieansätze basieren auf einer relativ unselektiven Immunsuppression, welche mit potenziell lebensbedrohli- chen Nebenwirkungen einhergehen kann und deren Wirkung auch im Langzeitverlauf bei einer nicht kleinen Patienten- gruppe unzureichend ist. Ziele: Ziel dieses Projektes ist die präklinische Entwicklung und Testung einer antigen-spezifischen und effizienten T Zell-basierten Immuntherapie. Abstracts 113

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DGN Kongress Fragestellung: 1. Werden AChR Chimäre Autoantikörper Rezeptor (CAAR) T Zellen durch AChR-Antikörper-produzierende B Zellen in- vitro aktiviert? 2. Können AChR CAAR T Zellen diese B Zellen spezifisch und vollständig lysieren? Methoden: Durch molekularbiologische Methoden wurden zwei AChR CAAR-Konstrukte generiert. Die Aktivierung von AChR CAAR T Zellen durch AChR-Antikörper-produzierende B Zellen wurde in Cytokine-release Assays sowie in einer durchflusszytometrischen Expressionsanalyse von Aktivierungsmarkern evaluiert. Die spezifische Zytolyse von AChR- Antikörper-produzierenden B Zellen wurde in einem Luciferase-basierten Assay in-vitro getestet. Ergebnisse: Humane T Zellen exprimierten AChRα1 und AChRβ1 CAARs nach lentiviraler Transduktion. AChR CAAR T Zellen sezernierten Interferon-g und Granzym B nach Inkubation mit AChR-Antikörper-produzierenden B Zellen. Die Ak- tivierung der AChR CAAR T Zellen spiegelte sich auch in der Expression der Aktivierungsmarker CD25 und CD69 wider. Die AChR CAAR T Zellen haben selektiv und effektiv die krankheitsrelevanten B Zellen lysiert. Schlussfolgerungen: In dieser präklinischen Studie konnte gezeigt werden, dass AChR CAAR T Zellen eine neue, poten- ziell effektive und hochspezifische Immuntherapie der Myasthenia gravis ermöglichen. 826 Serum and Cerebral Spinal Fluid Neurodegenerative Biomarkers and Neuropsychiatric Symptoms in Post-COVID-Syndrome: Comparison of Military Patients with Non-COVID Controls Daniel Apel1 1Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr (Bundeswehrkrankenhaus Berlin), Neurologie, Berlin, Deutschland Background: Due to its neurotrophic potential SARS-CoV2 may cause neurological complications during acute infection, but also long-term health consequences diagnosed as Long COVID or Post-acute sequelae of COVID-19 (PASC) are to a wide extent neurological and neuropsychiatric in nature. Immunological dysregulation and blood-CSF-barrier dysfunc- tion are key features being discussed as a correlate of neurological PASC components, however, the pathophysiological basis of a potentially persistent (subliminal) neurodegeneration or functional impairment remains unclear. Expression of serum and CSF neurodegenerative biomarkers has been shown to be associated with analyzed parameters, biological compartment, COVID19 symptom severity and outcome, neurological comorbidities and follow-up period. Objective: The monocentric clinical study aims to: i. Evaluate the expression serum and CSF neurodegenerative Biomarkers in military PASC patients and Non-COVID con- trols, ii. Compare the expression in the two respective biological compartments and; iii. Relate it to clinical neuropsychological and neuropsychiatric symptoms adjusted for initial symptom severity. Methods: Based on a large-scale biochip study, NSE, Nf-L, GFAP and MBP were selected as serum and CSF biomarkers to cover a wide range of potentially affected central nervous system (CNS) cell types and pathomechanisms. All military patients presenting to the interdisciplinary PASC outpatient department at the Military Hospital of the Federal Armed Forces of Germany Berlin with documented SARS-CoV2 infection and diagnosed Post-COVID-Syndrome according to senior neurologists and internists were offered study participation. In addition to clinical and laboratory diagnostics, patients received radiological (brain MRI), neuropsychological and pul- monary diagnostics. Enrollment of N = 30 PASC patients and selection of a matched control group of Non-COVID subjects from neurological inpatients (including patients with and without neurological primary diagnosis) is intended. The Study has been registered in the German Clinical Trials Register (GCTR). 114 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Results: The study is active and selecting participants for the above-mentioned subgroups. After having received written informed consent, currently 19 patients (9 PASC, 10 controls) are identified to be eligible for inclusion. Patient recruitment will be completed and prepared laboratory assays will be conducted. Descriptive and inferential statistics adjusted to parameter distributions will be used for group comparisons, correlational and regression analyses. Conclusion: The study will contribute to the vast and growing body of literature on neuropsychiatric and neuropsy- chological deficits in PASC/Post-COVID-Syndrome and its potential underlying pathomechanism. It will combine the inclusion of different serum and CSF biomarkers and the comparison of their compartment-related expression with a comprehensive characterization of patients as unique features, especially within the particular populations of (German) military personnel. An extension of the current study protocol into a longitudinal design with follow-up at 12 months and statistical analysis using a linear mixed-effect model is intended. 838 Langzeitdaten zur klinischer Effektivität von Cladribin Tabletten in einer Real-Welt-Kohorte Refik Pul1, Christoph Kleinschnitz1 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Neurologie, Essen, Deutschland Hintergrund: Cladribin-Tabletten stellen mit ihrem Wirkmechanismus die jüngste Pulstherapie dar. Die Europäische Arz- neimittelagentur erteilte dieser Behandlung die Zulassung am 25.08.2017. Die kumulative Dosis beträgt 3,5 mg/kg Kör- pergewicht über 2 Jahre. Die Dosis wird pro Behandlungsjahr auf zwei Behandlungswochen im Abstand von 4 Wochen verteilt. In den Jahren 3 und 4 sind gemäß der Zulassung keine Behandlungen vorgesehen. Ziele: Analyse von Langzeitdaten einer prospektiv geführten Real-Welt-Kohorte hinsichtlich der klinischen Effektivität von Cladribin-Tabletten. Fragestellung: Wie effektiv ist die Behandlung mit Cladribin-Tabletten in einer heterogenen Patientenkohorte? Methoden: Analyse der mittleren jährlichen Schubrate, der 3-Monatsbehinderungsprogression, des Auftretens von neuen T2-Läsionen in den Behandlungsjahren 1 – 5 und des kombinierten Endpunkts NEDA-3 nicht-parametrisch als Ereignisanalyse (Kaplan-Meier-Schätzer) sowie als gebundene Daten im Paarvergleich (Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test). Ergebnisse: Die Kohorte umfasste 213 Patienten und Patientinnen. Die Reduktion der mittleren jährlichen Schubrate in den ersten vier Behandlungsjahren betrug 78,4 – 86,6 %. Über 50 % der Patienten und Patientinnen haben bis zum vierten Behandlungsjahr keine Schübe erlitten. Im Vergleich zu den Anfangswerten lag ein signifikanter Anstieg sowohl der EDSS und der Anzahl von T2-Läsionen im zweiten und vierten Behandlungsjahr vor, wobei 50 % der Patienten und Patientinnen bis zum vierten Behandlungsjahr in der neurologischen Untersuchung unverändert waren bzw. keine neuen Läsionen in den MRT-Untersuchungen auf- wiesen. Für die ersten vier Behandlungsjahre wurden folgende NEDA-3 ermittelt: 77 %, 57 %, 44 % und 40 %. Schlussfolgerungen: Die Behandlung mit Cladribin-Tabletten erweist sich auch in einer großen, heterogenen Real-Welt- Kohorte als effektiv. Abstracts 115

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DGN Kongress Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin (inkl. Neurotraumatologie, Hirnfunktionsausfall) 79 Pharyngeale Elektrostimulation zur Behandlung der Postextubationsdysphagie beim akuten Schlaganfall Sonja Suntrup-Krüger1, Paul Muhle1, Bendix Labeit1, Thomas Marian1, Jens Burchard Schröder1, Inga Claus1, Sigrid Ahring1, Tobias Warnecke2, Rainer Dziewas2 1Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland; 2Klinikum Osnabrück, Osnabrück, Deutschland Hintergrund: Die Postextubationsdysphagie (PED) stellt bei intensivmedizinisch behandelten Schlaganfall-Patient und -Patientinnen einen sehr relevanten Risikofaktor für ein Extubationsversagen dar. Reintubationen sind mit negativen Konsequenzen wie Pneumonien, verlängerter Behandlungsdauer, Notwendigkeit einer Tracheotomie und einer insge- samt erhöhten Morbidität assoziiert. Die Pharyngeale Elektrostimulation (PES) ist ein Neurostimulationsverfahren, das die Erholung der Schluckfunktion nach einem Schlaganfall unterstützt und in der aktuellen Leitlinie „Neurogene Dysphagie“ der DGN bereits zur Behand- lung der Dysphagie bei tracheotomierten Schlaganfall-Patient und -Patientinnen mit supratentorieller Läsion empfoh- len wird. Ziele: Evaluation des therapeutischen Nutzens der PES im Vergleich zur Scheinstimulation zusätzlich zur Standardthera- pie bei zuvor oral intubierten und -Patientinnen mit schwerer Postextubationsdysphagie. Fragestellung: Wirkt sich bei frisch extubierten Schlaganfall-Patient und -Patientinnen mit schwergradiger Dysphagie eine unmittelbar begonnene PES-Behandlung im Vergleich zur Scheinstimulation positiv auf die primären Endpunkte „Notwendigkeit der Reintubation <120h nach Extubation“, „Entwicklung einer Pneumonie“, sowie die sekundären End- punkte „Erholung der Schluckfunktion“, „Zeitspanne bis zur vollständigen Oralisierung“ und „Verweildauer“ aus? Methoden: 60 extubierte, akute Schlaganfall-Patient und -Patientinnen der neurologischen Intensivstation des Univer- sitätsklinikums Münster wurden konsekutiv in diese randomisierte, kontrollierte Pilotstudie eingeschlossen. Es wurden Patienten und Patientinnen rekrutiert, die in der Fiberendoskopischen Evaluation des Schluckaktes (FEES) eine schwere Dysphagie aufwiesen (Score >4 auf der 6-stufigen Fiberoptic Endoscopic Dysphagia Severity Scale, FEDSS). Die Randomi- sierung erfolgte innerhalb von 4h nach Extubation, der Behandlungsbeginn binnen 2h danach. Die PES erfolgte an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils 10 Minuten täglich. Ergebnisse: Initiale Schlaganfall- und Dysphagiecharakteristika unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Be- handlungsgruppen. Die Reintubationsrate innerhalb von 120 h nach Extubation lag in der PES-Gruppe niedriger (13% vs. 33%; p=0.067), erreichte jedoch knapp keine statistische Signifikanz. Die Pneumonierate war signifikant niedriger (60%vs.83%; p=0.045). Patienten und Patientinnen der Stimulationsgruppe zeigten eine signifikant bessere Schluckfunktion nach drei Tagen im Vergleich zur Scheinbehandlungsgruppe (FEDSS 3.3 vs. 4.3 Punkte; p<0.0005). Patienten und Patientinnen der PES-Gruppe konnten während der weiteren Behandlung früher vollständig oral ernährt werden (nach 4.3 vs.10.2 Tagen; p=0.001). Am Ende des Aufenthalts waren nur 27% der PES-Gruppe, jedoch 53% der Sham-Gruppe von einer Sondenernährung abhängig (p=0.035). Die Verweildauer nach Studieneinschluss sowohl auf der Intensiv-/Intermediate Care-Station (7.9 vs. 15.8 Tage; p=0.004), als auch im Krankenhaus insgesamt (13.8 vs. 21.9 Tage; p=0.004) war signifikant kürzer in der PES- gegenüber der Schein- behandlungsgruppe. 116 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Schlussfolgerungen: Die zeitnahe Anwendung der PES bei frisch extubierten, schwer dysphagischen Schlaganfall-Pati- ent und -Patientinnen wirkt sich positiv auf die Erholung der Schluckfunktion aus und reduziert so das Pneumonierisiko, begünstigt eine frühzeitige und vollständige Oralisierung und reduziert die Verweildauer auf der Intensivstation bzw. in der Klinik. Möglicherweise kann die PES auch das Risiko für ein Extubationsversagen bei schwerer Dysphagie verringern. Die Ergebnisse sollten in einer multizentrischen Studie überprüft werden. 117 Subkortikale T2-Signalstörungen im cMRT bei hyperosmolarem hyperglykämischem Syndrom (HHS) Jorge Plümer1, Marcel Janz1, Randolf Klingebiel2, Frédéric Zuhorn1, Wolf-Rüdiger Schäbitz1, Andreas Rogalewski1 1Evangelisches Klinikum Bethel, Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld, Universitätsklinik für Neurologie, Bielefeld, Deutschland; 2Evangelisches Klinikum Bethel, Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld, Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Bielefeld, Deutschland Hintergrund: Ein hyperosmolares hyperglykämisches Syndrom (HHS) ist ein klinisches Syndrom, das eine Hyperglyk- ämie, Serumhyperosmolalität sowie eine intrazelluläre Dehydratation mit geringer oder fehlender Ketoazidose umfasst. Es stellt eine Komplikation des Typ-2-Diabetes mellitus dar und kann infolge akuter Infektionen, Einnahme von Medika- menten, die die Glukosetoleranz beeinträchtigen (Glukokortikoide) oder den Flüssigkeitsverlust erhöhen (Diuretika) so- wie durch ein Absetzen oder Fehler in der Befolgung des Diabetestherapieplans auftreten. Die geschätzte Mortalitätsrate von bis zu 20 % ist deutlich höher im Vergleich zur diabetischen Ketoazidose (< 1 %). Fallbericht: Wir beschreiben den Fall eines 40-jährigen männlichen Patienten und Patientinnen mit bekannter Leberzir- rhose CHILD A (äthyltoxisch sowie infolge chronischer Hepatitis C), Z. n. Opiatabhängigkeit und arteriellem Hypertonus. Die Aufnahme erfolgte aufgrund einer seit Tagen bestehenden fokalen epileptischen Anfallsserie des linken Armes und Todd‘scher Parese. Es bestanden eine Hyperglykämie von 530 mg/dl (HbA1c 10,7 %), eine Hyponatriämie (124 mmol/l) sowie klinisch eine Dehydratation. Im cranialen MRT (cMRT) zeigte sich der seltene Befund einer T2-hypointensen, sukor- tikalen Enzephalopathie rechts-frontoparietal ohne Schrankenstörung oder Diffusionsrestriktion. Die weitere Diagnostik (Liquoranalyse, ergänzende Labordiagnostik, EEG) erbrachte keine wegweisend pathologischen Befunde. Es erfolgten eine schrittweise Senkung der Blutzuckerwerte durch Insulin, initial auch mit Metformin und Sita- gliptin sowie ein kontrolliertes Flüssigkeitsmanagement. Unter antikonvulsiver Therapie mit Levetiracetam (2g/d) und Lacosamid (0,4g/d) sistierten im Verlauf die Anfälle. Das Kontroll-MRT nach 3 Wochen zeigte einen weitgehenden Regress der Enzephalopathie in der rechten Zentralregion. Schlussfolgerungen: Ein HHS ist mit verschiedenen neurologischen Manifestationen assoziiert, u. a. epileptischen An- fällen. Die häufigsten Anfallstypen bei HHS sind fokale motorische Anfälle und Epilepsia partialis continua. In einigen Fällen traten die Anfälle bei einer nur mäßigen Hyperglykämie und ohne signifikante Hyperosmolalität auf. Dies könnte eher mit einer seit langem bestehenden Hyperglykämie (aktuell: HbA1c 10,7 %) zusammenhängen als mit dem Ausmaß der akuten Hyperglykämie. Subkortikale T2/FLAIR-Hypointensitäten sind das bildgebende Hauptmerkmal der HHS. Im geeigneten klinischen Kon- text (Patienten und Patientinnen mit Krampfanfällen, Serumhyperglykämie, erhöhtem HbA1c und ohne Ketoazidose) kann die Erkennung dieser MRT-Anomalien Fehldiagnosen vermeiden helfen und zu einer sofortigen Behandlung Anlass geben. Es handelt sich dabei meist um unilaterale und fokale Befunde, hauptsächlich parieto-okzipital und perirolandisch lokalisiert, die eine gute Korrelation mit dem EEG-Fokus aufweisen. Eine mögliche Erklärung stellt eine intrazelluläre Dehydrierung durch Flüssigkeitsverschiebungen im Zusammenhang mit einem Hyperosmolalitätsgradienten dar. Die resultierende zelluläre Dehydratation hemmt den Citratzyklus, was zu einer kompensatorischen Steigerung der Umwandlung von Gamma-Aminobuttersäure (GABA) zu Bernsteinsäure durch Abstracts 117

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DGN Kongress die GABA-Transaminase und in der Folge zu einem GABA-Mangel führt, sodass eine neuronale Übererregbarkeit resul- tiert. Subkortikale passagere T2-Hypointensitäten sind insgesamt seltene Befunde, welche u. a. bei Meningitis, viraler Enzephalitis, venöser Stauung, hämorrhagischem Infarkt und hypoxischem Insult beschrieben wurden. Diese konnten in unserem Fall durch die Zusatzdiagnostik sowie die Reversibilität im Kontroll-MRT ausgeschlossen werden. Zudem stellt der flaue Läsionscharakter der HHS-Enzephalopathie in Abwesenheit von Hämosiderin, zytotoxischem Ödem oder KM-Aufnahme ein Spezifikum in der differentialdiagnostischen Abgrenzung dar. Im Mittelpunkt der Therapie sollten ein kontrolliertes Flüssigkeitsmanagement und die Kontrolle des Blutzuckerspiegels stehen. Es ist abzuwarten, ob eine dauerhafte antikonvulsive Medikation erforderlich ist, da der Befund reversibel war. Bei der Wahl der Antikonvulsiva könnten GABA-steigernde Medikamente aufgrund der oben diskutierten Pathophysiologie erwogen werden, sind aber bei dieser Erkrankung nicht gut untersucht. 133 FAST4D - Optimierung der Schlaganfallversorgung durch Erweiterung des FAST-Schemas im Rettungsdienstbereich des Lahn-Dill-Kreises (Hessen) Christian Claudi1, Donata Schmohl1, Thorsten Schmelzer1, Hagen B. Huttner1, Patrick Schramm1 1Universitätsklinikum Gießen und Marburg Standort Gießen, Klinik für Neurologie, Gießen, Deutschland Hintergrund: Das Face-Arm-Speech-Time-(FAST)-Schema wurde in der Notfallmedizin bereits erfolgreich. zur raschen Zuordnung der Symptome zum Krankheitsbild Schlaganfall etabliert und betont die Notwendigkeit einer zeitkritischen weiteren Diagnostik und Therapie. Betrachtet man das FAST-Schema aber kritisch, so werden vorwiegend Symptome durch eine Durchblutungsstörung im Versorgungsgebiet der A. carotis interna, streng genommen nur solche im Versor- gungsgebiet der A. cerebri media erfasst. Schlaganfälle im Versorgungsgebiet der Aa. vertebrales sowie der A. basilaris werden nur unzureichend durch das Schema erfasst und laufen Gefahr, nicht schnell genug erkannt und behandelt zu werden[1 – 4]. Diese Patienten und Patientinnen haben häufiger Symptome wie Schwindel, Doppelbilder, Gesichtsfeld- defekte sowie Dysmetrie und Ataxie. Daher wurde das FAST um diese 4 Items (im englischen „Dizzyness“, „Diplopic images“, „Deficite in field of view“, „Dysme- tria“) ergänzt und als FAST 4D im Rettungsdienst des Lahn-Dill-Kreises eingeführt. Ziele: Ziel der hier vorgestellten Studie war es, durch diese Ergänzung des FAST-Schemas um 4 weitere Items („4D“) die Detektion von Schlaganfällen, insbesondere im vertebrobasilären Versorgungsgebiet, zu erhöhen. Fragestellung: In der Hauptfragestellung wurde untersucht, ob durch das FAST4D-Schema mehr Patienten und Patien- tinnen mit Schlaganfällen durch den Rettungsdienst erkannt und richtig zugewiesen wurden. Die sekundären Fragestel- lungen untersuchten Sensitivität und Spezifität von FAST4D im Vergleich zu FAST. Methoden: Es handelt sich um eine prospektive, monozentrische, Observationsstudie über einen Zeitraum von 2 Jahren. Das FAST4D-Schema wurde im Rahmen einer Aktualisierung eines bereits etablierten Konzepts zur Schlaganfallversor- gung im Rettungsdienst des Lahn-Dill-Kreises (Hessen) eingeführt. Retrospektiv konnte aus der Dokumentation FAST4D/ FAST entnommen und mit der Entlassdiagnose verglichen werden. Ischämische Schlaganfälle, intrakranielle Blutungen und transitorisch ischämische Attacken wurden zur Beantwortung der Hauptfragestellung als „zerebrovaskuläres Ereig- nis“ zusammengefasst. Ergebnisse: In dem Zeitraum von 5/2019 – 06/2021 konnten 2436 Patienten und Patientinnen erfasst werden, wovon 1862 Patienten und Patientinnen in die Studie eingeschlossen und hinsichtlich der Hauptfragstellung untersucht wur- den. Durch FAST4D wurden 190 Patienten und Patientinnen (13,5 %) als Schlaganfall erkannt, welche allein durch FAST nicht richtig zugeordnet worden wären. Die beiden 4-Felder-Tafeln zeigen eine bessere Sensitivität von 91 % mit FAST4D gegenüber 77 % bei FAST allein. Die Spezifität verringerte sich durch FAST4D auf 8 % im Vergleich zu 56 % mit FAST. 118 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Zerebrovaskuläres Ereignis Tabelle 1: 4-Felder-Tafel FAST4D Zerebrovaskuläres Ereignis Tabelle 2: 4-Felder-Tafel FAST nein ja Gesamt nein ja Gesamt FAST4D positiv Nein 39 (2,1 %) 128 (6,9 %) 167 (9,0 %) ja 429 (23,0 %) 1266 (68,0 %) 1695 (91,0 %) Gesamt 468 (25,1 %) 1394 (74,9 %) 1862 (100 %) FAST positiv Nein 264 (14,2 %) 318 (17,1 %) 582 (31,3 %) ja 204 (11,0 %) 1076 (57,8 %) 1280 (68,7 %) Gesamt 468 (25,2 %) 1394 (74,8 %) 1862 (100 %) Schlussfolgerungen: Durch die Anwendung von FAST4D konnten rund 15 % mehr Patienten und Patientinnen mit Schlaganfällen erkannt und einer schnellen Behandlung zugeführt werden. Eine konsekutive Übertriage, bedingt durch eine Verschlechterung der Spezifität, ist aufgrund der erforderlichen zeitkritischen Behandlung zu rechtfertigen. In der Diskussion um das prästationäre Rettungswesen sowie auch für die Ausbildung von Fachpersonal könnte daher das FAST-Schema um die 4D-Items erweitert werden. Referenzen: 1. Arch et.al. 2016. Stroke 47(3):p.668-73. 2. Gulli et.al. J Neurol Neurosurg Psychiatry, 2012. 83(2):p.228-9. 3. Jones et.al. Emerg Med J, 2021.38(5):p.387-393. 4. Paul et.al. The Lancet Neurology, 2013.12(1):p.65-71. 258 Schlaganfälle, epileptische Anfälle, Halluzinationen und postoperatives Delirium als neurologische Komplikationen nach herzchirurgischen Operationen oder perkutanem Herzklappenersatz Johannes Teller1, Maria Magdalena Gabriel1, Svea-Dorothee Schimmelpfennig1, Hans Laser1, Ralf Lichtinghagen1, Andreas Schäfer1, Christine Fegbeutel1, Karin Weissenborn1, Carolin Jung1, Lukas Hinken1, Hans Worthmann1 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland Hintergrund und Ziele: Nach herzchirurgischen Eingriffen oder perkutanem Herzklappenersatz besteht für Patienten und Patientinnen ein Risiko neurologischer Komplikationen wie eines postoperativen Deliriums (POD) oder eines akuten ischämischen Schlaganfalls (AIS). Ziel der Studie ist es, das Spektrum der neurologischen Komplikationen detailliert dar- zustellen und Risiko-Patienten und Patientinnen sowie deren Risikofaktoren zu identifizieren. Methoden: In diese monozentrische prospektive Studie wurden 297 Patienten und Patientinnen mit elektivem perku- tanem Herzklappenersatz oder herzchirurgischer Operation eingeschlossen. Es wurde ein postoperatives Screening auf neurologische Komplikationen wie POD, AIS, fokale oder generalisierte epileptische Anfälle und Halluzinationen durch- geführt. Die identifizierten prä- und perioperativen Risikofaktoren für neurologische Komplikationen wurden in einem multivariaten Modell überprüft. Abstracts 119

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DGN Kongress Ergebnisse: Die Inzidenz neurologischer Komplikationen betrug 43,8 % (n=130) und setzte sich aus POD in 39,7 % (n=118), postoperativem AIS in 2,7 % (n=8), fokalen oder generalisierten Krampfanfällen in 1,35 % (n=4) und echten Halluzinationen in 3,36 % (n=10) der Fälle zusammen. Die logistische Regression ergab einen Zusammenhang zwischen neurologischen Komplikationen und niedrigeren Ausgangswerten im Montreal Cognitive Assessment (MoCA) (Exp(B) 1,943; 95 % CI, 1,156-3,266, p=.012), höherem Alter (Exp(B) 1,064; 95 % CI, 1,033-1,096, p < . 001), einer höheren Anzahl von Erythrozytentransfusionen (Exp(B) 1,233; 95 % CI, 1,118-1,360, p< .001) und dem maximalen postoperativen Wert des C-reaktiven Proteins (CRP) (Exp(B) 1,006; 95 % CI, 1,002-1,009, p=.001). Nach herzchirurgischen Operationen traten mehr PODs (n=96; 42,7 %) auf als nach perkutanem Herzklappenersatz (n=22; 36,1 %) und schwere neurologische Komplikationen nur nach herzchirurgischen Operationen wie AIS (n=8; 3,4 %) oder epileptische Anfälle (n=4; 1,7 %). Die Patienten und Patientinnen mit herzchirurgischen Operationen waren signifi- kant jünger (p<.001), zeigten aber signifikant höhere postoperative Inflammationsmarker, CRP (p<.001), Lactat (p<.001) und wiesen eine signifikant längere Operationsdauer (p<.001) auf. Schlussfolgerung: Das POD ist die häufigste neurologische Komplikation nach herzchirurgischen Eingriffen und nach perkutanem Herzklappenersatz, während andere schwere neurologische Komplikationen wie AIS oder epileptische An- fälle weniger häufig bzw. in unserem Kollektiv nach perkutanem Herzklappenersatz überhaupt nicht auftraten. Insbeson- dere vorbestehende kognitive Einschränkungen gehen mit einem erhöhten POD-Risiko einher, ebenso die Notwendig- keit von Erythrozytenkonzentrattransfusionen. Es muss angenommen werden, dass in Abhängigkeit der Schwere eines Eingriffs das Risiko für Organdysfunktionen und damit auch eine Hirnfunktionsstörung erhöht ist, was wiederum ein POD triggert. Schließlich wurde ein präoperatives Risikoprofil ermittelt, das dazu beitragen könnte, die behandelnden Ärzte und Ärztinnen in Zukunft für Patienten und Patientinnen mit einem besonderen Risiko für POD zu sensibilisieren. 279 Einfluss der endovaskulären Therapie zur Behandlung sekundärer Vasospasmen bei aneurysmatischen Subarachnoidalblutungen Sina Burth1, Jan Meis2, Dorothea Kronsteiner2, Helena Heckhausen1, Klaus Zweckberger3, Meinhard Kieser2, Wolfgang Wick1, Christian Ulfert4, Markus Möhlenbruch4, Peter Ringleb1, Silvia Schönenberger1 1Universitätsklinikum Heidelberg, Neurologische Klinik, Heidelberg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Medizinische Biometrie, Heidelberg, Deutschland; 3Klinikum Braunschweig, Neurochirurgie, Braunschweig, Deutschland; 4Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg, Deutschland Hintergrund: Das Auftreten sekundärer Vasospasmen (CVS) nach Subarachnoidalblutung (SAB) ist als unabhängiger Prädiktor für ein schlechtes klinisches Outcome bekannt. Neben der medikamentösen Therapie mit Nimodipin hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend die endovaskuläre Therapie mittels transluminaler Ballondilatation oder i.a. Ni- modipingabe etabliert. Ob diese invasive Therapie jedoch einen positiven Einfluss auf das spätere Outcome hat, ist bisher unklar. Ziele: In einer retrospektiven Studie wurde der Einfluss der endovaskulären Therapie der CVS auf das neurologische Out- come (gemessen anhand des modified Rankin Scale (mRS) Score 3 Monate nach Entlassung) im Vergleich zur rein medi- kamentösen Therapie untersucht. Desweiteren wurde der prognostische Wert der cerebralen Bildgebung (Transkranielle Dopplersonographie / CT-Angiographie / CT-Perfusion) auf das spätere funktionelle Outcome untersucht. Fragestellung: Möglicher Einfluss der endovaskulären Therapie, sowie der prognostische Wert der erweiterten cerebra- len Bildgebung auf das funktionelle Outcome der Patienten und Patientinnen anhand der mRS nach Entlassung. Methoden: In diese retrospektive, monozentrische Studie wurden Patienten und Patientinnen die aufgrund einer aneu- rysmatischen SAB im Intensivzentrum der Universitätsklinik Heidelberg zwischen 2009 - 2019 behandelt wurden einge- schlossen. Aus den elektronischen Akten der Patienten und Patientinnen wurden prognoserelevante Faktoren ermittelt. 120 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Basierend auf dem Outcome nach mRS wurden die Patienten und Patientinnen in zwei Gruppen (mRS 0 – 3 entsprechend einem guten oder 4 – 6 entsprechend einem schlechten Outcome nach Entlassung) unterteilt. In einer logistischen Re- gression wurde der Einfluss der jeweiligen Therapie unter Korrektur der Parameter Alter, Hunt & Hess Score bei Aufnahme, Notwendigkeit einer EVD-Anlage sowie die Entwicklung einer Delayed Cerebral Ischemia (DCI) untersucht. Ergebnisse: In dem logistischen Regressionsmodell konnten nur Alter (OR = 0.977, p = 0.025), ein Hunt & Hess Score ≥ 3, die Notwendigkeit einer EVD-Anlage (OR = 0.117, p < 0.001) sowie das Vorkommen einer Delayed Cerebral Ischemia (DCI) (OR = 0.394, p = 0.002) als negative Einflussfaktoren für das Outcome ermittelt werden. Die Bedeutung der invasiven Va- sospasmentherapie (OR = 0.481, p = 0.118) konnte hier nicht als signifikant für das funktionelle Outcome nachgewiesen werden. Bezüglich der Fragestellung, ob eine suggerierte Hypoperfusion in der Bildgebung prognostischen Wert für das Outcome hat, konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Nachweis von CVS in den durchgeführten Bildge- bungsverfahren und dem späteren Outcome ermittelt werden. Schlussfolgerungen: Wir konnten keinen therapeutischen Vorteil einer endovaskulären Therapie bei CVS gegenüber der rein konservativen Therapie bezüglich des klinischen Outcomes nach Entlassung nachweisen. Aufgrund des explorativen Studiencharakters dürfen diese Ergebnisse jedoch nicht als Kausalzusammenhänge interpre- tiert werden, sondern sollen vielmehr hypothesengenerierend Assoziationen aufdecken. 310 Reduktion des Risikos für ein Extubationsversagen durch Pharyngeal Elektrostimulation vor Extubation bei intubiert-beatmeten Schlaganfallpatienten mit einem hohen Risiko für eine schwere Dysphagie? Paul Muhle1, Bendix Labeit1, Inga Claus1, Malte Roderigo1, Tobias Warnecke2, Rainer Dziewas2, Sonja Suntrup-Krueger1 1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie, Münster, Deutschland; 2Klinikum Osnabrück, Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation, Osnabrück, Deutschland Hintergrund: Die Postextubationsdysphagie gelangt zunehmend in den Fokus als relevante Ursache für Extubationsver- sagen und ein insgesamt schlechtes Outcome von Patienten und Patientinnen auf der (neurologischen) Intensivstation. Eine frühe Extubation nach Weaning von der mechanischen Beatmung ist u. a. zur Reduktion von Beatmungs-assoziier- ten Pneumonien, Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und Sterblichkeit, sowie zum Abwenden der Notwendigkeit von Tracheotomien anzustreben. Demgegenüber kann ein Extubationsversagen und eine hieraus folgende notwendige Reintubation gerade zu solchen Folgen führen. Im Kollektiv von schwer betroffenen Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen ist eine eingeschränkte Schluckfunktion eine häufige Ursache für Extubationsversagen. Die Pharyngeale Elektrostimulation (PES) ist ein Neurostimulationsverfah- ren, das die Verbesserung der Schluckfunktion bei Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen fördern kann. Ziele: Untersuchung des Effekts der PES durchgeführt vor Extubation auf die Notwendigkeit einer Reintubation (sog. „Extubationsversagen“) bei intubierten und beatmeten Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen mit hohem Risiko für eine schwere Dysphagie. Fragestellung: Führt die PES vor Extubation, zu einem niedrigeren Risiko für ein Extubationsversagen bei orotracheal intubierten und mechanisch beatmeten Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen mit hohem Risiko für eine schwere Dysphagie? Welchen Einfluss hat die Intervention auf Aufenthaltsdauer, Pneumonierate und funktionelles Outcome? Methoden: Es wurden 32 orotracheal-intubierte und beatmete Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen mit einem ho- hen Risiko für eine Dysphagie, gemessen anhand eines DEFISS (Determine Extubation Failure In Severe Stroke) scores ≥4 Punkte von unserer neurologischen Intensivstation prospektiv eingeschlossen. Neben „Standard Clinical Care“, erhielt jeder Patient 10 min PES an den drei Tagen vor Extubation. Zur Beurteilung der Schluckfunktion erfolgte eine flexible endoskopische Evaluation des Schluckaktes (FEES) anhand des Fiberoptic Endoscopic Dysphagie Severity Scores (FEDSS) Abstracts 121

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DGN Kongress innerhalb von 24 h nach Extubation. Eine historische Vergleichsgruppe, die vormals auf unserer neurologischen Inten- sivstation behandelt wurde, wurde gebildet anhand der Matching-Kriterien Alter, Geschlecht, supra-/infratentorielle Lä- sionslokalisation, klinische Betroffenheit zum Aufnahmezeitpunkt anhand der NIH-SS und dem DEFISS Risiko Score vor Extubation. Ergebnisse: Die Schluckfunktion, gemessen anhand der FEDSS, war signifikant besser in der mit PES behandelten Grup- pe (4.31±1.53 vs. 5.03±1.28; p=0.047). In der nicht-behandelten Vergleichsgruppe wurde eine Reintubation innerhalb von 72 h nach Extubation häufiger erforderlich (34.4 % vs. 9.4 %; p=0.032). Das Auftreten von bronchopulmonalen Infekten unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen (37.5 % vs. 59.4 %; p=0.133). Die Beatmungsdauer war länger in der mit PES-behandelten Gruppe (210.36 ± 77.17 h vs. 133.06±107.62 h; p=0.003), die Aufenthaltsdauer auf der Inten- sivstation unterschied sich jedoch nicht signifikant (19.00±9.85d vs. 24.75±22.55d; p=0.722). Die Aufenthaltsdauer nach Extubation war kürzer in der mit der PES-behandelten Gruppe (14.09±11.58d vs. 26.59±20.49d; p=0.003). Schlussfolgerungen: Die vorliegende Studie gibt Hinweise, dass die PES durchgeführt vor Extubation schwere Schluck- funktionsstörungen bei orotracheal-intubierten und mechanisch beatmeten Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen mit einem hohen Dysphagierisiko verbessern und das Risiko für ein Extubationsversagen möglicherweise senken kann. Hinzukommend kann durch die Intervention die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation nach Extubation möglicher- weise verkürzt werden. 378 New-onset refractory status epilepticus (NORSE) bei einer 60-jährigen Patientin Dimitrios Petrakogiannis1, Laura Elisa Hauck1, Gisa Ellrichmann1 1Klinikum Dortmund, Neurologie, Dortmund, Deutschland Hintergrund: NORSE ist ein klinischer Zustand anhaltender epileptischer Anfälle bei zuvor gesunden Personen, welche nicht auf mindestens zwei Antikonvulsiva ansprechen und keine eindeutige strukturelle, toxische oder metabolische Ur- sache haben. Die Patienten und Patientinnen müssen oft langwierig auf der Intensivstation behandelt werden und sind einem erheblichen Sterberisiko ausgesetzt. Funktionelle Behinderungen sind ebenso häufig wie chronische Epilepsie. Ziele: Falldarstellung über einen neu aufgetretenen refraktären Status Epilepticus (NORSE) bei einer 60-jähriger Frau mit Befundprogredienz unter maximaler neuro-intensivmedizinischer Therapie. Fragestellung: Effektives diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei NORSE sowie andere Therapiemöglichkei- ten. Methoden: Nach Entwicklung eines Psychosyndroms mit quantitativer Bewusstseinsstörung und fokalen Anfällen ent- wickelte eine zuvor gesunde 60-Jährige eine Serie generalisierter tonisch-klonischer Anfälle mit Progredienz zum Status Epilepticus. Trotz antikonvulsiver Therapie (Levetiracetam, Lacosamid und Valproinsäure) war eine Sedierung (Midazolam und Sufentanyl) und Beatmung auf der Intensivstation erforderlich. Die initiale Liquordiagnostik ergab eine leichte lympho-monozytäre Pleozytose von 28 Zellen/µl, daher erhielt die Pati- entin Aciclovir, Ceftriaxon und Ampicillin. Die erweiterte Diagnostik (Vaskulitis, Limbische-Ak, Onkoneuronalen-Ak, virale und bakterielle Erreger) sowie eine cMRT waren unauffällig. Trotz Sedierung traten weitere generalisierte Anfälle auf, die initial mit Thiopental (50mg) zu durchbrechen waren. Nach Umstellung der Sedierung auf Isofluran und Ketamin sistierten diese zunächst. Elektroenzephalographisch zeigte sich trotz Burst-Supression Muster weiter generalisierte Anfallsmuster, so dass die an- tikonvulsive Therapie auf Phenytoin und Brivaracetam umgestellt wurde. Im Kontroll-cMRT zeigten sich FLAIR-Signalan- hebungen okzipital, hippo- und parahippocampal sowie im Corpus amygdaloideum. Eine Tumorsuche war unauffällig. Unter der Annahme einer zentralen Autoimmunerkrankung wurde zuerst eine Kortisonpulstherapie durchgeführt, wel- che keine Besserung erbrachte. Eine Immunadsorption mit insgesamt 3 Zyklen musste bei Sepsis unterbrochen werden. 122 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Trotz antiepileptischer und anästhetischer Medikamente, antiviraler und antibiotischer Behandlung verstarb die Patien- tin nach 2 Wochen intensivmedizinischer Therapie. Die Todesursache wurde in der Obduktion als eine zentrale Dysregu- lation in Folge des Status Epilepticus beschrieben. Eine sekundäre Ursache des Status epilepticus konnte nicht festgestellt werden, sodass die Genese als idiopathisch/kryptogen eingeordnet wurde. Ergebnisse: Ein Status Epilepticus (SE) ist ein lebensbedrohlicher Notfall, insbesondere, wenn er suprarefraktär ist. Während die sofortige Therapie der Anfälle von initial größter Bedeutung ist, ist es auch wichtig, die Anfallsursache fest- zustellen. Bis zu 20 % der Patienten und Patientinnen mit einem refraktären SE haben eine negative Erstuntersuchung und machen zudem bis zu 60 % des de novo-refraktären Status epilepticus aus. Die meisten sind zuvor gesunde junge Erwachsene und Kinder. Solche Fälle wurden verschiedentlich als neu auftretender refraktärer SE (NORSE) oder febriles infektionsbedingtes Epilepsiesyndrom (FIRES) bezeichnet. Sie wurden auch als „mögliche Enzephalitis“ klassifiziert, da einige eine vorangegangene fieberhafte Erkrankung hatten und die Diagnose einer autoimmunen oder infektiösen En- zephalitis keinen identifizierten Erreger oder Antikörper erfordert. Schlussfolgerungen: Die Behandlung von NORSE mit den standartmäßig verwendeten Antikonvulsiva ist oft nicht ausreichend. Mindestens 75 % der Patienten und Patientinnen benötigen Infusionsanästhetika und ein verlängertes Burst-Suppression-Koma ist oft unvermeidlich. Mindestens 1/3 der Patienten und Patientinnen benötigen dafür meh- rere Anästhetika bis zur Anfallskontrolle. Bei Erwachsenen haben einige Studien ein besseres Ergebnis mit Immunthe- rapien nahegelegt. Eine frühzeitige Immuntherapie wird empfohlen, da eine Verzögerung der Behandlung zu einem schlechteren Ergebnis beitragen kann, wie bei autoimmun- und viraler Enzephalitis. Dazu gehören Erstlinien- (Steroide, intravenöse Immunglobuline und Plasmaaustausch) und Zweitlinientherapientherapeutika (z. B. Tacrolimus, Rituximab, Cyclophosphamid). 636 Plasmapherese als diagnostisches Mittel bei Erkrankungen der neuromuskulären Endplatte – Daten aus einem Zentrum der tertiären Versorgung Andreas Totzeck1, Michael Jahn1, Benjamin Stolte1, Andreas Thimm1, Christoph Kleinschnitz1, Tim Hagenacker1 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Neurologie, Essen, Deutschland Hintergrund: Erkrankungen der neuromuskulären Endplatte sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen. Haupt- vertreter sind die Myasthenia gravis (MG), eine Autoimmunerkrankung mit Antikörpern gegen vorwiegend den Acetyl- cholinrezeptor, oder das Lambert-Eaton Syndrom mit Auto-Antikörpern gegen spannungsabhängige Kalziumkanäle. In einigen Fällen präsentieren sich Patientinnen und Patienten mit myasthenen Symptomen ohne Nachweis solcher Anti- körper, was die Diagnosestellung zu einer Herausforderung macht. Die Plasmaseparation (PLEX) hat bei therapierefraktären oder krisenhaften Verläufen mit teils Beatmungspflichtigkeit ihre Wirksamkeit bei Erkrankungen der neuromuskulären Endplatte aufgezeigt und ist auf Intensivstationen sicher an- wendbar. Ziele/Fragestellung: Wie häufig und bei welchen Diagnosen wird PLEX in einem tertiären Zentrum für neuromuskuläre Erkrankungen bei Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen der neuromuskulären Endplatte angewendet? Ist PLEX ein sicheres Verfahren in dieser Gruppe? Eignet sich das Verfahren, um in unklaren Fällen eine Diagnose zu sichern oder die Indikation zur Erweiterung der immunmodulatorischen Therapie zu überprüfen? Methoden: Die klinische Datenbank wurde retrospektiv nach Patientinnen und Patienten durchsucht, die sich zwi- schen dem 01.07.2018 und 30.06.2021 im Zentrum für neuromuskuläre Erkrankungen der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen vorstellten und die ICD Diagnosen G70.0-G70.9 oder G73.0-G73.3 erhielten. Ferner wurde geschaut, wer aus dieser Gruppe mittels PLEX behandelt wurde und wie sich Klinik und Blutwerte unter der Therapie verhielten. Abstracts 123

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DGN Kongress Ergebnisse: Insgesamt stellten sich 303 Patientinnen und Patienten mit den o.g. Diagnosen vor, von denen 22 mittels PLEX und 2 mittels Immunadsorption behandelt wurden. Die Behandelten waren im Mittel älter als die gesamte Gruppe (63,8 ± 3,5 vs. 53,2 ± 1,2 Jahre, p = 0.0167). Neun Patientinnen und Patienten profitierten nicht von der PLEX, hierunter fie- len sechs mit seronegativer MG und davon drei mit langjährig okulären Symptomen. Während der Behandlung kam es zu einem signifikanten Abfall des Hämoglobins sowie des Fibrinogens. Keiner der Behandelten benötigte eine zusätzliche Katecholamintherapie oder Bluttransfusionen. Schlussfolgerungen: Die PLEX ist gerade auch bei älteren Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen der neuromus- kulären Endplatte an einem tertiären Zentrum sicher anwendbar. Gerinnungs- und Blutbildkontrollen sollten während der Behandlung erfolgen. Bei (seronegativen) myasthenen Patientinnen und Patienten auch mit primär okulärer Sympto- matik könnte die PLEX helfen, eine unsichere Diagnose zu verifizieren oder einen möglichen Defektzustand der Muskula- tur aufzudecken, um eine lebenslange Immunsuppression oder Therapieeskalation zu vermeiden. 753 Case Report: Schwerer Verlauf einer Progressiven Enzephalomyelitis mit Rigidität und Myoklonien (PERM) mit Kompartmentsyndrom und Beatmungspflichtigkeit Theres Fischer1, Gabor Nagy1, Julian Bösel1 1Klinikum Kassel, Neurologie, Kassel, Deutschland Hintergrund: Die progressive Enzephalomyelitis mit Rigidität und Myoklonien (PERM) ist eine Variante des Stiff-Person- Syndroms. Es handelt sich um eine immunvermittelte Erkrankung, die mit anderen Autoimmunerkrankungen oder Tu- moren assoziiert sein kann 1,2. Zusätzlich zu einer Rigidität der Muskulatur, einschießenden Spasmen, Myoklonien und einer gesteigerten Schreckreak- tion ist die PERM durch eine Hirnstammbeteiligung z. B. mit Augenbewegungsstörung oder Hirnnervenausfällen, epilep- tische Anfälle, eine Ataxie oder autonomen Störungen gekennzeichnet 1,2,3. Diagnostisch wegweisend ist neben dem klinischen und elektrophysiologischen Befund der Nachweis von Autoantikör- pern wie Glycin-AK1 oder DPPX-AK4 im Liquor. Neben einer symptomatischen Therapie ist eine Immuntherapie z. B. mit Corticosteroiden oder Immunglobulinen erforderlich5. Ergebnisse: Wir berichten über einen 64-jährigen Patienten mit subakut auftretender, schwerer PERM. Die Vorstellung in der Notaufnahme erfolgte mit seit einer Woche bestehender Oculomotorikstörung, Facialisparese und Horner-Syndrom. Unter dem Verdacht eines CT-negativen Hirnstamminfarkt erfolgte zunächst die Verlegung in eine ex- terne Klinik. Nach fünf Tagen stellte sich der Patient erneut mit zusätzlich auftretenden, einschießenden Spastiken und Muskelrigi- dität im linken Bein sowie schmerzhaften, kutanen Missempfindungen in der Notaufnahme vor. Die Liquordiagnostik ergab eine Pleozytose, es erfolgte eine antivirale Therapie mit Aciclovir. Trotz antispastischer Therapie kam es innerhalb von zwei Tagen zu einer Verschlechterung mit schwersten generalisierten Myoklonien, Spasmen sowie respiratorischer Insuffizienz. Laborchemisch ließ sich eine Sepsis mit Enterokokken ohne Infektfokus nachweisen. Es erfolgte eine inten- sivmedizinische Behandlung, die Intubation und Beatmung. Ein durch die Spasmen verursachtes Kompartmentsyndrom am linken Unterschenkel machte eine Fasziotomie erforderlich. Die MR-Bildgebung von Cerebrum und Myelon war un- auffällig. Bei Nachweis von epileptischer Aktivität im EEG erfolgte eine antikonvulsive Therapie. Die Erregerdiagnostik im Liquor blieb negativ, das Screening auf autoimmune Enzephalitiden erbrachte den Nachweis von Glycin-Rezeptor-Antikörpern. Es erfolgte eine Hochdosis-Cortisonstoßtherapie sowie bei fehlender klinischer Bes- serung fünf Zyklen Plasmapherese. Der Verlauf ist derzeit noch offen, der Patient wird weiterhin intensivmedizinisch be- handelt. 124 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Bewegungsstörungen 17 Klinische Effektivität der Parkinson-Komplexbehandlung Anastasios Chatzikonstantinou1,2, Birgit Hashemi1, Daniela Fluri1 1Kliniken Schmieder Allensbach, Akutneurologie und Frührehabilitation, Allensbach, Deutschland; 2Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland Hintergrund: Die Parkinson-Komplexbehandlung (PKB) ist eine multimodale, interdisziplinäre, stationäre Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Parkinson-Syndromen, die zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen gehören. Ziele und Fragestellung: Ziel der Arbeit war zu untersuchen, ob und wie die Patienten und Patientinnen von der PKB (anhand von klinischen Parametern) profitieren und ob es Faktoren gibt, die das Outcome beeinflussen. Methoden: Analysiert wurden die Daten von 50 konsekutiven Patienten und Patientinnen, die 2019 im Rahmen einer PKB behandelt wurden. Alter, Geschlecht, Art (idiopathisch oder atypisch), Dauer (in Jahren) und Stadium (nach Hoehn und Yahr) des Parkinson-Syndroms wurden erfasst, sowie jeweils bei Aufnahme und Entlassung: Unified Parkinson’s Di- sease Rating Scale (UDRS) Teil III (teilweise wurde der Score durch Verwendung des klinischen Untersuchungsbefundes erstellt) und das Vorhandensein von Hyperkinesien, Halluzinationen und starken Fluktuationen. Der Zustand der Patienten und Patientinnen wurde als gebessert definiert, wenn der UPDRS bei Entlassung geringer war als bei Aufnahme oder einer der anderen, o. g. Faktoren nicht mehr vorhanden war. Es erfolgte ein Vergleich zwischen der Gruppe der gebesserten und der Gruppe der nicht gebesserten Patienten und Patientinnen. Für die Fragestellung, ob es einen signifikanten Unterschied zwischen den UPDRS-Scores bei Aufnahme und Entlassung gab, wurde ein t-test durchgeführt. Beim Vergleich der o. g. Gruppen wurde eine Varianzanalyse durchgeführt. In beiden Fällen wurde ein p- Wert von <0,05 als statistisch signifikant angesehen. Ergebnisse: 32 % der Patienten und Patientinnen (n=16) waren Frauen. Das durchschnittliche Alter betrug 74 Jahre. Die meisten (43; 86 %) Patienten und Patientinnen hatten ein idiopathisches Parkinson-Syndrom. Die mittlere Dauer der Erkrankung betrug 6 Jahre. Im Median waren die Patienten und Patientinnen im Stadium Hoehn & Yahr 3. Der UPDRS war im Mittelwert 30 (Aufnahme) bzw. 25 (Entlassung), eine statistische Signifikanz wurde nachgewiesen. Die Differenz zwischen Entlassung und Aufnahme betrug -6 Punkte. Die anderen Faktoren zeigten sich wie folgt (Aufnah- me vs. Entlassung): Hyperkinesien 7 (14 %) vs. 2 (4 %), Halluzinationen 2 (4 %) vs. 0, Fluktuationen 10 (20 %) vs. 1 (2 %). Insgesamt galten 44 (88 %) Patienten und Patientinnen als gebessert. Statistisch nicht signifikant zwischen gebesserten und nicht gebesserten Patienten und Patientinnen waren: Geschlecht, Dauer der Erkrankung, Stadium, UPDRS bei Auf- nahme, sowie das Vorhandensein von Hyperkinesien und Halluzinationen bei Aufnahme. In der Gruppe der nicht gebesserten Patienten und Patientinnen gab es einen signifikant größeren Anteil von atypischen Parkinson-Syndromen (3; 50 %; bei den nicht gebesserten Patienten und Patientinnen 4; 9,1 %, p=0,006). Einen signifi- kanten Unterschied gab es auch bei dem Vorhandensein von starken Fluktuationen bei Aufnahme (9; 20,5 % vs. 1; 16,7 %; p=0,045). Schlussfolgerungen: Bei knapp 90 % der untersuchten Patienten und Patientinnen zeigte sich eine klinische Besserung, die den großen Stellenwert der PKB belegt. Relevant war das Vorhandensein eines atypischen Parkinson-Syndroms, das mit einem schlechteren Outcome bzw. einer schlechteren Chance auf eine Besserung durch die Komplexbehandlung, einherging. Abstracts 125

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DGN Kongress 68 Multivariater Bayes-Klassifizierer der in vivo-Stadien-Einteilung mittels Diffusionstensorbildgebung bei amyotropher Lateralsklerose Anna Behler1, Hans-Peter Müller1, Albert Christian Ludolph1, Jan Kassubek1 1Neurologische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Deutschland Hintergrund: Mittels Diffusionstensorbildgebung (DTI) lassen sich die im neuropathologischen Prozess der amyotro- phen Lateralsklerose (ALS) sequenziell beeinträchtigten Fasertrakte abbilden. Dieses Verfahren ermöglicht eine Beurtei- lung der Krankheitsstadien in vivo [1]. Die Klassifikation der Patienten und Patientinnen mit ALS in die jeweiligen Krankheitsstadien ist mit einem Grenzwert- basierten sequenziellen Schema möglich, jedoch ist diese Methode für einen Teil der Patienten und Patientinnen aus methodischen Gründen nicht geeignet und eine Einteilung in ein Krankheitsstadium ist für diese Patienten und Patien- tinnen nicht möglich. Ziele: Ziel dieser Studie ist es, einen neuen multivariaten Klassifizierungsalgorithmus, basierend auf den Diffusionsmetri- ken der involvierten Traktsysteme, zur Vorhersage des individuellen Krankheitsstadiums bei Patienten und Patientinnen mit ALS zu entwickeln und zu implementieren. Fragestellung: Kann durch den Übergang von entweder/oder-Entscheidungen zu Wahrscheinlichkeitsaussagen bei der in vivo Klassifizierung mittels DTI eine Verbesserung bei der Beurteilung der neuropathologischen Stadien bei Patienten und Patientinnen mit ALS erreicht werden? Methoden: Die Analyse der Traktsysteme, die den vier Stadien der ALS entsprechen, wurde bei 325 Patienten und Pa- tientinnen mit ALS und 130 Kontrollpersonen mittels DTI durchgeführt. Auf der Grundlage des Bayes-Theorems und in Übereinstimmung mit dem sequenziellen Krankheitsverlauf wurde ein multivariater Klassifizierer implementiert. Die Pa- tienten und Patientinnen wurden anschließend mithilfe der etablierten Grenzwert-basierten Methode und dem neuen Bayesschen Algorithmus in die (in vivo-) DTI-Stadien eingeteilt. Ergebnisse: Der Bayes-Klassifizierer konnte 88 % aller ALS-Patienten und Patientinnen einem ALS-Stadium zuordnen, verglichen mit 77 % bei Verwendung der Grenzwert-basierten Methode. Zusätzlich war die Angabe einer Zuverlässigkeit der Stadieneinteilung mit dem Bayes-Klassifizierer möglich. Schlussfolgerungen: Durch die Anwendung des multivariaten Bayes-Klassifizierers basierend auf Wahrscheinlichkeits- aussagen war eine individualisierte in vivo Stadieneinteilung von ALS-Patienten und Patientinnen auf der Basis der se- quenziell beteiligten Traktsysteme möglich. Der Bayessche Klassifizierungsalgorithmus stellt eine Verbesserung der Grenzwert-basierten Methode dar und kann in eine zukünftige multimodale Erweiterung der in vivo Stadieneinteilung bei Patienten und Patientinnen mit ALS mittels maschinellem Lernen integriert werden. Referenzen: 1. Kassubek J et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2018; 89:374-381. 126 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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92 Segmentale Veränderungen des Corpus callosum bei verschiedenen klinischen Phänotypen der amyotrophen Lateralsklerose, detektiert durch DTI- und T1-Texturanalyse: eine Studie an 575 Patienten Maximilian Münch1, Hans-Peter Müller1, Anna Behler1, Albert Christian Ludolph1, Jan Kassubek1 1Universität Ulm, Neurologische Klinik, Ulm, Deutschland Hintergrund: Das Corpus Callosum (CC) wird zunehmend als ein konsistenter Marker innerhalb der Neuroimaging-Si- gnatur der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) erkannt [1,2]. Ziele: Ziel dieser Studie war es, die Sensitivität und Spezifität der mikrostrukturellen segmentalen CC-Morphologie zu untersuchen, die durch Diffusion Tensor Imaging (DTI) und hochauflösende T1-gewichtete (T1w) Bildgebung in einer großen Kohorte von ALS-Patienten und ALS-Patientinnen mit unterschiedlichen klinischen Phänotypen ermittelt wurde. Fragestellung: Mit welcher Sensitivität und Spezifität kann multiparametrisches MRT des CC ALS-Patienten und ALS- Patientinnen und Phänotypen von Kontrollen trennen? Methoden: In einer monozentrischen Studie erhielten 575 ALS-Patienten und ALS-Patientinnen (`klassischer` Phäno- typ, N=432; primäre Lateralsklerose (PLS) N=55, primäre Muskelatrophie (PMA/LMND) N=21, progressive Bulbärparese (PBP) N=22, Flail-Arm-Syndrom (FAS) N=45) und 112 gesunde Kontrollpersonen einen multiparametrischen MRT Scan, d. h. T1w-Scans und DTI. Die traktbasierte fraktionelle Anisotropie-Statistik (TFAS) wurde auf die aus den DTI-Daten iden- tifizierten kallosalen Faserverbindungen der CC-Areae I-V angewandt, und die T1w-Daten wurden einer Texturanalyse unterzogen. Zur weiteren Spezifizierung der kallosalen Veränderungen wurde eine Support-Vector-Maschine (SVM) ein- gesetzt, um zwischen Patienten mit Motoneuron-Erkrankung (MND) und Kontrollen zu unterscheiden. Ergebnisse: Die Analyse der Integrität der weißen Substanz ergab bei ALS-Patienten und ALS-Patientinnen und allen Phänotypen im Vergleich zu den Kontrollen FA-Reduktionen für Trakte der kallosalen Areae I, II und III. Die Texturanalyse zeigte bei ALS-Patienten und ALS-Patientinnen und allen Phänotypen im Vergleich zu den Kontrollen signifikante Verän- derungen der Parameter Entropie und Homogenität für die kallosalen Areae I, II und III. Die SVM von 6 multiparametri- schen CC-Parametern ergab eine Trennung aller ALS-Patienten und ALS-Patientinnen einschließlich der Phänotypen von den Kontrollen mit einer Sensitivität von 84 % und einer Spezifität von 85 %. Schlussfolgerungen: Die multiparametrische MRT-Textur- und DTI-Analyse zeigte umfangreiche Veränderungen des frontalen und zentralen CC mit dominierenden Veränderungen im kallosalen Bereich III (Mootrsegment) bei ALS und separat bei allen Phänotypen (PMA/LMND, PBP, FAS und PLS) im Vergleich zu Kontrollen, während keine signifikanten Ver- änderungen zwischen ALS und ihren Phänotypen gefunden wurden. Die Kombination von Textur- und DTI-Parametern in einer SVM könnte als Neuroimaging-Marker des CC bei ALS, einschließlich der Subtypen, dienen. Referenzen: 1. Müller HP, Dreyhaupt J, Roselli F, Schlecht M, Ludolph AC, Huppertz HJ, Kassubek J. Focal alterations of the callosal area III in primary lateral sclerosis: An MRI planimetry and texture analysis. Neuroimage Clin. 2020;26:102223. 2. Müller, H.P., Lulé, D., Roselli, F., Behler, A., Ludolph, A.C., Kassubek, J. Segmental involvement of the corpus callosum in C9orf72-associated ALS: a tract of interest-based DTI study. Ther Adv Chronic Dis. 2021;12:20406223211002969. Abstracts 127

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DGN Kongress 93 Mikrostrukturelle zerebrale Veränderungen bei präsymptomatischer amyotropher Lateralsklerose: Das prämanifeste neuropathologische Staging hängt vom Genotyp ab Jan Kassubek1, Dorothée Lulé1, Anna Behler1, Christina Lang1, Julia Finsel1, Kathrin Müller1, Kelly Del Tredici1, Heiko Braak1, Albert Christian Ludolph1, Hans-Peter Müller1 1Universität Ulm, Neurologische Klinik, Ulm, Deutschland Hintergrund: Neuropathologische Studien bei der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) zeigen, dass die ALS in eine re- gionenspezifische Sequenz von vier Stages nach Braak et al. eingeteilt werden kann. Der in vivo-Transfer dieses Propa- gationsschemas ist mittels Diffusionstensorbildgebung (DTI)-basierter Analyse in spezifischen Traktsystemen erfolgt [1], einschließlich familiärer Formen mit C9orf72-Mutation [2]. Ziele: In der Studie sollte untersucht werden, ob mikrostrukturelle Veränderungen bei Probanden und Probandinnen mit präsymptomatischen ALS-assoziierten Genmutationen als subklinische Korrelate der kortikalefferenziellen Neurodege- neration mit Hilfe eines tract-of-interest (TOI) basierten Ansatzes identifiziert werden können. Fragestellung: Kann DTI-basiertes Mapping des neuropathologischen Stagings bereits bei asymptomatischen ALS Mu- tationsträger und Mutationsträgerinnenn in vivo reproduziert werden? Methoden: Die Analyse der fraktionellen Anisotropie (FA) wurde mittels eines ganzhirnbasierten voxelweisen Vergleichs (whole brain-based spatial statistics, WBSS) sowie einer Tract-of-interest (TOI)-Analyse für 44 positiv getestete asympto- matische ALS Mutationsträger und Mutationsträgerinnen (inklusive 26 präsymptomatischer C9orf72 und 11 präsympto- matischer SOD1) gegen alters- und geschlechtsgematchte Kontrollpersonen durchgeführt, um spezifische Veränderun- gen der Weißen Substanz darzustellen. 10 C9orf72 Mutationsträger und Mutationsträgerinnen und 7 weitere Mutations- träger und Mutationsträgerinnen (6 SOD1) erhielten einen Follow-up Scan nach 3,5 ± 0,8 Jahren. Ergebnisse: Bei der WBSS auf Querschnittsebene wurden bei präsymptomatischen C9orf72-Personen frontale Verän- derungen beobachtet, im Gegensatz zu präsymptomatischen Nicht-C9orf72-Personen. Präsymptomatische C9orf72- Personen zeigten signifikante Reduktionen in ALS-bezogenen Bahnen, allerdings nicht im kortikospinalen Trakt (CST), während präsymptomatische Nicht-C9orf72-Personen keine Veränderungen aufwiesen. In der longitudinalen Analyse der zehn präsymptomatischen C9orf72-fALS-Personen zeigten zwei, die bei der Nachuntersuchung erste motorische Symptome aufwiesen, eine signifikante FA-Reduktion im CST. Schlussfolgerungen: Die DTI-basierten Ergebnisse in dieser Kohorte präsymptomatischer ALS-Mutationsträger und Mu- tationsträgerinnen deuten darauf hin, dass eine frontale und striatale Beteiligung als Teil des ALS-Ausbreitungsmusters bei C9orf72-Repeat-Expansionsträgern identifiziert werden kann, während sich die CST-Beteiligung in engem zeitlichen Zusammenhang mit den ersten motorischen Anzeichen zu entwickeln scheint. Die Ergebnisse trugen somit dazu bei, frühe Ausbreitungsmuster bezüglich genotypbezogener Faktoren zu charakterisieren und neuroentwicklungsbezogene Faktoren (bei C9orf72-Repeat-Expansionsträgern) zu bewerten. Referenzen: 1. Kassubek J et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2018; 89:374-381. [2] Müller HP et al. Neuroimage Clin. 2020;27:102298. 128 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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135 Nicht-motorische Symptome bei idiopathischen, fokalen Dystonien: Depressivität bei Patienten und Patientinnen mit Blepharospasmus oder zervikaler Dystonie Judith Charlotte Everding1, Inken Tödt1, Katja Lohmann2, Tobias Bäumer3, Kirsten E. Zeuner1 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Neurozentrum, Kiel, Deutschland; 2Institut für Neurogenetik - Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland; 3Institut für Systemische Motorikforschung, Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland Hintergrund: Eine Dystonie ist durch unwillkürliche, anhaltende Muskelkontraktionen charakterisiert, die fokal, segmen- tal/multifokal, generalisiert oder als Hemidystonie auftreten. Die häufigsten idiopathischen, fokalen Formen sind die zer- vikale Dystonie (CD) und der Blepharospasmus (BSP). Im Rahmen des seit 2016 vom Dystonia Translational Research and Therapy Consortium (Dystract)-Verbundes aufgebauten Dystract-Registers erfolgen standardisierte Erhebungen zum Krankheitsverlauf, nicht-motorischen Symptomen, Ätiolo- gie, Epidemiologie, Umwelteinflüssen und Begleiterkrankungen. Zusätzlich werden Blutproben zur genetischen Unter- suchung entnommen. Ziele: Die neurologische Klinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, ist eines von mehreren Zentren, das sich am Aufbau des Dystract-Registers beteiligt, mit dem Schwerpunkt der Untersuchung von nicht-motori- schen Symptomen bei BSP- und CD-Patienten und -Patientinnen. Fragestellung: Unterscheidet sich die Depressivität in Ausprägung und Häufigkeit zwischen BSP- und CD-Patienten und -Patientinnen? Methoden: Die Depressivität wurde mittels Beck-Depression-Inventar II (BDI-II), Hospital-Anxiety-and-Depression-Scale (HADS-D) und Patient-Health-Questionaire-9 (PHQ9), die Erkrankungsausprägung mit der Fahn-Marsden-Dystonia-Scale (FMDS) erfasst. Genetische Untersuchungen bei den BSP- und CD-Patienten und -Patientinnen umfassten eine Analyse für ~1000 seltene Varianten bei allen, eine Exom-Sequenzierung bei 20 und eine GenePanel-Sequenzierung (29 Dystonie- und Parkinsongenen) bei 15 Patienten und Patientinnen. Ergebnisse: Wir rekrutierten 89 Patienten und Patientinnen, von denen 65 (73,0 %) eine CD (Alter [Mittel; Standardabwei- chung; Spanne]: 44,8 ± 12,8; 7-74 Jahre, 27,7 % männlich) und 12 Patienten und Patientinnen (13,5 %) einen BSP (Alter: 57,8 ± 10,1; 34-71 Jahre; 41,7 % männlich) aufwiesen. In unserer Stichprobe litten BSP-Patienten und -Patientinnen häufiger an Depressionen (≥ 8 Punkte im HADS-D) als CD- Patienten und -Patientinnen (50,0 vs. 12,3 %; p = 0,006, Fisher´s-Exact-Test). Es fanden sich keine Gruppenunterschiede zwischen Patienten und Patientinnen mit und ohne Depression hinsichtlich Alter, Alter bei Erkrankungsbeginn und Er- krankungsdauer weder unter BSP- noch unter CD-Patienten und -Patientinnen (alle p >0,05; Wilcoxon-Test). Die Ausprä- gung der Depressivität unterschied sich zwischen BSP- und CD-Patienten und -Patientinnen nicht (Tabelle 1). Fragebogen HADS-D BDI-II PHQ9 FMDS BSP-Patienten und -Patientinnen CD-Patienten und -Patientinnen p-Wert (Wilcoxon-Test) 6,7 (± 5,3) 13,6 (± 10,6) 5,7 (± 4,9) 3,8 (± 2,6) 4,1 (± 3,4) 7,7 (± 7,2) 5,1 (± 4,2) 5,1 (± 2,0) 0,117 0,104 0,773 - Tabelle 1: Ausprägung der Depressivität und Erkrankungsschwere (Mittelwert, Standardabweichung) Abstracts 129

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DGN Kongress Bei BSP-Patienten und -Patientinnen korrelierte die Erkrankungsschwere der Dystonie nicht mit der Depressivität (HADS- D: r = -0,058; BDI-II r = 0,008; PHQ9: r = 0,229; alle p >0,05; Pearson Korrelation). Bei CD-Patienten und -Patientinnen zeigte sich jedoch im HADS-D und im BDI-II eine positive Korrelation (Bonferroni korrigiert), aber nicht im PHQ9, zwischen Er- krankungsschwere und Ausprägung der Depressivität (HADS-D: r = 0,340, p = 0,006; BDI-II: r = 0,349, p = 0,005; PHQ9: r = 0,216, p = 0,087; Pearson Korrelation). Keine(r) der genetisch untersuchten Patienten und Patientinnen hatte eine pathogene oder wahrscheinlich pathogene Variante in einem Gen, in dem Mutationen für eine Dystonie ursächlich sein können, insbesondere nicht in den Genen GNAL und ANO3. Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zur Literatur (Junker et al.), in der Patienten und Patientinnen mit CD häufiger als jene mit BSP (23,2 vs. 19,5 %) von einer Depression betroffen waren, erkrankten in unserer Stichprobe BSP- Patienten und -Patientinnen häufiger, allerdings in einer deutlich kleineren Stichprobe. Trotzdem zeigen unsere Daten, dass auch idio- pathische BSP-Patienten und -Patientinnen vermehrt an schwerer Depressivität leiden und diese als nicht-motorisches Symptom bei einer klinischen Evaluation berücksichtigt werden sollte. Referenzen: Junker, J., Berman, B.D. et al. Quality of life in isolated dystonia: Non-motor manifestations matter. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2021 Feb 9;jnnp-2020-325193 163 CerebNet: Deep learning cerebellar subsegmentation for fast and reliable atrophy quantification Jennifer Faber1,2, Emad Bahrami3, David Kügler1, Lea-Sophie Heinz1,2, Katherina Deike-Hoffmann4, Dagmar Timmann5, Thomas Ernst5, Thomas Klockgether1,2, Bart van de Warrenburg6, Judith van Gaalen6, Kathrin Reetz7,8, Gülin Öz9, Heike Jacobi10, Martin Reuter1 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Bonn, Deutschland; 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurologie, Bonn, Deutschland; 3Universität Bonn, Computer Science Departmant, Bonn, Deutschland; 4Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neuroradiologie, Bonn, Deutschland; 5Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurologie, Essen, Deutschland; 6Radboud university medical center, Department of Neurology, Donders Institute for Brain, Cognition, and Behaviour , Nijmegen, Netherlands; 7RWTH Aachen, Klinik für Neurologie, Aachen, Deutschland; 8Forschungszentrum Jülich, JARA-Brain Institute Molecular Neuroscience and Neuroimaging, Jülich, Deutschland; 9University of Minnesota, Center for Magnetic Resonance Research, Department of Radiology, Minneapolis, United States; 10Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Neurologie, Heidelberg, Deutschland Background: Quantifying the volume of the cerebellum and its lobules is of profound interest in various neurodegen- erative and acquired diseases. Especially for the most common spinocerebellar ataxias (SCA), for which the first gene silencing interventional trial has recently started, there is an urgent need for quantitative, sensitive imaging markers at pre-ataxic stages for stratification and treatment assessment. Goal: Establish a fast and reliable automatic tool for cerebellar subsegmentation. Questions: If an automated segmentation of the cerebellum can be established that fast and accurately detects age- and disease-related cerebellar atrophy. Methods: For training, validation, and testing of our deep learning method for cerebellar subsegmentation, CerebNet, 1mm isotropic T1-weighted images from 30 subjects were manually annotated into cerebellar lobules and vermal sub- segments as well as cerebellar white matter. Our approach uses the FastSurferCNN segmentation network. We evaluated the performance with established metrics (Dice, Hausdorff Distance (HD), 95th percentile of Hausdorff dis- 130 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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tance (HD95) as well as volume similarity) and compared the performance with other state-of-the-art methods using two-sided non-parametric Wilcoxon signed-rank test. Moreover, we applied the cerebellar subsegmentation in several ataxia cohorts (SCA1, SCA2, SCA3, SCA6 and MSA-C) as well as a large group of healthy controls along the entire lifespan (N=292). Results: CerebNet demonstrates a high accuracy (DICE = 0.87 and HD95=1.75mm) outperforming state-of-the art ap- proaches (Fig 1.1). Furthermore, it shows high test-retest reliability as well as high sensitivity to disease effects in SCA1, SCA2, SCA3, SCA6 and MSA-C (Fig. 1.2) as well as in normal aging (Fig. 1.3). Figure 1.1: Accuracy of the method. Comparison of mean Dice score (a), volume similarity (b)(larger values are better), and Robust (HD95) (c), and Hausdorff Distance (HD) (d) (smaller values are better). CerebNet outperforms ACAPULCO and SUIT+FS. ** p < 0.01 Figure 1.2: a) Cerebellar volumes of SCA1, SCA2, SCA3, SCA6 and MSA-C compared to Healthy Controls (HC), p < 0.05; p < 0.01; b) + c) Cerebellar volumes of the vermis, the left and right cerebellar hemispheric gray matter (CGM) and withe matter (CWM) are plotted against disease duration in years and ataxia severity. The gray horizontal line represents the mean ± 1 standard deviation of the HC as a reference. Abstracts 131

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DGN Kongress Figure 1.3: Correlation of cerebellar volumes with age for male (mint) and female (red) healthy controls. * p < 0.05; ** p < 0.01. Conclusions: With CerebNet, we provide a fully automated and efficient deep learning method with extensive validation. CerebNet does not require any preprocessing, such as spatial normalization or bias field correction. It demonstrates a high segmentation accuracy outperforming other state-of-the-art approaches and has shown to be sensitive to capture disease- and age-related changes in SCA1, SCA2, SCA3, SCA6 and MSA-C and HC. CerebNet is compatible with FreeSurfer and FastSurfer and capable of rapidly processing a T1-weighted MRI within 12 seconds. This enables detailed studies of the cerebellum substructures and efficient evaluation even in very large cohorts. CerebNet will be available as an open-source project with a docker container at github. 165 Functional relevance of orthostatic dysregulation in multiple system atrophy and progressive supranuclear palsy Teresa Kleinz1, Leonard Scholz1, Rachel Rohmann1, Antonia Bieber1, Katharina Müller1, Sophie Huckemann1, Eva Kühn1, Saskia Kools1, Lovis Hilker1, Christiane Schneider-Gold1, Ralf Gold1,2, Eun Hae Kwon1, Lars Tönges1,2, Kalliopi Pitarokoili1 1St. Josef- Hospital (Ruhr-Universität Bochum), Bochum, Deutschland; 2Neurodegeneration Research, Centre for Protein Diagnostics (ProDi), Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland Background: Atypical Parkinson’s syndromes (APS) show further neurological manifestations in addition to a hypoki- netic-rigid movement disorder. Autonomic dysfunction is particularly associated with the α-synucleinopathies multiple system atrophy (MSA) and idiopathic Parkinson‘s disease (PD). Objectives: The study aims to characterise autonomic neuropathies in APS. For this purpose, in addition to a detailed clinical examination, various parameters were collected in the tilt table examination and a size measurement of the vagus nerve was performed by ultrasound. 132 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Research question: What is the prevalence of autonomic dysfunction in MSA and PSP and its characteristics in the con- text of the two diseases? Is there an association with motor and non-motor parameters and can a statement be made about disease severity? Methods: From 10/2018 to 09/2021, a total of 41 patients with APS who fulfilled the diagnostic criteria of MSA (Gilman et al., 2008) or PSP (Höglinger et al., 2017) were included in a monocentric, prospective study (DRKS00020752). Particularly due to the high severity of the disease, a tilt table examination could finally be carried out on 20 MSA and 10 PSP patients. On the basis of these, a classification into physiological examination results and correlates of a circulatory regulation dis- order in the form of orthostatic hypotension (OH) or chronotropic incompetence (CI) took place. Various haemodynamic parameters also allow the differentiation of parasympathetic and sympathetic functions. Results: MSA patients (35 % female; mean age on examination 71.4±8.4, duration of disease 2.9±2.4 years), showed OH in 55 % of cases and CI in 35 %. The H&Y scale score was 3.6±1 and the MDS-UPDRS III score was 42.1±12.9. The average score in the SCOPA-AUT was 20±11.2 and in the PDQ 39-SI 34.2±17.1. The cross-sectional size of the vagus nerve was 2.35±0.6 mm2 on the right and 2.01±0.4 mm2 on the left, which was significantly smaller (p=0,016). Patients with ortho- static dysfunction showed worse motor examination in the MDS-UPDRS III (p=0,002) and more non-motor symptoms in the NMS-Quest (p=0,04). PSP patients (40 % female; mean age at examination 71.6±8, duration of disease: 3.2±3.4 years), had OH in 30 % of cases and CI in 50 %. The mean score on the H&Y scale was 3.4±0.7 and in the MDS-UPDRS III 38.4±13.4 points. The SCOPA-AUT score was 17.1±9.7 and the PDQ 39-SI score was 31±18.5. In cross-section, the vagus nerve showed 2.16±0.4 on the right and 1.91±0.4 mm2 on the left. Conclusion: Overall, there was a high prevalence of autonomic dysfunction in both MSA (90 %) and PSP (80 %) patients. Correlation analyses will be performed to evaluate an association of further clinical parameters. 185 Zerebelläre Volumetrie bei Patienten mit Essentiellem Tremor Natalie Gancarczyk1, Veronika Purrer1, Carsten Schmeel2, Valeri Borger3, Henning Boecker4, Ullrich Wüllner1, Jennifer Faber1 1Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Bonn, Deutschland; 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neuroradiologie, Bonn, Deutschland; 3Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Bonn, Deutschland; 4Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Bonn, Deutschland Hintergrund: Der Essentielle Tremor (ET) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Viele Patienten und Pati- entinnen entwickeln neben dem Tremor leichte zerebelläre Symptome. Es gibt einige Hinweise darauf, dass der ET auch mit einer Funktionsstörung des Kleinhirns assoziiert ist. Unter anderem erfolgte der Nachweis der Affektion des zerebello- thalamo-kortikalen Traktes bei ET, wobei sich jedoch teils widersprüchliche Ergebnisse fanden. Eine Untersuchung des Volumens der grauen (GM) und weißen Substanz (WM) des Kleinhirns erfolgte bislang nicht. Ziele: Untersuchung der alters- und ganzhirnkorrigierten Volumina der grauen und weißen Substanz des Kleinhirns bei Patienten und Patientinnen mit ET im Vergleich zu gesunden Kontrollen sowie deren Assoziation zur Krankheitsschwere und -dauer. Fragestellung: Unterscheiden sich die Volumina des Kleinhirns von Patienten und Patientinnen mit Essentiellem Tremor von denen gesunder Kontrollen im gleichen Altersspektrum? Zeigt sich ein Zusammenhang mit der Krankheitsdauer? Methoden: Es lagen T1-gewichtete Magnetresonanztomographische Aufnahmen (T1w MRI), 1mm isotroper Auflösung, von insgesamt 56 Patienten und Patientinnen mit ET (mittleres Alter 68,6 (SD 10,9), 55 % männlich, mittleres Erkran- kungsalter 38,6; mittlere Krankheitsdauer 29,5 Jahre) sowie 238 gesunden Kontrollen (HC, mittleres Alter 54,5 Jahre (SD Abstracts 133

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DGN Kongress 11,3); 45 % männlich) vor. In die hier berichtete Zwischenanalyse wurden 29 Patienten und Patientinnen mit ET sowie alle Kontrollen aufgenommen. Alle T1w MRI wurden korrigiert für Feldinhomogenitäten (ants) und anschließend automati- siert segmentiert (FreeSurfer). Die Volumina der grauen und weißen Substanz des rechten und linken Kleinhirns wurden auf das Gesamthirnvolumen skaliert. In einem gemischten linearen Modell mit Alter als Kovariate und Geschlecht sowie Gruppe (ET vs. HC) als fixer Faktor erfolgte der Gruppenvergleich. Eine Korrektur für multiples Testen erfolgte mit Bonfer- roni. P-Werte < 0,01 wurden als signifikant betrachtet. Es erfolgte eine Korrelation gegen Alter in den Gruppen ET und HC sowie gegen Krankheitsdauer in der Gruppe der Patienten, berichtet wird R2. Ergebnisse: Das Volumen der GM des Kleinhirns links unterscheidet sich nicht signifikant bei ET im Vergleich zu Ge- sunden. Das Volumen der GM rechts sowie die WM beidseits ist signifikant höher bei ET im Vergleich zu Gesunden. Das Volumen der GM und WM beidseits korreliert negativ mit dem Alter sowohl bei gesunden Kontrollen (R2: GM re 0,077, GM li 0,108, WM re 0,135, WM li 0,218) als auch bei Patienten und Patientinnen mit ET (R2: GM re 0,044, GM li 0,056, WM re 0,020, WM li 0,019). Der Zusammenhang zwischen Alter und Krankheitsdauer war schwach positiv (R2 0,013). Der Zu- sammenhang der Volumina mit der Krankheitsdauer war schwach positiv (R2: GM re 0,006, GM li 0,001, WM re 0,028, WM li 0,016). Abbildung 1 zeigt exemplarisch GM rechtsseitig. Abbildung 1. Schlussfolgerungen: Eine erste Zwischenanalyse zeigte ein erhöhtes Volumen der grauen und weißen Substanz bei Patienten und Patientinnen mit Essentiellem Tremor im Vergleich zu gesunden Kontrollen des gleichen Altersbereichs sowie keine wesentliche Korrelation mit der Krankheitsdauer. Inwiefern dies möglicherweise als eine Art Kompensations- mechanismus zu werten ist, kann mit der vorliegenden Arbeit nicht bewertet werden. Neuropathologische Studien mit Nachweis von Purkinjezellverlust bei ET hätten ein gegenteiliges Ergebnis erwarten lassen. Als nächste Schritte werden wir die Analyse auf die Gesamtkohorte ausdehnen sowie eine Volumetrie auf Ebene einzelner Kleinhirnlobuli ergänzen je z-transformiert auf die Verteilung innerhalb der gesunden Kontrollen. 134 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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195 Morphologic alterations in peripheral nerves of IPS Patients examined with High Resolution Ultrasound Louisa Ortmann1, Lars Tönges1, Kalliopi Pitarokoili1, Leonard Scholz1, Ralf Gold1, Christiane Schneider-Gold1, Antonia Bieber1, Teresa Kleinz1, Sophie Huckemann1, Eva Kühn1, Anna Lena Fisse1, Lovis Hilker1, Lea Ebner1, Paulina Averdunk1, Katharina Müller1, András Kirchgässler1, Saskia Kools1, Louisa Basner1 1St. Josef-Hospital Hörsaal - Katholisches Klinikum Bochum, Bochum, Deutschland Background: The reported prevalence of axonal polyneuropathy (PNP) in patients with idiopathic Parkinson Syndrome (IPS) is about 55 %. Alpha synuclein pathology as well as levodopa exposure are discussed as the main driving factors [Doppler et al., 2010; Toth et al., 2010]. Goals: A study of our group evaluated morphologic alterations of peripheral nerves in PD using nerve ultrasound and showed alterations mostly in entrapment sites [Kühn et al., 2020]. We investigated this observation and a possible longi- tudinal progression in a larger cohort. Methods: We included 100 patients with IPS based on the criteria of UKBB for IPS and the MDS criteria for Parkinson’s Dis- ease in a monocentric study from 2018 to 2022. Other PNP causes were excluded before study inclusion. The group had a mean age of 67,71 (+/- 9,74) and a gender distribution of 58 males to 42 females. An examination with HRUS was used to evaluate the peripheral nerves, specifically measuring the cross-sectional-area (CSA), at 14 different anatomical points. Of those anatomical points 5 are typical entrapment sites and the remaining 9 were non-entrapment sites. The patients received an initial examination and up to 3 follow-up examinations within a timeframe of 1, 2 and 3 years (+/- 3 month) [DRKS, DRKS00020752, 2020]. The values were compared with reference values of our group [Kerasnoudis et al., 2013]. Results: On average 46,5 % of CSA values at entrapment sides were over the cut-off value compared to 15,9 % of CSA values at non-entrapment sites. The entrapment site with the least amount of enlarged CSA values was the median nerve at the carpal tunnel at 13 % and the entrapment site with most enlarged CSA values was the tibial nerve at the malleolus medialis with 71,13 %. Fig. 1 Abstracts 135

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DGN Kongress Fig. 2 %(N) T0/1 T0/2 T0/3 T0/T1 T0/T2 T0/T3 Medianus uapper armUlnaris Loge Guyon 14,63 (6) 16,67 (4) 25 (2) 2,44 (1) 4,17 (1) 12,5 (1) Medianus carpal tunnel Medianus Forearm 17,07 (7) 20,83 (5) 25 (2) Radialis 0 (0) 4,17 (1) 0 (0) Ulnaris cubital sulcus Ulnaris upper arm 19,51 (8) 12,2 (5) 20,83 (5) 8,33 (2) 37,5 (3) 25 (2) Fibularis caput fibulae Fib. popliteal fossa Tibialis popliteal fossa Tibialis malleolus medialis Suralis 41,03 (16) 56,52 (13) 75 (6) Ulnaris forearm 7,32 (3) 4,17 (1) 25 (2) 7,32 (3) 0 (0) 37,5 (3) Vagus 0 (0) 0 (0) 0 (0) 31,58 (12) 21,74 (5) 100 (8) 52,63 (20) 56,52 (13) 75 (6) 28,95 (11) 30,43 (7) 62,5 (5) 0 (0) 0 (0) 0 (0) Fig.3: Percentages of at least 2 mm² CSA increase, entrapment sides in brown At the other non-entrapment sites numbers ranged from 2 % for the ulnar nerve at the upper arm to 10 % for the ulnar nerve at the forearm. Concerning longitudinal CSA increase, all entrapment sites and both the median nerve at the upper arm and the tibial nerve at the popliteal fossa showed continual CSA increase longitudinally. The median nerve at the carpal tunnel showed an enlargement of at least 2 mm² compared to the initial examination in 17,07 % of examinations after one year, 20,8 % after two years and 25 % after three years. The tibial nerve at the popliteal fossa had increased by 2 mm² in 52,63 % of cases after one year, in 56,5 % after two years and in 75 % after three years. Conclusion: In IPS HRUS revealed more pronounced and more progressive nerve damage at entrapment sites compared to non-entrapment sites indicating increased vulnerability of peripheral nerves to mechanical burden. 136 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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206 Whole gene deletions of GNAL might be an underestimated cause of isolated dystonia: Report of six new cases Emily Wedgwood-Benn1, Friederike Borngräber2, Zied Landoulsi3, Sebastian Loens4, Eva-Juliane Vollstedt1, Frauke Hinrichs1, Björn-Hergen Laabs5, Tobias Bäumer4, Ebba Lohmann6, Susan Bressman7,8, Rachel Saunders-Pullman7,8, Deborah Raymond7,8, Laurie J Ozelius9, Inke R König5, Christine Klein1, Andrea A Kühn2, Martje G Pauly1,4,10, Patrick May3, Katja Lohmann1 1Institute of Neurogenetics, University of Lübeck, Lübeck, Deutschland; 2Department of Neurology, Movement disorders and Neuromodulation Unit, Charité Berlin, Berlin, Deutschland; 3Luxembourg Centre for Systems Biomedicine, University of Luxembourg, Esch-sur-Alzette, Esch-sur-Alzette, Luxembourg; 4Institute of Systems Motor Science, University of Lübeck, Lübeck, Deutschland; 5Institute of Medical Biometry and Statistics, University of Lübeck, Lübeck, Deutschland; 6Department of Neurodegenerative Diseases, Hertie Institute for Clinical Brain Research, University of Tübingen, Tübingen, Deutschland; 7Department of Neurology, Ichan School of Medicine at Mount Sinai, New York, New York, United States; 8Department of Neurology, Mount Sinai Beth Israel, New York, New York, United States; 9Department of Neurology, Massachusetts General Hospital and Harvard Medical School, Boston, Boston, United States; 10Department of Neurology, University Hospital Schleswig-Holstein, Lübeck, Lübeck, Deutschland Background: Dystonia is a rare, clinically and genetically heterogenous movement disorder. Although the molecular mechanisms underlying isolated dystonia are largely unknown, pathogenic variants in several genes have been une- quivocally established as cause of isolated dystonia. This includes the GNAL gene on the short arm of chromosome 18 (18p11.21). Different variants including missense, nonsense, and frameshift variants have been reported in dystonia patients as well as whole GNAL deletions in patients with 18p deletion syndrome. Disease onset in GNAL-linked dystonia is often in the neck; generalization of dystonic features is rarely observed. Aim: To evaluate the role of copy number variants (CNV) in GNAL in dystonia patients. Objective: How frequent are CNVs in GNAL in dystonia patients? Methods: Within the Research Unit ProtectMove (https://protect-move.de), we genotyped 13,049 samples, including 3,895 dystonia patients using the Global Screening Array V01 (GSA, Illumina). CNV analysis was carried out with PennCNV. To confirm predicted CNVs and to narrow the breakpoints, we used quantitative PCR with different primer pairs. Results: PennCNV analysis suggested large deletions (350-2300kb) involving GNAL in six dystonia patients (P1-P6; 0.15%) but in none of the ~9000 patients with Parkinson’s disease or controls. Quantitative PCR could be performed in five pa- tients (no remaining material for P4), and the heterozygous GNAL deletions were confirmed in these patients. P1 and his father P2 shared the same deletion of ~1,200kb. The deletion in P3 extended towards the centromere, whereas there was not enough material to narrow the breakpoints in the other three patients. Clinically, the age of onset varied between 31 and 55 years. At least four patients had onset in the neck and spread of symptoms to segmental or generalized dystonia (missing information for the other two patients). P1 (male) developed cervical dystonia at an age of 35 years, which subsequently generalized to the shoulders, upper arms, trunk and legs over years, while his father suffered from cervical dystonia since the age of 55 years. Dystonic features in P4 (female) spread from the neck to the face, jaw and all limbs with the right side being more affected. P5 (male) presented with Meige syndrome, including blepharospasm and oromandibular dyskinesia. In P6, dystonia spread from the neck to the lower face. Three patients had a positive family history. Conclusion: To date, <20 patients with GNAL deletions have been published in the literature.2,3 We here report six ad- ditional patients whose deletion had previously been missed despite genetic testing by Sanger-sequencing, gene panel analysis and Multiplex Ligation-dependent Probe amplification (MLPA) since no commercially available probe mix targets GNAL. Our results suggest a possible underestimation of GNAL deletions, as they are difficult to detect with standard methods. Abstracts 137

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DGN Kongress Further, we demonstrate that large deletions can be reliably called using a high-density genotyping array (100% valida- tion rate). From a phenotypic perspective, generalization in carriers of GNAL deletions may be more frequent compared to carriers of single nucleotide variants or small insertions or deletions despite comparable age at onset in mid-adult- hood. 238 Effekt der Parkinson-Komplextherapie auf alltagsrelevante Dual-Task-Gehaufgaben: eine prospektive Beobachtungsstudie Judith Oppermann1, Raphael Scherbaum1, Andreas Moewius1, Vera Tschentscher1, Johanna Geritz2, Julius Welzel2, Clint Hansen2, Ralf Gold1, Walter Maetzler2, Lars Tönges1 1Universitätsklinik St. Josef-Hospital Bochum, Klinik für Neurologie, Bochum, Deutschland; 2Christian-Albrechts-Universität Kiel, Klinik für Neurologie, Kiel, Deutschland Hintergrund: Die multidisziplinäre Parkinson-Komplextherapie (PKT) verbessert die motorischen Alltagsfunktionen und die Lebensqualität von Patienten und Patientinnen mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS). Der Einfluss der PKT auf sensorbasiert gemessene Gangfunktionen, während einer alltagsrelevanten Dual-Task-Gehaufgabe wurde bisher nicht untersucht. Ziele: Ziel war die Darstellung des Einflusses der PKT auf sensorbasiert gemessene Gangfunktionen während einer all- tagsrelevanten Dual-Task-Gehaufgabe. Fragestellung: Verändern sich sensorbasierte Gangparameter während einer Dual-Task-Gehaufgabe im Laufe der PKT? Methoden: In diese Subanalyse der prospektiven Beobachtungsstudie „Park-Move“ schlossen wir IPS-Patienten und -Pa- tientinnen ein, die zwischen 09/2019 und 08/2021 an einer 14-tägigen PKT in einer neurologischen Universitätsklinik teilnahmen. Zu Therapiebeginn (T1) und -Ende (T2) untersuchten wir motorische Symptome (Movement Disorder Soci- ety Unified Parkinson’s Disease [PD] Rating Scale III [MDS-UPDRS], Berg Balance Scale [BBS], Short Physical Performance Battery [SPPB], Timed Up and Go Test [TUG]), Alltagsfunktionen (MDS-UPDRS II) und Lebensqualität (PD Questionnaire [PDQ-39]). Wir führten zu beiden Untersuchungszeitpunkten sensorbasierte Ganganalysen während einer motorisch-kognitiven Dual-Task-Gehaufgabe (serielle Subtraktion) über 20 m durch (Rehagait®, Hasomed). Mittels Bayes‘schen t-Test unter- suchten wir den Prä-Post-Vergleich. Gangparameter, die signifikant und stark (p < 0,05, Spearman‘s r > 0,5) mit der Velo- city korrelierten, wurden auf eine Velocity von 1 m/s korrigiert. Ergebnisse: In der Studienpopulation (N=56, Alter [M±SD] 66,3±9,5 Jahre, Hoehn-und-Yahr-Stadium [Median±IQR] 2,5±0,5) verbesserten sich verschiedene motorische Parameter (MDS-UPDRS III [M±SD]: -4±7) sowie die Lebensqualität (PDQ-39 Summary Index [M±SD]: -2,4±6,6) und Alltagsfunktionen (MDS-UPDRS II [±SD]: -2,7±3,7) signifikant. In der Ganganalyse verbesserten sich Velocity, Cadence, Step Time und Stride Time signifikant (Tabelle 1). Auch die Pha- senparameter Stance Time und Double Limb Support Time verringerten sich signifikant. Step Length und Stride Length verbesserten sich nicht. Schlussfolgerungen: Im Laufe der PKT verändern sich sensorbasierte Gangparameter während einer Dual-Task-Geh- aufgabe in Richtung eines optimierten Gangbilds mit Verbesserungen der Rhythmus- und Phasenparameter. Die PKT verbessert motorische Symptome, Alltagsfunktionen sowie subjektiv eingeschätzte Lebensqualität. 138 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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n = 35 Pace Velocity [m/s] Step Length [m] Stride Length [m] Rrythm Cadence [Schritte/s] Step Time [s] Stride Time [s] Phases Stance Time [s] Swing Time [s] Single Limb Support Time [s] Double Limb Support Time [s] Variability Step Time Variability Double Limb Support Variability Asymmetry Asymmetry M SD t 0,08 -0,01 -0,02 0,04 -0,02 -0,03 -0,02 0,00 -0,01 -0,01 -0,04 -0,04 0,16 0,03 0,05 0,07 0,02 0,05 0,05 0,02 0,04 0,02 0,14 0,14 2,93 -2,61 -1,89 3,89 -4,46 -2,98 -2,93 -0,32 -1,93 -3,51 -1,71 -1,59 -0,01 0,04 -1,63 df 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 p 0,006 0,013 0,067 < 0,001 < 0,001 0,005 0,006 0,754 0,061 0,001 0,096 0,121 0,112 Tabelle 1. Durchschnittliche Veränderungen der Gangparameter während einer motorisch-kognitiven Dual-Task-Gehaufgabe. 239 Modification of clinic and fMRI-activation pattern caused by rTMS in essential tremor Victoria Sophia Pfeiffer1, Lukas Rodax1, Christian Erdmann1,2, Thomas Münte1, Anne Weißbach3,4, Matthias Nitschke1 1Department of Neurology, Lübeck, Deutschland; 2Institute for Neuroradiology, Lübeck, Deutschland; 3Institute of Systems Motor Science, Lübeck, Deutschland; 4Institute of Neurogenetics, Lübeck, Deutschland Background: Leading hypothesis for Essential Tremor (ET) is a functional degeneration of purkinje cells causing a gab- aergic insufficiency in the cerebellum [2]. A possible treatment might be the repetitive Transcranial Magnet-stimulation (rTMS). It has been shown that 1Hz-stimu- lation above the cerebellum reduces the clinical score in essential tremor[1, 3]. Objective: Stimulating the posterior lobuli of the cerebellum with 1Hz-rTMS, we assumed to reduce the TETRAS-Score in ET patients and to approve the rTMS as a therapeutical option. fMRI served as a tool to investigate the induced ef- fects. Abstracts 139

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DGN Kongress Methods: 15 ET patients with dominant hand tremor participated on two measurements. One day they received a 1Hz- rTMS with an intensity of 90% resting motor threshold (day A), the other day a sham-stimulation (day B) for 20 minutes. Before and after stimulation the tremor was ranged by TETRAS-Score. The cerebellar hemisphere of the more affected hand was stimulated (11 right, 4 left). fMRI was performed before and after rTMS on day A. 5 randomized participants achieved fMRI on day B additionally. The task was a visuomotor reaching movement in block-design. Eventually, we eval- uated the reduction of the TETRAS-Score as well as the differences in the cerebellar activation pattern for each day. Results: The TETRAS-Score was reduced on average about 5,83 points (95%CI [-7,46; -4,2]; p<0,001) on day A. This con- firms a reduction of 36,12% in comparison to the baseline. Most differences were distinguishable in the intention and resting tremor of the stimulated side. The fMRI after rTMS on the right hemisphere showed an increased activation of the lobulus VIII ipsilateral (T=4,37; p=0,05) than before (T=1,92; p=0,05). Also, after left-sided rTMS lobulus VIII showed a stronger signal (T=5,1; p=0,05) than before (T=0; p=0,05). On day B the score was reduced on average about 1,8 points (95%CI [-3,02; -0,58]; p=0,009), equivalent to a percentage loss of 7,86%. In fMRI no new cluster was found after sham-stimulation (before sham T=1,72, after sham T=0; p=0,1). Conclusion: 1Hz-rTMS above lobulus VIII reduces the ET significantly. Furthermore, it induces a higher activity of the cerebellum. Based on the purkinje cell-loss and gabaergic insufficiency, we hypothesized that rTMS increases the purkinje cell’s activation, leading to less discharge of the Nucleus dentatus and thalamus, with the results of an approvement of ET. Finally, rTMS appears to be a promising therapy option in ET. Referenzen: 1. Gironell A, Kulisevsky J, Lorenzo J et al (2002) Transcranial Magnetic Stimulation of the Cerebellum in Essential Tremor: A Controlled Study. JAMA Neurology 59:413–417. https://doi.org/10.1001/archneur.59.3.413 140 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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2. Louis ED, Faust PL, Vonsattel J-PG et al (2007) Neuropathological changes in essential tremor: 33 cases compared with 21 controls. Brain 130:3297–3307. https://doi.org/10.1093/brain/awm266 3. Popa T, Russo M, Vidailhet M et al (2013) Cerebellar rTMS stimulation may induce prolonged clinical benefits in essential tremor, and subjacent changes in functional connectivity: An open label trial. Brain Stimulation 6:175–179. https://doi. org/10.1016/j.brs.2012.04.009 303 NfL und GFAP als neue in-vivo Biomarker bei idiopathischem Parkinson-Syndrom und Multisystematrophie Sabrina Katzdobler1,2,3, Georg Nübling1,2, Urban M. Fietzek1,2, Carla Palleis1,2,3, Brigitte Nuscher4, Christian Haass2,3,4, Johannes Levin1,2,3 1Klinikum der Universität München, LMU München, Neurologische Klinik und Poliklinik, München, Deutschland; 2Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), München, Deutschland; 3Munich Cluster for Systems Neurology (SyNergy), München, Deutschland; 4Medizinische Fakultät, LMU München, Lehrstuhl für Stoffwechselbiochemie, Biomedizinisches Centrum (BMC), München, Deutschland Hintergrund: Das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) und die Multisystematrophie (MSA) sind neuropathologisch gekennzeichnet durch Ablagerungen von α-Synuklein-Aggregaten, die sich zwischen den beiden Krankheits-Entitäten sowohl topologisch als auch morphologisch unterscheiden. Der bei beiden Erkrankungen auftretende Nervenzellunter- gang ist jeweils von neuroinflammatorischen Prozessen begleitet, die auch eine reaktive Astrozytose einschließen. Auf- grund von Überschneidungen des klinischen Phänotyps sind objektivierbare in-vivo Biomarker zur Differentialdiagnostik und Beurteilung der Erkrankungsschwere erstrebenswert. Insbesondere angesichts der unterschiedlichen Prognose dieser beiden Erkrankungen sowie zunehmender an der Patho- physiologie der Erkrankungen ausgerichteter Therapiestudien ist die Verbesserung der ante-mortem Diagnostik sowie des Krankheitsmonitoring dieser Entitäten dringend nötig. Ziele: In einer Kohorte von IPS- und MSA-Patienten und -Patientinnen sollen Neurofilament Leichtkette (NfL) als Surrog- atmarker für Neurodegeneration und Saures Gliafaserprotein (Glial fibrillary acidic protein) als Surrogatmarker für reakti- ve Astrozytose hinsichtlich ihrer Eignung als in-vivo Biomarker bei α-Synukleinopathien untersucht werden. Fragestellung: Eignen sich NfL und GFAP in Liquor und Plasma als neue in-vivo Biomarker zur Differentialdiagnostik und zur Beurteilung der Krankheitsschwere von IPS und MSA? Methoden: NfL- und GFAP-Konzentrationen in Plasma und Liquor einer IPS- und MSA-Kohorte sowie einer altersglei- chen gesunden Kontrollgruppe (HC) wurden auf der Quanterix Simoa® Plattform analysiert. Die Krankheitsschwere wurde für IPS Patienten und Patientinnen anhand des UPDRS (Unified Parkinson's Disease Rating Scale), für MSA Pa- tienten und Patientinnen anhand des UMSARS (Unified Multiple System Atrophy Rating Scale) erhoben. Biomarker- Konzentrationen wurden cross-sectional zwischen IPS und MSA sowie zu HC verglichen. Innerhalb der IPS- sowie der MSA-Kohorte wurden die Korrelation von Biomarker-Konzentrationen mit der jeweiligen Krankheitsschwere (UPDRS, UMSARS) untersucht. Ergebnisse: Sowohl Liquor- als auch Plasma-Konzentrationen von NfL zeigten sich in der MSA-Kohorte signifikant erhöht gegenüber der IPS- und HC-Kohorte (p < 0,01). Für GFAP zeigte sich eine signifikante Erhöhung der Liquor- Konzentration von MSA gegenüber HC (p < 0,01), wohingegen keine Unterscheidung der Kohorten anhand der Plasma- GFAP-Konzentrationen möglich war. Innerhalb der MSA Kohorte zeigten Liquor- sowie Plasma-GFAP-Konzentrationen eine signifikante Korrelation mit dem UMSARS (Liquor: p < 0,01, r = 0,71; Plasma: p < 0,05, r = 0,46), nicht jedoch mit dem UPDRS bei IPS. Es zeigte sich keine Korrelation der NfL Liquor- und Plasma-Konzentrationen mit der Krankheitsschwere innerhalb der MSA oder der IPS-Kohorte. Abstracts 141

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DGN Kongress Alter [Jahre] Erkrankungsdauer [Jahre] Anzahl Plasmaproben Anzahl Liquorproben Plasma-Konzentration NfL [pg/ml] Plasma-Konzentration GFAP [pg/ml] MSA 56,2 (15,1) 3,37 (3,28) 23 14 23,6 (21,6) 103,5 (76,1) PD 57,4 (12,7) 3,3 (2,76) 22 14 8,4 (5,2) 77,6 (63,7) Liquor-Konzentration NfL [pg/ml] 4290,0 (3460,0) 684,0 (430,0) Liquor-Konzentration GFAP [pg/ml] 17100,0 (9575,0) 12750,0 (7597,5) Tabelle 1: Übersicht klinischer Daten der Kohorten. Jeweils Medianwerte (Interquartilbereich) HC 65,9 (11,0) - 11 14 11,3 (7,1) 55,6 (87,5) 611,5 (479,5) 8255 (6360,0) Schlussfolgerungen: In der Untersuchung einer MSA- und IPS-Kohorte zeigte sich NfL sowohl in Plasma als auch in Liquor als vielversprechender in-vivo Biomarker zur Differentialdiagnostik zwischen MSA und IPS. GFAP hingegen scheint insbesondere als potentieller in-vivo Biomarker zur Beurteilung der Krankheitsschwere bei MSA geeignet zu sein, nicht jedoch bei IPS. Beide Biomarker sollten in einer größeren, unabhängigen Kohorte als neue in-vivo Biomarker für Differen- tialdiagnostik (NfL) und Beurteilung der Krankheitsschwere (GFAP) bei MSA und IPS verfolgt werden. 322 Comparison of induced pluripotent stem cell (iPSC) derived medium spiny neurons from patients with multiple system atrophy (MSA) and healthy controls: an update Lisa Henkel1,2, Alessio DI Fonzo3, Philip Seibler4, Florian Wegner1,2, Günter U. Höglinger1,2 1Hannover Medical School, Department of Neurology, Hannover, Deutschland; 2Center for Systems Neuroscience (ZSN), Hannover, Deutschland; 3University of Milan, IRCCS Foundation Ca‘ Granda Ospedale Maggiore Policlinico, Dino Ferrari Center, Neuroscience Section, Department of Pathophysiology and Transplantation, Milan, Italy; 4University of Luebeck, Institute of Neurogenetics, Luebeck, Deutschland Background: Multiple system atrophy (MSA) is a rare neurodegenerative disorder of uncertain etiology that is clinically characterized by various combinations of parkinsonism, cerebellar, autonomic, and motor dysfunction. The major clini- cal variants correlate with the morphologic phenotypes of olivopontocerebellar atrophy (MSA-C) and striatonigral de- generation (MSA-P). α-synuclein inclusions in oligodendroglia are the neuropathologic hallmark of MSA and may even represent a primary pathologic event. Aims: In this study we aim to establish iPSC lines from MSA patients and matched healthy controls. We subsequent- ly differentiate the iPSCs into striatal medium spiny neurons (MSNs) to compare their morphological and functional properties. We chose striatal medium spiny neurons as our target cell type since they make up the majority of cells in the putamen where α-synuclein strongly accumulates in MSA. Question: Do the striatal medium spiny neurons generated from MSA patients show any difference regarding their gene expression, morphology and function compared to those generated from healthy controls? Methods: iPSC from patients with MSA and healthy controls are reprogrammed from human adult fibroblasts using mRNA, which then are differentiated into striatal medium spiny neurons (MSNs), initiated by the generation of embryoid bodies using WNT and double SMAD inhibition. The striatal neuronal character of mature MSNs is analysed using immunocytochemistry as well as gene expression analysis. The functional integrity of the generated neurons is assessed via single cell patch clamp and calcium imaging. 142 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Results and Conclusion: After 70 days of differentiation a large population of striatal medium spiny neurons (GABA- and CTIP2-positive cells) was generated from iPSC lines of MSA patients (n=3) and matched healthy controls (n=3). Elec- trophysiological analysis using whole-cell patch-clamp recordings revealed lower frequencies of synaptic activity and spontaneous action potentials in MSA patient-derived neurons than in healthy controls. This hypoexcitability phenotype suggests an early functional deficit in MSA neurons which may be linked to alpha-synuclein pathophysiology. 353 Risikofaktoren für Impulskontrollstörungen und Apathie Hendrik Theis1, Gérard Nisal Bischof2, Stéphane Prange2, Merle C Hoenig2, Kathrin Giehl2, Jochen Hammes2, Marc Tittgemeyer3, Lars Timmermann4, Gereon R Fink1, Alexander Drzezga2, Carsten Eggers4, Thilo van Eimeren1,2 1Universität zu Köln, Klinik für Neurologie, Köln, Deutschland; 2Universität zu Köln, Klinik für Nuklearmedizin, Köln, Deutschland; 3Max Planck Institut für Stoffwechselforschung, Köln, Deutschland; 4Universität Marburg, Klinik für Neurologie, Marburg, Deutschland Hintergrund: Impulskontrollstörungen unter Dopaminersatztherapie sowie Apathie sind typische nicht motorische Symptome bei Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson. Kohortenstudien konnte zeigen, dass Apathie und Impulskontrollstörungen komorbid auftreten (Scott et al. 2020, Neurology). In einem kürzlich veröffentlichten Review wurde die Hypothese aufgestellt, dass ein hypodopaminerger Zustand im ventralen Striatum für beide Verhaltensex- treme verantwortlich sein könnte und die Patienten abhängig vom Dopaminspiegel zwischen den Verhaltensextremen wechseln (Theis et al. 2021, npj Parkinson‘s Disease). Ziele: Ziel der Studie ist es, Risikofaktoren für Impulskontrollstörungen und Apathie mittels demographischer Daten, Verhaltensdaten, anatomischer sowie funktioneller Bildgebung und genetischen Methoden zu identifizieren. Fragestellung: Lassen sich mittels Verhaltensdaten, Bestimmung des D2- und D3-Polymorphismus, anatomischen so- wie funktionellen MRT und 18F-DOPA-PET Risikofaktoren für die Entstehung von Impulskontrollstörungen und Apathie ermitteln. Methoden: Von 54 Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson wurden demographische Daten und Verhaltens- daten erhoben. Die Patienten erhielten ein anatomisches MRT und ein resting-state fMRT. Darüber hinaus wurde der D2- und D3-Polymorphismus bestimmt. Ein Teil der Patienten (25) erhielt ein dynamisches 18F-DOPA-PET. Die statistische Auswertung der Verhaltensdaten und der genetischen Daten erfolgte in SPSS. Mittels voxel-based morphometry (CAT12) wurde das strukturelle Volumen berechnet. Mittels der DPARSF-Toolbox wurde eine seed-basierte funktionelle Konnek- tivitätsanalyse durchgeführt. Das DOPA-Ki (Dopaminsynthesekapazität) wurde mit einem Patlak-Plot berechnet. Voxel- weise whole-brain Analysen wurden in SPM12 durchgeführt. Ergebnisse: Impulskontrollstörungen und Apathie waren positiv miteinander korreliert. Patientinnen und Patienten mit Apathie hatten schwerere Impulskontrollstörungen (Fig. 1A, B) als Patientinnen und Patienten ohne Apathie. Alter, biolo- gisches Geschlecht, UPDRS-off, Levodopa-Äquivalenzdosis und Dopaminagonisten-Äquivalenzdosis hatten keinen Ein- fluss auf die Schwere von Impulskontrollstörungen und Apathie. Der D3-Polymorphismus war assoziiert mit schwereren Impulskontrollstörungen als bei der nicht mutierten Form. Apathie verstärkte den Effekt des D3-Polymorphismus auf die Schwere der Impulskontrollstörungen (Fig. 1C). Ein geringeres Volumen des ventralen Striatums und des Putamens war assoziiert mit Schwere der Apathie nicht jedoch mit Impulskontrollstörungen (Fig. 2A). Ein funktionelles „Apathienetzwerk“ wurde mittels einer seed-basierten (Putamen) Konnektivitätsanalyse generiert. Das resultierende Netzwerk ähnelte dem Salience-Network (Fig. 2B). Die Dopaminsynthesekapazität im ventralen Striatum und im Putamen war negativ korreliert mit der Schwere von Im- pulskontrollstörungen. Dieser Effekt wurde getrieben durch die Interaktion zwischen Impulskontrollstörungen und Apa- thie (Fig. 3). Abstracts 143

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DGN Kongress Abbildung 1: A. Mann-Whitney-U-Test bezüglich der Schwere von Impulskontrollstörungen zwischen Patientinnen und Patienten mit und ohne Apathie. B: Spearman Korrelation zwischen Impulskontrollstörungen und Apathie. C: Univariate (Impulskontrollstörungen) zweifaktorielle (Apathie, D3-Polymorphismus) Varianzanalyse mit Bootstrap. Abbildung 2: A. Voxelweise negative Korrelation zwischen Impulskontrollstörungen und Apathie korrigiert für Impulskontrollstörungen und Depression (illustratorischer Threshold p<0.001 unc.). B. Funktionelles Konnektivitätsnetwerk (illustratorischer Threshold p<0.05 FWE). Abbildung 3: Negative Korrelation zwischen Dopaminsynthesekapazität und Impulskontrollstörungen*Apathie (illustratorischer Threshold p<0.05 unc.) 144 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Schlussfolgerungen: Es erscheint sinnvoll, Patientinnen und Patienten vor dem Beginn einer Dopaminersatztherapie auf Anzeichen von Apathie zu untersuchen, da Apathie und Impulskontrollstörungen positiv miteinander korreliert wa- ren. Ein D3-Polymorphismus zusammen mit Apathie erhöht deutlich das Risiko für schwere Impuls-kontrollstörungen. Als weitere Risikofaktoren können eine Atrophie sowie eine reduzierte Dopaminsynthesekapazität im Bereich des ven- tralen Striatums sowie des Putamens angesehen werden. Eine Implementierung eines solchen Screenings in der Zu- kunft könnte relativ unproblematisch umgesetzt werden, da viele Patientinnen und Patienten zur Diagnosesicherung ein anatomisches MRT sowie eine nuklearmedizinische Bildgebung des präsynaptischen dopaminergen Systems (häufig DAT-SPECT) erhalten. 358 Aggregation pathologischer Proteinstrukturen isoliert aus iRBD-Serum Annika Kluge1, Jan-Lukas de Zeeuw2, Daniela Berg1, Dieter Kunz2 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Neurologie, Kiel, Deutschland; 2Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie und St. Hedwig-Krankenhaus, Schlafforschung und Chronobiologie, Klinik für Schlaf- und Chronomedizin, Berlin, Deutschland Hintergrund: Die Prodromalphase der Parkinsonerkrankung ist durch eine Vielzahl nicht-motorischer Symptome ge- kennzeichnet und kann der motorischen Manifestation der Erkrankung um Jahrzehnte vorausgehen. Zu den wichtigsten klinischen Prodromalmarkern zählt die idiopathische REM-Schlaf-Verhaltensstörung (iRBD), da mehr als 80 % der Betrof- fenen im späteren Leben eine α-Synucleinopathie entwickeln. iRBD-Patienten und -Patientinnen sind daher eine beliebte Zielgruppe zur Erforschung zugrundeliegender Pathologien. Bei Diagnosestellung der Parkinsonerkrankung sind bereits bis zu 80 % dopaminerger Neurone durch Bildung toxischer Proteinaggregate untergegangen. Hauptbestandteile dieser sog. Lewy-Körperchen sind u. a. Neurofilament, Ubiquitin und das synaptische Protein α-Synuclein, dessen pathologische Form physiologisches, monomeres α-Synuclein dazu an- regt, ebenfalls pathologische Proteinstrukturen auszubilden („Seeding“-Effekt, Prionen-artige Ausbreitung). Ziele: Nachweis von an der Lewy-Körperchen-Bildung beteiligter Proteine in neuronalen Vesikeln (NVs) isoliert aus dem Blutserum von iRBD-Patienten und -Patientinnen sowie die Identifizierung möglicher „Seeding“-Kapazitäten isolierter pathologischer Proteinstrukturen aus den iRBD-NVs. Fragestellung: Lassen sich an der Lewy-Körperchen-Bildung beteiligte Proteine in NVs nachweisen und gibt es Expres- sionsunterschiede dieser Proteine zwischen iRBD-NVs und Kontroll-NVs? Kann pathologisches α-Synuclein in den iRBD- NVs nachgewiesen werden und ist dieses amplifizierbar? Methoden: Nach NV-Isolierung aus dem Blutserum von iRBD-Patienten und -Patientinnen und Kontrollprobanden er- folgten Immunoblot-Verfahren zur Detektion gegebenenfalls enthaltener Lewy-Körperchen-Bestandteile. In einem wei- teren Schritt wurde durch den Einsatz eines adaptierten α-Synuclein-Amplifizierungs-Protokolls die „Seeding“-Kapazität der iRBD-NVs und Kontroll-NVs gemessen. Anschließend konnten die Seeding-Endprodukte durch Immunoblot-Verfah- ren untersucht werden. Ergebnisse: Die erfolgreiche Isolierung der NVs aus dem Blutserum untersuchter iRBD-Patienten und -Patientinnen und Kontrollindividuen konnte durch Elektronenmikroskopie und Immunoblot-Verfahren bestätigt werden. Das Vorliegen von an der Lewy-Pathologie beteiligter Proteine, wie α-Synuclein, Neurofilament oder Ubiquitin, konnte sowohl bei der iRBD-Kohorte als auch bei der Kontrollkohorte bestätigt werden. Dennoch konnte kein signifikant erhöhter Proteinnachweis im Vergleich zur untersuchten Kontrollgruppe ermittelt wer- den. Durch den Einsatz des „Seeding“-Assays gelang bei einem Teil der untersuchten iRBD-Patienten und -Patientinnen der Nachweis ansteigender Fluoreszenz-Signale. Die Kontroll-NVs zeigten keinen „Seeding“-Effekt. Abstracts 145

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DGN Kongress Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Möglichkeit der Vervielfältigung pathologischer Protein- strukturen aus neuronalen Vesikeln von iRBD-Patienten und -Patientinnen und verdeutlichen hierdurch bereits vor der klinischen Entwicklung von Synucleinopathie-typischen Symptomen das Vorliegen pathologischer α-Synucleinformen. 360 Metabolomics of human iPSC-derived small molecule neuronal precursor cells from Parkinson patients with a GBA-mutation Stephan Greten1, Thomas Gschwendtberger2, Lisa Henkel2, Heike Bähre2, Michela Deleidi3, Wolfang Wurst4, Günter Höglinger2, Martin Klietz2, Florian Wegner2 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie, Hannover, Deutschland; 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; 3Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Tübingen, Deutschland; 4Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), München, Deutschland Background: The diagnosis of a parkinsonian syndrome mainly relies on clinical examination. The clinical manifestation usually lags behind the advanced neuropathological changes. For this reason, around half of the dopaminergic neurons have already been lost at this particular time. Metabolomics is an emerging method to investigate changes of numerous metabolites in a given sample and provides an opportunity for detecting potential early disease biomarkers. Preliminary studies in small molecule neural precursor cells (smNPCs) and dopaminergic neurons derived from human induced pluripotent stem cells (iPSC) of patients with a sporadic Parkinson’s disease and patients with a PARK2-mutation revealed an altered energy metabolism. So far, there are no investigations of the metabolome in human iPSC-derived smNPCs from Parkinson patients with a mutation in the glucocerebrosidase (GBA) gene. Goal: We aim to investigate the metabolism of smNPCs derived from human iPSC of two patients with a GBA-mutation and two gene corrected cell lines. Questions: Does the metabolome, especially the energy metabolism, of human iPSC-derived smNPCs from two patients with a GBA-mutation differ from the two gene corrected cell lines? Methods: Human iPSCs of two different Parkinson patients with a GBA-mutation and their gene corrected cell lines were cultered on hESC-qualified Matrigel-coated plates and maintained in mTeSR medium. For the generation of smNPCs, colonies were detached using Accutase, collected by sedimentation and resuspended in mTeSR medium supplemented with the small molecules SB-431542, dorsomorphin, CHIR and purmorphamin (PMA). On day 2 medium was replaced by N2B27 medium containing the identical small molecules. Dorsomorphin and SB-431542 were withdrawn on day 4 and Ascorbic Acid (AA) was added to the medium. From day 6 the so formed embryoid bodies were plated on Matrigel-coated plates and maintained in N2B27 medium with CHIR, PMA and AA with a regular medium change every second day. Cell colonies were split 1:8-1:10 using Accutase at a confluence >70% (typically every 4-5 days). Results: To determine the efficiency of differentiation, smNPCs were immunostained against the neuronal markers SOX1, SOX2, NESTIN and PAX6. Targeted metabolomics of smNPCs were performed after 30 (low-passage) and 60 splits (high- passage) using the AbsoluteIDQTM p180 Kit (Biocrates Life Sciences AG). Moreover, metabolites from the tricarboxylic acid (TCA) cycle were specifically analyzed. Schlussfolgerungen: Parkinson patient-derived iPSC are suitable human in vitro models for detailed metabolomic anal- yses to establish novel diagnostic biomarkers. 146 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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362 Telerehabilitation bei Parkinson: Einfluss auf häusliches Aktivitätsniveau und Lebensqualität nach stationärer Behandlung Thorsten Süß1, Michael John2, Nadine Külzow3, Marie-Lea Michels4, Georg Ebersbach1 1Neurologisches Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen/Parkinson, Beelitz-Heilstätten, Deutschland; 2Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS, Berlin, Deutschland; 3Kliniken-Beelitz GmbH, Beelitz-Heilstätten, Deutschland; 4MSB Medical School Berlin, Berlin, Deutschland Hintergrund: Übungstherapien und körperliche Aktivität wirken sich beim idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) po- sitiv auf motorische und nicht-motorischer Symptome aus. Die multimodale Komplexbehandlung ist eine Möglichkeit zur Aktivierung der Betroffenen im stationären Setting, häufig ist jedoch die für einen nachhaltigen Effekt erforderliche ambulante Fortsetzung des Übungsprogramms nicht gegeben. Gründe hierfür sind u. a. fehlender Zugang zu speziali- sierten Therapeuten sowie krankheitsbedingte Verminderung von Antrieb, Eigeninitiative und Motivation. Fragestellung: Führt eine teletherapeutische Weiterbehandlung nach stationärer Parkinson-Komplexbehandlung zu einer Steigerung der eigenständigen körperlichen Aktivität und zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei Menschen mit IPS? Methoden: Studienteilnehmer wurden aus Patienten und Patientinnen des Parkinsonzentrums Beelitz-Heilstätten mit der Diagnose eines IPS rekrutiert. Im Rahmen eines Modellprojektes konnten Versicherte der AOK Nordost an einer te- letherapeutischen Intervention teilnehmen, welche aus zehn 45-minütigen Therapieeinheiten in Form einer Videokon- ferenz mit den aus dem stationären Aufenthalt bekannten Therapeuten und Therapeutinnen (aus der Physio-, Ergo-, Musik- und Psychotherapie sowie Logopädie) bestand. Die erforderliche Hardware wurde den Patienten und Patientin- nen leihweise zur Verfügung gestellt. Versicherte anderer Kostenträger konnten als Kontrollgruppe an der Untersuchung teilnehmen. Alle Studienteilnehmer wurden bei Studieneinschluss sowie drei Monate später zu Aktivitäten des täglichen Lebens, zu sportlicher Aktivität sowie zur Zufriedenheit mit den teletherapeutischen Therapiemaßnahmen befragt. Ne- ben dem Longitudinal Aging Physical Activity Questionnaire (LAPAQ) und Parkinson’s Disease Questionnaire (PDQ-39) wurden selbst entwickelte Instrumente zu Befragung eingesetzt. Die Untersuchung war eine Kooperation zwischen der AOK Nordost, Fraunhofer FOKUS und dem Parkinsonzentrum Beelitz-Heilstätten. Ergebnisse: Insgesamt wurden 48 Teilnehmer (24 Teletherapie-Gruppe, 24 Kontroll-Gruppe) rekrutiert, wobei drei Teil- nehmer der Teletherapiegruppe die Studienteilnahme vor Beginn der Intervention beendeten. Die Daten von 45 Teilneh- mern gingen in die Analyse ein. Die Teilnehmer waren im Mittel 62,3 Jahre alt (SD 6,7), 28 (62,2 %) waren männlich. Bei Studieneinschluss lag der mittlere UPDRS-III bei 18,3 Punkten (SD 0,55), das Hoehn & Yahr Stadium betrug im Median 2 (Spannweite 2-4) und die L-Dopa Äquivalenzdosis lag bei 947,1 mg (SD 400,4). Unterschiede zwischen Teletherapie- und Kontrollgruppe waren statistisch nicht signifikant. Teilnehmer der Teletherapiegruppe berichteten in der Follow-up Befragung signifikant häufiger als Teilnehmer der Kon- trollgruppe über eine Verbesserung sowohl des allgemeinen Gesundheitszustandes als auch der aktuellen Situation in Bezug auf die Parkinson-Symptomatik. Die Zufriedenheit mit der Intervention (95 %„sehr zufrieden“ oder „zufrieden“) und der technischen Umsetzung (81 %„sehr zufrieden“ oder „zufrieden“) war für alle Teilnehmer der Teletherapiegruppe sehr hoch, 86 % der Teilnehmer dieser Gruppe berichtete über eine vermehrte eigenständige körperliche Aktivität im Zeitraum der Intervention. Die körperliche Aktivität gemessen an einem Summenscore aus Daten des LAPAQ stieg für die Teletherapiegruppe zwi- schen Baseline und Follow-up Befragung numerisch deutlich an, während die Werte der Kontrollgruppe kaum verändert waren. Die Unterschiede waren aber statistisch nicht signifikant. Die Lebensqualität gemessen am PDQ-39 Summenscore zeigte sich zwischen Studiengruppen und Befragungszeitpunkten nicht relevant verändert. Schlussfolgerungen: Teletherapeutische Interventionen sind bei Menschen mit Parkinson umsetzbar, werden von den Betroffenen positiv aufgenommen und können zu einer Verbesserung der eigenständigen körperlichen Aktivität beitra- gen. Relevante Einflüsse auf die Lebensqualität gemessen am PDQ-39 wurden in dieser Pilotstudie mit kleiner Teilneh- merzahl im Beobachtungszeitraum von drei Monaten nicht festgestellt. Abstracts 147

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DGN Kongress 401 Versorgungsrealität von Patienten und Patientinnen mit schlaganfallassoziierter spastischer Bewegungsstörung Florian Rakers1, Farsin Hamzei2, David Weise3, Marco Alibone4, Albrecht Günther1 1Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena, Deutschland; 2Moritz Klinik GmbH & Co. KG, Neurologie, Bad Klosterlausnitz, Deutschland; 3Asklepios Fachklinikum Stadtroda, Neurologie, Schmerztherapie und Schlafmedizin , Stadtroda, Deutschland; 4InGef - Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH, Berlin, Deutschland Hintergrund: Die schlaganfallassoziierte spastische Bewegungsstörung (SMD) führt aufgrund neurologischen Funkti- onsbeeinträchtigungen zu einer deutlichen Minderung der Lebensqualität. Die aktuelle S2k-Leitlinie zur Therapie des spastischen Syndroms empfiehlt - neben regelmäßiger Physiotherapie - eine regelmäßige medikamentöse Therapie mit Botulinumtoxin und ggf. orale antispastische Medikamente. Obwohl umfangreiche Empfehlungen zur rationalen Thera- pie der SMD vorliegen, ist die Versorgungsrealität der betroffenen Patienten und Patientinnen weitestgehend unklar. Er- hebungen unter Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen deuten darauf hin, dass die Leitlinienempfehlungen nur für eine geringe Anzahl der SMD-Patienten und -Patientinnen umgesetzt werden (Potempa, MVF, 03/2019). Ziele: Analyse der medikamentösen und nicht-medikamentösen Versorgungssituation von SMD-Patienten und Patien- tinnen in Deutschland anhand von anonymisierten Krankenkassenabrechnungsdaten der Jahre 2015-2019. Fragestellung: Wie hoch ist die Inzidenz sowie geschlechter- bzw. altersspezifische Verteilung der SMD nach einem Schlaganfall? Wann wird nach einem Schlaganfall die SMD-Diagnose durch welche Fachärzte und Fachärztinnen gestellt? Welche krankheitsspezifischen Arznei- und Heilmittelverordnungen (inkl. definierten Arzneimittel-Tagesdosen) werden zur Behandlung der SMD ambulant verordnet? Methoden: Zweiteilige Analyse der Forschungsdatenbank der InGef – Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH, welche vollständig anonymisierte, longitudinale Datensätze von ca. 9 Millionen gesetzlich Versicherten enthält. Modul A: Querschnittsanalyse zur Bestimmung der SMD-Inzidenz in der Gruppe der inzidenten Schlaganfallpati- enten und -Patientinnen in den Analysejahren 2015-2019 mit einem diagnosefreien Vorbeobachtungszeitraum von zwei Kalenderjahren und einem Beobachtungszeitraum von einem Jahr. Modul B: Longitudinale Kohortenstudie der Analy- sejahre 2015-2019 zur Bestimmung der medikamentösen und nicht-medikamentösen Versorgungsituation von SMD- Patienten und -Patientinnen in den zwei Folgejahren nach SMD-Diagnose. SMD-Patienten und -Patientinnen wurden überwiegend anhand der ICD-10 G81.1/9 und G82.1/4 (spastische Hemi-/Para-/Tetraparese) nach einem im Krankenhaus diagnostizieren Schlaganfall (ICD-10: I60/61/63/64) identifiziert. Ergebnisse: (teilweise vorläufig) In den Jahren 2015-2019 betrug die Inzidenz der SMD 31 pro 100 in der Gesamtpopu- lation der identifizierten Schlaganfallpatienten und -Patientinnen. Ein geschlechts- oder altersspezifischer Unterschied bestand im Wesentlichen nicht. Die Diagnose einer SMD wurde bei 62,4 % der Patienten und Patientinnen im gleichen Quartal der inzidenten Schlaganfalldiagnose gestellt, bei 27,3 % im darauffolgenden Quartal, bei 10,3 % später. Die Erst- diagnose SMD wurde zu 51 % von Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen, zu 43 % im stationären Bereich, zu 10 % bei Neurologen und Neurologinnen, zu 10 % bei anderen Fachärzten und Fachärztinnen gestellt. 46 % der SMD- Patienten und -Patientinnen erhielten in den zwei Jahren nach SMD-Diagnose mindestens drei Heilmittelverordnungen für eine Physiotherapiebehandlung wobei es deutliche Unterschiede zwischen den individuellen Verordnungshäufigkei- ten gab (25 %-Quartil: n=5; Median n=8; 75 %-Quartil: n=13). In den zwei Jahren nach SMD-Diagnose erhielten 0,8 % der Patienten und Patientinnen mindestens einmalig Botulinum- toxin, 9 % orale Antispastika und 35 % Antidepressiva. Die definierten Tagesdosen für orale Antispastika betrugen im Median n=80 (25 %-Quartil: n=20; 75 %-Quartil: n=332) und für Antidepressiva n=290 (25 %-Quartil: n=100; 75 %-Quartil: n=600). Schlussfolgerungen: Erstmalig konnte anhand einer umfangreichen Analyse von Krankenkassenabrechnungsdaten eine deutliche Unter- bzw. Fehlversorgung von SMD-Patienten und -Patientinnen in Deutschland nachgewiesen wer- den. Die SMD-Diagnose wird überwiegend von Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen sowie im stationären 148 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Bereich gestellt. Die Leitlinienempfehlungen zur regelmäßigen Physiotherapie werden nur bei einem geringen Teil der SMD-Patienten und -Patientinnen umgesetzt. Die hohe Rate der SMD-Patienten und -Patientinnen mit einer oralen anti- spastischen Medikation weist im Vergleich zur deutlich niedrigeren Rate der Verordnungen für Botulinumtoxin auf eine medikamentöse Fehlversorgung hin. Zur Überwindung des Versorgungsdefizits sollte die Transition der SMD-Patienten und -Patientinnen vom stationären/rehabilitativen in den ambulanten Bereich verbessert, Schlaganfallpatienten und -Pa- tientinnen konsequenter durch Neurologen und Neurologinnen weiterbetreut und vor allem Allgemeinmediziner Und Allgemeinmedizinerinnen und Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen für die leitliniengerechte SMD-Therapie sensibilisiert werden. Klinische Transitionsstudien sind dringend notwendig, um eine leitliniengerechte Versorgung sek- torenübergreifend umzusetzen 404 Cerebelläre Atrophie bei spinocerebellärer Ataxie Typ 6 (SCA6) Berkan Serdal Can Koyak1,2, David Kügler1, Martin Reuter1,3,4, Thomas Klockgether1,2, Jennifer Faber1,2 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Bonn, Deutschland; 2UKB Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Bonn, Deutschland; 3A. A. Martinos Center for Biomedical Imaging, Massachusetts General Hospital, Boston, United States; 4Harvard Medical School, Department of Radiology, Boston, United States Hintergrund: Spinozerebelläre Ataxie Typ 6 (SCA6) ist eine autosomal dominant vererbte Erkrankung, die mit einer pro- gredienten zerebellären Ataxie einhergeht und sich meist in der fünften bis sechsten Lebensdekade manifestiert. Die Krankheit wird durch pathologisch verlängerte CAG-Triplets im CACNA1A-Gen hervorgerufen, das die α1A-Subunit des spannungsabhängigen Kalziumkanals vom P/Q-Typ kodiert. Obwohl derzeit keine kausalen therapeutischen Ansätze für spinocerebelläre Ataxien zur Verfügung stehen, könnte sich dies in naher Zukunft anhand des besseren Verständ- nisses der Pathogenese und der Einführung neuer Behandlungsmethoden im Bereich der Gentherapie wie Antisense- Oligonukleotide ändern. Entsprechend kommt der Erforschung von Biomarkern, die das Fortschreiten der Krankheit abbilden, eine entscheidende Bedeutung zu. Die Neuropathologie der SCA6 ist nahezu ausschließlich auf das Kleinhirn beschränkt. Volumetrische Bestimmungen des Kleinhirns stellen daher einen wesentlichen bildgebenden Biomarker für die SCA6 dar. Ziel: Darstellung der topographischen Verteilung von Kleinhirnatrophie bei SCA6 mittels Volumetrie im Vergleich zu ge- sunden Kontrollen und Korrelation der Neurodegeneration mit Krankheitsdauer und -schwere Fragestellung: Wo zeigen sich Volumenminderungen innerhalb des Kleinhirns bei SCA6 im Vergleich zu gesunden Kon- trollen? Korreliert die Kleinhirnatrophie mit der Krankheitsdauer und dem Schweregrad der Ataxie? Methoden: Untersucht wurden T1-gewichtete Magnetresonanztomographische Untersuchungen (T1w MRT) von 19 SCA6 Mutationsträgern sowie 230 gesunden Kontrollen im gleichen Altersspektrum. (Abb.1) Es handelt sich um eine Querschnittsstudie, der Baseline-Daten einer prospektiven, longitudinalen Studie. Der Schweregrad der Ataxie wurde durch den SARA-Score (Scale for the Assessment and Rating of Ataxia) bewertet. Für die Subsegmentierung des Klein- hirns verwendeten wir die hausintern neu entwickelte Software CerebNet. Um die interpersonelle Variabilität in Bezug auf das Hirnvolumen zu berücksichtigen, wurde anstelle der reinen Volu- mina der jeweiligen Lobuli, deren Verhältnis zum Gesamthirnvolumen (estimated total intracranial volume, eTIV) be- trachtet (normVol = Vol / TIV). Neben den Lobuli (I-IV, V, VI, Crus I, Crus II, VIIb, VIIIa, VIIIb, IX, X, Vermis) wurden zudem auch aggregierte Volumina betrachtet (anteriorer, posterior inferiorer und superiorer Lobus, gesamter Kleinhirnkortex) sowie die weiße Substanz. In einem gemischten linearen Modell mit Alter und Geschlecht als Kovariate sowie Gruppe (SCA6 vs. HC) als fixer Faktor erfolgte der Gruppenvergleich. Eine Korrektur für multiples Testen erfolgte mit Bonferroni. P-Werte < 0,001 wurden als signifikant betrachtet. Für die Korrelation mit Ataxie-Schwere (SARA) und Krankheitsdauer berichten wir R2. Abstracts 149

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DGN Kongress Ergebnisse: Es zeigt sich eine signifikante Atrophie aller Lobuli sowie der weißen Substanz des Kleinhirns im Vergleich zu gesunden Kontrollen. (Abb.2). Die zerebelläre Atrophie wies insgesamt eine stärkere negative Korrelation mit der Ataxie- Schwere (SARA) auf als die Krankheitsdauer (R2 mit SARA 0,406-0,684 (mittlerer bis starker Effekt) vs. R2 mit Krankheitsdau- er 0,007-0,231 (schwacher Effekt)) (Abb.3a & 3b). Alter Alter bei Krankheitsdauer N Männer [Mittelwert Symptombeginn [%] (SD), min, max] [Mittelwert (SD)] in Jahren [Mittelwert (SD)] CAG Wiederholung längeres Allel [Mittelwert SARA [MIttelwert (SD)] (SD)] SCA6 19 12 Gesunde Kontrollen (HC) 230 100 62,90 (9,50) Min 46, max 76 65,78 (6,51) Min 45, max 76 Abb. 1 Deskriptive Statistik der Studienpopulation 58,50 (8,65) 7,57 (5,33) 21,6 (0,55) 10,21 (6,76) n.z. n.z. n.z. n.z. Volumen Lobuli I-IV Lobulus V Lobulus VI Crus I Crus II Lobulus VIIb Lobulus VIIIa Lobulus VIIIb Lobulus IX Lobulus X Vermis Zerebelläre WM Zerebelläre GM p-Wert* 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 0.0001 Abb.2 - Gruppenvergleich Kovarianten: Alter, Geschlecht WM: weiße Substanz, GM: graue Substanz * Korrektur nach Bonferroni 150 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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DGN Kongress 406 Enzymatisch bestätigte Sialidose Typ I bei compound-heterozygoten erstmalig beschriebenen NEU1-Mutationen: Charakteristischer Aktionsmyoklonus mit Ataxie (Videopräsentation) Hannah Wurm1, Sabine Hoffjan2, Natalie Deininger3, Tobias Haack3, Ruth Schneider1, Christiane Schneider-Gold1, Ralf Gold1, Huu Phuc Nguyen2, Ilya Ayzenberg1 1St. Josef-Hospital, Abteilung für Neurologie, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland; 2Abteilung für Humangenetik, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland; 3Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland Hintergrund: Die Sialidose ist eine autosomal-rezessiv vererbte lysosomale Speicherkrankheit mit einer Prävalenz von 1/5.000.000-1/1.500.000. Durch eine Mutation im N-Acetyl-Neuraminidase-1(NEU1) Gen kommt es zu einer Defizienz der Neuraminidase und so zu einer Akkumulation von Sialyloligosacchariden. Der hier beschriebene Typ I ist die mildere nor- momorphe Variante mit Erkrankungsbeginn in der zweiten Dekade. Als 'red flags' für die Diagnose dienen ein kirschroter Makulafleck, Aktionsmyoklonien, Ataxie und epileptische Anfälle. Eine kurative Therapie besteht nicht, symptomatisch werden unter anderem Antikonvulsiva eingesetzt. Ziele: Präsentation einer atypischen inkompletten Sialidose-I Manifestation bei zwei neuen compound-heterozygoten NEU1 Missense-Mutationen und bestätigtem Neuraminidase-Mangel (Videomaterial vorhanden). Diagnostik: Neben der ausführlichen klinischen und laborchemischen Abklärung erfolgte eine Exom-Sequenzierung bei negativer humangenetischer Standarddiagnostik sowie die Bestimmung der Neuraminidase-Aktivität in kultivierten Fibroblasten und der Urinexkretion von Sialyloligosacchariden. Fallvorstellung: Bei einem Patienten mit kongenitalem Fixationsnystagmus fielen im Alter von 17 Jahren erstmals Koor- dinationsstörungen, insbesondere eine Gangunsicherheit auf. Klinisch zeigten sich eine Feinmotorikstörung, eine milde Extremitäten- und Gangataxie (erschwerte Gangproben waren nicht durchführbar). Liquor- und laborchemisch bestan- den unauffällige Befunde inklusive negativer antineuronaler Antikörper. In der Familienanamnese ergab sich eine Multiple Sklerose bei einer Großmutter und eine nicht abgeklärte „ausgeprägte Schreckreaktion“ beim Vater des Patienten. Eine Paneluntersuchung hinsichtlich einer spinozerebellären Ataxie bzw. ei- ner spastischen Paraplegie verblieb negativ. Im MRT des Schädels kam eine moderate Kleinhirnatrophie zur Darstellung. Im Verlauf klagte der Patient über häufige Sturzereignisse, einschießende Überbewegungen und „bewegungsabhängige Zuckungen“ in Armen und Beinen sowie eine leichte Dysarthrie. Bei zudem Nachweis einer Läsion am Seitenventrikelhinterhorn und einer unspezifischen Läsion im Frontallappen, pathologischen visuell und motorisch evozierten Potentialen und progredienter Klinik erfolgten The- rapieversuche mit Cortison, die eine nur kurzfristige Symptomlinderung erbrachten. Bei wiederholt unauffälligen Liquorbefunden und fehlender zeitlicher und räumlicher Dissemination konnte die Diagno- se einer progredienten Multiplen Sklerose nicht bestätigt werden. Im Rahmen einer Exomanalyse gelang der Nachweis zweier neuer compound-heterozygoter Missense-Mutationen im NEU1-Gen (Arg112Gln; Arg214His). Die Diagnose der Sialidose sowie die klinische Relevanz der o.g. Mutationen konnte mittels Kultivierung von Fibroblasten bei einer Neuraminidase-Aktivität von 0mU/mg (Referenz 0,55-3,10) enzymatisch eindeutig bestätigt werden. Die ergänzte Fundoskopie zeigte keinen kirschroten Makulafleck, der Patient hatte keine epileptischen Anfälle und keine kognitiven Störungen. Im EMG ließ sich ein Reflexmyoklonus und klinisch ein charakteristischer Aktionsmyoklonus (s. Vi- deopräsentation) darstellen. Trotz einer deutlichen körperlichen Beeinträchtigung ist der aktuell 29-jährige Patient weiter als wissenschaftlicher Mitarbeiter aktiv. Therapieversuche mit Topiramat, Levetiracetam, Piracetam, Fampyra, Baclofen, Sativex, Rivotril sowie Primidon verblie- ben leider ohne längerfristigen Effekt. Ein Therapieversuch mit Perampanel wird aktuell gestartet und zum Kongress berichtet. 152 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Schlussfolgerungen: Hier erstmalig beschriebene compound-heterozygote NEU1 Missense-Mutationen führen zu ei- nem in der Fibroblasten-Kultur nachweisbaren ausgeprägten Neuraminidase-Mangel. Trotz atypischer klinischer Präsen- tation ohne kirschroten Makulafleck und epileptische Anfälle soll die Kombination aus einem charakteristischen Aktions- myoklonus und zerebellärer Ataxie als wichtige „red flags“ der Sialidose differentialdiagnostisch berücksichtigt werden. 470 Nerve conduction studies in patients with PD, MSA and PSP Antonia Bieber1, Katharina Müller1, Saskia Kools1, Lovis Hilker1, Lea Ebner1, András Kirchgässler1, Rachel Rohmann1, Teresa Kleinz1, Louisa Ortmann1, Louisa Basner1, Eva Kühn1, Paulina Averdunk1, Fynn Schmitz1, Yesim Bulut1, Sophie Huckemann1, Leonard Scholz1, Anna Lena Fisse1, Thomas Grüter1, Jeremias Motte1, Eun-Hae Kwon1, Christiane Schneider-Gold1, Ralf Gold1, Lars Tönges1, Kalliopi Pitarokoili1 1St. Josef-Hospital (Ruhr-Universität Bochum), Bochum, Deutschland Background: Several studies have shown a coincidence of idiopathic Parkinson’s Disease (PD) and peripheral axonal neuropathy (PNP). Furthermore, patients with atypical parkinsonian syndromes such as multiple system atrophy (MSA) or progressive supranuclear palsy (PSP) have also been shown to present a higher prevalence of polyneuropathy, but a comparison between the parkinsonian syndromes is missing. Objectives: To evaluate the prevalence of polyneuropathy in patients with MSA, PSP and PD and to identify possible differences concerning the severity of PNP. Methods: We performed nerve conduction studies on peripheral nerves of patients diagnosed with PD, MSA and PSP. Other causes of PNP were excluded prior to study recruitment. The examination consisted of motor studies of the tibial, fibular, ulnar and median nerves and sensory studies of the median, fibular, ulnar and sural nerves (cut-off values de- fined by Stöhr et al., 2014). 83 PD patients diagnosed ≥50 years (f:m 34:49, mean age 69.02±8.41 years, mean disease duration 5.87±5.08 years), 29 MSA patients (f:m 11:18, mean age 69.17±10.06 years, mean disease duration 3.07±2.83 years), 17 PSP patients (f:m 9:8, mean age 70.18±7.6 years, mean disease duration 2.76±3.01 years) and 14 PD patients diagnosed <50 years (f:m 6:8, mean age 53.36±4.55 years, mean disease duration 7.29±4.86 years) were included. A mild peripheral nerve impairment was defined as a reduction of sensory nerve action potential (SNAP) of the sural nerve and a severe PNP as an axonal involvement of nerves of the upper extremities as well as sensory and motor nerves of the lower extremities. Results: 59.04 % of PD patients diagnosed ≥50 years, 62.07 % of MSA patients, 47.06 % of PSP patients and 35.71 % of PD patients diagnosed <50 years showed at least a mild peripheral nerve impairment, whereas 21.69 % of PD patients diagnosed ≥50 years, 44.83 % of MSA patients, 17.65 % of PSP patients and none of the PD patients diagnosed <50 years showed a severe PNP. Patients with MSA suffered from a more severe PNP than patients with PSP or PD diagnosed ≥50 years as they showed lower SNAP and compound muscle action potential (CMAP) amplitudes: CMAP tibial nerve 6.47±4.53mV (n=52) MSA, 9.35±5.38mV (n=31) PSP, p=0.0108; SNAP median sensory nerve 7.68±5.06µV (n=107) PD diag- nosed ≥50 years, 5.93±3.08µV (n=44) MSA, p=0.0344. However, the disease duration of PD patients diagnosed ≥50 years was longer than those of patients with MSA (p=0.0058) and PSP (p=0.0168). PD patients diagnosed <50 years displayed highest amplitudes concerning the tibial nerve (CMAP 10.85±4.04mV (n=23) PD diagnosed <50 years, 7.66±4.72mV (n=147) PD diagnosed ≥50 years, p=0.0025) and were younger than PD patients diagnosed ≥50 years at the time of our examination (p<0.0001). Conclusion: Our findings show a high prevalence of PNP mostly in patients with MSA and PD with a more severe PNP for MSA patients despite shorter disease duration, probably depicting rapid systemic disease progression. PD patients diagnosed <50 years display less signs of PNP at a younger age with a disease duration similar to PD patients diagnosed ≥50 years. Abstracts 153

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DGN Kongress 477 Update on the ADOPTION study: Randomised, prospective, open-label exploratory trial of Opicapone in parkinson’s disease Joaquim Ferreira1, Werner Poewe2, Olivier Rascol3, Fabrizio Stocchi4, Angelo Antonini5, Raquel Costa6, Diogo Magalhães6,7, Jose Rocha6, Patrício Soares-Da-Silva6,7,8 1University of Lisbon , Faculty of Medicine , Laboratory of Clinical Pharmacology and Therapeutics , Lisbon, Portugal; 2Medical University of Innsbruck, Department of Neurology , Innsbruck, Österreich; 3University of Toulouse, Department of Neurosciences and Clinical Pharmacology , Toulouse, France; 4IRCCS San Raffaele Pisana, Department of Neurology , Rome, Italy; 5University of Padova, Department of Neurosciences , Padova, Italy; 6BIAL – Portela & Ca S.A. , Coronado, Portugal; 7University of Porto, Porto, Portugal; 8University of Porto, MedInUP-Center for Drug Discovery and Innovative Medicines, Porto, Portugal Introduction: Long-term treatment with levodopa (L-dopa) in Parkinson’s disease (PD) patients is often complicated by the development of wearing-off symptoms. The catechol-O-methyltransferase inhibitor opicapone (OPC) proved effec- tive in reducing wearing-off symptoms [1,2]. This study aims to evaluate the add-on effect of OPC versus an additional dose of L-dopa/dopa decarboxylase inhibitor (DDCi) to optimise the L-dopa/DDCi regimen as first-line approach to treat wearing-off in PD patients. Methods: ADOPTION is a prospective, open-label, exploratory study that will recruit patients aged ≥30 years with id- iopathic PD, who received 3−4 daily oral L-dopa doses (up to 600 mg) and developed signs of wearing-off (<2 years). Patients will be equally randomised to OPC 50 mg once daily or to an additional dose of 100 mg/25 mg L-dopa/DDCI during a 4-week open-label evaluation period (Figure). Approximately 100 patients from 25 sites in 5 different countries are expected to be recruited. Results: The primary endpoint is change from baseline in OFF-time. Secondary endpoints include tolerability, functional motor and non-motor assessments (Movement Disorder Society (MDS)-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale, MDS- Non-Motor Symptoms, Parkinson’s Disease Questionnaire-8), and Clinical and Patient Global Impression of Change. The study has been approved in Spain (with 3 study-initiation-visits) and the UK (with 1 study-initiation-visit). Approval in Italy is expected by January 2022 and in Germany in December 2021. The review for approval in Portugal is ongoing. A Figure A. Study design. CGI-C, Clinicians’ Global Impression of Change; DDCI, dopa decarboxylase inhibitor; EDV, early discontinuation visit; L-dopa, levodopa; MDS-NMS, Movement Disorder Society-Non-Motor Scale; MDS-UPDRS, Movement Disorder Society-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale; PDQ-8, Parkinson’s Disease Questionnaire 8-item; PGI-C, Patients’ Global Impression of Change; R, randomisation; V, visit. 154 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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B Figure B. Timeline of study assessments. CGI-C, Clinicians’ Global Impression of Change; DDCI, dopa decarboxylase inhibitor; EDV, early discontinuation visit; L-dopa, levodopa; MDS-NMS, Movement Disorder Society-Non-Motor Scale; MDS-UPDRS, Movement Disorder Society-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale; PDQ-8, Parkinson’s Disease Questionnaire 8-item; PGI-C, Patients’ Global Impression of Change; R, randomisation; V, visit. Conclusion: This study will evaluate the potential of adjunctive OPC versus an additional dose of L-dopa/DDCi as first-line approach to treat wearing-off in patients with PD. Supported by Bial. References: 1. Ferreira et al., Lancet Neurol. 2016;15(2):154-165 2. Lees et al., JAMA Neurol. 2017;74(2):197-206 481 Evolution of brain volumes and serum sNfL levels in sporadic ataxias: longitudinal data from the SPORTAX registry Demet Önder1,2, Jennifer Faber1,2, Carlo Wilke3,4, David Mengel3, Asadeh Lakghomi5, Matthis Synofzik3,4, Thomas Klockgether1,2 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Bonn, Deutschland; 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neurologie, Bonn, Deutschland; 3Hertie-Institute for Clinical Brain Research and Center of Neurology, Tübingen, Deutschland; 4Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Tübingen, Deutschland; 5Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Neuroradiologie, Bonn, Deutschland Background: Sporadic degenerative ataxias are the most common type of ataxia in adult age. They can be subdivided into two major groups: multiple system atrophy of cerebellar type (MSA-C), which is characterized by the presence of severe autonomic failure, and sporadic adult onset ataxia of unknown etiology (SAOA). Currently, biomarkers that are useful to differentiate MSA-C from SAOA and to monitor disease progression are lacking. Goal: Our aim was to study the longitudinal course of regional brain volumes measured by MRI and serum neurofilament light chain (sNfL) concentrations in sporadic ataxia patients. Questions: Do regional brain volumes and sNfL concentrations differentiate between MSA-C and SAOA. How do regional brain volumes and sNfL concentrations develop over time? Methods: SPORTAX is a European registry of patients with sporadic degenerative ataxia and an age of onset > 40 years. Participants were recruited from ataxia clinics at 14 European centers. Acquired and genetic causes (CAG repeat expan- sion, RFC1, whole exome sequencing) were excluded, as far as possible. Participants underwent a standardized clinical Abstracts 155

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DGN Kongress assessment including the scale for the assessment and rating of ataxia (SARA). In subgroups, MRIs using standardized acquisition protocols were performed and blood samples taken. Regional brain volumes were measured using a fully automated segmentation method and normalized to total intracranial volume. sNfL was measured with Simoa. Using mixed-effects models, we analysed changes on a time scale starting with ataxia onset. Results: The study population comprised 405subjects (MSA-C: 155, SAOA: 250), who underwent 839 visits. MRIs were available of 69 participants, and sNfL data of 116 participants. At baseline, normalized cerebellar white matter (CWM) (MSA-C: 0.008 ± 0.002, SAOA: 0.0011 ± 0.003, p < 0.0001) and pons volume (MSA-C: 0.006 ± 0.001, SAOA: 0.008 ± 0.002, p < 0.0001) were lower in MSA-C compared to SAOA, while sNfL concentrations were higher (MSA-C: 33.2 pg/mL, SAOA: 18.1 pg/mL, p < 0.001). Both, CWM and pons volume separated MSA-C from SAOA, each with an AUC of 0.84, while sNfL failed to separate both groups (AUC = 0.22). Mixed-effects modelling of the evolution of disease progression, as measured by SARA, revealed a faster progression in MSA-C (1.76/year) than in SAOA (0.56/year). Modelling further showed a decrease of CWM and pons volume that was more pronounced in MSA-C (CWM: -0.0005/ year, pons: -0.0004/year) than in SAOA (CWM: -0.0003/year, pons: -0.00014/year). sNfL decreased by 1.24 pg/mL in MSA- C, while it slowly increased in SAOA (0.18 pg/mL) per year. Neither regional brain volumes, nor sNfL were predictors of disease progression in MSA-C or SAOA. Conclusions: CWM volume and pons volume are useful to differentiate MSA-C from SAOA. CWM and pons volumes reflect disease progression in MSA-C. Both may be considered for use as outcome markers in interventional trials. Our finding of high sNfL concentrations in MSA-C at baseline followed by a subsequent decrease suggests a high rate of brain degeneration at ataxia onset, which - although it slows down in the further disease course - drives progression of clinical severity and regional brain atrophy. 494 Early morning dystonia in parkinson’s patients receiving Opicapone versus Entacapone: a post-hoc analysis of BIPARK-I Joaquim Ferreira1, Werner Poewe2, Olivier Rascol3, Fabrizio Stocchi4, Angelo Antonini5, Jose Rocha6 1University of Lisbon, Faculty of Medicine, Laboratory of Clinical Pharmacology and Therapeutics, Lisbon, Portugal; 2Medical University of Innsbruck, Department of Neurology, Innsbruck, Österreich; 3University of Toulouse, Department of Neurosciences and Clinical Pharmacology, Toulouse, France; 4IRCCS San Raffaele Pisana, Department of Neurology, Rome, Italy; 5University of Padova, Department of Neurosciences, Padova, Italy; 6BIAL – Portela & Ca S.A., Coronado, Portugal Introduction: Opicapone (OPC) proved effective for end-of-dose motor fluctuations in patients with Parkinson’s disease (PD) in BIPARK-I and II trials [1,2]. This study evaluated the effect of OPC-50 mg versus entacapone (ENT) on Early Morning Dystonia (EMD) using the Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) IV.35. Methods: This post-hoc analysis analysed UPDRS IV.35 data from BIPARK-I for the OPC-50 mg and ENT groups at baseline and at the end of the double-blind period. The proportion of patients with and without EMD at baseline was evaluated and the odds ratio (OR) of amelioration (for those with EMD) and relative risk (RR) of deterioration (for those without EMD) were analysed using the Fisher’s exact test. Results: Overall, 237 patients (OPC, n=115; ENT, n=122) were included. At baseline, ~24 % of patients in the OPC group versus 31 % in the ENT group presented with EMD. At the end of the double-blind period, 63 % and 17 % of patients re- ported an amelioration following OPC and ENT treatment, respectively, with a significant OR of 8.5 favouring OPC (95 %CI 2.75−25.19, p=0.0002). Similarly, at baseline, ~77 % of OPC-treated and 69 % of ENT-treated patients did not experience EMD. At the end of the double-blind period, 91 % of OPC-treated and 5 % of ENT-treated patients remained EMD-free with a non-significant 0.9 RR of deterioration between treatment arms (95 %CI 0.86−1.04, p=0.3706). 156 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Conclusion: OPC-50 mg once-daily was associated with a significant improvement in EMD, with patients on OPC present- ing a probability of 8.5-fold to become EMD-free compared with those on entacapone. Supported by Bial. References: 1. Ferreira JJ, et al. Lancet Neurol. 2016;15:154–65. 2. Lees AJ, et al. JAMA Neurol. 2017;74:197–206. 497 Systematic review and network meta-analysis of COMT and MAO-B inhibitors in parkinson’s patients with motor fluctuations Guillermo Castilla1, Miguel Fonseca1, Joaquim Ferreira2, Jose Rocha1 1BIAL – Portela & Ca S.A., Coronado, Portugal; 2University of Lisbon, Faculty of Medicine, Laboratory of Clinical Pharmacology and Therapeutics, Lisbon, Portugal Introduction: Levodopa (L-dopa) is the gold standard treatment for Parkinson’s disease (PD). As its long-term use is asso- ciated with motor fluctuations (MF), adjuvant treatments such as monoamine oxidase-B (MAO-B) and catechol-O-methyl transferase (COMT) inhibitors are administered. This study compared the effects of COMT and MAO-B inhibitors on OFF- time in patients with PD and MF using available literature. Methods: A systematic review and network meta-analysis were conducted. Trials assessing the treatment of adults with idiopathic PD experiencing MF and/or wearing off with >25 % OFF-time were included. Eligible trials included patients who could not be stabilised on L-dopa combinations and received one of the following add-on medications for ≥4 weeks: opicapone, entacapone, tolcapone, rasagiline or safinamide. Absolute change from baseline in OFF-time was evaluated; Bayesian network meta-analysis was used for continuous analyses. Results: Overall, 20 trials (N=5659 patients) were included (see table on following page). Abstracts 157

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Figure. The estimated difference in absolute change from baseline in OFF-time compared with placebo (hours) for COMT inhibitors and MAOB inhibitors. CI, confidence interval; COMT, catechol-O-methyl transferase; MAO-B, monoamine oxidase-B; RE, random effect The estimated difference in absolute change from baseline in OFF-time versus placebo in hours (95 % confidence inter- val) were: -1.655 (2.173;-1.137) for tolcapone-200mg; -1.591 (2.183;-1.000) for tolcapone-100mg; -0.949 (-0.370;-0.527) for opicapone-50mg; -0.829 (-1.130;-0.527) for safinamide-100mg; -0.786 (-1.008;-0.564) for rasagiline-1mg; 0.704 (-1.071;- 0.336) for safinamide-50mg; 0.606 (-0.811;-0.400) for entacapone-200mg; -0.415 (-0.827;-0.003) for rasagiline-0.5mg. The difference in OFF-time versus placebo was -1.154 (-1.668;-0.640) for all COMT inhibitors combined and -0.734 (-0.884;- 0.584) for all MAO-B inhibitors combined (Figure). Conclusion: All treatments were more effective than placebo in reducing OFF-time in PD patients with MF, with COMT inhibitors showing a more efficacious trend than MAO-B inhibitors. Tolcapone and OPC appeared to be the best perform- ing drugs. Supported by Bial. 503 The still unclear meaning of cortical thickness in parkinson‘s disease Henrike Knacke1, Oliver Granert1, Benjamin Roeben2,3, Clint Hansen1, Edyta Leks4, Walter Maetzler1, Daniela Berg1, Eva Schaeffer1 1Department of Neurology, Christian-Albrechts-University, Kiel, Deutschland; 2Center of Neurology, Department of Neurodegeneration and Hertie-Institute for Clinical Brain Research, University of Tuebingen, Tuebingen, Deutschland; 3German Center for Neurodegenerative Diseases (DZNE), University of Tuebingen, Tuebingen, Deutschland; 4Department of Biomedical Magnetic Resonance, University of Tuebingen, Tuebingen, Deutschland Background: Previous studies on cortical thickness in Parkinson’s Disease (PD) showed incongruent results regarding differences compared to healthy controls, associations with motor and non-motor symptom burden, as well as regarding effects of training. Aims and questions: We aimed to further elucidate changes in cortical thickness of PD patients (1) compared to healthy controls (2) in association with motor and non-motor symptom severity as well as daily physical activity and (3) in re- sponse to different forms of training. Abstracts 159

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DGN Kongress Methods: Data and images of 55 PD patients and 16 controls, who participated in the Training PD study, were included in this study. MRI T1 weighted imaging was performed at baseline and follow up (53 PD patients and 16 controls) and analyzed using the Freesurfer6.0 software package. PD patients and healthy controls participated in a 6-week standard- ized training program after being stratified into one of three groups: I. Braingames: a predominant cognitive training (provided by NeuroNation) (n = 18 PD patients); II. Physiotherapy: predominant physical training from a certified physiotherapist (n = 18 PD patients) and; III. Exergames: combination of both physical and cognitive activation using a Microsoft Kinect system (n = 17 PD patients, n = 16 healthy controls). Motor and non-motor symptom burden was assessed at baseline using the Movement Disorder Society Unified Parkin- son’s Disease Rating Scale Part III (MDS-UPDRS III), the Montreal Cognitive Assessment (MoCa) and Beck’s Depression Inventory (BDI). In a subgroup (n = 45 PD, n = 13 healthy controls) assessment of daily physical activity was performed using quantitative moto assessment (Mobility Lab®; APDM Inc, http://apdm.com). Results: At baseline no differences in cortical thickness were seen between PD patients and healthy controls. While dis- ease severity (MDS-UPDRS III) was not associated with cortical thickness in PD patients, a negative correlation between disease duration and the right precuneus region was found (p=0.004). Regarding non-motor symptoms, no associations between MOCA, BDI and regional changes in cortical thickness were seen. Quantitative motor assessment showed significant differences in daily activity between PD patients and healthy controls at baseline (i.e. lower movement intensity, less active periods and transitions in the PD group), without correla- tions to cortical thickness. Also, at follow up no significant effect of different forms of training on cortical thickness could be detected. Conclusions: In accordance with previous studies we could not detect significant differences in cortical thickness be- tween PD patients and healthy controls. Nor did we find significant associations of motor and non-motor symptoms with this MRI parameter, neither at baseline nor after the training at follow up. The finding of a negative correlation between PD and the precuneus region has already been described but its relevance remains unclear. Taken together, the meaning of cortical thickness and its changes in PD needs to be further elucidated. 506 Rhythmic auditory stimulation enhances stimulus anticipation in parkinson’s disease Juan Lei1,2, Maren Schmidt-Kassow1 1Institute of Medical Psychology, Goethe University, Frankfurt am Main, Deutschland; 2Krankenhaus Nordwest Frankfurt, Neurologie, Frankfurt am Main, Deutschland Background: Timing is essential in the interactions of an organism with its environment, leading to swift adaptation to salient temporal characteristics of the environment. Rhythmic tones with temporal predictability elicit a periodic beta modulation in brain, consisting of a decrease after each tone, followed by an increase reaching its maximum before the onset of the next tone, even during passive perception of rhythm. This pre-stimulus increase of beta activity only takes place for rhythmic stimulation. It mediates temporal predictions via top-down control from sensorimotor cortex toward primary sensory regions of interest, and subsequently facilitates to orientate attention to the time point of the upcoming stimulus. Concurrently, pre-stimulus beta activity is associated with correct behavioural choice or faster reaction time in response to the next trial. Therefore, pre-stimulus beta activity has been suggested as a signature of neural preparation for expected sensory input. In our previous study patients with idiopathic Parkinson’s disease (PD) benefit from the temporal predictability in rhyth- mic auditory stimulation (RAS), eliciting larger P300 amplitudes in response to rhythmic tones. Such an effect of temporal predictability could be further enhanced by auditory-motor-synchronization (AMS), when healthy controls are pedaling 160 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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on a stationary bike compared to sitting still. However, this influence of AMS to the temporal predictability is missing for PD patients, given that the embodied timing encoding via AMS is most likely associated with the function of basal ganglia. Objects: Our previous work focused on how the stimulus evoked cortical response and motor activity contributes to stimulus processing. Much less is known about the state of brain immediately preceding the stimulus onset. Thus, we performed time-frequency-analyses on our previous data, aiming to investigate whether the effects of temporal predict- ability and AMS can be captured during the pre-stimulus interval, with focus of beta activity in PD patients and elderly controls. Results: In line with our previous P300 results, larger pre-stimulus beta power was elicited for rhythmic versus random tones while sitting for both elderly and PD patients (‘timing effect’). Moreover, although PD patients, but not the con- trols, showed increased pre-stimulus beta power for rhythmic versus random tones while pedalling, the correlation be- tween neural beta power and behavioral motor synchronization performance was missing in PD patients, but remains in elderly. Conclusions: RAS enhanced the neural preparation prior to expected sensory stimuli for PD patients and elderly. Howev- er, the influence of simultaneous motor synchronization performance on the pre-stimulus neural preparation remained only in elderly, but not in PD patients. It further confirmed our assumption of associations between the embodied timing coding via AMS and the function of basal ganglia. 511 NPT100-18A reduziert alpha-Syunclein Aggregation, oxidativen Stress und neuronalen Zelltod in einem humanen iPSC-derivierten Modell des Morbus Parkinson Julian Alecu1, Veronika Šigutová1, Razvan-Marius Brazdis2, Beate Winner1, Iryna Prots1 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department of Stem Cell Biology, Erlangen, Deutschland; 2Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Erlangen, Deutschland Hintergrund: Morbus Parkinson (PD) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch Proteinaggregate gekennzeich- net ist, welche vor allem aus fehlgefaltetem alpha-Synuclein (αSyn) bestehen. Die fortschreitende Degeneration dopa- minerger Neurone des Mittelhirns (mDANs) führt zu PD-typischen motorischen Symptomen. Mehrere Faktoren, die das intrazelluläre Milieu von mDANs charakterisieren (i.e. Dopamin-Metabolismus, hoher Bedarf an mitochondrialen Funk- tionen und erhöhter oxidativer Stress) wirken sich negativ auf die Aggregationsneigung von αSyn aus und tragen damit zur spezifischen Vulnerabilität von mDANs bei. In aktuellen Studien zur Entwicklung neuer Wirkstoffe wurde eine Reihe von small molecules identifiziert, welche die αSyn Aggregation reduzieren. NPT100-18A und strukturverwandte Verbin- dungen wie NPT200-11/UCB0599 (derzeit in klinischen Studien geprüft; NCT No.: NCT04658186) reduzieren nachweislich die Neuropathologie in nicht-humanen Modellen von PD und stellen einen vielversprechenden neuen Ansatz für eine krankheitsmodifizierende Therapie dar. Ziele: Untersuchung der Effekte von NPT100-18A in einem humanen in vitro Modell von PD. Fragestellung: Wie wirkt sich eine Behandlung mit NPT100-18A auf humane induzierte pluripotente Stammzell (hiPSC) derivierte dopaminerge Neurone von PD-Patienten und Patientinnen und im Besonderen auf αSyn Aggregation und mitochondriale Dysfunktion aus? Methoden: Humane iPSC-derivierte mDANs von PD-Patienten und -Patientinnen mit SNCA-Duplikation wurden mit NPT100-18A behandelt. Die αSyn-Aggregation wurde biochemisch quantifiziert, der Gehalt an reaktiven Sauerstoffspe- zies (ROS) in lebenden mDANs mithilfe von Fluoreszenzfarbstoffen gemessen, Adenosintriphosphat-Konzentrationen (ATP) wurden mittels eines Lumineszenz-Assays gemessen und neuronaler Zelltod mithilfe immunzytochemischer Fär- bungen evaluiert. Abstracts 161

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DGN Kongress Ergebnisse: Im Vergleich zu kontroll- wiesen patientenderivierte mDANs eine erhöhte αSyn-Aggregation, eine signi- fikant erhöhte Konzentration reaktiver Sauerstoffspezies (1.37-fach, Mann-Whitney-U test p<0.0001), reduzierte ATP- Konzentrationen (0.77-fach, Mann-Whitney-U test p<0.0001) und erhöhten neuronalen Zelltod (11.9 % vs. 3.2 %, Nested t-test p=0.0003) auf. Durch die Behandlung mit NPT100-18A konnten αSyn-Aggregation und neuronaler Zelltod auf das Niveau von Kontroll- Zelllinien gesenkt und gleichzeitig der mitochondriale oxidative Stress in einer kompartmentspezifischen Weise reduziert (0.88-fach, two-way ANOVA, adj. p=0.0071) werden. Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit von NPT100-18A bei der Begrenzung von αSyn Aggregation und damit verbundener Neurodegeneration zum ersten Mal in einem humanen in vitro-Modell von PD. Darüber hinaus deuten sie auf eine kompartmentspezifische antioxidative Wirkung in Mitochondrien hin, die zu den neuroprotektiven Effekten von NPT100-18A beitragen könnte. 519 Metabolic brain networks in essential tremor Solange Volnov1, Hamzah Baagil1, Oliver Winz2, Hans-Jürgen Kaiser2, Felix M. Mottaghy2,3, Sanne Meles4, Jörg B. Schulz1,5, Florian Holtbernd1,5,6 1Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Neurologie, Aachen, Deutschland; 2Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Nuklearmedizin, Aachen, Deutschland; 3Akademisches Krankenhaus Maastricht, Department of Radiology and Nuclear Medicine, Maastricht, Netherlands; 4Universitair Medisch Centrum Groningen, Department of Neurology, Groningen, Netherlands; 5Forschungszentrum Jülich, JARA-BRAIN Institute Molecular Neuroscience and Neuroimaging, Jülich, Deutschland; 6Forschungszentrum Jülich, Institute of Neuroscience and Medicine (INM-4/INM-11), Jülich, Deutschland Background: Essential tremor (ET) is among the most common movement disorders. The clinical hallmark is a sym- metric action tremor of the arms, but many patients develop additional symptoms including cognitive impairment. De- spite its high prevalence, the pathophysiology still is poorly understood. Functional imaging studies suggest that tremor originates from an oscillatory network with a key role of the cerebellum. However, data on quantitative metabolic brain changes in ET are scarce. Aim: To identify ET defining metabolic brain changes at the network level. Methods: 16 ET patients (ET1, age 63.6 ± 9.1, 8 females) and 18 age and gender matched healthy controls (HC) (age 61.1 ± 6.3, 9 females) underwent clinical tremor assessment, neuropsychological testing, and 18F-fluorodesoxyglucose (FDG) PET imaging of the brain. We used multivariate spatial covariance analysis to identify disease specific metabolic brain networks that separated ET patients from HC. A second, independent ET cohort (ET2, n = 8, age 68.1 ± 8.2, 4 females) was recruited for network validation. Student's t-test and Pearson correlation coefficient were used to compare cognitive performance between groups and to correlate behavioral measures with network expression. Results: ET patients performed worse on cognitive testing, mainly involving executive functioning and memory domains (CVLT and STROOP p<0.03 for both ET1 and ET2 vs. HC). PET imaging revealed an ET related disease pattern (ETRP) char- acterized by relatively increased metabolic activity in the cerebellum, brain stem and parieto-occipital cortices accompa- nied by relative hypometabolism in fronto-temporal regions and caudate nucleu. Network expression was significantly increased in both the derivation and validation ET cohorts compared with HC (Fig. 1 A/B). We found inverse correlations of cognitive performance with ETRP expression (STROOP: r=0.41, p<0.05; CVLT: r=-0.45, p<0.04). Against our expectation, we observed declining network expression with disease progression, and a negative correlation of clinical tremor severity, as assessed by the Fahn-Tolosa-Marin (FTM) scale, and ETRP scores (disease dura- tion: r=-0.52, p<0.01; FTM: r=-0.49, p<0.02) 162 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Fig. 1: (A) Essential tremor related pattern (ETRP) identified in FDG-PET scans. Regions of relative metabolic increases are displayed in red, relative metabolic decreases in blue. Only regions surviving bootstrapping (1000 iterations) at a CI of 95 % are displayed. Blobs are superimposed on a standard T1 template, coordinates are displayed in MNI standard space. (B) ETRP subject scores were significantly increased in two independent ET cohorts compared with HC. Conclusions: The ETRP reliably distinguished ET patients from HC and was comprised of brain regions that have been as- sociated with tremor genesis including the cerebellum and brainstem, but also frontal brain regions related to cognition. Declining network activity in clinically more advanced patients suggests a compensatory mechanism that diminishes over time. In line with prior research, we observed impaired cognitive function in ET patients. The inverse correlation of network expression with cognitive performance underlines a potential compensatory role of the network that may be independent of motor manifestation. 529 Prädiktion nicht-motorischer Symptome nach Tiefer Hirnstimulation beim idiopathischen Parkinson-Syndrom mittels zerebraler Mikrostruktur Philipp Löhrer1,2, Miriam Bopp3, Susanne Knake2, Christopher Nimsky3, Lars Timmermann2, David Pedrosa2, Marcus Belke2 1Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland; 2Zentrum für Neurologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg , Marburg, Deutschland; 3Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg , Marburg, Deutschland Hintergrund: Die Tiefe Hirnstimulation (THS) des Nucleus Subthalamicus (STN) ist eine etablierte und effektive Therapie bei PatientInnen mit fortgeschrittenem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS). Die STN-THS verbessert die Lebensqua- lität sowie motorische als auch nicht-motorische Symptome des IPS, wobei eine relevante Variabilität der postoperativen Ergebnisse in Bezug auf die nicht-motorischen Symptome (NMS) besteht. Grundlage der motorischen sowie nicht-moto- rischen Symptome des IPS ist eine progrediente Neurodegeneration, in deren Rahmen es zu distinkten Veränderungen der zerebralen Mikrostruktur kommt. Eine Möglichkeit diese Veränderungen in Vivo zu messen ist das Diffusion Tensor Imaging (DTI). Mit dieser Methode wird die Diffusion von Wasserstoffmolekülen im Gewebe gemessen. Durch die Vorhersage postoperativer Ergebnisse anhand präoperativ erworbener individueller Bildgebung könnte die präoperative Patienten- und Patientinnenberatung sowie Selektion unterstützt werden. Abstracts 163

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DGN Kongress Ziele: Prädiktion postoperativer Veränderungen der nicht-motorischen Symptome anhand der zerebralen Mikrostruktur. Fragestellung: Kann die postoperative Veränderung nicht-motorischer Symptome mittels präoperativ erhobenem MRT und hieraus ermittelten Metriken der zerebralen Mikrostruktur vorhergesagt werden? Methoden: Im Rahmen dieser prospektiven monozentrischen open-label Studie erhielten 30 IPS-PatientInnen (mittleres Alter: 59 ± 7,58 Jahre) vor sowie sechs Monate nach Implantation einer Tiefen Hirnstimulation in den Nucleus Subthala- micus ein umfassendes Assessment der motorischen sowie nicht-motorischen Symptome. Zudem wurden präoperativ 3D-T1- (MPRAGE) und diffusions-gewichtete Scans auf einem 3-Tesla-MRT-Scanner akquiriert. Die Veränderung der moto- rischen („Scales for Outcomes in Parkinson‘s Disease“, SCOPA) und nicht-motorischen Symptome („Non-Motor Symptoms Scale“, NMSS) sowie der Lebensqualität („Parkinson‘s Disease Questionnaire“, PDQ-8) wurde mittels ANOVA für Messwie- derholungen untersucht. Post-hoc-Analysen der Subdomänen des NMSS erfolgten mittels Wilcoxon-Vorzeichen-Rang- Tests, korrigiert für multiples Testen mittels Benjamini-Hochberg-Methode. Zur Assoziation der postoperativen Verände- rung der nicht-motorischen Symptome mit den MRT-Daten wurde die prozentuale Differenz berechnet: Vprä – Vpost Vprä + Vpost 2 x 100 Präprozessierung, Koregistrierung sowie Segmentierung der MRT-Daten erfolgte mittels adaptierten Tools des FreeSur- fer- und FSL-Pakets, sowie verschiedener Python-Bibliotheken. Aus den für „Eddy Currents“ und Kopfbewegungen kor- rigierten diffusionsgewichteten Scans wurde die fraktionale Anisotropie (FA), der „orientation dispersion index“ (ODI) sowie die „intracellular volume fraction“ (ICVF) berechnet. Die hieraus entstehenden Maps wurden in den MNI-152-Raum nichtlinear koregistriert. Die Assoziation mit der postoperativen Veränderung der nicht-motorischen Symptome erfolgte mittels generalisierten linearen Modells. Ergebnisse: Sechs Monate nach Implantation einer bilateralen STN-THS zeigte sich eine Reduktion der nicht-motori- schen Symptome (p=0,009, dRM, pooled=-0,767) sowie der NMS-Domänen Schlaf/Müdigkeit (p=0,001, dRM, pooled=-0,929), Aufmerksamkeit/Gedächtnis (p=0,007, dRM, pooled=-0,464) und Miktion (p=0,049, dRM, pooled=-0,361). Weiterhin verbesserte sich die Lebensqualität (p=0,002, dRM, pooled=-1,083). Die Reduktion des NMSS korrelierte mit der Verbesserung der Le- bensqualität (p=0,006, rho=0,538). Zudem zeigte sich eine Verbesserung des SCOPA-Total und aller SCOPA-Subdomänen (SCOPA-Total: p<0,001, dRM, pooled=-1,263; SCOPA-Motor: p=0,006, dRM, pooled= -0,791; SCOPA-ADL: p=0,001, dRM, pooled=-1,083; SCOPA-MC: p=0,002, dRM, pooled=-0,774). Vorläufige Datenanalyse: Zerebrale Mikrostruktur in distinkten Clustern prädizierte die postoperative Veränderung der nicht-motorischen Symptome (s. exemplarisch Abbildung 1). 164 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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DGN Kongress 536 Genotypisierung von bekannten Polymorphismen auf die klinische Ausprägung der Spinozerebellären Ataxie Typ 3 (SCA3) Tim Lukas Elter1,2, Jeannette Hübener3, Daniel Sturm3, Melanie Gansel3, Olaf Riess3, Thomas Klockgether1,2, Jennifer Faber1,2 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Klinische Forschung, Bonn, Deutschland; 2UKB Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Bonn, Deutschland; 3Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik, Tübingen, Deutschland Hintergrund: Spinozerebelläre Ataxie Typ 3 (SCA3) ist eine autosomal-dominant vererbte neurodegenerative Erkran- kung mit Erkrankungsbeginn im Erwachsenenalter, die durch eine translatierte CAG-Repeatmutation auf dem ATXN3- Gen verursacht wird. Es gibt Einzelnukleotid-Polymorphismen (Single Nucleotide Polymorphism, SNP), deren funktio- nelle Bedeutung unbekannt ist. Drei SNPs zeigten in vorangehenden Studien eine Assoziation zum expandierten muta- tionstragenden Allel bei SCA3 (A) rs1048755 an Basenpaar-Position (bp) 669; (B) rs12895357 an bp987 und (C) rs7158733 an bp1118. (Maciel 1999, Gaspar, 2001) Ziele: Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Häufigkeiten zum ATXN3-Gen assoziierten SNPs und den daraus resul- tierenden Haplotypen bei SCA3-Mutationsträger*innen im Vergleich zu Gesunden sowie deren Assoziation zur Krank- heitsschwere. Fragestellung: Gibt es Unterschiede in der Häufigkeit von SNPs sowie Haplotypen zwischen SCA3 und Gesunden und sind diese assoziiert zur Krankheitsschwere? Methoden: Im Rahmen einer multizentrischen, longitudinalen Studie (European Spinocerebellar Ataxia Type 3/Macha- do-Joseph-Disease Initiative, ESMI) wurden 275 SCA3 Mutationsträger*innen und 89 gesunde Kontrollen auf die Ver- teilung von SNPs an bp987 und bp1118 des ATXN3-Gens untersucht. Die Auswertung von bp669 ist noch ausstehend. Nach Amplifikation der SNP-Region mittels PCR unter Verwendung von zwei je nach Base des SNP unterschiedlichen Fluoreszenz-markierten Rückwärts-Primern, wurden die PCR-Produkte der Größe nach elektrophoretisch aufgetrennt und so die SNP-Genotypen den nicht-expandierten und expandierten Allelen zugeordnet. Die Ataxieschwere wurde mit- tels SARA (Scale for the Assessment and Rating of Ataxia) und weitere neurologische Symptome mittels INAS (Inventory of non-ataxia signs) erfasst und mit der Gruppe symptomatischer SCA3 verglichen. Tabelle 1. Ergebnisse: In Tabelle 1 sind die klinischen und demographischen Charakteristika der SNPs an bp987 and bp1118 auf dem expandierten Allel zusammengefasst. Die Verteilung der SNPs von bp987 und bp1118 des nicht-expandierten Al- lels ist vergleichbar mit der Häufigkeit bei Gesunden. Im Vergleich hierzu zeigt sich beim expandierten Allel ein nahezu umgekehrtes Verhältnis von C vs. G beziehungsweise A vs. C (Abbildung 1). Entsprechend unterscheidet sich zudem der 166 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Haplotyp (Abbildung 2). Die SNPs sowie Haplotypen unterscheiden sind nicht im Hinblick auf Alter bei Symptombe- ginn und CAG-Repeat des expandierten Allels. Der Haplotyp 987G/1118A hatte eine signifikant längere Krankheitsdauer (p<0,05). Im INAS zeigte sich auf Ebene der SNPs ein Unterschied in bp987 auf dem expandierten Allel (p<0,01), der sich auch im Vergleich der Haplotypen wiederfindet und auch nach Korrektur für Krankheitsdauer signifikant bleibt (p<0,01). Es zeigen sich zudem Unterschiede zwischen den Haplotypen im SARA, diese sind allerdings moderiert durch den Effekt der unterschiedlichen Krankheitsdauer und zeigen keine Signifikanz nach Korrektur für Krankheitsdauer. Abbildung 1. Abbildung 2. Schlussfolgerungen: Genotyp und Haplotyp von SNP bp987 und bp1118 auf dem expandierten Allel bei SCA3 Mutati- onsträger*innen unterscheiden sich klar von dem des nicht-expandierten Allels. Letzterer ist vergleichbar zur Verteilung bei Gesunden. Der Schweregrad der Ataxie scheint kaum einen Zusammenhang zu den SNPs/Haplotypen zu haben, wohl aber die Anzahl neurologischer Symptome. Ergänzt werden müssen (1) eine Analyse, ob einzelne neurologische Symptome unterschiedlich zwischen den Haplotypen verteilt sind, und (2) eine Untersuchung der die Verteilung von SNP am bp669. Abstracts 167

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DGN Kongress 546 Levodopa pharmacokinetics in different Levodopa-optimised treatment regimens plus Opicapone in parkinson’s Disease Joaquim Ferreira1, Werner Poewe2, Olivier Rascol3, Fabrizio Stocchi4, Angelo Antonini5, Joana Moreira6, Jose Rocha6, Patrício Soares-Da-Silva6,7,8 1University of Lisbon, Faculty of Medicine, Laboratory of Clinical Pharmacology and Therapeutics, Lisbon, Portugal; 2Medical University of Innsbruck, Department of Neurology, Innsbruck, Österreich; 3University of Toulouse, Department of Neurosciences and Clinical Pharmacology, Toulouse, France; 4IRCCS San Raffaele Pisana, Department of Neurology, Rome, Italy; 5University of Padova, Department of Neurosciences, Padova, Italy; 6BIAL – Portela & Ca S.A., Coronado, Portugal; 7University of Porto, Porto, Portugal; 8University of Porto, MedInUP-Center for Drug Discovery and Innovative Medicines , Porto, Portugal Introduction: Levodopa (LD) therapy in Parkinson’s disease (PD) is associated with the development of motor fluctu- ations (MF). Strategies to optimise LD regimen include increasing the dose or ‘fractionating’ the total daily dose. The catechol-O-methyltransferase inhibitor opicapone (OPC) proved efficacious for treating end-of-dose MF in two pivotal trials [1,2]. This study evaluated the effect of OPC on LD pharmacokinetics (PK) in different LD/carbidopa (LD/CD) dosage- optimised regimens in patients with PD and MF. Methods: This Phase 2 study enrolled 24 medically stable adult patients with PD receiving a total daily LD/CD dose of 500/125 mg (Figure 1). From enrolment to baseline, patients received an LD/CD reference treatment of 100/25 mg five times a day. At baseline, patients were equally randomsed to: Total daily LD/CD dose of 400/100 mg 4 intakes a day every 4 hours (Q4H) plus OPC 50 mg Total daily LD/CD dose of 400/100 mg 5 intakes a day every 3 hours (Q3H) plus OPC 50 mg Patients maintained their regimens for up to 14±2 days. PK were assessed at Visits 3 and 4. Results: Compared with the LD/CD 500/125 mg regimen, both OPC-containing regimens showed no significant impact on LD Cmax, a ~30 % increase in LD exposure and a relevant increase in LD Cmin. The Q3H plus OPC regimen was also associ- ated with a ~60–90 % decrease in L-dopa fluctuation (Figure 2). Figure 1. Overall study design. *Not included in the PK assessment. CD, carbidopa; LD, levodopa; PK, pharmacokinetics; R, randomisation; V, visit 168 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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DGN Kongress 548 Zusammenhang zwischen Händigkeit und Prävalenz des Schreibkrampfes Sara Nur Alici1, Soumaya Ouennane1, Marianne Tiihonen1, Markus Butz1 1Heinrich-Heine-Universität, Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Der Schreibkrampf ist die häufigste Form der fokalen aktionsinduzierten Dystonie der Hand, einer Bewe- gungsstörung, die durch einen abnormal erhöhten Muskeltonus definiert ist. Dabei kommt es meist bewegungsspezi- fisch zu einem Krampf der Hand bzw. des Unterarms, wodurch Betroffene im Alltag sowie beruflich in Ihrer Leistungsfä- higkeit deutlich eingeschränkt werden. Ursachen und Risikofaktoren zur Entstehung des Schreibkrampfs sind bislang nicht hinreichend geklärt. Ziele: Identifizierung möglicher Risikofaktoren für die Entstehung des Schreibkrampfs durch Analyse epidemiologischer Daten im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit der vorhandenen Literatur mit Fokus auf der Händigkeit. Fragestellung: Der Schreibkrampf manifestiert sich primär in der dominanten Hand. Allerdings ist bisher nicht unter- sucht in welchem Verhältnis Rechts- und Linkshändern bzw. Ambidexter zueinanderstehen und ob die Verteilung der Händigkeit in der Gruppe der betroffenen Patienten und Patientinnen mit der Verteilung in der Gesamtbevölkerung übereinstimmt. Abweichungen von dieser Verteilung könnten Hinweise auf die Prädisposition bzw. Pathophysiologie der fokalen aktionsinduzierten Dystonie liefern. Methoden: Die Arbeit wurde zunächst beim „International Prospective Register of Systematic Reviews“ (PROSPERO) re- gistriert [CRD42022292675]. Es wurde eine systematische Literaturrecherche von 1125 Artikeln aus der medizinischen Datenbank PubMed durchgeführt. Dazu wurden folgende Stichworte für den Suchbegriff verwendet: „writer*“, „musi- cian*“, „cramp“, „dystonia“, „focal hand dystonia“ und „focal task specific dystonia“. Die gefundenen Artikel wurden von zwei unabhängigen Untersuchern mithilfe der Review Manager Software „Covidence“ gesichtet und bewertet. Für alle geeigneten Artikel fand eine Datenauswertung statt. Ausgeschlossen aus der Auswertung wurden Artikel ohne Primär- daten wie Übersichtsarbeiten, Meta-Analysen, Kommentare oder Leitfäden für die klinische Praxis. Aus den eingeschlossenen Artikeln wurden epidemiologische Patienten- und Patientinnendaten zu Geschlecht, Alter, Erkrankungsalter, Symptomdauer und Angaben zu der von der Dystonie betroffenen Hand und der Händigkeit der Pa- tienten und Patientinnen gesammelt. Die so gewonnen Daten wurden mit den Programmen Excel und SPSS statistisch ausgewertet. Ergebnisse: Aus 297 eingeschlossenen Artikeln wurden insgesamt 2.783 Patienten- und Patientinnenfälle mit Schreib- krampf extrahiert. Davon waren 96,2 % Rechtshänder, 3,2 % Linkshänder und 0,6 % Ambidexter. Das durchschnittliche Alter der Patienten und Patientinnen lag bei 46,1±10,7 Jahren. Das durchschnittliche Erkrankungsalter lag bei 36,6±10,3 Jahren. Des Weiteren zeigte sich ein Geschlechterverhältnis von 1:1,34 (w:m). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zur Verteilung der Händigkeit zeigen erstmals eine abweichende Verteilung bei Patienten und Patientinnen mit Schreibkrampf als dies für die Gesamtbevölkerung bekannt ist. Hier geht man von einer Verteilung von 90 % Rechtshändern und 10 % Linkshändern bzw. Ambidextern aus. Der geringere Anteil an linkshän- digen Patienten und Patientinnen im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass Rechtshändigkeit ein begünstigender Faktor für die Entwicklung eines Schreibkrampfes ist bzw. Linkshändigkeit im gewissen Umfang protektiv wirkt. Dieser Umstand könnte in der stärkeren Lateralisierung von Hirnfunktionen bei Rechts- händern begründet sein. Gleiches spricht für die ungleiche Geschlechterverteilung, da für Männer ebenfalls eine stärkere Lateralisierung der Hirnfunktionen beschrieben ist. Die weiteren Ergebnisse zu Alter und Erstmanifestation decken sich mit vorherigen Angaben in der Literatur. 170 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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556 Status update of EPSILON: a phase III, randomised, placebo-controlled study of Opicapone in early parkinson’s disease Joaquim Ferreira1, Werner Poewe2, Olivier Rascol3, Fabrizio Stocchi4, Angelo Antonini5, Joana Moreira6, Jose Rocha6, Patrício Soares-Da-Silva6,7,8 1University of Lisbon, Faculty of Medicine, Laboratory of Clinical Pharmacology and Therapeutics, Lisbon, Portugal; 2Medical University of Innsbruck, Department of Neurology, Innsbruck, Österreich; 3University of Toulouse, Department of Neurosciences and Clinical Pharmacology, Toulouse, France; 4IRCCS San Raffaele Pisana, Department of Neurology, Rome, Italy; 5University of Padova, Department of Neurosciences, Padova, Italy; 6BIAL – Portela & Ca S.A., Coronado, Portugal; 7University of Porto, Porto, Portugal; 8University of Porto , MedInUP-Center for Drug Discovery and Innovative Medicines, Porto, Portugal Introduction: Opicapone (OPC) proved effective for the treatment of end-of-dose motor fluctuations in patients with Parkinson’s disease (PD). Co-administration of OPC with levodopa (L-dopa)/dopa decarboxylase inhibitor (DDCi) prepara- tions inhibits the peripheral catechol-O-methyltransferase, thereby increasing L-dopa bioavailability and reducing motor fluctuations. This study aims to explore the potential of OPC to enhance the clinical benefit of L-dopa/DDCi in patients with early-stage PD on stable treatment. Methods: Patients aged 30−80 years with idiopathic PD, treated with 3-4 daily oral doses of up to 500 mg L-dopa, with signs of treatable motor disability but no motor complications will be equally randomised to receive OPC 50 mg once daily or placebo during a 6-month double-blind evaluation period. The L-dopa/DDCi regimen should remain stable throughout this period, and at the end, patients may enter a 1-year, open-label period of OPC 50 mg treatment (Figure). A total of 162 patients per group are necessary to detect a minimum clinically relevant magnitude of effect between arms. Results: The primary endpoint is change from baseline in the Movement Disorder Society-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (MDS-UPDRS) Part III. Secondary endpoints include tolerability, functional motor and non-motor assess- ments, and global impression of change scales. As of December 2021, 106 patients have been screened, 77 patients have been randomised and 57 study-initiation-visits in 11 countries have been performed. The study has been approved in all participating countries. A Figure A. Overall EPSILON study design. CGI-C, Clinicians’ Global Impression of Change; C-SSRS, Columbia-Suicide Severity Rating Scale; DDCI, dopa decarboxylase inhibitor; L-dopa, levodopa; MDS-NMS, Movement Disorder Society-Non-Motor Scale; MDS-UPDRS, Movement Disorder Society-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale; mMIDI, Minnesota Impulsive Disorders Interview; NMSS, Non-Motor Symptoms Scale; PDQ-38, Parkinson’s Disease Questionnaire 39-item; PDSS-2, Parkinson’s Disease Sleep Scale 2; PGI-C, Patients’ Global Impression of Change; R, randomisation; WOQ-9, Wearing-off Questionnaire 9-item Abstracts 171

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DGN Kongress B Figure B. Timeline of study assessments. CGI-C, Clinicians’ Global Impression of Change; C-SSRS, Columbia-Suicide Severity Rating Scale; DDCI, dopa decarboxylase inhibitor; L-dopa, levodopa; MDS-NMS, Movement Disorder Society-Non-Motor Scale; MDS-UPDRS, Movement Disorder Society-Unified Parkinson’s Disease Rating Scale; mMIDI, Minnesota Impulsive Disorders Interview; NMSS, Non-Motor Symptoms Scale; PDQ-38, Parkinson’s Disease Questionnaire 39-item; PDSS-2, Parkinson’s Disease Sleep Scale 2; PGI-C, Patients’ Global Impression of Change; R, randomisation; WOQ-9, Wearing-off Questionnaire 9-item. Conclusion: This study will evaluate the effect of OPC on motor symptoms when given as add-on to stable L-dopa/DDCi therapy in patients with early-stage PD. Supported by Bial. 565 Zusammenhang zwischen Händigkeit und Prävalenz des Musikerkrampfes Soumaya Ouennane1, Sara Nur Alici1, Marianne Tiihonen1, Markus Butz1 1Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für klinische Neurowissenschaften und medizinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Zu den fokalen aktionsinduzierten Dystonien gehören neben dem häufigeren Schreibkrampf auch der Musikerkrampf. Der Musikerkrampf bedeutet dabei für die meist langjährigen professionellen Musiker/-innen das Ende der beruflichen Karriere und stellt somit eine gravierende gesundheitliche Einschränkung mit weitreichenden persönli- chen und beruflichen Konsequenzen dar. Ziele: Identifizierung möglicher Risikofaktoren für die Entstehung des Musikerkrampfes durch Analyse epidemiolo- gischer Daten im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit der vorhandenen Literatur mit Fokus auf der Hän- digkeit. Fragestellung: Der Musikerkrampf kann sowohl die rechte als auch die linke Hand der Patient/-innen betreffen. Aller- dings ist bislang nicht hinreichend geklärt, in welchem Verhältnis Rechts- und Linkshändern sowie Ambidexter zueinan- derstehen und ob die Verteilung der Händigkeit in der Gruppe der betroffenen Patienten der Verteilung in der Gesamt- bevölkerung entspricht. Abweichungen von dieser Verteilung könnten Hinweise auf eine Prädisposition bzw. Pathophy- siologie des Musikerkrampfes liefern. Methoden: Es wurde eine systematische Literaturrecherche von Artikeln aus der medizinischen Datenbank PubMed durchgeführt. Initial wurde die Arbeit in PROSPERO [CRD42022292675] registriert, um Duplikaturen mit anderen Ar- beiten zu vermeiden. Es wurden alle Artikel unter dem Suchbegriff („musician*“ AND „cramp“) OR („musician*“ AND „dystonia“) OR („writer*“ AND „cramp“) OR („writer*“ AND „dystonia“) OR („focal hand dystonia“) OR („focal task specific 172 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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dystonia“) OR „Dystonia, Focal, Task-Specific“ [Supplementary Concept] auf PubMed (1125 Artikel) von zwei unabhängi- gen Untersuchern mithilfe der Review Manager Software „Covidence” gesichtet und zur weiteren Analyse ausgewählt. Ausgeschlossen wurden Artikel, die keine Primärdaten enthielten (Übersichtsarbeiten, Meta-Analysen, Kommentare oder Leitfäden für die klinische Praxis) sowie Fallbeispiele, bei denen zusätzlich andere neurologische Erkrankungen vorlagen. Die demographischen Daten wurden mit Hilfe der Statistikprogramme Excel und SPSS ausgewertet. Ergebnisse: Insgesamt konnten aus den 297 eingeschlossenen Artikeln 830 Patientenfälle mit Musikerkrampf extrahiert werden. Von den 830 Patienten waren 766 (92,29 %) Rechtshänder, 51 (6,14 %) Linkshänder und 13 (1,57 %) Ambidexter. Das durchschnittliche Alter der Patienten lag bei 44,45±12,9 Jahren und das durchschnittliche Alter bei Erkrankungsbe- ginn lag bei 35,0±10,2 Jahren. Die Geschlechterverteilung zeigte eine deutliche Mehrheit von Männern mit 603 (72,65 %) Patienten bei lediglich 186 betroffenen Patientinnen (22,41 %). In 41 Fällen (4,94 %) fehlte die Geschlechtsangabe. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zur Verteilung der Händigkeit bei Patienten mit Musikerkrampf zeigen erstmals eine abweichende Verteilung der Händigkeit im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung. Hier geht man von einer Vertei- lung von 90 % Rechtshändern und 10 % Linkshändern aus. Dieses Ergebnis kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass Rechtshändigkeit ein begünstigender Faktor für die Entwicklung eines Musikerkrampfes ist bzw. Linkshändigkeit im gewissen Umfang protektiv wirkt. Dieser Umstand könnte in der stärkeren Lateralisierung von Hirnfunktionen bei Rechtshänder begründet sein. Dies würde auch gut zur Geschlechterverteilung passen, da auch für die häufiger betrof- fenen Männer eine stärkere Lateralisierung der Hirnfunktionen beschrieben wurde. Die weiteren Angaben zu Alter und Geschlechterverteilung decken sich mit den Angaben der vorhandenen Literatur. 577 Vestibular input on subjective visual vertical is different in parkinson’s disease and Pisa syndrome Matthias Wassenberg1, Johannes Braunschädel1, Christoph Best2, Iris Reuter1, Heidrun H. Krämer1 1Justus-Liebig-University Giessen, Department of Neurology, Gießen, Deutschland; 2Vitos Hospital Weilmünster, Department of Neurology, Weilmünster, Deutschland Background: Parkinson’s disease (PD) alters visuospatial perception. Pisa syndrome (PS), a lateral deviation of the body axis of unknown origin, can be present in PD patients. Significance of vestibular disturbance in PD patients is still con- troversial. Aims: In our study we investigated if alteration of vestibular afferent signal through galvanic vestibular stimulation (GVS) influences subjective visual vertical (SVV) in PD and PS patients. Methods: Bilateral GVS was carried out in 20 patients with idiopathic Parkinson disease (8 women; mean age 65.4 ± 9.7 years), thereof 8 patients with Pisa syndrome (mean age 70.3 ± 8.8 years), and 20 healthy controls (10 women; mean age 64.1 ± 5.7 years). Participants had to adjust the SVV from a clockwise or counter clockwise offset rotation three times for each direction prior to GVS (t0) as well as directly afterwards (t1) and 2 (t2) minutes later. Results: SVV before GVS (t0): Before GVS (t0) significant SVV deviation to the right was obvious between Pisa patients compared to PD patients (p=0.006) and controls (p=<0.001) with rotation from clockwise. SVV after GVS (t1 and t2): After stimulation we found a significant deviation of the SVV with rotation from counter clockwise (PD patients: t1: p=0.011; t2: p<0,001; healthy controls: t1 and t2: p<0.001) as well as from clockwise (PD patients: t1: p=0.003; t2: p=0.005; healthy controls: t1 and t2: p<0.001) in Pisa patients compared to the other investigated groups. Conclusions: In Pisa patients we detected a pathological tilt in SVV by clockwise rotation towards the laterality of the Pisa syndrome without GVS indicating a difference in afferent otolith signaling. This finding held true in comparison to the healthy controls as well as the PD patients. By GSV this phenomenon increases pointing to otolith processing pathology in Pisa patients. Abstracts 173

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DGN Kongress 582 Characterization of white matter pathways underlying deep brain stimulation outcomes in Parkinson’s disease Gabriel Gonzalez Escamilla1, Nabin Koirala1, Manuel Bange1, Martin Glaser1, Bodgan Pintea2, Christian Dresel1, Guenther Deuschl3, Muthuraman Muthuraman1, Sergiu Groppa1 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland; 2University Hospital Bergmannsheil, Bochum, Deutschland; 3Schleswig-Holstein University Hospital UKSH, Kiel, Deutschland Background: Deep brain stimulation of the subthalamic nucleus (STN-DBS) is an efficient and well-established therapy for Parkinson’s disease (PD). Unfortunately, a detailed delineation of the involved white matter pathways and their GM terminals driving the clinical outcome is lacking. aims: To develop a novel computational framework for the reconstruction of STN-DBS locations and their targeted net- works on postoperative MRI. Questions: We hypothesized that DBS alters the neural activity in the stimulated nuclei and the fiber tracts correspond- ing to the hyperdirect pathway within the cortico‐basal ganglia-thalamo-cortical motor circuits and that DBS modulatory effects rely not only on the connectivity but also on the integrity of the connected regions. Methods: In 15 idiopathic PD patients (11 males, mean age 63.3±8.2) we used a combination of postoperative T1-w MRI for DBS electrode localization and pre-operative whole-brain T1w and diffusion-MRI data to assess the modulated network to cortical and subcortical targets within the motor circuitry based on probabilistic tractography and its morpho- metric integrity. We finally evaluated the relationship between network microstructural characteristics (fractional anisot- ropy and radial diffusivity as markers of axonal and myelin integrity, respectively) and clinical outcomes. DBS electrode position were determined and modelled using a novel in-house optimized two-step method based on the post-operative T1-intensity profile (Figure 1). Figure 1. Exemplary depiction of used DBS lead contact configuration (left row), electrode positions and trajectory calculations (middle row) on post-operative T1 images (right row). 174 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Results: The proposed framework showed robust performance for identifying the DBS electrode trajectory and loca- tions. Connectivity profiles between M1 (primary motor cortex), SMA (supplementary motor area), and DBS locations were strongly associated with the individual stimulation intensity needed for the optimal clinical outcome. Local micro- structural tissue properties of the modulated pathways were related to DBS outcomes, while STN-DBS motor symptom improvement was tightly associated with the anatomical integrity of the motor network terminals, namely the middle frontal and superior frontal cortices. Conclusions: We present a novel method to model DBS locations on postoperative MRI. Our framework highlighted the involvement of the hyperdirect pathway to underlie STN-DBS outcomes in Parkinson’s disease. Optimal STN-DBS out- comes depend on the connectivity and the morphometric integrity of the modulated sensorimotor circuits. 608 18F-PI2620 Tau-PET Tracer und Neurofilament Leichtkette als prognostische Marker bei Corticobasalem Syndrom Carla Palleis1,2,3, Nicolai Franzmeier2,4, Leonie Beyer5, Brigitte Nuscher1, Endy Weidinger1,3, Alexander Bernhardt1,3, Sabrina Katzdobler1,2,3, Boris-Stephan Rauchmann6,7, Robert Perneczky1,2,7, Christian Haass1,2,8, Matthias Brendel2,5, Günter U. Höglinger1,9, Johannes Levin1,2,3 1Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen, Standort München, München , Deutschland; 2Munich Cluster for Systems Neurology (SyNergy), München, Deutschland; 3Ludwig-Maximilians-Universität München, Department of Neurology , München, Deutschland; 4Institute for Stroke and Dementia Research, LMU Klinikum, München, Deutschland; 5Ludwig-Maximilians-Universität München, Department of Nuclear Medicine, München, Deutschland; 6Ludwig-Maximilians- Universität München, Department of Radiology, München, Deutschland; 7Ludwig-Maximilians-Universität München, Department of Psychiatry and Psychotherapy, München, Deutschland; 8Ludwig-Maximilians-Universität München, Chair of Metabolic Biochemistry, BMC, München, Deutschland; 9Hannover Medical School, Department of Neurology, Hannover, Deutschland Hintergrund: Das atypische Parkinsonsyndrom Corticobasales Syndrom (CBS) ist eine typische klinische Manifestati- on der 4-Repeat (4R)-Tauopathie Corticobasale Degeneration (CBD) oder der Progressiven Supranukleären Blickparese (PSP), kann jedoch auch bei der Amyloid-positiven gemischten 3R- und 4R-Tauopathie Alzheimer Erkrankung (AD) vor- liegen. Für das Amyloid-negative CBS gibt es bislang keine aussagekräftigen in-vivo Biomarker, welche den Krankheits- verlauf prognostizieren. Der Tau-PET Ligand 18F-PI2620 weist sowohl für 3R als auch für 4R Tau eine hohe Affinität auf. Neurofilament Leichtkette (NFL) im Plasma ist ein Marker der Neurodegeneration zum Nachweis eines neuroaxonalen Schadens. Ziele: Das Ziel der vorliegenden CBS-Studie ist es, den next generation Tau-PET Tracer 18F-PI2620 und NFL als mögliche prognostische Marker bei Patienten mit Amyloid-negativem CBS zu untersuchen. Fragestellung: Können der Tau-PET Tracer 18F-PI2620 und NFL im Plasma als prädiktive Biomarker bei Patienten mit Amyloid-negativem CBS eingesetzt werden? Methoden: Die CBS-Kohorte ist Teil der interdisziplinären, longitudinalen Beobachtungsstudie “Activity of Cerebral Net- works, Amyloid and Microglia in Aging and Alzheimer‘s Disease (ActiGliA)“. Mit 18F-Flutemetamol-Amyloid-PET und Liquor wurde zu Beginn der β-Amyloidstatus der Patienten ermittelt und für die Analyse Amyloid-positive Patienten ausge- schlossen. Die Amyloid-negativen CBS Patienten erfüllten die Diagnosekriterien einer wahrscheinlichen 4R Tauopathie nach PSP-Kriterien der Movement Disorders Society bzw. CBD-Kriterien von Armstrong. Es wurden nach der Baselinevisite mit klinischem Assessment, Blutentnahme und 18F-PI2620-PET klinische Follow-Up Visiten durchgeführt. Die Krankheitsschwere wurde mittels PSP-Rating Scale (PSPRS) erhoben. NFL Level wurden in Plas- maproben auf der Simoa® Quanterix Plattform bestimmt. Mittels linear mixed effects Model wurden eine globale „Tau- Abstracts 175

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DGN Kongress Expansion“ aus Z-Scores von 18F-PI2620 Standardized uptake value ratios (SUVr) von CBS Patienten mit der Krankheits- schwere verglichen. Die Tau-Expansion und NFL Level wurden hierfür im Median in zwei Gruppen unterteilt (>median, <median). Abbildung 1: Klinische Verschlechterung über die Zeit in der PSP Rating Scale A. Tau-PET Werte über dem Median sind assoziiert mit einer schnelleren klinischen Verschlechterung, b/SE=0,03/0,01, p=0,015. B. Plasma-NFL Werte über dem Median sind ebenfalls assoziiert mit einer schnelleren klinischen Verschlechterung, b/SE=0,16/0,05, p=0,002. Ergebnisse: Insgesamt 21 CBS Patienten wurden im Mittel 1.8 Jahre (±0.57) nach Baselinevisite untersucht. Die Unter- suchungsskalen verschlechterten sich über den Beobachtungszeitraum signifikant (p<0.001, mittlerer PSPRS bei Ba- seline = 22.2±14.1 Punkte, mittlere Verschlechterung pro Jahr 6.5±4.5 Punkte). Höhere Tau-PET Z-Scores waren dabei mit einer stärkeren klinischen Verschlechterung assoziiert (linear mixed model: Interaktion Tau-PET x Follow-Up Zeit, b/ SE=0.03/0.01, p=0.015, Abbildung A). Die schnellere klinische Verschlechterung konnte auch für NFL-Werte im Plasma gezeigt werden (linear mixed model: Interaktion NFL x time frome baseline, b/SE=0.16/0.05, p=0.002, Abbildung B). Schlussfolgerungen: Sowohl Tau-Ligand 18F-PI2620 als auch Plasma-NFL sind potentielle prädiktive Biomarker beim CBS mit wahrscheinlicher 4R-Taupathie. 176 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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619 Die Stabilität von Antikörper-Alpha-Synuclein-Komplexen determiniert die protektive Wirksamkeit in einem Zellmodell der Parkinson-Krankheit Matthias Höllerhage1, Andreas Wolff2, Tasnim Chakroun3, Valentin Evsyukov1, Linghan Duan1, Oscar Wing-Ho Chua1, Qilin Tang3, Thomas Koeglsperger4, Günter U. Höglinger1 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie mit klinischer Neurophysiologie, Hannover, Deutschland; 2Klinikum rechts der Isar der TU München, Klinik für Neurologie, München, Deutschland; 3Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Neurodegeneration, München, Deutschland; 4Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinikum Großhadern, Neurologische Klinik und Poliklinik, München, Deutschland Hintergrund: Die Ausbreitung von Alpha-Synuclein (αSyn) spielt eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie der Parkin- son-Krankheit und verwandter Synucleinopathien. Passive Immunisierung mit anti-αSyn-Antikörpern ist eine vielverspre- chende Möglichkeit die Ausbreitung von αSyn im Gehirn zu verhindern und so den Krankheitsprozess von Synucleinopa- thien zu verlangsamen. Gegenwärtig ist noch ungeklärt, welche spezifischen Charakteristika Antikörper haben müssen, damit sie einen therapeutischen Effekt haben. Ziele: Untersuchung des protektiven Effekts verschiedener Antikörper gegen αSyn in einem Parkinson-Zellmodell Fragestellung: Welche Eigenschaften von αSyn-Antikörpern können einen möglichen protektiven Effekt gegenüber ex- trazellulärem αSyn erklären? Methoden: Mit Hilfe adenoviraler Vektoren haben wir in LUHMES-Zellen αSyn oder grün-fluoreszierendes Protein (GFP) überexprimiert. Im Anschluss wurden die Zellen in einer Ko-Kultur zusammengesetzt. Diese Ko-Kulturen wurden mit 3 Antikörpern gegen αSyn und einem Kontroll-Antikörper behandelt und der Zelltod in zuvor gesunden GFP-experimie- renden Zellen quantifiziert. Es wurde eine Analyse der Antikörper durchgeführt hinsichtlich der Bindungsregion im αSyn- Protein, der Affinität zu rekombinantem αSyn sowie der Stabilität von Komplexen, die zwischen αSyn und den jeweiligen Antikörpern gebildet wurden. Ergebnisse: Durch die Freisetzung von αSyn ins Zellkulturmedium konnte in zuvor gesunden GFP-exprimierenden Zel- len Zelltod induziert werden. Zwei der untersuchten anti-αSyn-Antikörper, ein C-terminaler und ein N-terminaler, haben gegen diese αSyn-induzierte Toxizität geschützt, indem sie die Aufnahme von übertragbaren αSyn-Spezies aus dem Zellkulturmedium verhindert haben. Es konnte gezeigt werden, dass die Antikörper dabei ausschließlich extrazelluläre gewirkt haben und selbst nicht von den Zellen aufgenommen wurden. Die Analyse der Eigenschaften der Antikörper hat gezeigt, dass weder die Bindungsregion am αSyn-Protein noch die Affinität der Antikörper zu rekombinantem αSyn n die Unterschiede in der biologischen Wirksamkeit erklären konnten. Interessanterweise haben allerdings beide protektiven anti- αSyn-Antikörper stabilere Komplexe mit αSyn gebildet als der nicht-protektive Antikörper. Schlussfolgerungen: Zusammenfassend deuten die Daten daraufhin, dass die Stabilität von Antikörper-αSyn- Komplexen für die protektive Wirkung wichtiger ist als die Bindungsregion oder die Affinität zu rekombinantem αSyn. Abstracts 177

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DGN Kongress 624 Die Integrität des Putamens und nicht der Substantia nigra bestimmt die Levodopa-Response bei Morbus Parkinson Nils Schröter1, Michel Rijntjes1, Horst Urbach2, Cornelius Weiller1, Martin Treppner3, Elias Kelnner2, Wolfgang Jost4, Bastian E. A. Sajonz5, Marco Reisert6, Jonas Hosp1, Alexander Rau2 1Uniklinik Freiburg - Neurologie und Neurophysiologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland; 2Uniklinik Freiburg - Klinik für Neuroradiologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland; 3Uniklinik Freiburg - Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg im Breisgau, Deutschland; 4Parkinson-Klinik Ortenau GmbH&Co KG, Wolfach, Deutschland; 5Universitätsklinikum Freiburg Abteilung Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie, Freiburg im Breisgau, Deutschland; 6Universitätsklinikum Freiburg - Klinik für Radiologie - Medizinphysik, Freiburg im Breisgau, Deutschland Hintergrund: Das Ausmaß, in dem die individuelle Degeneration der Substantia nigra oder des Putamens zur moto- rischen Beeinträchtigung bei Morbus Parkinson (PD) beiträgt, ist unklar. Die Differenzierung ist insbesondere dadurch erschwert, dass die Neurodegeneration dieser Regionen in der Regel mittels unterschiedlicher Bildgebungsmodalitäten erfasst werden. Ziele: Untersuchung der pathophysiologischen Bedeutung der Substantia nigra und des Putamens für die motorische Beeinträchtigung im ON- und OFF-Zustand und das Ansprechen auf Levodopa bei PD mit Hilfe der Diffusions-Mikrostruk- tur-Bildgebung (DMI). Fragestellung: A. Das Absterben von Somata und ihren Dendriten in der Substantia nigra pars compacta sowie im Putamen führt gegen- läufig zu einer Zunahme der interstitiellen Flüssigkeit. Dies spiegelt sich in einer Zunahme der freien Flüssigkeit sowie in einer Abnahme des zellulären Kompartents in der DMI wieder. B. Diese mikrostrukturellen Veränderungen sind mit der motorischen Beeinträchtigung sowie dem Ansprechen auf Le- vodopa verbunden. (C) Die Substantia nigra und das Putamen tragen unabhängig voneinander zu motorischen Defiziten sowie dem Ansprechen auf Levodopa bei. Methoden: In dieser monozentrischen, retrospektiven Querschnittsstudie wurden die DMI-Parameter von 108 Patienten und Patientinnen mit PD und 35 gesunden Kontrollpersonen (Healthy Controls, HC) mit voxel- und regionenbasierten Techniken analysiert. Lineare Modelle wurden angewandt, um den Zusammenhang zwischen den DMI-Parametern und der Beeinträchtigung auf der Movement Disorder Society Unified Parkinson‘s Disease Rating Scale Teil 3 im ON- und OFF- Zustand sowie der Levodopa-Response zu untersuchen, wobei für Alter und Geschlecht kontrolliert wurde. Ergebnisse: Voxel- und regionenbasierte Gruppenvergleiche der DMI-Parameter zwischen Parkinson und HC ergaben signifikante Unterschiede in der Substantia nigra und im Putamen (Abbildung 1). Bei PD war eine schlechtere MDS- UPDRS-III-Leistung im ON-Zustand mit vermehrter freier Flüssigkeit (V-CSF) in der Substantia nigra (b-weight=65,79, p=0,004) und im Putamen (b-weight=86,00, p=0,006) verbunden, ein gegenläufiger Effekt wurde im zellulären Kom- partment (V-extra) beobachtet. Die Levodopa-Response war sowohl in der Substantia nigra (b-weight = -83,61, p=0,009) als auch im Putamen (b-weight = -176,56, p<0,001) gegenläufig mit der freien Flüssigkeit assoziiert. Interessanterweise war bei gleichzeitiger Bewertung der Strukturen nur die Integrität des Putamens und nicht der Substantia nigra ein si- gnifikanter Prädiktor für das Ansprechen auf Levodopa, wenn die beiden Strukturen zusammen bewertet wurden (b- weight=-158,03, p<0,001). Schlussfolgerungen: Mikrostrukturelle Veränderungen in der Substantia nigra und im Putamen können bei PD mittels DMI gemessen werden. Sie sind mit der motorischen Beeinträchtigung im ON-Zustand sowie dem Ansprechen auf Le- vodopa assoziiert. Während sowohl die nigrale als auch die putaminale Integrität für eine gute Leistung im ON-Zustand erforderlich sind, ist es die putaminale Integrität allein, die die Levodopa-Response bestimmt. Daher ist die strukturelle Integrität des Putamens entscheidend für das Ansprechen der motorischen Symptome auf dopaminerge Medikamente und könnte daher als vielversprechender Biomarker für das Krankheitsstadium dienen. 178 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Abb. 1: Gruppenvergleiche der mikrostrukturellen Kompartimente (V-extra, V-CSF, V-intra) in der Substantia nigra (obere Reihe) und im Putamen (untere Reihe) zwischen Patienten und Patientinnen mit Morbus Parkinson und gesunden Kontrollen. Die Punkte stellen die Werte der einzelnen Probanden dar, während die Boxplots den Median, die Quartile, das Minimum und das Maximum der Gruppe zeigen. * p < 0,05, *** p < 0,001. PD, Morbus Parkinson. 625 Depression bei М. Parkinson: Häufiger als bei anderen Erkrankungen oder häufiger entdeckt? Tatiana Usnich1, Meike Kasten1,2, Alexander Balck1,3, Max Borsche1,3, Henrike Hanßen1,3, Björn Hauptmann4, Jannik Prasuhn1,3, Vera Tadic1,3, Eva-Juliane Vollstedt1, Christine Klein1, Norbert Brüggemann1,3 1Institut für Neurogenetik, Lübeck, Deutschland; 2Department of Psychiatry and Psychotherapy, University Hospital Schleswig- Holstein, Lübeck, Deutschland; 3Department of Neurology, Lübeck, Deutschland; 4Neurologisches Zentrum, Segeberger Kliniken Gruppe, Bad Segeberg, Deutschland Hintergrund: Die kumulative Prävalenz klinisch signifikanter depressiver Symptome bei der Parkinson-Krankheit (PD) beträgt bis zu 40 %. Je nach Definition und verwendeten Instrumenten variieren die Angaben stark. Interessensverlust, Anhedonie, Angstzustände, Panikattacken, Schlafstörungen und Müdigkeit sind bei PD häufiger, während Selbstvor- würfe und Schuldgefühle seltener sind. Die Ätiologie der Depression bei PD steht in Zusammenhang mit dem Verlust dopaminerger Neurone, wobei auch die Pathologie anderer Neurotransmittersysteme diskutiert wird. Es ist aber auch möglich, dass zumindest ein Teil der Patienten und Patientinnen eine eher allgemeine depressive Reaktion aufgrund der chronischen Erkrankung zeigt, ähnlich wie bei Patienten und Patientinnen mit anderen chronischen Erkrankungen. Ziele: Ziel der Studie war es, die Prävalenz und Schwere depressiver Symptome bei PD, insbesondere im Vergleich zu motorisch eingeschränkten Patienten und Patientinnen mit anderen Erkrankungen, zu untersuchen. Fragestellung: Sind Patienten und Patientinnen mit PD häufiger depressiv als Patienten und Patientinnen mit motori- schen Einschränkungen durch andere Erkrankungen? Abstracts 179

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DGN Kongress Methoden: Eine prospektive Analyse wurde in einer populationsbasierten Kohorte (EPIPARK) durchgeführt. Basierend auf dem motorischen UPDRS-Teil wurden die Teilnehmer in „gesunde Kontrollen“ (HC; UPDRSIII 0-3 Punkte), „Krankheits- kontrollen“ (DC; unspezifische Beeinträchtigung von UPDRSIII aufgrund anderer chronischer Erkrankungen wie Arthritis), „leichte Parkinson-Anzeichen“ (MPS; leichte motorische Zeichen, die für eine Diagnose von PD nicht ausreichen) und Parkinson-Patienten und -Patientinnen (PD) aufgeteilt. Wir verwendeten das Beck Depression Inventory (BDI) zur Bewertung depressiver Symptome und betrachteten einen Grenzwert von neun Punkten als Indikator für zumindest minimale depressive Symptome. Die subjektive Lebensqualität wurde mit dem World Health Organization Quality of Life (WHO QoL)-Fragebogen erfasst. Ergebnisse: Insgesamt haben wir 284 HC, 262 DC, 76 MPS und 590 PD-Patienten und -Patientinnen untersucht. Patienten und Patientinnen mit PD berichteten signifikant häufiger (181(45,8 %)) über depressive Symptome (BDI ≥ 10) im Vergleich zu HC (76 (29,8 %)) und MPS (24(35,3 %)); es bestand jedoch kein Unterschied zu DC (102 (48,6 %)). Patienten und Patientinnen mit PD erhielten signifikant häufiger Antidepressiva als alle anderen Gruppen, insbesondere bei milden bis moderaten depressiven Symptomen (BDI <18). Der WHO-QoL zeigte eine in gleichem Maße reduzierte Lebensqualität bei PD und DC im Vergleich zu HC und MPS. Le- diglich die Lebensqualität in Bezug auf physische Einschränkungen war in der PD-Gruppe am niedrigsten. Der stärkste Prädiktor für die schlechte QoL war das Vorhandensein depressiver Symptome (BDI ≥ 10). Schlussfolgerungen: Die signifikant häufigere Anwendung von Antidepressiva bei milden bis moderaten depressiven Symptomen bei PD kann darauf hindeuten, dass die Prävalenz depressiver Symptome bei PD höher liegt als bei DC. Ande- rerseits ist es möglich, dass Neurologinnen und Neurologen häufiger depressive Symptome ansprechen und behandeln als andere Fachärztinnen und Fachärzte, die DCs behandeln. 654 Tremor ist assoziiert mit einer familiären Häufung von Dystonien Sebastian Loens1, Feline Hamami1, Katja Lohmann2, Jens Volkmann3, Thorsten Odorfer3, Chi Wang Ip3, Mathias Gelderblom4, Simone Zittel-Dirks4, Kirsten Zeuner5, Jos S. Becktepe5, Andrea Kühn6, Friederike Borngräber6, Katja Kollewe7, Christoph Kamm8, Christine Klein2, Tobias Bäumer1 1Universität zu Lübeck, Institut für systemische Motorikforschung, Lübeck, Deutschland; 2Universität zu Lübeck, Institut für Neurogenetik, Lübeck, Deutschland; 3Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Neurologie, Würzburg, Deutschland; 4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Neurologie, Hamburg, Deutschland; 5Universitätsklinikum Schleswig Holstein - Campus Kiel, Klinik für Neurologie, Kiel, Deutschland; 6Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie, Berlin, Deutschland; 7Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurologie, Hannover, Deutschland; 8Universitätsmedizin Rostock, Klinik für Neurologie, Rostock, Deutschland Hintergrund: Unter Dystonien verstehen wir eine Gruppe von Bewegungsstörungen, die durch anhaltende oder in- termittierende Bewegungen und -haltungen gekennzeichnet sind. Das klinische Erscheinungsbild variiert erheblich in Bezug auf die betroffenen Körperregionen, das Alter bei Beginn und zusätzliche Symptome. Tremor ist ein häufiges Merkmal der Dystonie und nach den neuesten Diagnosekriterien die einzige begleitende Bewegungsstörung, die mit der Diagnose eines isolierten Dystonie-Syndroms vereinbar ist. Dystonien können durch pathogene Varianten in einzelnen Genen hervorgerufen werden, und die Zahl der mit Dys- tonien assoziierten Varianten nimmt zu. Trotzdem ist die Häufigkeit monogener Dystonien gering. Interessanterweise berichten bis zu ~30 % der bisher idiopathischen Dystoniepatientinnen und -patienten, dass Familienmitglieder ersten oder zweiten Grades ebenfalls von Dystonie betroffen sind. Dies deutet auf einen großen Anteil von Dystonien hin, wel- che zumindest teilweise auf genetische Faktoren zurückzuführen sind. 180 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022

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Ziele: Ziel der Untersuchung war eine Verbesserung des Verständnisses der klinischen Ausprägungen, welche mit here- ditären, nicht-geklärten Dystonien assoziiert sind. Hieraus könnten sich einerseits indirekte Rückschlüsse über pathophy- siologische Prozesse bei Dystonien allgemein ziehen lassen, andererseits könnten die Ergebnisse für zukünftige Studien zu den pathophysiologischen und genetischen Grundlagen von Dystonien von Relevanz sein. Fragestellung: Welche klinischen oder demographischen Faktoren sind mit einem familiären Auftreten von Dystonien assoziiert? Methoden: Für die Studie wurden Datensätze von 733 Patienten und Patientinnen aus dem Deutschen Dystonie-Regi- ster (Dystract) ausgewertet. Patienten und Patientinnen mit monogenen Dystonien, unklarer Familienanamnese oder Hinweisen auf eine erworbene Dystonie wurden ausgeschlossen, sodass 653 Patienten und Patientinnen in die endgül- tige Analyse eingingen. Die Gruppe wurde unterteilt in Patienten und Patientinnen mit Angehörigen mit einer Dystonie (FH+) und ohne eine Familienanamnese für Dystonien (FH-). Die klinischen Merkmale wurden mittels t-test und Chi-Quadrat Test auf Gruppen- unterschiede untersucht, signifikante Unterschiede wurden einer logistischen Regressionsanalyse unterzogen. Zusätzlich wurden Häufigkeiten von Bewegungsstörungen bei Verwandten von Indexpatienten und -patientinnen mit Chi-Quadrat Test untersucht. Ergebnisse: 120 Patienten und Patientinnen (18 %) hatten eine positive Familienanamnese für Dystonie (FH+). Die Grup- pen unterschieden sich im Alter bei Erstauftreten (FH+ 39.1 Jahre vs. FH – 43.7 Jahre, p = 0.013) der Krankheitsdauer (FH+ 19.5 Jahre, FH- 15.9 Jahre, p = 0.012), des Dystonie-Subtyps (p = 0.020) und des Vorhandenseins von Tremor (FH+ 72 %, FH- 51 %, p<0.001). Die logistische Regressionsanalyse ergab, dass Tremor der einzige signifikante Prädiktor für eine positive Familienanamnese der Dystonie war (Odds ratio 2.59 (95 % KI 1.61-4.38, p<0.001). Tremorcharakteristika wie Tremorregularität, Alter bei Auftreten des Tremors, Auftreten des Tremors vor oder nach der Dystonie und Tremordominanz der Erkrankung unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen. Tremor war die häufigste Bewegungsstörung bei Angehörigen von Patienten und Patientinnen, und das Auftreten von Tremor bei Angehörigen war mit Tremor bei den Indexpatienten assoziiert (X2(1) =21.2, p<0.001). Schlussfolgerungen: Das Vorliegen eines Tremors ist mit einem erhöhten Risiko einer familiären Häufung von Dystonien und mit einer positiven Familienanamnese für Tremor selbst assoziiert. Dies deutet auf ein hereditäres Dystonie-Tremor- Syndrom hin. 664 Alterations of the TAF1-32i transcript levels in X-linked dystonia-parkinsonism Shela Marie Algodon1, Jelena Pozojevic1,2, Joseph Neos Cruz1, Norbert Brüggemann1,3, Karen Grütz1, Raymond Rosales4, Roland Dominic Jamora5, Cid Czarina Diesta6, Henriette Kirchner2, Philip Seibler1, Aleksandar Rakovic1, Christine Klein1, Ana Westenberger1 1Institute of Neurogenetics, University of Lübeck, Lübeck, Deutschland; 2Institute of Human Genetics, University of Lübeck, Lübeck, Deutschland; 3Department of Neurology, University Hospital Schleswig Holstein, Lübeck, Deutschland; 4The Hospital Neuroscience Institute, Department of Neurology and Psychiatry and The FMS-Research Center for Health Sciences, University of Santo Tomas, Manila, Philippines; 5Department of Neurosciences, College of Medicine–Philippine General Hospital, University of the Philippines Manila, Manila, Philippines; 6Department of Neurosciences, Movement Disorders Clinic, Makati Medical Center, Makati, Philippines Background: X-linked dystonia-parkinsonism (XDP) is a rare neurodegenerative disorder endemic to the Philippines due to a genetic founder effect. The genetic alteration responsible for this disease is a SINE-VNTR-Alu (SVA) retrotransposon insertion in intron 32 of TAF1 resulting in reduced expression of TAF1 in XDP patients and increased levels of the alterna- tively spliced TAF1 isoform, which includes part of intron 32 (TAF1-32i). Abstracts 181

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DGN Kongress Aim: Our study aimed to further investigate the transcriptional alterations caused by the SVA insertion by i) determin- ing the presence and levels of the alternative TAF1 transcript in various types of cells from patients and controls and ii) correlating TAF1-32i transcript levels in XDP patients with the SVA repeat number, age at disease onset (AAO), disease duration, or age at blood collection. Objectives: To determine the presence and the expression levels of the TAF1-32i in samples from XDP patients and healthy individuals and sequence the deep intronic region included in this transcript. Methods: We first extracted RNA from samples from XDP patients and healthy controls (blood, fibroblasts, and induced pluripotent stem cells (iPSCs) including those with the SVA edited out), and other cell lines (SH-SY5Y and HEK293 cells) and reversely transcribed it to cDNA. The presence and expression levels of TAF1-32i were investigated using standard and quantitative PCR (qPCR), respectively. The partial sequences of the TAF1-32i transcript in XDP patients and healthy controls were then obtained through Sanger sequencing. To determine whether the TAF1-32i transcript undergoes non- sense-mediated mRNA decay (NMD), we compared TAF1-32i expression between untreated and cycloheximide (CHX)- treated iPSCs. Results: The TAF1-32i transcript was present in non-carriers of the SVA insertion given that it was detected in fibroblasts, iPSCs, and blood samples obtained from healthy individuals as well as SH-SY5Y and HEK293 cells. However, the expres- sion levels of this alternative TAF1 transcript were lower compared to those from XDP patients. The expression levels of the TAF1-32i transcript were also lower in patient-derived iPSCs wherein the SVA had been edited out. The expression of the aberrant TAF1 transcript derived from blood of 50 XDP patients showed no correlation with SVA repeat number, AAO, disease duration, or age at sample collection. Sanger sequencing of the resulting TAF1 amplicons revealed that the deep intronic region of TAF1-32i starts at nucleotide position 15,560 from the last nucleotide in exon 32, and this sequence was observed among different cell types, patients, and controls. Treatment of healthy control- and patient-derived iPSCs with CHX showed increased TAF1-32i transcript compared to untreated cells. Conclusion: The TAF1-32i isoform exists in all analyzed individuals and cell types, and the 5’ end of the retained region within intron 32 is always identical. Nevertheless, the expression of this TAF1 isoform is significantly lower in controls compared to patients. Given that upon CHX treatment, levels of this transcript were higher in cells from XDP patients than in controls, it is plausible that the XDP-specific SVA increases the synthesis of this ubiquitously expressed transcript. 667 Long-term safety and efficacy of apomorphine sublingual film for “OFF” episodes in parkinson’s disease Stewart A. Factor1, William G. Ondo2, Stuart Isaacson3, Ian Zhang4, Eric Pappert4, Bradford Navia4 1Emory University, Atlanta, Georgia, United States; 2Methodist Neurological Institute, Houston, United States; 3Parkinson’s Disease and Movement Disorders Center of Boca Raton, Boca Raton, United States; 4Sunovion Pharmaceuticals Inc., Marlborough, United States Objective: Evaluate long-term safety (LTS), tolerability, and efficacy of apomorphine sublingual film (APL) or on-demand treatment of “OFF” episodes in patients with Parkinson’s disease (PD). Background: In a 12-wk pivotal study, APL was efficacious and generally well tolerated for treatment of “OFF” episodes in PD. Methods: An ongoing, open-label, Phase 3 study (NCT02542696) enrolled patients with PD (new or rollover from prior studies) and “OFF” episodes while on stable PD medications. APL dose titration occurred in patients who were “OFF” to determine the effective and tolerable dose (10–35 mg; 5-mg increments) that converted them to FULL “ON” within 45 min. In the LTS phase, patients self-administered their titrated APL dose for up to 5 “OFF” episodes/d. Endpoints included 182 Neurowoche 2022 • 1. – 5. November 2022